Unternehmen & Management - aktuelle ausgabe
Unternehmen & Management - aktuelle ausgabe
Unternehmen & Management - aktuelle ausgabe
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Tipps & Tricks<br />
Seite 24 . 17. April 2008 Pro:fit<br />
Grundl<br />
DISZIPLIN VS. GEHORSAM<br />
Wie werden wir spitze?<br />
Was wird unsere Daseinsberechtigung<br />
in zehn Jahren sein? Wie<br />
gelingt es uns in Zukunft, die Nase<br />
im weltweiten Wettbewerb vorne<br />
zu haben? Es gibt <strong>Unternehmen</strong>,<br />
die setzen mehr<br />
auf eine Kultur<br />
des „Gehorsams“<br />
als auf eine<br />
Kultur der „Disziplin“.<br />
Sie fragen<br />
sich, worin<br />
dabei der Unter-<br />
Schreibt in<br />
PROFIT:<br />
Boris Grundl<br />
schied besteht?<br />
Zeiten ändern<br />
sich. Menschen<br />
auch. Damit<br />
ändern sich auch die Anforderungen<br />
daran, wie Menschen zu<br />
Spitzenleistungen geführt werden.<br />
Antworten, die gestern noch<br />
funktioniert haben, reichen heute<br />
nicht mehr aus. In einer Gehorsam-Kultur<br />
sagt einer etwas, die<br />
anderen machen. Das funktioniert<br />
sogar, aber nur bis zu einem gewissen<br />
Niveau. Es zentriert Macht<br />
und Kreativität auf einige wenige<br />
Personen. Die Anderen werden<br />
mehr als „ausführendes Organ“<br />
verstanden. Doch dieser Ansatz<br />
stößt an seine Grenzen. Eine<br />
Alternative bietet die Disziplin-<br />
Kultur. Im Gegensatz zu Gehorsam<br />
bedeutet Disziplin die Fähigkeit,<br />
seinem eigenen Wort zu folgen.<br />
Gemeinsam werden Ziele besprochen<br />
und in Ergebnissprache<br />
definiert. Mitarbeiter identifizieren<br />
sich mit diesen Zielen. Im Umsetzungsprozess<br />
werden jetzt mehr<br />
Kreativität, Entschlossenheit und<br />
Wille zur Zielerreichung freigesetzt.<br />
Natürlich setzt diese Art der<br />
Menschenführung, möglichst<br />
selbstständig denkende und handelnde<br />
Mitarbeiter voraus.<br />
ANZEIGE<br />
von Sabine Strauß<br />
Alte Kaffeetassen, ein Lager an<br />
Pfandflaschen, links und rechts<br />
Aktentürme – und mitten im Chaos<br />
ein kleines Fleckchen Schreibtisch.<br />
Für Edith Stork, selbstständige Büro-<br />
Organisationsberaterin, ist so ein Anblick<br />
nichts Seltenes: „In manchen<br />
Büros finde ich wahre Schliemann-<br />
Schätze. Das Chaos anderer Leute ist<br />
wirklich unglaublich.“ Doch Hand<br />
aufs Herz: Den alltäglichen Kampf um<br />
ein bißchen Ordnung im Büro kennen<br />
wir doch alle. Edith Stork, die seit 15<br />
Jahren <strong>Unternehmen</strong> in Sachen Ordnungssysteme<br />
berät, hat ausgerechnet:<br />
Jeder Mitarbeiter verbringt rund<br />
339 Stunden damit, Dinge zu suchen.<br />
Macht 1,3 Stunden am Tag. Das kostet<br />
Nerven und vor allem Geld.<br />
Doch was tun Menschen, die auch<br />
noch in mehreren Büros arbeiten?<br />
Stefan Gessler, Geschäftsführer der<br />
Multimediaagentur Lorth Gessler<br />
Mittelstaedt in Konstanz hat gleich<br />
drei Schreibtische – und viel damit zu<br />
tun, die immer ordentlich zu halten.<br />
In Konstanz ist der Hauptsitz, in Friedrichshafen<br />
eine Dependance und zuhause<br />
in Tettnang das Home-Office –<br />
drei Schreibtische, drei Systeme – und<br />
immer herrscht Chaos? „Nein“, sagt<br />
Gessler, „ich habe mir ein eigenes System<br />
angeeignet, sonst hätte ich doch<br />
längst den Überblick verloren.“ Und<br />
tatsächlich: Der Schreibtisch in Konstanz<br />
ist aufgeräumt. Knallgelbe Post-<br />
Its, die zumindest Beraterin Edith<br />
Stork gerne aus den Büros verbannen<br />
würde, sucht man bei dem Unternehmer<br />
vergeblich. „Erinnerungen, Termine<br />
und die Tagesorganisation läuft<br />
bei mir elektronisch“, erklärt Gessler.<br />
Dabei ist aus dem Traum vom papierlosen<br />
