Unternehmen & Management - aktuelle ausgabe
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<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Seite 8 . 17. April 2008 Pro:fit<br />
Markdorfer Edeldestillen sind Exportschlager<br />
◆ Bourbon-Whiskey und Klosterfrau-Melissengeist: Arnold Holsteins Brennereien produzieren auf fünf Kontinenten – Großauftrag aus Taiwan<br />
von Winfried Thum<br />
Linie-Aquavit zum Beispiel: Bevor<br />
dieses weit gereiste „Lebenswasser“<br />
aus Oslo den Weg in die Kehlen<br />
findet, muss es im Bauch eines Schiffes<br />
19 Wochen lang reifen und dabei<br />
den Äquator überqueren. Dieser<br />
Aquavit schmeckt deutlich milder und<br />
feiner, und das hat seinen Grund nicht<br />
nur in den ständigen Bewegungen der<br />
Fässer, sondern auch in Markdorf. Der<br />
Brennereianlagen-Hersteller Arnold<br />
Holstein hat die Hightech-Destillerie<br />
gebaut. Und die norwegischen Brenner<br />
befinden sich bei ihm in bester Gesellschaft,<br />
ebenso wie die Abfindungsund<br />
Verschlussbrenner in ganz<br />
Deutschland. Denn die Anlagen vom<br />
Stadtgraben mit dem unverwechselbaren<br />
„Holstein – Markdorf/Bodensee“-Schriftzug<br />
– früher „Markdorf/<br />
Die Anlagen aus Markdorf<br />
produzieren in aller Welt<br />
namhafte Feuerwasser: Gauguin-Rum<br />
auf Tahiti, Kaktusfeigen-Schnaps<br />
auf St. Helena,<br />
Apfelbrand in Bhutan.<br />
Baden“ – auf der Brennblasen-Öffnung<br />
produzieren in aller Welt namhafte<br />
Feuerwasser: Gauguin-Rum auf<br />
Tahiti, Tungi, ein Kaktusfeigen-<br />
Schnaps auf St. Helena, Pflaumenschnaps<br />
in Vietnam oder Apfelbrand<br />
in Bhutan und natürlich Bourbon-<br />
Whiskey in Kentucky oder schlicht<br />
auch Klosterfrau-Melissengeist.<br />
Derzeit wird an der Stadtgrabenstraße<br />
in Markdorf die größte Brennerei<br />
der Firmengeschichte hergestellt.<br />
Nur noch sieben Zentimeter fehlen<br />
von den krönenden Katalysatoren bis<br />
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Nur ein Teil des Großauftrags: Die erste Hälfte befindet sich bereits auf dem<br />
Seeweg nach Taiwan. Vorne: Firmengründer Arnold Holstein. Bilder: Thum<br />
zu Hallendecke. Höher wäre nicht gegangen,<br />
ohne das Dach zu öffnen.<br />
Sechs mal 5000 Liter Füllmenge fassen<br />
die gewaltigen Kessel aus Kupfer. Sie<br />
sollen später auf Taiwan Whisky erzeugen.<br />
Bei fünf täglichen Brenn-<br />
Durchgängen entstehen so 11 000 Liter<br />
reinen Alkohols. Das ergibt 35 000<br />
Liter erstklassigen Single-Malt-Whisky<br />
mit 40 Prozent Alkohol. Doch der<br />
muss erst einmal drei bis sieben Jahre<br />
in Eichenfässern aus Frankreich, USA<br />
oder in Sherry-Fässern seine milde<br />
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Neun Monate liegen zwischen Auftrag<br />
und Verschiffung im Container.<br />
Das erklärt Volker Dietrich, bei Holstein<br />
zuständig für den Export. Holstein-Monteure<br />
bauen die Anlage vor<br />
Ort wieder auf. Erstmals habe man<br />
sich gegen die Schotten durchgesetzt,<br />
sagt Dietrich. Jede Brennerei werde<br />
exakt an den Anforderungen des Kunden<br />
ausgerichtet. Und Whisky ist in<br />
Asien das Destillat mit den höchsten<br />
Zuwachsraten. Der weltweit gute Ruf<br />
ist entscheidend für den Auftragseingang.<br />
Man kennt sich in der Branche,<br />
