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COMPACT Spezial 14 "Verrat am Wähler"

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<strong>COMPACT</strong><strong>Spezial</strong><br />

_ SPD<br />

Wollt Ihr den totalen Maas?<br />

_ von Jürgen Elsässer<br />

Kann man einen Sozialdemokraten mit einem abgewandelten Goebbels-Zitat<br />

als Wegbereiter des neuen Faschismus denunzieren? Der<br />

Bundesjustizminister gibt dem neuen Totalitarismus jedenfalls das<br />

passende Gesicht.<br />

Zwei bekannten Linken ist selbst aufgefallen,<br />

dass ihre Bewegung ein Janusgesicht hat. Der eine<br />

ist der britische Schriftsteller George Orwell. Begeistert<br />

kämpfte er im Spanischen Bürgerkrieg (1936<br />

– 1939) als Interbrigadist für die rote Revolution – bis<br />

er und seine trotzkistischen Freunde von Stalins Geheimpolizei<br />

verfolgt wurden. In der Animal Farm beschrieb<br />

er einen diktatorischen Schweinestall, wo<br />

einige Genossen gleicher als alle anderen sind. Seine<br />

Dystopie 1984 entstand 1948, als die Regierung<br />

in London von der Labour Party übernommen worden<br />

war. Der totale Überwachungsstaat wird von einer<br />

Einheitspartei kontrolliert, deren Ideologie der Engsoz<br />

– der englische Sozialismus – ist.<br />

Faschismus entsteht, wenn sich<br />

die Hochfinanz mit rechten oder<br />

linken Extremisten verbündet.<br />

Der andere Kronzeuge ist der italienische Romancier<br />

Ignazio Silone, von dem sein Gesprächspartner,<br />

der Schweizer Journalist François Bondy,<br />

den Satz überliefert hat: «Der neue Faschismus wird<br />

nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen:<br />

Ich bin der Antifaschismus.» Tatsächlich schilderte<br />

Silone, obwohl ihn die Kommunisten als Schriftsteller-Ikone<br />

vereinnahmten, in seinen Büchern immer<br />

Charaktere, die von Zweifeln oder <strong>Verrat</strong> gezeichnet<br />

waren und zwischen den politischen Lagern<br />

schwankten – auch ihm selbst wird das nachgesagt.<br />

Offensichtlich erahnte er in dem zitierten Diktum,<br />

dass es Querdenkern unter der kommenden Herrschaft<br />

der politisch Korrekten ähnlich schlecht ergehen<br />

könnte wie unter dem Duce.<br />

40<br />

Die Augen eines Täters? Heiko<br />

Maas <strong>am</strong> 1. Mai 2016 in Zwickau.<br />

Ein paar Minuten später muss der<br />

Minister vor der Wut der Bürger<br />

Reißaus nehmen. Foto: picture<br />

alliance/dpa<br />

Ist der Faschismus heutzutage nicht mehr braun,<br />

sondern rot? Die Linken aller Couleur bestreiten<br />

das wutentbrannt. Das ist logisch, denn andernfalls<br />

dürften sie nicht länger gegen AfD-Veranstaltungen<br />

randalieren, sondern müssten die Scheiben<br />

ihrer eigenen Büros einschmeißen. Aber ein nüchterner<br />

Blick in die Geschichtsbücher sollte sie eines<br />

Besseren belehren. Benito Mussolini, der den fascismo<br />

erfand, war bis zum Ersten Weltkrieg ein bekannter<br />

Politiker der Sozialistischen Partei und gehörte<br />

sogar auf deren radikalem Flügel an. Adolf Hitler<br />

marschierte 1919 für die Münchner Räterepublik.<br />

Joseph Goebbels gefielen die russischen Bolschewiki,<br />

er träumte von einem «deutschen Lenin».<br />

Die Banalität des Bösen<br />

Wollte man heute das Leben Adolf Eichmanns<br />

neu verfilmen und suchte ein passendes Gesicht, so<br />

hätte Heiko Maas beim Casting gute Chancen. D<strong>am</strong>it<br />

soll der Oberzensor der Bundesrepublik nicht mit<br />

dem Organisator der Endlösung vergleichen werden,<br />

das wäre bei aller Polemik unfair, und es geht auch<br />

nicht um physiognomische Ähnlichkeiten, obwohl<br />

diese tatsächlich – siehe das Titelbild dieser COM-<br />

PACT-Ausgabe – frappierend sind. Vielmehr wäre<br />

einer bestimmten charakterlichen Disposition auf<br />

den Grund zu gehen, die den einen wie den anderen<br />

zum idealen Exekutor staatlicher Allmacht prädestinierte.

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