Unternehmen & Management - aktuelle ausgabe
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<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Seite 4 . 17. April 2008 Pro:fit<br />
News<br />
DATA DIRECT<br />
Datensicherheit boomt<br />
Ein Umsatzwachstum<br />
von<br />
12 Prozent kann<br />
die Freiburger<br />
Data Direct<br />
GmbH Network<br />
Technology, die<br />
Netzwerk- und<br />
Sicherheitslösungen anbietet,<br />
verzeichnen. Das <strong>Unternehmen</strong>,<br />
das vor zehn Jahren gegründet<br />
wurde, machte 2007 einen Umsatz<br />
von 5,1 Millionen Euro. Besonders<br />
wachstumsstark ist der<br />
Softwarespezialist im Bereich der<br />
Dienstleistungen und des telefonischen<br />
Supports. So hat sich der<br />
Umsatz der Voice Over Ip- Sparte<br />
2007 sogar verfünffacht. 2008 will<br />
die Firma Leistungsführer auf<br />
dem Premiummarkt werden.<br />
SIEK BAUTRÄGER<br />
Firma droht das Aus<br />
Die Firma Siek Bauträger Gesellschaft<br />
mit Sitz in Villingen steht<br />
vor dem Aus. Geschäftsführer<br />
Werner Schlüssele hat jetzt Insolvenzantrag<br />
gestellt. Grund dafür<br />
seien Probleme in der Vermarktung<br />
der Wohnungen eines Pilotprojekts.<br />
Von der Insolvenz ist<br />
allerdings nicht die Firma Siek<br />
Haus + Immobilien betroffen, die<br />
zwar unter dem gleichen Dach<br />
angesiedelt ist, aber eigenständig<br />
geführt wird. Die Siek Bauträger<br />
Gesellschaft wurde 1996 von<br />
Schüssele gegründet, um Großprojekte<br />
zu realisieren. Doch<br />
ausgerechnet bei einem Pilotprojekt,<br />
dem Bau eines mit Erdwärme<br />
betriebenen Mehrfamilienhauses,<br />
geriet das <strong>Unternehmen</strong><br />
in Schwierigkeiten. (sk)<br />
ANZEIGE<br />
THE<br />
WET PROCESSING<br />
COMPANY<br />
von Angela Steidle<br />
Es ist ein Kampf ohne Ende, doch<br />
jeden Tag nimmt Robert Buhmann<br />
die Herausforderung an und<br />
rückt den hohen Materialkosten auf<br />
den Leib. Der Chef des Niederwangener<br />
Zuginnenausbauers Geta Interieur<br />
ist überzeugt: „Gerade kleine<br />
und mittlere <strong>Unternehmen</strong> haben allein<br />
beim Materialeinsatz ungenutzte<br />
Einsparpotenziale von bis zu 20 Prozent.“<br />
Seit einem Jahr koordiniert der Ingenieur<br />
Buhmann sechs mittelständische<br />
Betriebe aus der Region, die alle<br />
etwas mit der Entwicklung oder Herstellung<br />
von Produkten für Schienenfahrzeuge<br />
zu tun haben. An der Spitze<br />
dieser Materialeffizienz-Agentur „Inno-Mat“:<br />
Geta Interieur, der Marktführer<br />
im Innenausbau von Schienenfahrzeugen.<br />
Die Materialeffizienz-<br />
Agentur hat zum Ziel, die Herstellungskosten<br />
von der Materialseite anzugehen.<br />
Die Wangener Unternehmer-Kooperation<br />
ist eine von 16 bundesweit.<br />
Jede Einzelne mit spezifischem<br />
Schwerpunkt.<br />
Gute Planung drückt Kosten<br />
„Die Einsparungen bei einer vorausschauenden<br />
Planung des Materialeinsatzes<br />
sind in aller Regel doppelt so<br />
hoch wie bei einer nachträglichen Optimierung“,<br />
weiß Geta-Geschäftsführer<br />
Buhmann aus eigener Erfahrung.<br />
Schwerpunkt der Materialeffizienz-<br />
Agentur in Wangen ist die Konzeption<br />
