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Politik Dr. Helmut Golowitsch Jahrgang 1942 Publizist und Historiker Verfasser von Südtirol- Dokumentationen, zuletzt: „Für die Heimat kein Opfer zu schwer“ über die Folterungen Südtiroler Häftlinge in den 1960er Jahren. Bild: 1946 wurden Bundeskanzler Figl die Unterschriften überreicht, mit denen die Südtiroler ihren Wunsch einer Wiedervereinigung Ausdruck gaben. Figl rief der Menge zu, dass er die Rückkehr Südtirols fordere. Davor hatte er allerdings dem italienischen Ministerpräsidenten bestellen lassen, dass er die Brennergrenze akzeptiere. Gruber (ÖVP) waren im Einklang mit der Politik der Westmächte hinsichtlich Südtirols zu Verzichtsverhandlungen mit Rom bereit. Davon durfte aber die österreichische Bevölkerung ebenso wenig erfahren, wie die sowjetische Besatzungsmacht. Es galt also, Geheimverhandlungen zu führen - nicht auf Regierungsebene, sondern auf Eine besondere Rolle spielte bei den auf parteipolitischer Ebene geführten Geheimverhandlungen zwischen Rom und Wien ein verdeckt agierender österreichischer Unterhändler, der aus Wien stammende Kartonagenfabrikant Rudolf Moser aus Sachsenburg in Kärnten. Moser war sowohl ein Vertrauensmann der ÖVP als auch des Vatikans und der italienischen Christdemokraten. Er war in der Zeit des österreichischen Ständestaates „Gauführer“ der „Ostmärkischen Sturmscharen“ in Kärnten-Osttirol gewesen. Seit dieser Zeit verband ihn eine herzliche Freundschaft mit dem niederösterreichischen „Gauführer“ Leopold Figl, welcher nun Bundeskanzler geworden war. Bereits in der Zwischenkriegszeit hatte Rudolf Moser als wirtschaftspolitischer Verbindungsmann zum faschistischen Königreich Italien fungiert und war auch mehrmals vom Papst in Audienz empfangen worden. Dabei hatte er wichtige Persönlichkeiten kennengelernt, die im nunmehr demokratisch gewordenen Italien eine wichtige Rolle spielten. Seit dieser Zeit verband ihn eine persönliche Freundschaft zu dem nunmehrigen Ministerpräsidenten Alcide Degasperi und zu zahlreichen katholischen und teilweise ex-faschistischen Politikern, die nun Ministerämter einnehmen sollten. Rudolf Moser setzte nun seine Verbindungstätigkeit im Auftrag der ÖVP-Bundesspitze mit dem erklärten Ziel fort, den Stolperstein Südtirol durch Verzichtsabmachungen aus dem Weg zu räumen. Geheime Botschaft nach Rom: Wir akzeptieren die Grenze am Brenner Bereits im Jahre 1946 überbrachte Info-DIREKT jetzt k Erklärtes Ziel er mit Einverständnis seines Freundes und Bundeskanzlers Leopold der ÖVP-Bun- Figl dem Ministerpräsidenten Degasperi die geheime Botschaft, und bequem weite Parteiebene zwischen der desspitze, den dass die österreichische Bundesregierung bereit sei, auf die Rück- „Österreichischen Volkspartei“ (ÖVP) und der itakehr Südtirols zu verzichten. Stolperstein lienischen „Democrazia Südtirol durch Cristiana“ (DC). Figl hatte damals auf einer Innsbrucker Großkundgebung im Fachhand offi- Verzichtsabmachungen aus ziell noch lautstark die Rückkehr österreichweit oder in einer von über 100 dem Weg zu Südtirols zu Österreich gefordert gehabt. Diese Ungeheuerlichkeit ist in dem vorliegenden Buch mit räumen. kaufen Dokumenten belegt. bei www.phalanx-europa.c Jahrzehntelange geheime Vermittlertätigkeit Die geheime Vermittlertätigkeit Mosers dauerte Jahrzehnte lang. Moser arrangierte auch Geheimtreffen österreichischer ÖVP-Politiker mit italienischen Spitzenpolitikern in seinem Haus in Kärnten. oder auf www.info-direkt.eu Nur durch Ihre Unterstützung In den 1960er-Jahren war Rudolf Moser enger Berater zunächst des Bundeskanzlers