Ausgabe 02/09 - Siemens Mobility
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Zur Person<br />
Matthias Horx, 54, gilt als einflussreichster Trend- und Zukunftsforscher im deutschsprachigen<br />
Raum. Mit seinem Zukunftsinstitut mit Hauptsitz bei Frankfurt am Main<br />
gründete er zur Jahrtausendwende einen der wichtigsten Think Tanks Mittel euro pas.<br />
Seit Herbst 2007 lehrt er wissenschaftliche Trend- und Zukunfts forschung auch als<br />
Dozent an der Zeppelin-Universität am Bodensee.<br />
Während seiner inzwischen mehr als 25-jährigen publizistischen Karriere war Horx<br />
Redakteur unter anderem bei „Tempo“ und „Die Zeit“ und schrieb zahlreiche Bü cher,<br />
von denen viele zu Bestsellern wurden. Zum Beispiel: „Wie wir leben werden“ und<br />
„Anleitung zum Zukunftsoptimismus“. Sein aktuelles Buch „Technolution – Wie<br />
unsere Zukunft sich entwickelt“ ist 2008 im Campus-Verlag erschienen (ISBN 978-<br />
3-593-38555-6) und liefert eine völlig neue Erklärung dafür, wie Fortschritt entsteht.<br />
Demnach entwickelt sich Technik nicht planmäßig und linear, sondern nach<br />
den eigenständigen Gesetzen der Evolution.<br />
der Schluss blieb: Man hat diese Ent wick -<br />
lung bisher einfach nicht ernst genommen.<br />
Das finde ich gelinde gesagt erstaunlich,<br />
weil der steigende Ein fluss der Frauen,<br />
die ein viel pragmatischeres Verhältnis<br />
zum Auto haben als Männer, den Markt<br />
ganz erheblich verändert.<br />
„Im Moment sind wir<br />
in einer Phase der An -<br />
pas sung an geänderte<br />
Bedingungen“<br />
Mit dem Ergebnis, dass das Auto seinen<br />
Kultstatus verliert?<br />
Ja, der Nimbus verblasst doch bereits.<br />
Und irgendwann im weiteren Verlauf die-<br />
ser Entwicklung brechen die aktuellen<br />
Mar kenstrategien der Hersteller dann<br />
unweigerlich in sich zusammen. Plötzlich<br />
gibt es keine Unterschiede mehr zwischen<br />
einem BMW und einem VW. Dass<br />
die Evolution des Automobils in einer<br />
Übergangsphase ist, zeigt sich nicht zu -<br />
letzt an der radikal wachsenden Arten -<br />
vielfalt. Nachdem jahrzehntelang der<br />
Vorsprung-durch-Technik-Typus die Sze -<br />
nerie beherrschte, erschienen innerhalb<br />
weniger Jahre eine ganze Reihe von Spe -<br />
zies und Subspezies auf der Bild fläche:<br />
Vans, Multivans, Subvans, Com pact Cars,<br />
Offroader, Semiroader und wie sie alle<br />
heißen. Und auch im Bereich der Antriebe<br />
konkurrieren neuerdings die un terschiedlichsten<br />
Konzepte miteinander.<br />
Verschiedene Fahrzeugtypen in einer Hochgarage: „Dass die Evolution des Automobils in einer<br />
Übergangsphase ist, zeigt sich nicht zuletzt an der radikal wachsenden Artenvielfalt“<br />
Charles Darwin hätte seine helle<br />
Freude dran …<br />
Die Evolution von Technologie folgt in<br />
der Tat ziemlich genau den Mustern ihres<br />
na türlichen Vorbilds. Nur dass hier nicht<br />
die Ressourcen von Luft, Wasser und Nah -<br />
rungs mitteln den Ausleseprozess steuern,<br />
sondern Kapital, Wissen, Infrastruktur bil -<br />
dung und menschliches Interesse, aber<br />
auch soziokulturelle Bindungen und Be -<br />
dürfnisse. Und all das läuft – auf unser<br />
Thema bezogen – beinahe zwingend da -<br />
rauf hinaus, dass wir einen neuen Mobi -<br />
litätsmix erleben werden.<br />
Der wie aussehen könnte?<br />
Langstrecken werden mehr denn je zur<br />
Do mäne des Flugzeugs. Auf Mittel stre cken »<br />
2/20<strong>09</strong> its magazine 9