66 <strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 Blockchain: Vertrauens motor für die <strong>digital</strong>e Bankenwelt? Im <strong>digital</strong>en Zeitalter verändern disruptive Technologien wie Blockchain die Kunde-Bank- Beziehung. Für Banken ist das eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Diese müssen sie annehmen und neue Technologien adaptieren, frühzeitig die Potenziale durchdringen, ihr Leistungsangebot anpassen und dabei die Datensicherheit im Blick behalten.
<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 67 Seit jeher spielt Vertrauen in der Bankenwelt die zentrale Rolle. Kunden geben ihr Vermögen in die Hände erfahrener Experten, damit sie es erhalten und mehren. Sie verlassen sich darauf, dass Bankgeschäfte sicher und unter Wahrung von Vertraulichkeit und Privatsphäre erfolgen. Gerade vermögensverwaltende Banken bauen ihr Geschäft auf diesem Prinzip auf und müssen täglich daran arbeiten, dem Vertrauensvorschuss ihrer Kunden gerecht zu werden. Überzeugende Produkte und Services sowie die verlässliche Abwicklung von Transaktionen sind dabei wichtige Ankerpunkte einer vertrauensvollen Kunde-Bank-Beziehung. In einer komplexen und sich schnell ändernden Welt müssen sich Banken aber konsequent weiterentwickeln, um ihre Kunden auch künftig zu überzeugen. Dabei kommt es für Banken auf drei Dinge an: • Sie müssen sich ein Stück weit neu erfinden. Nicht nur, weil niedrige Zinsen auf die Erträge drücken oder die Regulierung für zusätzliche Kosten sorgt, sondern auch, weil sich die Kundenbedürfnisse durch die Digitalisierung verändern. Viele Kunden wollen in Echtzeit ihre Konten selbst verwalten, <strong>digital</strong>e Produkte und Services nutzen, und sie erwarten ein einzigartiges Kundenerlebnis. Verstärkt wird diese Entwicklung, weil neue Wettbewerber mit attraktiven Angeboten in Konkurrenz zu den etablierten Banken treten. Diese müssen mithilfe neuer Technologien attraktive, sichere und kostengünstige Antworten geben. • Dazu müssen sich die Banken technisch einfacher und effizienter organisieren. Denn die weiter steigende Komplexität des Geschäfts – Stichwort zunehmende Regulierung – ist eine Herausforderung für traditionelle Banksysteme. Banken müssen ihre Infrastrukturen leistungsfähiger machen und die zugrunde liegenden Prozesse <strong>digital</strong>isieren, um Daten im Sinne ihrer Kunden noch verlässlicher und effizienter zu verarbeiten. • Eine <strong>digital</strong>e und vernetzte Welt ist anfällig für Cyberkriminalität und weitere neuartige Risiken, die das Vertrauensverhältnis zwischen Banken und ihren Kunden beeinträchtigen können. Auch hier müssen Banken durch den Einsatz moderner und sicherer Technologien weiterhin für höchste Standards sorgen, um ihren Vertrauensvorsprung gegenüber neuen Wettbewerbern zu halten. Blockchain kann die Bankenwelt verändern Ein zentraler Baustein für den künftigen Erfolg von Banken ist also die konsequente Nutzung neuer Technologien. Neben der technischen und finanziellen Realisierbarkeit ist das Vertrauen in ihre Sicherheit und Zuverlässigkeit das entscheidende Erfolgskriterium. Die derzeit am heißesten diskutierte neue Technologie heißt Blockchain. Sie hält immer häufiger Einzug in die Finanzbranche. Zwar ist es angesichts der heutigen IT- Systeme vieler Banken und des disruptiven Potenzials der Technologie schwer abzuschätzen, wann und in welchem Umfang sie flächendeckend eingesetzt werden kann. Mittel- bis langfristig wird diese Technologie aber die Art und Weise, wie Banken Transaktionen abwickeln, grundlegend verändern. Denn sie hat das Potenzial, diese einfacher, schneller und sicherer zu machen. Um das disruptive Potenzial von Blockchain zu verstehen, muss man zunächst fragen: Wie gehen die Banken bislang mit Daten um? Bisher erfassen sie jeden einzelnen Vorgang separat, von der Überweisung über die Kreditkartenzahlung bis hin zum Immobilienkredit. Und das für jeden Kundenstamm. Die erfassten Vorgänge werden zentral in einer hauseigenen Datenbank hinterlegt. Jede einzelne Bank muss also mit einer riesigen Masse an Vorgängen verlässlich klarkommen und die Daten sicher mit anderen Akteuren des Finanzsystems austauschen. Das ist nicht nur komplex, sondern auch teuer. Was macht die Blockchain besser? Im Wesentlichen hat diese Technologie zwei entscheidende Vorteile: 1. Blockchain bringt sichere und nicht-manipulierbare Transaktionen in Echtzeit Einerseits können zwei Akteure Transaktionen sicher untereinander abwickeln. Über verschlüsselte Identitäten können sie sich von der Vertrauenswürdigkeit des Gegenübers überzeugen. Werden sie handelseinig, wird ihre Privatsphäre dadurch geschützt, dass die Transaktion als anonymisierter Datenblock abgespeichert wird. Anderseits stellt die Blockchain den bisherigen Umgang mit Daten auf den Kopf. Die anonymisierten Datenblöcke würden nicht im hauseigenen System, sondern in einer Kette abgespeichert, die nicht verändert, aber von allen Teilnehmern des <strong>digital</strong>en Netzwerks eingesehen werden kann. In dieser Kette werden sie aber nur dann hinterlegt, wenn die Mehrzahl der Netzwerk-Teilnehmer die zugrunde liegende Transaktion als rechtens anerkennt. Der Clou: Durch diese Mechanismen würden heute übliche, langwierige Prozeduren zur Überprüfung von Transaktionen hinfällig, da sich alle Netzwerk-Teilnehmer jederzeit auf die Rechtmäßigkeit der abgespeicherten Blocks verlassen könnten. Banken könnten so nahezu alle Finanztransaktionen in Echtzeit abwickeln, die handelnden Akteure erhielten ihr Geld schneller. Unter dem Strich würden so das Gegenpartei- Risiko gesenkt, Kapital freigesetzt und Transaktionskosten