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Festspielzeit Frühling 2017

Das Magazin der Bregenzer Festspiele

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Anfang Februar wurde der<br />

Baufortschritt an der sogenannten<br />

»Hand Bregenz«<br />

erstmals der Presse präsentiert.<br />

Kascheur Frank Schulze,<br />

Intendantin Elisabeth Sobotka,<br />

Technikdirektor Wolfgang<br />

Urstadt und die Leiterin<br />

der Ausstattung, Susanna<br />

Boehm, gaben Einblick<br />

in die Entstehung der<br />

»Carmen«-Kulisse.<br />

CARMEN<br />

weg, was nicht gebraucht wurde.<br />

Boehm: »Das überarbeitete Modell<br />

wurde wieder eingescannt. Davon<br />

wurden dann die ganzen Baumaße<br />

abgenommen.« Es habe sich wieder<br />

einmal gezeigt, dass es »für das<br />

Millimetergenaue den Künstler<br />

braucht, der perfekt überarbeitet.«<br />

COMPUTER KEIN ERSATZ FÜR<br />

BILDHAUER<br />

Die Handarbeit des Bildhauers ist<br />

ein wesentlicher Teil des Könnens<br />

des gelernten Theater- und Tierplastikers<br />

Frank Schulze. Er erklärt,<br />

warum Handarbeit auch in Zeiten<br />

des 3-D-Druckers angesagt ist:<br />

»Wenn man mit einem so sperrigen<br />

und schweren Material wie Stahl<br />

arbeitet, sind Abweichungen von<br />

der Computersimulation in der<br />

Praxis Alltag«, sagt Schulze. »Die<br />

am Computer simulierten Schnittstellen<br />

passen oft nicht mit der<br />

Realität zusammen, das überträgt<br />

sich dann nach außen. Da haben wir<br />

dann Versätze von bis zu zehn Zentimetern<br />

der einzelnen Teile.« Das<br />

Zurückschnitzen, Zurückfräsen,<br />

Zurückschneiden – die Handarbeit<br />

des Bildhauers – ist für Schulze eine<br />

der schönsten Aufgaben.<br />

HERAUSFORDERUNG<br />

MENSCHLICHER KÖRPER<br />

Im konkreten Fall, der Hand,<br />

kommt zu den technischen Herausforderungen<br />

noch eine künstlerische:<br />

»Es ist unglaublich schwierig,<br />

den menschlichen Körper abzubilden«,<br />

weiß Schulze. Was sich auch<br />

bei der Farbgebung zeige, ergänzt<br />

Susanna Boehm. Den perfekten<br />

Hautton zu finden, sei eine Herausforderung.<br />

Boehm: »Das verwendete<br />

Material glänzt nicht, aber<br />

normale Haut hat einen Glanzton.<br />

Daran zu arbeiten ist unglaublich<br />

spannend.«<br />

Frank Schulze ist seit fast 23 Jahren<br />

im Team der Bregenzer Festspiele.<br />

»Technisch hat sich extrem<br />

viel verändert«, blickt er zurück:<br />

»Bei den ersten Bühnenbildern<br />

früher, da hatten wir ein Modell,<br />

dann wurde mit dem Lineal und dem<br />

Zirkel ausgemessen und gebaut.«<br />

Als großen Fortschritt sieht Schulze,<br />

»dass man das Bühnenmodell heute<br />

so auf dem Computer simulieren<br />

kann, dass es möglich ist, im Modell<br />

virtuell herumzulaufen und so den<br />

Blickwinkel des Zuschauers zu<br />

überprüfen.« Technik, die später an<br />

bestimmten Positionen sein muss,<br />

könne man so schon im Vorfeld<br />

in der entsprechenden Position<br />

designen. »Diesen Vorteil nutzend,<br />

wurden die Bühnenbildner auch<br />

anspruchsvoller«, fügt Schulze<br />

schmunzelnd hinzu.<br />

MINUSGRADE UND EISSCHOLLEN<br />

Um das Publikum mit Bildern und<br />

Tönen verzaubern zu können, ist<br />

harte Arbeit angesagt. Den ganzen<br />

Winter über haben Stahl- und<br />

25<br />

Hafenbauer über und unter Wasser<br />

am Bühnenaufbau gearbeitet,<br />

in mehreren Außenwerkstätten<br />

wurden und werden die Elemente<br />

der Carmen-Bühne gefertigt. Die<br />

Taucher, die unter der Seebühne<br />

Montagearbeiten verrichteten,<br />

waren diesen Januar sogar mit<br />

Eisschollen konfrontiert, schildert<br />

Wolfgang Urstadt ungewöhnliche<br />

Arbeitsbedingungen. »Trotz dieser<br />

widrigen Umstände sind wir absolut<br />

im Zeitplan«, freut sich der Technikdirektor.<br />

Im Montagezelt in der Nähe des<br />

Festspielhauses, das Werkstatt für<br />

die ganz großen Bühnenelemente ist,<br />

entstanden die Hände. An einigen<br />

Wochen mussten Schulze und seine<br />

Mannschaft dort bei Minusgraden<br />

arbeiten. Auf Kälte reagiert Schulze<br />

mit dem Berliner Spruch: »Arbeit ist<br />

doch die dickste Jacke.«<br />

EINE HAND FÜR BREGENZ, EINE<br />

FÜR LINDAU<br />

Entsprechend der geografischen<br />

Lage ihres künftigen Bühnenplatzes<br />

bekamen sie die Namen »Hand<br />

Lindau« und »Hand Bregenz«.<br />

Rund 17 Meter ragt die Bregenzerin<br />

aus dem Wasser, auf die Waage<br />

bringt sie rund 20 Tonnen. Der<br />

Bühnenteil mit Hand ruht auf 20<br />

Holzpiloten, die durch Stahlträger<br />

verbunden sind. Die Hand Lindau<br />

wird mit ihren 20 Metern noch höher<br />

werden.

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