FILMFEST MÜNCHEN MAGAZIN 2017
Das kostenlose Filmfest Magazin finden Sie im Festivalzentrum Gasteig und an den Filmfest-Kinos in München. Hier können Sie online im Magazin stöbern.
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CINEVISION – SPONSORED BY MPLC<br />
Heute, wo TV-Serien jeden<br />
Winkel ihrer Figurenkonstellation<br />
in epischer Länge ausleuchten<br />
und wo jede und<br />
jeder Bilder in Sekundenbruchteilen<br />
produziert, verteilt und<br />
in wenig längerer Zeit betrachtet,<br />
gilt immer noch: Auch<br />
das Kino braucht das Neue,<br />
braucht die Innovation. Die<br />
Geschichte des Films ist noch<br />
lange nicht auserzählt, sie ist<br />
erst recht noch nicht am Ende.<br />
Oder haben Sie schon von<br />
den Hexenlagern in Sambia<br />
gehört? Wie oft haben Sie wirklich<br />
die Gelegenheit gehabt,<br />
die Perspektive von Menschen<br />
am Rande der multikulturellen,<br />
von Migrationsbewegungen<br />
aufgemischten Gesellschaft<br />
einzunehmen? Wie häufig<br />
haben Sie sich an Jemanden<br />
gebunden, mit einer Kunst des<br />
Lichtes und des Sehens, der<br />
im Begriff ist, genau diese Fähigkeit<br />
zu verlieren?<br />
CineVision jedoch bedeutet<br />
mehr als nur das Sehen: Es<br />
bedeutet, etwas zu erdenken,<br />
das am Besten in Licht und<br />
Bewegung zum Leben erweckt<br />
werden kann. CineVision bedeutet<br />
eben nicht: ausgetretene<br />
Pfade, vollendeter Stil,<br />
perfekte Form. Wobei sich<br />
selbstredend auch schon in den<br />
Werken von Nachwuchsregisseuren<br />
erstaunliche Meisterschaft<br />
finden lässt – wichtiger<br />
noch aber ist der frische Blick<br />
auf die Welt, der dort Erzählenswertes<br />
neu findet oder noch<br />
nie Erzähltes aus der Vergessenheit<br />
hebt.<br />
In nur scheinbar bekannte<br />
Gefilde taucht mancher Film<br />
ein, etwa wenn es um die Unruhen<br />
in Los Angeles im Jahr<br />
1992 geht; und weitab von den<br />
Weltregionen, die cineastisch<br />
ganz und gar erschlossen sind,<br />
streiten sich alte Rituale und<br />
zu neuer Kraft erwachte Gefühle<br />
um die Vorherrschaft<br />
über das Leben der Menschen.<br />
Zur Pflicht des Kinos gehört<br />
es ebenso, die Erfahrung der<br />
Extreme zu phantasieren, Geschichten<br />
zu erfinden, die sich<br />
vielleicht niemals so abspielen<br />
können. Die es aber absolut<br />
wert sind, erzählt zu werden:<br />
Geschichten, in denen Verbrechen<br />
die Emotionen offen<br />
zutage legen, die bislang unter<br />
der Oberfläche schimmerten.<br />
Geschichten von Mord und<br />
Cleverness. Geschichten, in<br />
denen der stahlharte Klang der<br />
Industrialisierung dem sound<br />
of music den Weg freimacht.<br />
Tim Slagman<br />
16<br />
ava von Léa Mysius