Unternehmen & Management - aktuelle ausgabe
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Unterwegs<br />
Seite 28 . 17. April 2008 Pro:fit<br />
Campus<br />
HTWG<br />
Erste Kanzlerin<br />
Margit Plahl<br />
(Bild) ist die<br />
erste Kanzlerin<br />
der Hochschule<br />
für Technik,<br />
Wirtschaft und<br />
Gestaltung<br />
(HTWG) in<br />
Konstanz. Sie tritt die Nachfolge<br />
des bisherigen Verwaltungsdirektors<br />
Axel Schuler an und<br />
wurde vom Hochschulrat der<br />
HTWG gewählt. Plahl war seit<br />
2004 Kanzlerin der Gerog-Simon-<br />
Ohm-Hochschule für angewandte<br />
Wissenschaft Nürnberg, der<br />
zweitgrößten und forschungsstärksten<br />
Fachhochschule in<br />
Bayern. Die 39-jährige Juristin<br />
und Sozialpädagogin, die von<br />
2001 bis 2003 bereits als Leiterin<br />
der Personalabteilung der Uni<br />
Konstanz in der Hochschulstadt<br />
tätig war, will „die bewährten<br />
Stärken der HTWG ausbauen“.<br />
Dazu gehört die Verbesserung der<br />
Serviceleistungen für die Studierenden.<br />
(sk)<br />
BERUFSAKADEMIE<br />
Plattform für<br />
Sport<br />
Nach dem<br />
Motto<br />
„Studenten<br />
für<br />
Studenten“<br />
haben<br />
acht Studenten<br />
des Studiengangs Wirtschaftsinformatik<br />
der Berufsakademie<br />
(BA) Lörrach ein virtuelles Sportportal<br />
aufgebaut. Die Plattform<br />
soll den rund 1500 Studenten der<br />
BA die Möglichkeit bieten, Sportgruppen<br />
zu gründen und Events<br />
zu organisieren. „Das Portal ist<br />
sehr sinnvoll, da das Studieren<br />
nicht nur aus Klausuren, Seminaren<br />
und Partys besteht. Bewegung<br />
und Sport sind genauso wichtig“,<br />
ist sich BA-Direktor Bernd Martin<br />
sicher. Zudem können man den<br />
Hochschulstandort Lörrach mit<br />
dem Sportportal in Zukunft besser<br />
vermarkten und mehr sportlustige<br />
Studenten an die BA locken.<br />
(sk)<br />
HOCHSCHULE ALBSTADT<br />
Fünf Sterne für Lehre<br />
Die Hochschule Albstadt-Sigmaringen<br />
wurde in einer bundesweiten<br />
Studie des Centrums für<br />
Hochschulentwicklung und dem<br />
Arbeitskreis Personalmarketing zu<br />
Bachelor-Studiengängen mit fünf<br />
Sternen ausgezeichnet. Die<br />
Höchstwertung haben nur 31 von<br />
547 untersuchten Studiengängen<br />
erhalten. Darunter sind drei der<br />
Hochschule Albstadt: Lebensmitteltechnik,<br />
Pharmatechnik<br />
und Wirtschaftsingenieurwesen.<br />
Ermittelt wurden dabei nicht nur<br />
die Vermittlung von Fachkompetenz,<br />
sondern auch die darüber<br />
hinausgehenden Schlüsselqualifikationen<br />
für den Beruf. Das Rating<br />
fand bereits zum dritten Mal<br />
statt. (sk)<br />
LANDESKONFERENZ<br />
Graevenitz bleibt Chef<br />
Gerhart von<br />
Graevenitz<br />
(Bild), Rektor<br />
der Universität<br />
Konstanz, wurde<br />
von den Rektoren<br />
und Präsidenten<br />
der<br />
baden-württembergischen Universitäten<br />
für ein weiteres Jahr<br />
zum Vorsitzenden der Landeskonferenz<br />
gewählt. Die neue<br />
Amtszeit endet am 31. März 2009.<br />
Der stellvertretende Vorsitzende,<br />
der Hohenheimer Rektor Hans-<br />
Peter Liebig, bleibt weiterhin im<br />
Amt. Als Schwerpunkt seiner<br />
Amtszeit bezeichnete von Graevenitz<br />
die Umsetzung der Ausbauprogramme<br />