neuer Produkte und Produktionsverfahren.<br />
Buhmann: „Über den intelligenten<br />
Umgang mit Materialien bleiben<br />
wir mit unserem Know-how vor<br />
Ort konkurrenzfähig. Über jeden neu<br />
generierten Auftrag können wir rund<br />
10 000 Arbeitsstunden in der Region<br />
halten“.<br />
Für den Querdenker geht es den-<br />
Anlagen von RENA setzen weltweit Maßstäbe<br />
in Prozesstechnologie für nasschemische<br />
Anwendungen. RENA steht für wegweisende<br />
Innovationen in der PV- und Halbleiterindustrie,<br />
in der Galvanik, in der Medizintechnik sowie<br />
in der Leiterplattentechnologie.<br />
Sprechen Sie mit uns!<br />
www.rena.de<br />
Zug um Zug sparsamer<br />
◆ 20 Prozent weniger Materialkosten: Die <strong>Unternehmen</strong>skooperation Inno-Mat findet verborgene Einsparpotenziale<br />
Es geht noch effizienter: Die Innenausstattung im ICE der Deutschen Bahn kommt von der Niederwangener Firma<br />
Geta-Interieur, die in der <strong>Unternehmen</strong>skooperation Inno-Mat laufend an der Steigerung der Materialeffizienz<br />
arbeitet. Bilder: dpa/Deutsche Bahn/Steidle<br />
noch um mehr: „Der Standort<br />
Deutschland muss durch den ingenieurstechnischen<br />
Einsatz von Materialien<br />
gestärkt werden. Die Ressourcen<br />
und Potenziale, die in der Region<br />
stecken, müssen ausfindig gemacht<br />
und genutzt werden.“<br />
Geta Interieur arbeitet heute weltweit<br />
mit eigener Produkt-Technologie<br />
und einer spezialisierten handwerklichen<br />
Fertigung in einer sehr profitablen<br />
Nische. Zu den exklusiven Kunden<br />
gehören: Bombardier, Siemens, Alstom<br />
und die Katamaran-Reederei. Renommierte<br />
Projekte sind: Die komplette<br />
Innenausstattung der ICE-Lini-<br />
en, des Transrapid in Shanghai, der S-<br />
Bahnen in Stockholm, in Seoul, der<br />
Hillside-Bahn in Melbourne, die<br />
Schlafwagen der russischen Eisenbahngesellschaft<br />
sowie Projekte in Lateinamerika,<br />
Südafrika und Saudi Arabien.<br />
Werkstoffe der Zukunft<br />
Auf Buhmanns Schreibtisch steht das<br />
etwa ein Meter lange Modell eines<br />
schlanken Beibootes. „Mit Schienenfahrzeugen<br />
hat das nichts zu tun“,<br />
feixt der passionierte Segler. „Aber der<br />
Tender gibt ein wunderbares Beispiel<br />
für den Einsatz einer Materialeffizienz-Agentur<br />
ab“.<br />
Arbeitsboote werden bislang aus<br />
glasfaserverstärktem Kunststoff hergestellt<br />
oder aus Aluminium. Kunststoff<br />
ist als Material viel zu schwer,<br />
Aluminium als Werkstoff zu teuer. Die<br />
Aufgabenstellung für den Arbeitskreis<br />
könnte lauten: Einen Ersatzwerkstoff<br />
zu finden, der die nötige Festigkeit hat,<br />
bei weniger Gewicht. Er muss als Ressource<br />
langfristig zur Verfügung stehen<br />
und gut zu verarbeiten sein. Im<br />
Brainstorming der Unternehmer werden<br />
Ideen zusammengetragen, Erfahrungen<br />
gesammelt und evaluiert. Dabei<br />
ist die ganzheitliche Sicht über alle<br />
Komponenten der Wertschöpfungskette<br />
wichtig. Die Zukunft könnte im<br />
Beispiel einem Werkstoff aus gewobener<br />
Kohlefaser gehören – mit Balsa-<br />
Holz als nachwachsendem Trägermaterial.<br />