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Produkte aus Holstein-Brennereien finden sich im Büro von Arnold Holstein (rechts). Links Volker Dietrich, zuständig<br />
für den Export.<br />
da geht viel nur über Mund-zu-Mund-<br />
Propaganda. Wie viel, zeigt ein Blick<br />
auf die nadelgespickte Weltkarte im<br />
Holstein-Büro. Kein Kontinent bleibt<br />
ausgespart. Erst vor zwei Jahren hat<br />
die Firma Holstein eine Whisky-Brennerei<br />
mit drei mal 5000 Liter für Indonesien<br />
gebaut. Deren Qualität hat sich<br />
vermutlich herumgesprochen. Die<br />
Branche kennt sich.<br />
Der vor 50 Jahren von Arnold Holstein<br />
gegründete Betrieb hat heute 40<br />
Mitarbeiter. Sie verkaufen, planen,<br />
konstruieren und bauen in Kupfer und<br />
Geringere Fluktuation, geringe Wiedereinstellungskosten,<br />
geringerer<br />
Krankenstand – die Vorteile von Familienfreundlichkeit<br />
in <strong>Unternehmen</strong><br />
liegen auf der Hand. Auch in der PRO-<br />
FIT-Region haben das viele Firmen<br />
längst erkannt und betriebseigene<br />
Kindertagesstätten eingerichtet. In<br />
unserer Februar-Ausgabe haben wir<br />
familienfreundliche Firmen wie den<br />
Bergsportartikelhersteller Vaude in<br />
Tettnang, die Volz-Gruppe in Deilingen,<br />
das Medizintechnikunternehmen<br />
Aesculap (Tuttlingen) oder die<br />
Härtetechnikfirma Conz & Straßer<br />
(Spaichingen) vorgestellt. Dabei hat<br />
sich gezeigt: Familienfreundlichkeit<br />
ist im Kampf um die Fachkräfte längst<br />
zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor<br />
geworden.<br />
Jetzt hat der Bund das Förderprogramm<br />
„Betrieblich unterstützte Kinderbetreuung“<br />
gestartet – und unterstützt<br />
endlich auch mittelständische<br />
<strong>Unternehmen</strong> mit Barem: Bis zu 6000<br />
Euro pro Krippenplatz<br />
und Jahr können Firmen<br />
aus dem neuen<br />
Fördertopf erhalten.<br />
„Ich bin der festen<br />
Überzeugung, dass<br />
künftig immer mehr<br />
<strong>Unternehmen</strong> Kinderbetreuung<br />
anbieten<br />
werden, weil sich zeigt, dass dadurch<br />
die Betriebsabläufe besser werden<br />
und damit die Produktivität steigt“,<br />
sagt Bundesfamilienministerin Ursula<br />
von der Leyen im Gespräch mit PRO-<br />
FIT.<br />
Doch Kinderbetreuung ist teuer –<br />
und in erster Linie auch Aufgabe des<br />
Staates und nicht der <strong>Unternehmen</strong>.<br />
Das weiß auch Ursula von der Leyen,<br />
dennoch plädiert sie für mehr Engagement<br />
seitens der Arbeitgeber: „Viele<br />
<strong>Unternehmen</strong> wissen auch, dass ein<br />
staatliches Kinderbetreuungsangebot<br />
nicht immer Früh- und Spätschichten<br />
und Besonderheiten des <strong>Unternehmen</strong>s<br />
abdecken kann.“ Bisher hätten<br />
gerade mal 3,5 Prozent der deutschen<br />
Firmen eine betriebliche Kinderbetreuung<br />
– doch das soll sich jetzt durch<br />
das neue 50-Millionen-Euro-Förderprogramm<br />
ändern.<br />
Grundsätzlich können alle mittelständischen<br />
Firmen mit bis zu 1000<br />
Beschäftigten und Sitz in Deutschland<br />
das Programm in Anspruch nehmen.<br />
Gefördert werden zusätzliche Betreu-<br />
Edelstahl. Fachkräfte sind für Holstein<br />
das A und O. Sie bleiben fast immer bis<br />
zur Pensionierung. Derzeit bildet das<br />
<strong>Unternehmen</strong> fünf Lehrlinge aus. Alle<br />
Anlagen stellt Holstein selber her, zum<br />
Teil auf eigens konstruierten Maschinen<br />
zum Formen. Kleine Brennereien<br />