auf Landes- und<br />
Bundesebene. Weitere wichtige<br />
Themen seien die Umsetzung der<br />
gestuften Studiengänge im Lehramt,<br />
die baden-württembergische<br />
Hochschulefinanzierung und die<br />
Vereinfachung der Professorenbesoldung.<br />
(sk)<br />
Fischalarm auf den Lofoten: Auf allen freien Flächen hängen zwischen Januar und Juli die getrockneten Dorsche auf den A-förmingen Trockengestellen, wie hier in Å. Bilder: Merklinger<br />
Der Himmel hängt voller Fisch<br />
◆ Auf der norwegischen Inselgruppe der Lofoten dreht sich vier Monate lang alles um den Dorsch<br />
von Michael Merklinger<br />
Der Atlantik wirkt erstaunlich ruhig,<br />
als die ersten Hotelgäste den<br />
Frühstückssaal in Henningsvær gegen<br />
acht Uhr betreten. Noch! Keine zwei<br />
Stunden später tobt ein Schneesturm<br />
über den kleinen Ort auf den Lofoten<br />
hinweg. Die im Hafenbecken verbliebenen<br />
Fischerboote werden zum<br />
Spielball von Wellen und Wind. Von<br />
Henningsvær, dem „Venedig des Nordens“,<br />
lassen sich in der Ferne die<br />
schneebedeckten, schroffen und kahlen<br />
Berge der Lofoten erahnen. Ein beeindruckendes<br />
Naturschauspiel von<br />
Meer und Bergen.<br />
Mehr als 20 Fischerboote sind an<br />
diesem Morgen in aller Frühe aus dem<br />
Hafen in Henningsvær gefahren, um<br />
sich ihren Anteil zu sichern – ihren Anteil<br />
an den riesigen Dorschschwärmen.<br />
Einmal jährlich schwimmt der<br />
Dorsch, der nach seiner Geschlechtsreife<br />
in Deutschland Kabeljau und in<br />
Norwegen Skrei genannt wird, zum<br />
Laichen in die Fischgründe nördlich<br />
der Lofoten. Hunderte von Fischkuttern<br />
folgen ihnen in dieser Zeit.<br />
„Stockfisch ist das Gold der Lofoten“,<br />
sagt Steinar Larsen, wenn er<br />
über den Stockfisch in seinem Museum<br />
in Å philosophiert. Keiner kennt<br />
sich so gut aus mit dem „reisenden<br />
Fisch“ wie er. Über 20 Jahre lang hat<br />
Larsen, der sommers wie winters einen<br />
Strickpulli trägt, das Naturprodukt<br />
hauptsächlich nach Italien verkauft.<br />
Ein einträgliches Geschäft.<br />
„Wenn man gut fischt, dann sagt man<br />
hier Auf Wiedersehen Armut, berichtet<br />
Larsen mit einem Schmunzeln.<br />
Über 31 000 Tonnen werden die Fischer<br />
auf den Lofoten bis Ende April<br />
aus dem Wasser ziehen. Damit steuern<br />
die dortigen Seemänner knapp ein<br />
Drittel des gesamten Dorschfangs in<br />
Norwegen bei. „Früher haben die Fischer<br />
bis zu 500 Kilogramm Fisch am<br />
Tag gefangen. Heute sind es 20 000 Kilogramm<br />
pro Stunde“, erklärt Larsen.<br />
Der Kabeljau war bis etwa 1970 eine<br />
der verbreitetsten Fischarten der Welt.<br />
Angelglück: Gleich zwei Dorsche auf<br />
einmal beim Fischfang vor Nusfjord.<br />
Lofoten<br />
Die Lofoten, das sind schroffe<br />
Berge, Fjorde, das offene Meer und<br />
Sandstrände, kahle Felsen und<br />
grüne Landschaften. Die Inselgruppe<br />
zwischen dem 67. und 68.<br />
Breitengrad ist vom norwegischen<br />
Festland durch den Vestfjord getrennt.<br />
Brücken verbinden die<br />
Inseln der norwegischen Inselgruppe.Auf<br />
einer Fläche von 1227<br />
Quadratkilometern leben hier etwa<br />
25 000 Menschen.<br />
Im Netz:<br />
