FILMFEST MÜNCHEN MAGAZIN 2017
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Rights Acts ein und erhofft sich dadurch<br />
afroamerikanische Stimmen für seine<br />
Wiederwahl, nachdem er in sein Amt<br />
nur per Zufall, nach dem Attentat auf<br />
John F. Kennedy, gerutscht war. Der „Zufallspräsident“<br />
möchte wahre Anerkennung,<br />
ähnlich wie Walter White, der ein<br />
Chef werden muss, um endlich nicht<br />
mehr belächelt zu werden.<br />
KLEINE SCHRITTE<br />
Den Aufstieg zum Star hat Bryan Cranston<br />
recht spät in seinem Leben geschafft.<br />
Den launigen Familienvater Hal<br />
begann er mit Mitte 40 zu spielen, den<br />
niedergeschlagenen, sich verwandelnden<br />
Familienvater Walter White mit Anfang<br />
50. Nach vielen Nebenrollen und<br />
zahlreichen Einsätzen als Sprecher –<br />
2016 lieh er dem Vater von Po in kung fu<br />
panda 3 seine charismatische Stimme<br />
– bekam er in den letzten Jahren große<br />
Kinorollen angeboten. Lyndon B. Johnson<br />
in all the way hatte er zuvor schon<br />
am Broadway gespielt und wurde dafür<br />
mit einem Tony Award ausgezeichnet.<br />
Im Frühjahr <strong>2017</strong> stand er für untouchable<br />
vor der Kamera, dem Remake des<br />
französischen Kinohits ziemlich beste<br />
FR, 23.6. 18.00 UHR<br />
CARL-ORFF-SAAL<br />
im Anschluss an die CineMerit-Verleihung<br />
freunde. Dabei übernahm er die Rolle,<br />
die François Cluzet im Original spielte:<br />
einen Querschnittsgelähmten im Rollstuhl,<br />
der sich schrittweise mit seinem<br />
Pfleger anfreundet.<br />
Zuvor drehte Cranston unter der Regie<br />
von Robin Swicord wakefield,<br />
basierend auf einer Kurzgeschichte von<br />
E.L Doctorow: eine Art Fenster zum hof,<br />
nur ohne Mord. Das Verbrechen ist hier,<br />
wenn überhaupt, ein soziales. Anwalt<br />
Howard Wakefield nimmt abends wie<br />
immer den Pendlerzug in einen New<br />
Yorker Vorort, wo er mit seiner Frau und<br />
zwei Töchtern lebt. Ein Stromausfall<br />
überrascht die Zugpassagiere – die Dunkelheit<br />
dringt abrupt in diesen Film ein<br />
und bringt Wakefield ein wenig aus<br />
dem Gleis. Angekommen vor dem<br />
Familienhaus, lässt er sich von einem<br />
Waschbären ablenken, der vor ihm in die<br />
gegenüberliegende Garage flüchtet.<br />
Wakefield folgt dem Tier, geht hoch auf<br />
den Dachboden. Aus einem Fenster kann<br />
er seine Familie beobachten; seine Frau,<br />
die auf ihrem Handy tippt, ihn anruft. Er<br />
drückt sie weg. Wakefield lässt sich auf<br />
einen alten Sessel sinken, nickt ein,<br />
schläft bis zum nächsten Morgen. Und<br />
richtet es sich in den folgenden Tagen,<br />
Wochen, Monaten im Dachboden ein.<br />
SA, 24.6. 20.00 UHR<br />
HFF AUDIMAXX<br />
Immer weiter entfernt sich Wakefield<br />
von seinem alten Leben, es ödete ihn<br />
sowieso an. Die Beziehung zur Ehefrau,<br />
zu seinen Kindern – im Lauf der Jahre<br />
freudlos geworden. Was gibt es zu verlieren?<br />
Sein Weg führt weg von der Familie,<br />
so, wie einst Cranstons Vater verschwand<br />
und erst Jahre später wieder<br />
auftauchte. Wakefield wählt die Einsamkeit,<br />
ein Pennerleben, aber mit Kontrollblick<br />
auf die Familie, deren Leben<br />
allmählich ohne ihn weiter geht. Dass<br />
man Wakefields Identitätskrise, hier<br />
nicht im Serienformat, sondern in Spielfilmlänge,<br />
folgen kann, ist erneut Bryan<br />
Cranston zu verdanken. Er macht die<br />
Entscheidungen, die inneren Bewegungen<br />
seiner Figur nachvollziehbar.<br />
Schritt für Schritt nimmt er uns mit,<br />
ohne dass wir recht merken, wie geschickt<br />
er unsere Gedanken, unsere<br />
Herzen infiltriert.<br />
MI, 28.6 15.30 UHR<br />
HFF KINO 2<br />
Michael Stadler<br />
CINEMERIT AWARD — BRYAN CRANSTON<br />
WAKEFIELD<br />
USA 2016 • Regie Robin Swicord • Darsteller Bryan Cranston, Jennifer Garner,<br />
Jason O’Mara, Beverly D’Angelo, Ian Anthony Dale • Länge 108 Min. • OF<br />
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