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Heimat-Rundblick 120

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Gerhart Hauptmann<br />

Christian Eriksson<br />

Ferenc Sidló<br />

Ein anderes Phänomen ist Gerhart<br />

Hauptmann. Auf der Suche nach einem<br />

Beruf wurde er zunächst Bildhauer. Er<br />

besuchte die Kunstschulen in Breslau und<br />

Dresden, war von 1880 bis 1882 in der<br />

Bildhauerklasse der königlichen Kunst- und<br />

Gewerbeschule Breslau eingeschrieben<br />

und lebte 1883 als Bildhauer in Rom. Seit<br />

1889 wechselte sein Wohnsitz zwischen<br />

der im Riesengebirge gelegenen Künstlerkolonie<br />

Schreiberhau (Szklarska Poreba in<br />

Polen) und Berlin; Hauptmann bewegte<br />

sich als Dichter, ohne sich für das Zusammenleben<br />

zu engagieren, zwischen mehreren<br />

Künstlerkolonien wie auch<br />

Worpswede und dem Monte Verità im<br />

Schweizer Tessin. Auf Hiddensee wollte er<br />

die Lietzenburg der Familie Kruse erwerben,<br />

in der er einige Sommeraufenthalte<br />

verbracht hatte. Doch der ihm gut<br />

bekannte Bildhauer Max Kruse lebte seit<br />

1914 abwechselnd auf der Ostseeinsel und<br />

in Bad Kösen an der Saale und baute die<br />

Lietzenburg nach dem Tod seines Bruders<br />

für sich und seine Familie um. Der für seine<br />

Bildnisbüsten in kubisch vereinfachter<br />

Form bekannte Künstler bevorzugte das<br />

Material Holz, was zu jener Zeit ungewöhnlich<br />

war. Der Kontakt zwischen ihm<br />

und dem Dichter Gerhart Hauptmann findet<br />

in einer Porträtbüste aus Gips ihren<br />

Ausdruck.<br />

Erwähnenswert ist auch der Marienwallfahrtsort<br />

Kevelaer am Niederrhein. Er war<br />

um 1900 ein Zentrum für kirchliche Kunst;<br />

zahlreiche Maler, Kunsthandwerker und<br />

Bildhauer waren dort vorübergehend oder<br />

dauerhaft ansässig wie Heinrich Moors<br />

und Franz Cleve. Jakob Holtmann war<br />

dann ab 1914 für den Dom in Osnabrück<br />

tätig und schuf unter anderem Weihnachtskrippen.<br />

Der erweiterte Blick in die Künstlerkolonien<br />

außerhalb Deutschlands zeigt, dass<br />

nur in einigen der Künstlerorte Bildhauer<br />

ansässig oder vorübergehend tätig waren.<br />

Bemerkenswert ist hier auch die Vielseitigkeit<br />

der Künstler. In Skandinavien wird das<br />

schwedische Arvika mit Christian Eriksson<br />

und das dänische Faaborg mit Kai Nielsen<br />

verbunden.<br />

Eriksson verantwortlich<br />

für Kunstwerke und<br />

Denkmäler in Stockholm<br />

Während Ersterer für zahlreiche Kunstwerke<br />

und Denkmäler in Stockholm sowie<br />

die Erstellung und kunstvolle Ausgestaltung<br />

seines eigenen Hauses ab 1894 in<br />

Arvika verantwortlich zeichnete, konzentrierte<br />

sich Nielsen ausschließlich auf das<br />

Formen von Figuren als Einzelplastik oder<br />

die Ausschmückung von architektonischen<br />

Ensembles und Brunnenanlagen. Viele<br />

Werke wurden von der Porzellanmanufaktur<br />

Bing & Gröndahl als Vorlage für kleine<br />

Skulpturen genutzt, die dann Privathaushalte<br />

schmückten. Durch die Verarbeitung<br />

zahlreicher Stile und Umformungen<br />

prägte Nielsen in seinem kurzen Leben<br />

grundlegend die Plastik in Dänemark.<br />

Der in Norwegen geborene Maler,<br />

Zeichner und Bildhauer Martin Borgord<br />

erhielt seine Ausbildung in New York und<br />

kam dann nach Pittsburgh, wo er das Ehepaar<br />

Singer jr. kennenlernte. Mit ihnen reiste<br />

er 1900 nach Paris und besuchte die<br />

Académie Julian. Anschließend begleitete<br />

er sie 1901 in die Niederlande nach Laren,<br />

blieb dort bis 1906 und kehrte wieder<br />

nach Amerika zurück. Joseph Mendes da<br />

Costa, ein Erneuerer der Plastik in den Niederlanden,<br />

kam 1911 in die Künstlerkolonie<br />

und schuf Tierfiguren, biblische Gestalten<br />

und Porträts. Charles Henri Marie van<br />

Wijk hielt sich im Sommer regelmäßig an<br />

der Nordsee in Katwijk auf. Er hatte seine<br />

Werkstatt im nahen Voorburg. Bevorzugt<br />

stellte er in Kleinplastiken immer wieder<br />

Frauen mit Kindern und hart arbeitende<br />

Männer dar. Der Niederländer erhielt<br />

seine Ausbildung an der Koninklijke Academie<br />

van Beeldende Kunsten in Den<br />

Haag. Zum Abschluss des Studiums absolviete<br />

er 1892 ein Praktikum in der Pariser<br />

Bronzegießerei Ferdinand Barbédienne,<br />

die auch Auguste Rodins Skulpturen goss.<br />

Entscheidend war der Aufenthalt in Brüssel.<br />

Dort geriet er unter den Einfluss von<br />

Charles van der Stappen und Jef Lam<br />

Beaux sowie von Constantin Meunier.<br />

In den Publikationen zum belgischen<br />

Sint-Martens-Latem wird das Zusammenleben<br />

von prominenten Malern, Dichtern<br />

und Bildhauern in der Kolonie herausgestellt.<br />

Der belgische Maler, Zeichner und<br />

Bildhauer Georg Minne, von Rodin als<br />

Schüler abgewiesen, ließ sich dort mit seiner<br />

Familie 1899 nieder und schuf Werke,<br />

die eine neue Auffassung sexueller Intimität<br />

darstellen. Seine Ausbildung begann<br />

er an der königlichen Akademie Gent mit<br />

einem Architekturstudium, wandte sich<br />

aber bald der Bildhauerei und Malerei zu.<br />

Durch den Kreis der französisch geprägten<br />

symbolistischen Schriftsteller begann er,<br />

sich auch für das Schreiben zu interessieren.<br />

Es stand für ihn die Frage im Raum, ob<br />

er Dichter oder Bildhauer werden wollte.<br />

Für seine Porträtskulpturen, Grabskulpturen<br />

sowie Mutter und Kind Darstellungen<br />

erhielt er internationale Anerkennung.<br />

Abgesehen von der Zeit des Ersten Weltkriegs,<br />

die er in Wales verbrachte, blieb er<br />

bis zu seinem Lebensende in der Künstlerkolonie.<br />

Dennoch stellte er regelmäßig in<br />

Paris aus und nahm an den Ausstellungen<br />

der Berliner Secession teil.<br />

Andere Ausbildungswege hatten Ferenc<br />

Sidló, Ignatius Taschner und Michail Aleksandrovic<br />

Vrubel. Sidló ging nach dem Studium<br />

an der ungarischen Landeskunstschule<br />

für Kunstgewerbe an die Wiener<br />

RUNDBLICK Frühjahr 2017<br />

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