www.lofoten.info<br />
Die gute Verwertbarkeit des Fisches<br />
und seine Lagerfähigkeit sowie der<br />
recht leichte Fang haben dazu geführt,<br />
dass er inzwischen sogar in seinem<br />
Fortbestand bedroht ist. Deshalb wird<br />
die Fangquote von der Fischereiaufsicht<br />
in Norwegen überwacht. 2003<br />
wurden auf den Lofoten etwa 47 000<br />
Tonnen Skrei gefischt, vier Jahre später<br />
nur noch 31 000 Tonnen. Die Einnahmequelle<br />
durch den Fisch ist stark<br />
zurückgegangen. Stattdessen wird<br />
heute ein großer Teil der Einnahmen<br />
aus dem Tourismus erwirtschaftet.<br />
Nur wenige Menschen auf den Lofoten<br />
leben noch vom reinen Fischfang.<br />
Die Fischer achten gegenseitig auf<br />
sich, damit keiner zu viel Dorsch aus<br />
dem Wasser zieht. Nach strengen Regeln<br />
wird daher gefischt, die Strafen<br />
bei Missachtung sind drakonisch.<br />
Draußen auf dem Bootssteg duftet<br />
es trotz des Windes nach Meer, Seetang,<br />
Holz und natürlich Fisch. „Es<br />
riecht nach Geld“, betont Larsen, als er<br />
das kollektive Naserümpfen seiner Besucher<br />
sieht. In den Fischfabriken<br />
wird in der „Fünften Jahreszeit“, wenn<br />
der Dorsch kommt, rund um die Uhr<br />
gearbeitet. Man riecht und sieht es! Etwa<br />
vier Monate, jeweils sechs Tage pro<br />
Woche, zieht es die Fischer in der Saison<br />
zwischen Januar und April aufs<br />
Meer. Denn der Dorsch ist das Ge-<br />
Christian-Ivar Hammerbeck angelt<br />
durch ein Loch im Hotelboden.<br />
Beeindruckende Landschaften zeichnen die Lofoten zu jeder Jahreszeit aus.<br />
schäft auf den Lofoten. „Mit dem Geld,<br />
das wir in den drei Monaten beim<br />
Dorschfang verdienen, versorgen wir<br />
unsere Familien für den Rest des Jahres“,<br />
erklärt Kapitän Lars Åge. Umgerechnet<br />
zweieinhalb Euro verdient<br />
Åge pro Kilo. 40 Tonnen Dorsch darf er<br />
2008 fangen, dann ist seine Fangquote<br />
erfüllt und ein finanzieller Grundstock<br />
bis zum nächsten Fang gelegt.<br />
„Stockfisch ist das Gold der<br />
Lofoten. Wenn man gut<br />
fischt, dann sagt man hier:<br />
Auf Wiedersehen Armut“<br />
DORSCH-FISCHER STEINAR LARSEN<br />
Auch die Kinder profitieren vom<br />
Fischfang. So gilt die Zunge der Dorsche<br />
als besondere Delikatesse. Sie<br />
wird auf Metallspieße gesteckt und<br />
später in der Pfanne angebraten. Das<br />
Herausschneiden ist seit Jahrhunderten<br />
den Kindern vorbehalten. In manchen<br />
Orten gibt es extra Fischferien.<br />
Ansonsten arbeiten die Kinder nach<br />
der Schule oder am Wochenende in<br />
den Fischannahmestellen. „Wir kriegen<br />
40 Kronen (6 Euro) pro Kilo<br />
Dorschzunge“, erklärt ein 14-Jähriger<br />
mit breitem Grinsen. Bis zu 4000 Euro<br />
können die Kinder während einer gu-<br />
ten Saison verdienen.<br />
Hoch aus dem Norden, aus der Barent-See,<br />
kommt der Skrei alljährlich<br />
in die vom Golfstrom verwöhnten Gewässer<br />
der Lofoten. Früher ernährte<br />
der saisonale Ansturm auf den Fisch<br />
ganze Heerscharen von Saison-Fischern,<br />
die in den vier Monaten der<br />
Laichzeit wie zu einem Goldrausch<br />
vom norwegischen Festland auf die<br />
Lofoten kamen. In offenen Booten<br />
wagten sie sich in die von eisigen Winden<br />
