COMPACT SPEZIAL 8 "Asyl das Chaos"
So kommt der Bürgerkrieg nach Deutschland
So kommt der Bürgerkrieg nach Deutschland
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<strong>COMPACT</strong> Spezial<br />
_ Der Bürgerkrieg<br />
«Antifa heißt Angriff» ist <strong>das</strong> selbstgewählte Motto der linksradikalen<br />
Schlägertrupps. Foto: picture alliance / dpa<br />
Beamte teils schwer verletzt. Im Nordkiez, in dem<br />
die linksradikale Szene mehrere Wohnhäuser als<br />
sogenannte selbstverwaltete Projekte kontrolliert,<br />
sind Attacken auf die Polizei längst Alltag. Im Hamburger<br />
Schanzenviertel lieferten sich am 21. Dezember<br />
2013 rund 4.500 gewaltbereite Linksradikale<br />
eine mehrstündige Straßenschlacht mit der Polizei,<br />
die an einen Bürgerkrieg erinnerte. 120 Beamte<br />
wurden zum Teil schwer verletzt, eine unbeteiligte<br />
Familie beinahe gelyncht. Nach Angaben des damaligen<br />
Hamburger Verfassungsschutzchefs Manfred<br />
Murck gab es 2014 in der Hansestadt 297 linksextremistische<br />
Straftaten, davon 187 Gewaltdelikte.<br />
Mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor. In<br />
Mecklenburg-Vorpommern verzeichnete die Polizei<br />
2014 eine Steigerung linksextremer Kriminalität<br />
um über 100 Prozent. In Berlin stieg die Anzahl<br />
im ersten Halbjahr 2014 gegenüber dem Vorjahr um<br />
68 Prozent. Bundesweit sah der Verfassungsschutz<br />
2013 einen Zuwachs entsprechender Delikte um 40<br />
Prozent: 8.673 Fälle fanden ihren Weg in die Akten.<br />
und eine zunehmende Gewalt-Rhetorik insbesondere<br />
in der antiimperialistischen Szene bergen die<br />
Gefahr, <strong>das</strong>s sich der generelle Szenekonsens, direkte<br />
Angriffe auf Leib und Leben zu unterlassen,<br />
zunehmend auflösen und die Schwelle zu terroristischen<br />
Handlungen erreicht werden könne», heißt<br />
es in einer Einschätzung des Hamburger Verfassungsschutzes.<br />
«Der Zombie stirbt nur, wenn man<br />
ihm direkt ins Gehirn schießt.»<br />
Besonders brisant ist diese Entwicklung, weil<br />
Antifa und schwarzer Block längst nicht mehr so<br />
autonom agieren, wie es ihre Selbstbezeichnung<br />
nahelegt. Ergingen sich Linksradikale früher in allgemeinen<br />
Revolutionsträumen «gegen Staat und<br />
Kapital», so hat zumindest die Führungsebene<br />
der Szene längst ihren Frieden mit dem Establishment<br />
gemacht. Nun dienen sie ihm bereitwillig als<br />
Sturmabteilungen und Putzgruppen – im Gegenzug<br />
bleiben Straßenschlachten mit der Polizei meist<br />
folgenlos. Manchmal, wie bei einem Protestzug<br />
gegen den AfD-Parteitag in Hannover im November<br />
2015, marschieren Politiker der Rats-Parteien, DGB-<br />
Vertreter und sogar Bundestagsvizepräsidentin<br />
Claudia Roth (Grüne) gleich Seit’ an Seit mit den<br />
militanten Anarchisten.<br />
Aufgabe des Schlägermobs sind Überfälle auf<br />
Andersdenkende, mit denen offensichtlich eine Atmosphäre<br />
der Angst geschaffen werden soll. So<br />
prügelten linke SA-Leute im Juli 2015 in Berlin-<br />
Friedrichshain auf einen Mann und eine Frau ein –<br />
explizit begründet mit ihrer Teilnahme an einer De-<br />
Lob der Lügenpresse<br />
In seltener Offenheit veröffentlichte<br />
der Berliner Tagesspiegel<br />
im Januar 2014 eine Danksagung<br />
an die Gewaltausbrüche<br />
der Antifa. In dem Text heißt<br />
es unter anderem: «Denn wäre<br />
die Antifa nicht da, gäbe es viel<br />
mehr Nazis in meinem Leben.<br />
Dass sie im Zentrum Berlins<br />
nicht ständig mit Infotischen,<br />
Fackelläufen und Aufmärschen<br />
präsent sind, ist im Wesentlichen<br />
ein Verdienst der Antifa<br />
und ihrer Unterstützer. Wollen<br />
Nazis heute durch Straßen<br />
ziehen, werden sie von einem<br />
riesigen Polizeiaufgebot abgeschirmt.<br />
Die gesamte Wegstrecke<br />
ist von Hundertschaften abgesperrt,<br />
es gibt Gitter und Polizeiketten<br />
– Passanten sind weit<br />
weg, Hetzparolen verhallen ungehört.<br />
Das alles passiert nur,<br />
weil der Staat genau weiß, <strong>das</strong>s<br />
militante Linke sonst Radau machen.»<br />
«Wo sind die Trainingsangebote für<br />
Stock- und Straßenkampf? Wo sind<br />
explizit linksradikale Freefightveranstaltungen?»,<br />
fragte der Journalist<br />
Marcus Staiger im Juli 2015 auf<br />
antifa.de Foto: picture alliance/dpa<br />
Entscheidend sind jedoch weniger die nackten<br />
Zahlen als die zunehmende Brutalität und Menschenverachtung.<br />
Traditionell beschränkte sich <strong>das</strong><br />
linksradikale Spektrum weitgehend auf sogenannte<br />
Gewalt gegen Sachen. Doch diese relative Zurückhaltung<br />
ändert sich gerade: «Einschlägige Aktionen<br />
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