TOPTHEMA Patentberatung teil. Rund 20 weitere nutzen ausschließlich die telefonische Beratung. „Dadurch, dass die Patentanwälte die Beratungen ehrenamtlich durchführen, können wir diese kostenfrei anbieten. Die Teilnahme ist grundsätzlich auf ein Gespräch pro Person begrenzt. Gleichzeitig können sich die Teilnehmer hier über die Möglichkeiten finanzieller Förderung informieren, das gilt aktuell allerdings nur für Unternehmer“, erklärt Meiners. Was ist top secret? Wesentlicher Bestandteil der Gespräche sei die Einschätzung, ob eine Idee bzw. Erfindung grundsätzlich schutzfähig ist, d.h. ob sie erstens neu und zweitens erfinderisch ist. Dazu wird in der Regel mit dem Erfinder auch ein gemeinsamer Blick in das Elektronische Patentdokumentenarchiv geworfen. Ein großer Teil der vorgestellten Erfindungen wird hier bereits gefunden, denn nur weil ein Produkt am Markt nicht verfügbar ist, heißt dies nicht, dass es nicht schon vorher einmal erfunden wurde. In diesem Fall ist die Erfindung nicht neu, sondern gehört zum „Stand der Technik“, d.h., ein Versuch diese beim Patentamt anzumelden, wäre nicht erfolgreich und nur mit unnötigen Kosten verbunden. Solange die Erfindung noch nicht angemeldet ist, muss sehr sorgfältig auf die Geheimhaltung geachtet werden. Kann ein Dritter eine Vorveröffentlichung der Erfindung vor dem Anmeldetag nachweisen, fehlt ebenfalls die Neuheit als Schutzvoraussetzung. Wer ist erfinderischer - Männer oder Frauen? Ein Blick in die Datenbank des Deutschen Patentamtes weist für unsere Region fast ausschließlich männliche Erfinder aus. Die Beobachtungen von Andreas Meiners bestätigen dies: „In die Patentberatung kommen vornehmlich Männer (rund 80%).“ Das Altersspektrum der Erfinder reiche dabei vom Schüler („Jugend forscht“) bis zum Rentner, der die Idee manchmal schon mehrere Jahrzehnte mit sich herumgetragen habe. Auch an den <strong>Osnabrücker</strong> Hochschulen scheinen Erfindungen (noch?) Männersache zu sein. Sie zeichnen für über 90 Prozent der Erfindungen verantwortlich. Die Ursache sei strukturell bedingt, betont Christian Newton. Die technischen Studiengänge sind eben immer noch eine Männerdomäne. Wer beschleunigte das Brotbacken? 1912 revolutionierte der <strong>Osnabrücker</strong> Bäcker Wilhelm Schröer das traditionelle Handwerk des Bäckers. Für seine „Teigformpresse“, mit deren Einsatz er bei der Herstellung von Brot Arbeitszeit sparen wollte, erhielt er das preußische Patent. „Das Objekt symbolisiert sehr schön den Übergang vom Handwerk zur Industrieproduktion“, ordnet Dr. Thorsten Heese dieses Ausstellungsstück aus der Sammlung des Kulturhistorischen Museums Osnabrück ein. Was erfanden <strong>Osnabrücker</strong> noch alles? Doch die Menschen aus unserer Region entdeckten noch viel mehr. 1882 gründete Franz Rawie die „Fabrik für Eisenbahnbedarf A. Rawie“. Großer Schwebeprüfstand © Archiv H. Kemper GmbH & Co. KG // Bremsprellbock von Rawie © Archiv A. Rawie GmbH & Co. KG // Brotpresse; Backstube; Patenturkunde © Felix-Nussbaum-Haus / Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück // Stempel © ©, fotolia.de Fledermaus © chamnan phanthong, fotolia.de // Schiefer Teller © Crimex GmbH // Das kleine Gespenst © Kosmos Verlag // Kicker © Live-Kicker // Reinhold Tiling © Sammlung Martin Frauenheim Mit seinen Erfindungen (Bremsprellböcke und Signalanlagen) legte er den Grundstock für einen Global Player. Prägend für den Schienenverkehr waren auch die Erfindungen und Patente im Bereich des Eisenbahnoberbaus (z.B. Eisenbahnschienen) von August Haarmann. Auf Schloss Ahrenhorst bei Bohmte experimentierte der Kunstflieger und Raketentechniker Reinhold Tiling mit Raketen- und Flugzeugtypen. Er starb im Oktober 1933 bei einer Explosion in seinem Labor. Ebenfalls ein tragisches Ende nahm die Erfindung des Nortruper Ingenieurs Hermann Kemper. Ohne seine Erfindung der Magnetschwebebahn (1934) wäre der Transrapid im Emsland undenkbar gewesen. Doch am 22. September 2006 besiegelte ein Unfall mit 23 Toten auf der Versuchsstrecke bei Lathen das Ende des Transrapid in Deutschland. Jährlich werden vom Deutschen Patentamt etwa 10 bis 30 Patente nach Osnabrück vergeben. | Yörn Kreib INFOS ZU PATENTEN IM INTERNET: Deutsches Patent- & Markenamt: www.dpma.de IHK-Erfinder- & Patentberatung: www.osnabrueck.ihk24.de <strong>Wissen</strong>s- & Technologie-Transfer (WTT), gemeinsame Einrichtung der Hochschule & Uni Osnabrück: www.wtt-os.de Patentgesetz (PatG): www.gesetze-im-internet.de/ bundesrecht/patg/gesamt.pdf WISSEN KOMPAKT CLEVERE ERFINDUNGEN „MADE IN OSNABRÜCK“ SIND AKTUELLER DENN JE: Schiefe Teller (Gewinner reddot award 2016), Fledermausschutzgeräte, Live-Kicker (Tischkicker mit patentiertem Klicksystem), Wursthüllen mit Aufreißhilfe, über 150 Spiele des Rechtsanwalts und Spieleautors Kai Haferkamp, Verfahren und Vorrichtungen zur zerstörungsfreien Ermittlung der Innenmaße von Schuhen – oder auch für Laien so unverständlich scheinende Erfindungen wie das „Kapillar-Nanodruck-Verfahren“ zum Auftragen kleinster Flüssigkeitsvolumina auf Oberflächen (z.B. in der Medizintechnik) haben ihren Ursprung in der innovativen Heimatstadt Osnabrück ... 6 7