gepeitschte See, um sich dann in<br />
der Nacht klamm und hungrig in<br />
schlecht beheizten und nach Teer und<br />
Fisch stinkenden Rorbuser, einstigen<br />
Bootshäusern der Lofotenfischer, in<br />
den Schlaf zu zittern. Heute sind die<br />
kleinen und meist rot angemalten<br />
Rorbus luxuriöse kleine Ferienhäuschen,<br />
die teilweise über Fußbodenheizungen<br />
verfügen.<br />
An der Jagd auf den Skrei beteiligen<br />
sich seit einigen Jahren auch immer<br />
mehr Touristen. Das kleine und idyllische<br />
Örtchen Nusfjord hat sich beispielsweise<br />
ganz auf die Angler eingestellt.<br />
Neben zahlreichen Rorbus stehen<br />
moderne Boote zum Fang bereit.<br />
Mit Hilfe der Technik (Echolot), ist die<br />
Chance eines Fanges groß und das Herablassen<br />
der Angelschnur ein leichtes<br />
aber auch zeitintensives Vergnügen.<br />
Wer beim Angeln die Gemütlichkeit<br />
vorzieht, der sollte in Svolvær sein<br />
Quartier aufschlagen, denn dort muss<br />
er nicht einmal das Hotelzimmer dazu<br />
verlassen. Im Zimmer 121 des Rica Hotels<br />
hat ein pfiffiger Schreiner nämlich<br />
ein verschließbares Loch im Fußboden<br />
hinterlassen, das einfach geöffnet<br />
werden kann und der Angelleine den<br />
Weg direkt ins Wasser weist.<br />
„Auf den Lofoten hängt ab Mitte<br />
März der Himmel voller Fische“, sagt<br />
Steinar Larsen, als er den Sinn der allgegenwärtigen<br />
Trockengestelle auf<br />
den Lofoten erklärt. Auf den großen Aförmigen<br />
Holzgestellen, die auf jedem<br />
freien Fleckchen Erde stehen, hängen<br />
manchmal noch bis in den Juni hinein<br />
die an den Schwanzflossen zusammengebundenen<br />
Fische im Wind. Der<br />
Kabeljau verliert durch das Trocknen<br />
ungefähr 80 Prozent seines Gewichts.<br />
Völlig ausgedörrt ist der Trockenfisch<br />
(Tørrfisk) lange Zeit haltbar und in katholischen<br />
Ländern während der Fastenzeit<br />
sehr begehrt.<br />
Die Fachleute unterscheiden zwischen<br />
Salz, Stock- und Klippfisch: Der<br />
Stockfisch trocknet auf hölzernen Gestellen,<br />
der Klippfisch dörrte einst auf<br />
den Klippen, heute in großen beheizten<br />
Hallen. Als „bacalao“ sind die Trockenfische<br />
aus der portugiesischen<br />
Küche nicht mehr wegzudenken. Ein<br />
Großteil des auf den Lofoten gefangenen<br />
Stockfischs wird allerdings nach<br />
Italien exportiert, wobei die Größe<br />
entscheidet, ob er nach Süd- oder<br />
Norditalien gefahren wird. Auch die<br />
Fischköpfe werden vermarktet: Sie<br />
landen in sehr speziellen norwegischen<br />
Gerichten oder werden in Entwicklungsländer<br />
verkauft.<br />
Aus dem Dorsch wird aber noch ein<br />
Produkt gewonnen, das viele Menschen<br />
sicherlich mit Grauen an ihre<br />
Kinderzeit zurückdenken lässt: Lebertran.<br />
„Lebertran ist in Norwegen das<br />
einzige Produkt, das vom Gesundheitsministerium<br />
offiziell empfohlen<br />
wird“, schmunzelt Reiseführer und<br />
Künstler Christian-Ivar Hammerbeck<br />
und verzieht dabei mit einem Kopfschütteln<br />
das Gesicht.<br />
Manche kommen immer wieder, um das Nordlicht zu sehen. Besonders in den kalten Monaten lässt sich das faszinierende<br />
Naturschauspiel auf den Lofoten sehr gut beobachten. Bild: Ohna