Seite 6 Seite 7 Nachdem sich ein Taxifahrer unseres Gepäcks bemächtigt hatte, wurden wir zur Fawlty Towers Lodge gefahren. Das Backpacker Hostel und B&B war toll. Super Zimmer, tolle Atmosphäre, liebevoll gestaltet und gut geführt. Ein Ort zum wohl fühlen. Endlich mal 2,5 Tage an einem Ort! Die Zeit in Livingstone war schön und lehrreich. Die Fälle, der Sambesi, der Nationalpark umwerfend. Die Geschäftstüchtigkeit der Menschen, Taxifahrer, Kunsthandwerker, selbsternannte Führer an den Falls, manchmal nervig und anstrengend. Das Museum lehrreich. Gelungene Mischung aus Aktivität und Erholung. Diesmal waren wir schlauer und hatten uns einen Tag vor der Rückfahrt Karten gekauft und Plätze im Bus reserviert. Morgens um 8:50, also nur 20 Minuten zu spät, ging‘s los. Vorher das Treiben am Busplatz mit seinen fliegenden Händlern, Reisenden, Abschiednehmenden im Bademantel und Pyjama, den herumliegenden Waren, die der Bus als Spediteur auch noch mitnahm, zu beobachten, war interessant. Auch mit der Geschäftstüchtigkeit der Sambier konnten wir wieder Bekanntschaft machen, da uns ein Angestellter der Buslinie illegal eine Gebühr für unser Gepäck abverlangte. Wir waren froh um unsere Plätze und schluckten die Kröte. Dann ging‘s los. Stimmung und Wetter bestens, afrikanische Musik im Bus, der Fahrer hatte, im Gegensatz zur Hinfahrt, einen guten Fahrstil. Nach ca. Einer Stunde Fahrt bestätigte sich dann Guidos geäußertes Misstrauen gegenüber dem Zustand des Busses. Laute knallende Geräusche, Qualm Entwicklung am linken Vorderrad, kurz eine Panne. Dann folgten sieben Stunden Unterricht in Gelassenheit, Geduld, Humor und sambischer Problemlösung. Ständig telefonierend und uns über Stunden versichernd, dass uns in Kürze ein leerer Bus abholen würde, wurden erst der vordere linke Reifen abgenommen, dann die Bremse demontiert. Beides wurde wohl für funktionstüchtig erklärt, woraufhin ein inzwischen eingetroffener Mechaniker versuchte das Radlager auszubauen. Da das nicht klappte, kam, wieder ein, zwei Stunden später, ein anderer Mechaniker mit einer ramponierten Riesenflex, der dann mit Hilfe eines ebenfalls mitgebrachten Generators das Radlager herausflexte. Das Ende der Arbeiten konnten wir nicht erleben, denn gegen 16:00 kam uns Agnes abholen, die die Mär von dem leeren Bus nicht glauben konnte und ein Auto nebst Fahrer organisiert hatte. Dieser entpuppte sich wieder mal als alter Bekannter. Ricky, der Radiologieassistent, der im Krankenhaus Lendersdorf vor Jahren ein Volontariat gemacht hatte und uns bereitwillig seinen Feiertagsnachmittag ( 1.5.) opferte und mit Agnes zwei Stunden von Monze gefahren kam, um uns einzusammeln. Wir waren froh und dankbar, auch dass wir an dem Tag nicht pünktlich in einem Flieger hätten sitzen müssen. Es war ein lehrreicher und teilweise lustiger Tag. Die Ruhe und Gelassenheit mit der solcherlei Unbill ertragen wird, beachtlich. Es erinnerte mich an einen meiner Lieblingszitate von Solomon: don’t call it a problem, call it a challenge. Abends also Ankunft in Monze im Gästehaus des Bischofs, unsere letzte Nacht. Morgens noch Treffen mit den beiden neuen Freiwilligen des EWE; Mbonywe und Chilala, zwei sehr nette und vielversprechende Mädchen. Auch da freue ich auf ein Wiedersehen im August. Nach nochmaliger vierstündiger Fahrt waren wir zurück in Lusaka und unsere Zeit in Sambia schon vorbei. Nach der Heimkehr fragten mich viele, wie war die Reise, wie war Sambia? Sambia war vieles: Schön: die vielen Treffen mit lieben Menschen, die ich gerne wiedergetroffen oder kennengelernt habe, natürlich die Natur. Gastfreundlich: Danke an die gute Vorbereitung und den freundlichen Empfang durch Agnes, Crisencia und Solomon. Berührend und bedrückend: das Treffen im Slum von Chirundu, der viele überall sichtbare Müll, die im Moment unsicherer werdende politische Lage, die Situation vieler armer, manchmal kranker Menschen, der doch auch spürbare Kampf um eine Zukunft Anstrengend und lehrreich: die Anfragen, die automatisch kommen, unseren Lebensstil betreffend. Die Reise hat meine Sicht g<strong>ewe</strong>itet, meine Beziehung zu unseren sambischen Freunden gefestigt, das Verständnis für sie und ihre Lebenssituation vertieft. Und seitdem rechne ich viele Dinge in schoolfee- Jahre um und frage mich beim Anblick meiner Schränke und Regale: wer braucht das eigentlich alles und wozu? Wieviel ist Ballast und überflüssig? So war Sambia <strong>2017</strong> – für mich. Mechthild Pleiss-Schürenberg