Bei der effizienten Materialund<br />
Prozessplanung für künftige Produktionsverfahren<br />
geht es für Robert<br />
Buhmann aber auch um die Nachhaltigkeit:<br />
Die Lebensdauer, die Entsorgung<br />
des eingesetzten Materials und<br />
der Energieverbrauch bei der Produktion<br />
sind für ihn wesentliche Gesichtspunkte.<br />
Agieren wie ein Konzern<br />
Materialoptimierung bedeutet bei Geta<br />
nicht zwangsläufig „Low Cost Technologie“.<br />
Beim Innenausbau von<br />
Hochgeschwindigkeitszügen geht es<br />
um ganz spezifische Anforderungen<br />
an die Bauteile: Um Gewicht, Brandlast,<br />
Größe und Festigkeit. Neue Lösungen<br />
sind am Markt gefragt. Sie<br />
werden bezahlt. Und sie generieren<br />
automatisch Folgeaufträge.<br />
Geta Interieur<br />
Robert Buhmanns Geta Interieur ist<br />
eine Ausgründung aus der über 130<br />
Jahre alten, elterlichen Tischlerei in<br />
Niederwangen. Der gelernte Schreiner<br />
Buhmann hatte sich vor Jahren<br />
zum Ziel gesetzt, mit der eigenen<br />
Firma all das zu machen, was im<br />
Handwerk keinen Platz hat. Ein<br />
Ingenieurstudium, die fieberhafte<br />
Suche nach innovativen Werkstoffen,<br />
neuen Bearbeitungs- und<br />
Beschichtungsverfahren auf der<br />
Grundlage handwerklicher Techniken<br />
waren für ihn die Spielwiese<br />
im Prototypenbau. Geta Interieur<br />
entwickelte sich in nur 22 Jahren<br />
vom Drei-Mann-Betrieb für exklusive<br />
Büromöbel zum Marktführer<br />
im Innenausbau von Schienenfahrzeugen.<br />
Geta stattet unter anderem<br />
den ICE aus. Seit 2006 unterhält<br />
Geta ein Joint Venture in Südchina,<br />
mit dual geprägtem Ausbildungskonzept.<br />
(ast)<br />
Kostenintensiv ist vor allem der Einstieg<br />
in neue Verfahren. Geta ist kein<br />
Großkonzern, der sich eine eigene<br />
Forschungs- und Entwicklungsabteilung<br />
leisten kann. Aber im Betrieb gibt<br />
es jede Menge Erfahrungen aus der<br />
Praxis, gewachsenes Ingenieurswissen<br />
und immer wieder Impulse aus<br />
Auslandsaufträgen.<br />
Wie die Fahrzeugbauer denkt Robert<br />
Buhmann bei der Materialoptimierung<br />
in kurzen Lebenszyklen. „50<br />
Prozent der Produkte, die wir heute<br />
„Bei der Zusammenarbeit<br />
geht es nicht um Betriebsgeheimnisse“<br />
GETA-CHEF ROBERT BUHMANN<br />
herstellen, sind jünger als fünf Jahre.“<br />
Ein starker Faktor: Geta nutzt das Potenzial<br />
von sehr gut ausgebildeten<br />
jungen Leuten als Grundlage für die<br />
weitere Expansion am Weltmarkt.<br />
Know-how-Austausch<br />
„Der schnelle Einstieg in neue Produktions-Zyklen<br />
funktioniert nur über<br />
ein branchenübergreifendes Netzwerk,<br />
in dem alle Gewerke vom Einkauf<br />
über die Technologie bis zur Produktion<br />
zusammenarbeiten“, erklärt<br />
der Unternehmer, „einer alleine<br />
Noch eine Idee von Robert Buhmann:<br />
Mit Hilfe optimierter Materialien<br />
könnten Versorgungsschächte<br />
für den ICE gleichzeitig als Deckenverkleidung<br />
genutzt werden.<br />
Materialeffizienz<br />
Die Deutsche Materialeffizienzagentur<br />
(Demea) mit Sitz in Berlin<br />
ist auf Initiative des Bundesministeriums<br />
für Wirtschaft und Technologie<br />
entstanden. Sie soll über<br />
