Ausgabe 02/09 - Siemens Mobility
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Messdaten durch Live bil der erleichtert<br />
außerdem die Arbeit der Opera to ren<br />
in der Leitzentrale und der Ingenieu re<br />
im Pla nungs amt. So ließ sich zum<br />
Beispiel auch das extrem hohe Publi -<br />
kums in te resse an unserer berühmten<br />
Eisbärin „Flocke“ im Nürn berger Tier -<br />
garten fast mühelos be wältigen.<br />
Deutlich mehr erwartet haben wir<br />
uns dagegen von der Verwendung der<br />
FCD von rund 500 Nürnberger Taxis. Bei<br />
der detaillierten Analyse dieser Da ten<br />
im Rah men von ORINOKO ergab sich,<br />
dass Dichte und Qualität dieser Infor -<br />
mationen nur auf wenigen, häufig frequentierten<br />
Strecken im städtischen<br />
Straßennetz eine verlässliche Verkehrslageerfassung<br />
erlauben. Selbst der<br />
Nürn berger Ring wird in der Rush hour<br />
lediglich auf Teilabschnitten von mehr<br />
als zehn Taxis pro Stunde befahren, was<br />
als Grundlage für effiziente Steuerungsent<br />
schei dungen natürlich keineswegs<br />
ausreicht. Was die mögliche Verdich -<br />
tung dieser Infor mationen etwa durch<br />
Einsatz einer weiteren Fahrzeugflotte,<br />
durch Erhöhung der Datenrate oder<br />
die Fusion mit alternativen Detektoren<br />
angeht, besteht unseres Erach tens deshalb<br />
noch weiterer Forschungsbedarf.<br />
Basierend auf der eingehenden Be -<br />
wer tung sämtlicher Projektergebnisse<br />
wird in Nürnberg derzeit folgendes Kon -<br />
zept zum Weiterbetrieb der für ORINOKO<br />
entwickelten Systeme diskutiert:<br />
• Videodetektion: Die praxistaugliche<br />
und in Verbindung mit W-LAN, aber<br />
auch mit UMTS kostengünstige<br />
Tech nologie sollte im Stadtgebiet<br />
nicht nur erhalten, sondern kontinuierlich<br />
weiter ausgebaut werden<br />
• Taxi-FCD: Die Messdaten könnten<br />
künf tig, sofern die Dichte erhöht<br />
wird, Informationen für flächendeckende<br />
Qualitätsanalysen liefern –<br />
der Aufbau dieses Netzes ist allerdings<br />
von der Stadtverwaltung derzeit<br />
nicht zu leisten<br />
• Lichtsignalanlagen-Steuerung: Das<br />
aktuelle städtische Konzept, ein intelligenter<br />
Mix aus Zeitautomatik,<br />
verkehrsabhängigen Programmen<br />
und ÖPNV-Beschleunigung, lässt<br />
sich ohne erhebliche Verbesserung<br />
der Infra struktur etwa durch flächendeckende<br />
Detektion nicht mehr<br />
spürbar optimieren.<br />
Weitere Informationen über die Er fah -<br />
rungen der Stadt Nürnberg mit der „Operativen<br />
Regionalen Integrierten und<br />
Optimierten Korridorsteuerung“ gibt<br />
es im Internet auf www.orinoko.info<br />
oder auch höchstpersönlich von<br />
frank.juelich@stadt.nuernberg.de. «<br />
Im Seitenspiegel<br />
Wenn der Trend im Trend liegt<br />
Oft entstehen Trends eher zufällig, selten ab sichtlich,<br />
und manchmal geraten sie schnell wieder in<br />
Vergessen heit. Zum Glück.<br />
Mit dem Trend an sich ist das ja so eine<br />
Sache. Vordenker der Marketingbranche<br />
versuchen, aus so simplen Dingen wie Ra -<br />
sierklingen, Bier oder Bohrmaschinen Kon -<br />
sum trends zu kreieren. Mitunter klappt es.<br />
Meist aber entstehen Trends eher im<br />
Wildwuchs. So wurde die einst kühne<br />
Vorhersage, leichtere Computer lägen im<br />
Trend, tatsächlich Realität: „Computer der<br />
Zukunft“, orakelte ein Technikredakteur<br />
der Zeitschrift „Populäre Mechanik“ im<br />
Jahre 1949, „werden nicht mehr als 1,5<br />
Tonnen wiegen.“ Damit behielt er im Gro -<br />
ßen und Ganzen Recht – es gibt nur wenige<br />
Ausnahmen heute.<br />
Manches moderne Trendgerät hat seinen<br />
Ursprung sogar im Science-Fiction-<br />
Genre. Etwa der winzige Kommunikator,<br />
den Raumschiffkapitän James Tiberius<br />
Kirk und seine „Enterprise“-Crew Mitte der<br />
Sechzigerjahre an bunten Uniform-Triko -<br />
tagen trugen. Mit kleinen Änderungen:<br />
Wer in unseren Tagen etwas zu sagen<br />
hat, tippt lässig an den multifunktionalen<br />
Blue tooth-Ohrstöpsel des Telefons –<br />
und ist blitzschnell mit irgendjemandem<br />
irgendwo auf dem Globus verbunden.<br />
Spock an Brücke: „Bin gleich da.“<br />
Star-Trek-Fans wissen freilich längst,<br />
was auch der amerikanische Kybernetiker<br />
und Zukunftsforscher Herman Kahn ein-<br />
mal erkannte: „Aus der Vergangenheit lernen<br />
kann jeder. Heute kommt es darauf an,<br />
aus der Zukunft zu lernen.“<br />
Schwierig. In Sachen Mobilität gab es<br />
manche Vision, die das Zeug zum ausgewachsenen<br />
Trend hatte und es dann doch<br />
nicht schaffte. In den 70er Jahren beispielsweise<br />
– als sich auf Mutter Erde die<br />
Vision von autogerechten Städten mit<br />
mehr spurigen Straßenschneisen und riesigen<br />
Parkflächen Bahn brach – hatten auch<br />
Voraussagen über künftige intergalaktische<br />
Fortbewegungsmittel Konjunktur. NASA-<br />
Ingenieure planten damals mobile Traban -<br />
ten städte im All: kilometergroße, hoh le<br />
Speichenräder, durch Rotation künstliche<br />
Schwerkraft erzeugend, mit denen Tausen -<br />
de Menschen zur Besiedelung ferner Wel -<br />
ten aufbrechen könnten. Damit sich die<br />
Migranten auf ihrer Rad-Tour durchs Uni -<br />
ver sum wie zuhause fühlen, wollte man<br />
sogar eine Biosphäre installieren und ty -<br />
pisch amerikanische Kleinstadthäuser mit<br />
auf die Reise nehmen. Daraus wurde erstmal<br />
nichts, wie wir wissen. Nicht wirklich<br />
schade drum.<br />
Wann also wird ein Trend wirklich trendy?<br />
„Prognosen“, wusste schon US-Schrift -<br />
steller Mark Twain, „sind eine schwierige<br />
Sache. Vor allem, wenn sie die Zukunft<br />
betreffen.“ «<br />
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