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magazin<br />
AiB 7-8 | 2017<br />
surftipps<br />
+ +++ Demografie<br />
verstehen<br />
Deutschland – ein Omaund<br />
Opa-Land? Jedenfalls<br />
sorgt der demografische<br />
Wandel dafür, dass die<br />
Zahl der Arbeitskräfte<br />
kleiner wird. Welche<br />
demografischen und<br />
gesellschaftlichen<br />
Entwicklungen die<br />
Arbeitswelt von morgen<br />
beeinflussen, zeigt das<br />
gemeinsame Internetportal<br />
demowanda.de<br />
von der Bundesanstalt<br />
für Arbeitsschutz und<br />
Arbeitsmedizin (BAuA)<br />
und anderen Forschungseinrichtungen.<br />
Das<br />
Portal bietet einen<br />
aussage kräftigen Blick<br />
auf Entwicklungen in<br />
Deutschland, die für eine<br />
alters- und alternsgerechte<br />
Gestaltung der<br />
Arbeitswelt relevant sind.<br />
www.demowanda.de<br />
Wie lässt sich die Entwicklung im Bereich<br />
Arbeit 4.0 und Industrie 4.0 einschätzen?<br />
Es lassen sich momentan keine eindeutigen<br />
validen Prognosen formulieren. Es sind<br />
unterschiedliche Entwicklungsszenarien<br />
denkbar. Sieht man den Einsatz digitaler<br />
Technologien in der Arbeitswelt als Chance,<br />
lässt sich grundsätzlich von einer Aufwertung<br />
der Arbeitsprozesse ausgehen. Beispielsweise<br />
für bessere Arbeitsbedingungen – das wäre<br />
ein humaner Ansatz, der auf die Beschäftigten<br />
zugeschnitten ist. Bei diesem Ansatz können<br />
Robotersysteme ergonomisch problematische<br />
Arbeitsplätze ersetzen, ohne dass es zu signifikanten<br />
Arbeitsplatzverlusten kommt.<br />
Was wäre die andere Blickrichtung? Die pessimistische<br />
Betrachtungsweise geht von weitreichenden<br />
Arbeitsplatzverlusten aus. Eine<br />
Dequalifizierung und der Verlust von erworbenen<br />
Kompetenzen wären das Ergebnis von<br />
Digitalisierungsprozessen. Dazu kommt eine<br />
umfangreiche Kontrollmöglichkeit seitens des<br />
Arbeitgebers und – heute schon teilweise problematisch<br />
– die ständige Kontrollierbarkeit<br />
und Erreichbarkeit der Beschäftigten. Wichtig<br />
ist, dass Digitalisierung kein Selbstläufer ist.<br />
Es muss Einfluss auf den Einführungsprozess<br />
genommen werden – etwa seitens der<br />
Betriebsräte. Der technische Fortschritt darf<br />
nicht das alleinige Ziel sein.<br />
Und was bedeutet das für die Politik? Arbeit<br />
4.0 ist ein Gestaltungsprojekt. Politik muss<br />
die Spielräume festlegen, innerhalb deren<br />
Grenzen sich Digitalisierung abspielt. Wichtig<br />
interview<br />
Digitalisierung als Chance nutzen<br />
steinbacher forum Der Industriesoziologe<br />
Prof. Dr. Hartmut Hirsch-Kreinsen erforscht Digitalisierung<br />
von Arbeit und untersucht, wie sich Arbeit<br />
im digitalen Wandel entwickelt. Wo liegen die Chancen,<br />
was sind die Risiken?<br />
ist eine ganzheitliche Betrachtung. Wir reden<br />
hier von soziotechnischen Systemen, also vom<br />
Zusammenspiel von Mensch und Technik. In<br />
diesem System ist Partizipation unverzichtbar.<br />
Betriebsräte müssen sich zunächst mit den<br />
Entwicklungen auskennen, sich also entsprechend<br />
fortbilden. Sie müssen kompetent<br />
sein, um Einfluss nehmen zu können. Und sie<br />
müssen Einfluss nehmen wollen! Aber auch<br />
der Führungsstil von Vorgesetzten muss sich<br />
innerhalb dieses Entwicklungsprozesses verändern.<br />
Weg von Kontrolle, hin zu Motivation.<br />
Welche Herausforderungen sind noch zu<br />
erwarten? Es gibt viele neue Herausforderungen,<br />
denn es geht beim Thema Arbeit 4.0 um<br />
die sogenannte Mensch-Maschine-Interaktion.<br />
Hier müssen neue Gestaltungsprinzipien her,<br />
die Diskussion ist in vollem Gange. In diesem<br />
Diskurs sind die Gewerkschaften engagiert<br />
und einflussreich. Sie müssen auf politischgesellschaftlicher<br />
Ebene dafür sorgen, dass<br />
Digitali sierung kein Automatismus ist, sondern<br />
gestaltet wird und gestaltbar bleibt.<br />
Müssen dann auch neue gesetzliche Regelungen<br />
her, um die Gestaltungsmöglichkeiten<br />
zu sichern? Das lässt sich derzeit schwer<br />
einschätzen. Möglicherweise reichen die<br />
vorhandenen Regelungen aus, zum Beispiel<br />
die Beteiligungsrechte aus dem Betriebsverfassungsgesetz.<br />
Denkbar sind neue Regelungstatbestände,<br />
sofern § 87 Abs. 1 Nr. 6 Betriebsverfassungsgesetz<br />
nicht ausreicht, wo es ja<br />
explizit um die Einführung und Anwendung<br />
von technischen Einrichtungen geht.<br />
Keine Flaute für Wirtschaft in Sicht<br />
8<br />
konjunktur Die Aussichten für die deutsche<br />
Wirtschaft sind weiterhin günstig. Das Risiko,<br />
dass sie in nächster Zeit in Rezession gerät, ist<br />
trotz eines leichten Anstiegs gegenüber der<br />
April-Auswertung gering. Das zeigt der Konjunkturindikator<br />
des Instituts für Makroökonomie und<br />
Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler<br />
Stiftung. Die Rezessionswahrscheinlichkeit liegt<br />
derzeit bei 10,8 Prozent. Kein Grund zur Sorge,<br />
heißt es vonseiten der Experten.