COMPACT Magazin 6-2017
Jagd auf Naidoo - Zensur in Deutschland
Jagd auf Naidoo - Zensur in Deutschland
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<strong>COMPACT</strong> Politik<br />
te ein Staatssekretär a.D. unter dem Siegel der Anonymität<br />
im April <strong>2017</strong> gegenüber <strong>COMPACT</strong>, als der<br />
türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mit nicht<br />
genehmigten Auftritten in Deutschland drohte. Die<br />
Stimmung im Apparat, so gab der ehemals hochrangige<br />
Politiker wieder, sei folgendermaßen: «Wenn<br />
Erdogan mit dem Segen der Kanzlerin kommt, werden<br />
wir einen Vorwand finden, ihn festzuhalten –<br />
notfalls sagen wir: zu seinem eigenen Schutz.» Ein<br />
Beamter habe ihm gegenüber ergänzt: «Und wenn<br />
Erdogan gegen den Willen der Kanzlerin einfliegt,<br />
liegt eine Luftraumverletzung vor. Zur Gefahrenabwehr<br />
gibt es in einem solchen Fall die Alarmrotten<br />
unserer Luftwaffe, die Eurofighter können Erdogans<br />
Maschine zur Landung zwingen.»<br />
«Der Widerspruch ist in seiner<br />
Heftigkeit einmalig in der jüngeren<br />
Geschichte der Bundeswehr.» FAZ<br />
Von der Leyens große Säuberung scheint auf diese<br />
verantwortungsbewussten Bürger in Uniform zu<br />
zielen. Wie in der BRD mittlerweile üblich, stellt<br />
man sie unter Nazi-Verdacht – obwohl sie lediglich<br />
die Durchsetzung von Recht und Gesetz fordern und<br />
genau deswegen mit der Politik über Kreuz liegen.<br />
Die ominöse Terrorzelle<br />
Aber zurück zu Franco A.: Was von der Ministerin<br />
als Terrorfall hochgespielt wird, war zunächst eine<br />
Blamage für die Asylpolitik. Der Soldat hatte es fertiggebracht,<br />
sich nicht nur ohne Personaldokumente,<br />
sondern sogar ohne arabische Sprachkenntnisse als<br />
syrischer Flüchtling registrieren zu lassen. Im bayrischen<br />
Hammelburg, wo ihn das Bundesamt für Migration<br />
und Flüchtlinge (BAMF) untergebracht hatte,<br />
dürfte er trotz Residenzpflicht selten gewesen sein<br />
– er musste ja regelmäßig bei der deutsch-französischen<br />
Brigade im Elsass zum Appell erscheinen.<br />
Trotzdem schaffte er es, 16 Monate lang vom BAMF<br />
monatlich etwa 400 Euro an Unterstützungszahlung<br />
zu kassieren. Ein schlagenderes Beispiel, wie leicht<br />
man es als Asylbetrüger in Deutschland hat, dürfte<br />
sich schwer finden lassen.<br />
Ende Januar bei einem Besuch in Wien eine Waffe<br />
am Flughafen deponiert hatte. Er sagt, er habe sie<br />
gefunden und wollte sie nur nicht mit in den Flieger<br />
nehmen – die Generalbundesanwaltschaft geht hingegen<br />
von absichtlicher Beschaffung aus. Doch ausgerechnet<br />
diese Waffe scheint für ein False-Flag-<br />
Attentat ungeeignet: Es handelt sich um ein Uraltmodell<br />
des französischen Herstellers Manufacture<br />
d‘Armes des Pyrénées Francaises, das im Zweiten<br />
Weltkrieg auch an die Wehrmacht geliefert wurde<br />
– «bestimmte Typen dieser Pistolen (…) werden<br />
heute in Militariasammlerkreisen hoch bewertet»,<br />
schreibt die FAZ. Und so ein Museumsstück<br />
soll heute als Terrorwaffe taugen? Ausgerechnet<br />
mit einer Wehrmachtspistole wollte A. eine falsche<br />
Spur zu islamistischen Attentätern legen?<br />
Das zweite Beweisstück stammt von Franco A.s<br />
Kameraden Maximilian T. und wird in den Medien<br />
als «Todesliste» bezeichnet. Doch zunächst ist es<br />
nur eine Aufstellung mit Namen, auf der unter anderem<br />
der frühere Bundespräsident Joachim Gauck,<br />
Justizminister Heiko Mass und der Thüringer Ministerpräsident<br />
Bodo Ramelow stehen. Die Frankfurter<br />
Allgemeine Sonntagszeitung stellt den Sachverhalt<br />
richtig dar: «es gibt eine Namensliste, die<br />
an mögliche Mordopfer denken lässt». Erwiesen ist<br />
das also nicht.<br />
Und A.s «ganz klar völkisches, dumpfes Gedankengut»,<br />
das Frau von der Leyen in seiner Masterarbeit<br />
gefunden haben will? Um das beurteilen<br />
zu können, würde man gerne einmal Zitate aus dieser<br />
Arbeit lesen. Das kann man bisher nicht. Aber<br />
all das hindert Politik und Medien natürlich nicht<br />
daran, fleißig von einer «Terrorzelle» in der Armee<br />
zu schwadronieren.<br />
Wo man skandalisiert<br />
– und wo nicht<br />
«Die Zahl der Verdachtsfälle mit<br />
rechtsextremistischem Hintergrund,<br />
aufgelistet im Bericht des<br />
Wehrbeauftragten, ist recht konstant,<br />
sie liegt bei jährlich drei<br />
bis vier Vorfällen pro 10.000 Soldaten.<br />
Die Ministerin hätte seit<br />
ihrem Amtsantritt also schon<br />
Dutzende Fälle anprangern können.<br />
Aber erst jetzt ist es politisch<br />
opportun.» (Welt am Sonntag,<br />
7.5.<strong>2017</strong>)<br />
«Derzeit bearbeitet der<br />
Abschirmdienst 60 islamistische<br />
Verdachtsfälle. 24 Soldaten<br />
wurden in den vergangenen<br />
zehn Jahren als Islamisten<br />
eingestuft. (…) Die Bundeswehr<br />
hat sie entlassen. Zu groß ist<br />
das Risiko, das von einem einzigen<br />
Radikalisierten ausgeht.<br />
(…) Geschätzte 1.600 Moslems<br />
dienen in Uniform (…).» (Tagesspiegel,<br />
19.11.2016)<br />
Nur nicht den Hosenanzug schmutzig<br />
machen, Frau Ministerin. Ursula<br />
von der Leyen im Juni 2015 bei<br />
einem Kasernenbesuch in Hannover.Foto:<br />
picture alliance / dpa<br />
Wollte Franco A. sich schlicht bereichern? Oder<br />
wollte er irgendwann seinen Schwindel öffentlich<br />
machen und damit die Politik der offenen Grenzen<br />
bloßstellen? Der Generalbundesanwalt unterstellt<br />
die schlimmste Möglichkeit: Der Soldat plante einen<br />
Terroranschlag, der dann – da seine Fingerabdrücke<br />
auf sein syrisches Alias registriert waren<br />
– Flüchtlingen in die Schuhe geschoben worden<br />
wäre. Als wichtigster Beleg dafür dient, dass A.<br />
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