den Aufbau von Netzwerken und<br />
Beratungsprogrammen <strong>Unternehmen</strong><br />
dazu motivieren, die Potenziale<br />
für mehr Materialeffizienz<br />
zu erschließen. 16 solcher Kooperationen<br />
gibt es bereits in der<br />
Bundesrepublik. Eine davon ist das<br />
Materialeffizienz-Netzwerk „Inno-<br />
Mat“ in Wangen. Hier arbeiten<br />
insgesamt sechs regionale Firmen<br />
einer Wertschöpfungskette zusammen:<br />
Entwickler und Hersteller<br />
von Produkten, die in Schienenfahrzeugen<br />
eingesetzt werden. Koordinator<br />
und Ansprechpartner ist<br />
Robert Buhmann von der Firma<br />
Geta Interieur in Niederwangen.<br />
(ast)<br />
Infos im Netz:<br />
www.inno-mat.de<br />
www.demea.de<br />
schafft das nicht.“ Die Summe der<br />
Kompetenz in der Materialeffizienz-<br />
Agentur beschleunigt also die Entwicklungsphase.<br />
Hier optimiert sich<br />
das Know-how in kurzer Zeit. Buhmann:<br />
„Wir können agieren wie ein<br />
Konzern“. Die Wangener Kooperation<br />
arbeitet eng mit der Materialforschungsabteilung<br />
der Fachhochschule<br />
Isny zusammen. Das Bundeswirtschaftsministerium<br />
beteiligt sich über<br />
Förderprogramme.<br />
„Der Großraum Friedrichshafen“,<br />
sagt Robert Buhmann, „hat über Dornier<br />
in Europa in den Ingenieursdisziplinen<br />
einen sehr guten Ruf“. Trotzdem<br />
bleibt es schwierig, diese Ressourcen<br />
im schwäbischen Mittelstand<br />
zu erschließen. Buhmann spricht aus<br />
eigener Erfahrung: „Uneigennützig<br />
rückt hier keiner mit Firmenwissen<br />
heraus. Dabei geht es bei der Zusammenarbeit<br />
im Netzwerk nicht um Betriebsgeheimnisse“,<br />
erklärt der Unternehmer,<br />
„bei eigenen Erfindungen<br />
agiert jeder für sich. Aber die Frage,<br />
was wird in ein paar Jahren aus meinem<br />
Produkt, beschäftigt alle. Darüber<br />
wird gerne diskutiert“.<br />
Im besten Fall profitiert jede der beteiligten<br />
Firmen von einer neuen Herstellungsvariante.<br />
Geht über die Material-Optimierung<br />
bei einem Partner<br />
Umsatz verloren, sollte sich der Verlust<br />
über neue Märkte amortisieren.<br />
Auch die Magnetschwebebahn in Schanghai fährt mit einer durchdacht<br />
hergestellten Innenausstattung von Geta. Bild: dpa<br />
Inno-Mat<br />
Die Materialeffizienz-Agentur<br />
„Inno-Mat“ hat zum Ziel, die Herstellungskosten<br />
von der Materialseite<br />
anzugehen. Die Wangener<br />
Unternehmer-Kooperation ist eine<br />
von 16 bundesweit. Jede Einzelne<br />
mit spezifischem Schwerpunkt. Alle<br />
organisiert unter dem Dach der<br />
Deutschen Materialeffizienz-Agentur<br />
„demea“ mit Sitz in Berlin. Die<br />
Dachorganisation unterstützt die<br />
Gründung der Agenturen und deren<br />
Wissensaustausch. „Einsparungen<br />
bei den Materialkosten lohnen sich<br />
für <strong>Unternehmen</strong> besonders“, sagt<br />
Mario Schneider, Leiter der Deutschen<br />
Materialeffizienz-Agentur<br />
„demea“ in Berlin, „im verarbeitenden<br />
Gewerbe entfallen rund 40<br />
Prozent der Kosten auf Werkstoffe<br />
und Betriebsmittel. Studien belegen,<br />
dass Firmen in diesem Kostenblock<br />
im Durchschnitt um ein<br />
Fünftel reduzieren können“. (ast)