mit 100 bis 150 Litern Füllmenge sind<br />
nach wie vor ein wichtiger Geschäftszweig.<br />
Das <strong>Unternehmen</strong> Holstein,<br />
seit 2002 eine GmbH, bietet innovative<br />
Destillationstechnik in handwerklicher<br />
Perfektion. Die Söhne sind wie ihr<br />
Vater Geschäftsführer. Arnold Hol-<br />
ungsplätze für Mitarbeiterkinder in<br />
Form von neuen Einrichtungen oder<br />
neu eingerichtete Gruppen in bestehenden<br />
Kitas. Das heißt: Auch kleine<br />
und mittlere <strong>Unternehmen</strong>, für die<br />
sich ein eigener Betriebskindergarten<br />
nicht lohnt, können von den Geldern<br />
profitieren. Wichtig ist: Es werden nur<br />
die Krippenplätze für Kinder gefördert,<br />
die bei Beginn noch jünger als<br />
drei Jahre sind. Pro Platz gibt es bis zu<br />
6000 Euro pro Jahr – mindestens aber<br />
werden 50 Prozent der Kosten erstattet.<br />
Die restlichen Betriebskosten<br />
stein junior zeichnet für die Fertigung<br />
verantwortlich, Markus Holstein hat<br />
sich auf den Vertrieb spezialisiert.<br />
Fahrbare Brennereien hat Holstein<br />
für die Schweiz gebaut. Unter anderem<br />
werden sie von der Alkoholverwaltung<br />
zur Schulung von Steuerkräften<br />
durchs Land gefahren: heute im<br />
Thurgau, übermorgen im Tessin.<br />
Der Chef hat den Beruf im elterlichen<br />
Betrieb in Eriskirch gelernt, bevor<br />
er nach Markdorf kam.1958 hat er<br />
geheiratet und seine eigene Kupferschmiede<br />
eröffnet.<br />
Geld für die Betriebs-Kita<br />
◆ 6000 Euro Jahreszuschuss für einen neuen Krippenplatz bei Mittelständlern<br />
von Sabine Strauß<br />
Setzt auf eine eigene Kita: Vaude-Chefin Antje von Dewitz. Bild: Strauß<br />
„Ich bin der festen Überzeugung,<br />
dass künftig immer<br />
mehr <strong>Unternehmen</strong> Kinderbetreuung<br />
anbieten werden“<br />
FAMILIENMINISTERIN VON DER LEYEN<br />
Geld für die Kita<br />
Ausführliche Informationen für<br />
<strong>Unternehmen</strong> und Beschäftigte, die<br />
mehr zum Thema betriebliche<br />
Kindertagesstätten und zum Förderprogramm<br />
wissen wollen, gibt es<br />
auf dem neu eingerichteten Service-Portal<br />
im Internet. Dort gibt es<br />
auch einen Kosten-Nutzen-Rechner<br />
und die Anträge für das Förderprogramm<br />
zum Download.<br />
Das Förderprogramm im Netz:<br />
www.mittelstand-undfamilie.de<br />
müssen von den <strong>Unternehmen</strong> oder<br />
den Eltern übernommen werden.<br />
Die Anschubfinanzierung soll erstmal<br />
den Start erleichtern – und kann<br />
für zwei Jahre beantragt werden. Kofinanziert<br />
werden nur die Betriebskosten<br />
– nicht die Investitionskosten. Um<br />
die Gelder des Förderprogramms, das<br />
aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds<br />
finanziert wird, zu bekommen,<br />
müssen die Firmen einen schriftlichen<br />
Antrag stellen. Klar ist: Natürlich<br />
lassen sich nicht alle Kosten durch die<br />
Anschubfinanzierung tragen. Dennoch<br />
ist es keine Wohltat der <strong>Unternehmen</strong><br />
mehr, in Familienfreundlichkeit<br />
zu investieren, sondern aufgrund<br />
des Fachkräftemangels betriebwirtschaftlich<br />
oft notwendig. Nach Ursula<br />
von der Leyen zeigen Untersuchungen<br />
sogar, dass die Investitionen in<br />
solche Maßnahmen eine Rendite von<br />
rund 25 Prozent haben.<br />
Anja Conz, Geschäftsführerin der<br />
Conz & Straßer GmbH, in ihrem<br />
Bertriebskinderzimmer. Bild: Luz