Dr. Gorbach (ÖVP) und dann des Bundeskanzlers Dr. Josef Klaus. Moser gab aber auch italienischen Politikern Ratschläge und empfahl bei- abhängiger spielsweise Journalismus seinem Freund, dem italienischen mög Innenminister Taviani, in Südtirol „die bekannten Unnachgiebigen“ „zu isolieren“, sprich: zu verfolgen. Daraus werde „eine aufrichtige Freundschaft Italien-Österreich resultieren, deren stärkste Parteien der gleichen Ideologie sind“. Derart ermuntert, ließ der Innenminister schreckliche Folterungen durch seine Carabinieri zu und ließ auch den Befehl an die Sicherheitskräfte ausgeben, auf Verdächtige ohne Zögern sofort zu schießen. Kanzler Klaus gab allen Forderungen nach: Illegale Rechtshilfe und „Schubhaft“ Rom forderte sodann in Geheimverhandlungen, die in der Schweiz stattfanden, die österreichische Regierung dazu auf, nach Österreich geflüchtete Südtiroler Freiheitskämpfer zu verfolgen. Auf italienischer Seite traten Geheimdienstleute als Verhandlungspartner auf, von denen sich später herausstellen sollte, dass sie in „schmutzige Angelegenheiten“ bis hin zu Auftragsmord verwickelt waren. Sie forderten, dass Österreich nach faschistischem Vorbild „Vorbeugehaft“ und Zuweisung von Zwangsaufenthalten für Südtiroler einführen und diese auch an Italien ausliefern sollte. Allen Zumutungen konnte selbst der Rom weit entgegenkommende Bundeskanzler Dr. Klaus nicht entsprechen. Immerhin wurde aber eine 28 |
Politik illegale „Schubhaft“ über geflüchtete Südtiroler, wie den Passeirer Schützenmajor Georg Klotz und die „Pusterer Buam“ Josef Forer und Heinrich Oberlechner, verhängt. Eine Auslieferung war nämlich in politischen Fällen rechtlich nicht möglich. aufen Rudolf Moser organisierte auch ein Geheimtreffen zwischen Bundeskanzler Dr. Klaus und dem italienischen Regierungschef Aldo Moro auf italienischem Boden. Bundeskanzler Dr. Josef Klaus gab allen italienischen Forderungen willig nach, denn Rom setzte Widerstand gegen einen EWG-Beitritt Österreichs als Druckmittel ein. Die Regierung Klaus protestiert daher auch nicht gegen die weiter andauernden Folterungen politischer Häftlinge in Südtirol, unter denen sich nun auch Österreicher befanden. Zudem wurde ab nun eine (in politischen Fällen unzulässige) illegale Rechtshilfe durch Weitergabe polizeilicher Informationen über Südtiroler an die italienischen Sicherheitsbehörden geleistet. Das österreichische Justizministerium und die für Rechtshilfe zuständigen Gerichte wurden dabei übergangen. rlesen: el bestellen Trafiken sofort om bestellen abonnieren Die Tiroler wurden übergangen und getäuscht Die Tiroler Landesgruppe der ÖVP und Südtirol zugeneigte ÖVP-Landeshauptleute in anderen Bundesländern waren in diese Geheimpolitik nicht eingebunden und wurden übergangen. Der daraus resultierende Bruch zwischen Innsbruck und Wien war tief und sollte dazu führen, dass Landeshauptmann Eduard Wallnöfer 1969 sogar Vorbereitungen traf, eine rechtliche Verselbständigung der Tiroler ÖVP nach dem CSU-Modell herbeizuführen. Dies wurde von Wien aus auf sicherheitspolizeilichem Wege verhindert. ist uns unlich! Dieses Buch enthüllt erstmals das geheime Geschehen hinter den Kulissen der offiziellen Südtirolpolitik in der Zeit von 1945 bis zur Jahresmitte 1967. In späterer Folge wird ein weiterer Band erscheinen und das Hintergrundgeschehen bis zur Annahme des Südtirol-Autonomiepakets von 1969 behandeln. II Helmut Golowitsch: „Südtirol - Opfer für das westliche Bündnis - Wie sich die österreichische Politik ein unliebsames Problem vom Halse schaffte“ Schriftenreihe zur Südtiroler Zeitgeschichte Band 1 / