Heimat-Rundblick 120
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Moorlandschaft. Walter Schulze 1908 / © B. Schulze-Stanjek<br />
„Storchenhaus“ in Fischerhude. Architekt: Walter Schulze 1914 / © Foto: K. Stanjek<br />
Zusammenarbeit auch direkt:<br />
„Inzwischen machte ich mit einem<br />
Architekten nach den Erfahrungen der<br />
englischen Reise eine große Winterarbeit.<br />
Ich baute mit seiner Hilfe auf dem Papier<br />
ein Dorf für die Arbeiter der Tarmstedter<br />
Möbelfabrik...“ (S.134)<br />
Walter Schulze war von 1907 bis 1912 in<br />
Worpswede tätig. In derselben Zeit hatte<br />
Vogeler sich besonders intensiv mit Architektur<br />
beschäftigt. Nachdem er sich<br />
wegen geschäftlicher Schwierigkeiten<br />
1912 von seinen Mitarbeitern trennen<br />
musste, ging sowohl Walter Schulze nach<br />
Berlin zurück als auch Vogeler selbst.<br />
Vor allem dem Historiker Dr. Karl-Robert<br />
Schütze ist zu verdanken, dass inzwischen<br />
mehr über Walter Schulzes Leistungen<br />
bekannt ist. Er konnte nachweisen, dass<br />
das Wohnhaus von Clara Rilke-Westhoffs<br />
Mutter in Fischerhude von Walter Schulze<br />
entworfen worden war, ebenso das sog.<br />
„Worpshaus“, eine Gymnastikschule in<br />
Berlin-Grunewald. Schütze ist auch auf<br />
eine erste Spur gestoßen, die die frühere<br />
Tätigkeit von Walter Schulze betrifft. Vor<br />
seiner Worpsweder Zeit hatte ihn die<br />
berühmte Avantgarde-Tänzerin Isadora<br />
Illustration in „Die Schönheit“. Walter Schulze 1907.<br />
RUNDBLICK Frühjahr 2017<br />
Duncan als Mitarbeiter in ihrer Berliner<br />
Tanzschule beschäftigt. Dort fotografierte<br />
und zeichnete er, half bei der Ausbildung<br />
mit und entwarf darüber hinaus luftigleichte<br />
Reformkleidungen für die Tänzerinnen,<br />
sogenannte „Luftbadkleider“.<br />
Bisher kein<br />
einziges Portraitfoto<br />
Walter Schulze muss ein interessanter<br />
und vielseitiger Künstler gewesen sein,<br />
aber vermutlich hat er wenig Zeit auf<br />
Eigenwerbung verwendet. Auch deshalb<br />
ist bis heute vieles hinsichtlich seines<br />
Lebenslaufes unklar. Unbekannt ist auch,<br />
wann, wo und wie er gestorben ist. Eventuell<br />
ist er im Ersten Weltkrieg oder nicht<br />
lange danach umgekommen. Aber unter<br />
welchen Umständen? Wo und wann? Bis<br />
heute unbekannt!<br />
Außerdem: nicht einmal ein einziges Foto<br />
existiert von ihm. Seine Enkelin, Bettina<br />
Schulze-Stanjek, Ehefrau des Autors, wüsste<br />
sehr gerne, wie ihr Großvater ausgesehen<br />
hat. Aber ihre Großmutter hatte Jahre nach<br />
der Trennung von ihm alles zerstört, was an<br />
ihn erinnern könnte. Ebenso die Fotos.<br />
Nach dem Weggang von Worpswede<br />
lebte er in Berlin, und hat als Architekt<br />
mehrere große Gebäude realisiert, unter<br />
anderem in der Gartenstadt Frohnau. In<br />
dieser Zeit traf er sich wiederholt mit Heinrich<br />
Vogeler. Auch seine Frau Hanne und<br />
deren Schwester Asta Lange gehörten weiterhin<br />
zum engsten Freundeskreis von<br />
Vogeler. Beide Frauen, Hanne und Asta,<br />
dienten Vogeler mehrfach als Modell. Asta<br />
Lange war schon auf dem Barkenhoff als<br />
Schauspielerin aktiv, ab 1912 trat sie in<br />
wichtigen Theatern wie in Hamburg, Wien<br />
und New York auf. Jahre später begegneten<br />
sich die Freunde wieder im Tessin, in<br />
Ronco und Ascona. In der Nähe des<br />
„Monte Verità“, dem europäischen Sammelpunkt<br />
der engagierten Reformer und<br />
Visionäre. Walter war allerdings längst tot.<br />
Aufruf zur Zusendung<br />
von Hinweisen<br />
Möglicherweise kennt der ein oder<br />
andere Leser dieser Zeitschrift noch Einzelheiten,<br />
die uns bei der Aufklärung der Rätsel<br />
helfen könnten! Wir entwickeln zurzeit<br />
einen Dokumentarfilm über den engsten<br />
Freundeskreis von Heinrich Vogeler in jenen<br />
Jahren und sind deshalb dankbar für jeden<br />
kleinen Hinweis. Besonders in den alteingesessenen<br />
Worpsweder Familien (oder auch<br />
in Bremen) dürfte noch manches Detail<br />
bekannt sein. Vielleicht kennt jemand Fotos<br />
aus der Zeit zwischen 1906 und 1913, auf<br />
denen Mitarbeiter von Heinrich Vogeler<br />
abgebildet sind? Oder jemand entdeckt das<br />
Signet „WSW“ (für „Walter Schulze<br />
Worpswede“) auf einer Zeichnung oder<br />
einem Gemälde, das bisher nicht zugeordnet<br />
werden konnte? Vielleicht hat ja auch<br />
jemand direkte Informationen über den vielseitigen<br />
Maler und Architekten Walter<br />
Schulze. Und sendet sie uns über die Redaktion<br />
des „<strong>Heimat</strong>-<strong>Rundblick</strong>s“ zu. Manchmal<br />
bringen selbst kleinste Spuren schwierige<br />
Rätsel zur Auflösung.<br />
Prof. Dr. Klaus Stanjek<br />
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