Büro doch für viele längst<br />
ein Albtraum geworden. „Die Deutsche<br />
Bank hat mal ausgerechnet, dass<br />
Zeigen Sie Gesicht!<br />
Mit Ihrer Anzeige in PROFIT – der regionalen Wirtschaftszeitung –<br />
nutzen Sie eine einzigartige Werbeplattform:<br />
Ï Hochwertige Werbekontakte<br />
Ï Zielgerichtetes redaktionelles Umfeld<br />
Ï Vielfältige Werbeformen<br />
Wir beraten Sie gerne!<br />
Ï Tel. 07531/999-1558<br />
Ï werbung@profit-wirtschaft.de<br />
Ï www.profit-wirtschaft.de<br />
Schluss mit dem Büro-Chaos<br />
◆ Schreibtischkontrolle! Organisationsberaterin Edith Stork räumt auf und bringt <strong>Unternehmen</strong> Ordnung bei<br />
„So nicht“, sagt Edith Stork. Dieser Schreibtisch wäre der Albtraum für die Büro-Aufräumerin. Bild: Thissen<br />
sie seit Aufkommen der EDV 50 000<br />
Blatt mehr Papier pro Monat verwendet“,<br />
erzählt Stork, „naja, viele E-Mails<br />
werden eben ausgedruckt und abgeheftet.“<br />
Nur ein Grund, warum Firmenchefs<br />
aus ganz Deutschland die<br />
professionelle Ablageberaterin um<br />
Hilfe bitten. A-P-Dok heißt ihr markenrechtlich<br />
geschütztes Aufräum-<br />
Werben<br />
Sie jetzt in<br />
PROFIT!<br />
System – und das lässt wenig Platz für<br />
Ausreden. „Administration, Projekte,<br />
Dokumentation“, erklärt die 62-Jährige<br />
geduldig ihre Zauberformel beim<br />
vergangenen Forum „SÜDKURIER im<br />
Gespräch“ in Friedrichshafen.<br />
Nach diesen drei Grundbegriffen<br />
wird sortiert – und was da nicht hineinpasst,<br />
landet eben im Mülleimer.<br />
„Esoterische Teebanken, verdörrte<br />
Pflanzen, abgelatschte Birkenstocks<br />
und uralte Familienfotos haben in einem<br />
Büro einfach nichts zu suchen“,<br />
sagt die resolute Organisatorin und<br />
klingt dabei ein bißchen wie ein preußischer<br />
Hauptfeldwebel. Schränke auf<br />
– Bürokontrolle! Irgendwo hat doch jeder<br />
seinen Schwachpunkt!<br />
Bei vielen, so weiß Stork, ist das die<br />
Ablage. Dabei könnte ein aufgeräumtes<br />
Büro doch so einfach sein: Ein<br />
Schreibtisch, ein Rollcontainer, ein<br />
Computer, sowie eine A bis Z- Ablage,<br />
eine Datumsablage und ein Posteingangskorb<br />
reichen der Aufräumberaterin<br />
vollkommen. Na gut: Eine<br />
Schublade für persönlichen Krims-<br />
Krams darf es auch noch sein.<br />
„Mit dem eigentlichen Projekt, also<br />
dem, was eine Firma herstellt, mit was<br />
sie ihr Geld verdient, können sich<br />
manche doch nur noch die Hälfte der<br />
Das Büro in Zahlen<br />
17 Millionen Menschen gehen täglich<br />
in Deutschland ins Büro, 40 Prozent<br />
davon arbeiten in einem Großraumbüro,<br />
33 Prozent haben ein eigenes.<br />
352,7 Tonnen Papier werden jährlich<br />
pro Kopf in Deutschland verbraucht,<br />
ausgebreitet wären das 600 Kilometer.<br />
55 Millionen Tonerpatronen und 8<br />
Millionen Kartuschen sorgen für viel<br />
bedrucktes Material.<br />
70 Prozent aller empfangenen E-Mails<br />
sind Spams, ein Drittel der Büroarbeiter<br />
hat das Gefühl, von Mails<br />
überflutet zu werden. 13 Prozent der<br />
Arbeitszeit beschäftigen, weil der Rest<br />
für Administration dahingeht“, erklärt<br />
Edith Stork. Und wenn 100 Mitarbeiter<br />
100 verschiedene Organisations- und<br />
Ablagesysteme verwenden, sei das<br />
auch nicht produktiv. Ein gemeinsames<br />
Archiv – in dem sich noch etwas<br />
auffinden lässt – sei dann nämlich beinahe<br />
unmöglich. Die Beraterin hat<br />
ausgerechnet: Rund 300 Stunden verbummelte<br />
Zeit für die Suche im Jahr<br />
macht bei 100 Mitarbeitern und einem<br />
„Esoterische Teebanken,<br />
verdörrte Pflanzen, abgelatschte<br />
Birkenstocks und<br />
uralte Familienfotos haben<br />
in einem Büro einfach nichts<br />
zu suchen“<br />
BÜRO-ORGANISATORIN EDITH STORK<br />
Stundenlohn von 50 Euro rund 1,6 Millionen<br />
Euro im Jahr. Ein schlagkräftiges<br />
Argument für viele Chefs.<br />
So auch für Ursula Hauser, Geschäftsleiterin<br />
bei der Föhrenbach<br />
Analytics GmbH in Löffingen-Unadingen,<br />
der Ordnung und Struktur absolut<br />
wichtig sind. Sie geht mit gutem<br />
E-Mails, die täglich verschickt werden,<br />
sind privat.<br />
43,3 Prozent der Angestellten stehen<br />
bei der Büroarbeit oft bis sehr oft<br />
unter Zeitdruck. Darunter leiden 48,6<br />
Prozent der Männer und 34,2 Prozent<br />
der Frauen. Jeder Dritte hat Rückenjeder<br />
Zweite Augenschmerzen.<br />
1,3 Stunden verbringt jeder während<br />
der Arbeitszeit mit Suchen oder ist<br />
unproduktiv, das sind 339 Stunden im<br />
Jahr, macht im Schnitt rund 42 vergeudete<br />
Arbeitstage im Jahr.<br />
35 Prozent aller Ehen bahnen sich im<br />
Büro an, 14 Prozent der Arbeitnehmer<br />
hatten schon Sex im Büro. (sab)<br />
Ablage mit System<br />
A-P-Dok heißt das Ordnungssystem,<br />
mit dem die Ablageberaterin Edith<br />
Stork Ordnung ins Bürochaos bringt.<br />
Alle Papiere und Unterlagen werden<br />
in die drei Kategorien unterteilt:<br />
Administration (A) = Darunter<br />
fallen alle Papiere, die ausschließlich<br />
die Selbstverwaltung einer<br />
Firma betreffen, zum Beispiel<br />
Postein- und ausgang, Terminerfassung,<br />
Korrespondenzen,<br />
Rechungen, Ablage.<br />
Projekte (P) = Vereinfacht meint<br />
der Begriff „Projekt“ all das, womit<br />
das <strong>Unternehmen</strong> auf dem Markt<br />
ist und Geld verdient, also das<br />
Produkt oder die Dienstleistung.<br />
Dokumentation (Dok) = Alle<br />
Literatur in einer Firma, also Bücher,<br />
Zeitschriften, Mediathek etc.<br />
Nach Stork braucht es demnach nur<br />
drei Ordner, um Ordnung ins Büro<br />
zu bringen, beschriftet nach A-P-<br />
Dok, die thematisch und nach<br />
Jahrgang geordnet werden. Die<br />
Themen sind in der Regel alphabetisch<br />
geordnet, dann ist von<br />
außen gleich sichtbar, wo das<br />
gesuchte Papierstück abgelegt ist.<br />
Das System lässt sich auch auf den<br />
PC übertragen. (sab)<br />
Infos zu A-P-Dok im Internet:<br />
www.a-p-dok.com<br />
Vorbild voran – schließlich verwaltet<br />
sie ihre Ablage selbst. „Ich organisiere<br />
nach Prioritäten und bilde drei Stapel.<br />
Einer für das, was heute weg muss, das<br />
was noch einen Tag warten kann und<br />
dann noch die klassische Ablage“, erklärt<br />
Hauser. Ihr Prinzip scheint zu<br />
funktionieren, so wirkt der Schreibtisch<br />
der Geschäftsführerin doch tatsächlich<br />
besonders aufgeräumt und<br />
ordentlich. Hauser ist überzeugt:<br />
„Wenn man Chaos im Kopf und auf<br />
dem Schreibtisch hat, kommt man im<br />
Beruf kaum weiter.“<br />
Dass sich mancher Angestellte sogar<br />
die eigene Karriere vermüllen, beobachten<br />
Psychologen schon seit Jahren.<br />
Denn ein zugemüllter Schreibtisch<br />
lässt auch Rückschlüsse auf die<br />
Persönlichkeit zu. Der britische Wissenschaftler<br />
Cary Cooper ist sich sogar<br />
sicher, dass das „chaosbeherrschende<br />
Genie“, dessen Arbeitsplatz von Papieren,<br />
Notizen und Akten überladen<br />
ist, mit seinem Chaotentum sich sogar<br />
manche Aufstiegschance verbaut.<br />
In seiner Studie gaben 70 Prozent<br />
der befragten Manager an, dass sie<br />
Mitarbeiter mit einem ordentlichen<br />
Schreibtisch bevorzugen. Noch ein<br />
Grund mehr, endlich den Staubwedel<br />
rauszuholen und loszulegen!<br />
Hält Ordnung auf seinen insgesamt drei Schreibtischen: Agentur-Chef Stefan Gessler, hier an seinem Arbeitsplatz in<br />
Konstanz. „Sonst hätte ich doch längst den Überblick verloren.“ Bild: Strauß<br />
Edith Stork, die Frau, die Ordnung<br />
in deutsche Büros bringt. Bild: Lancé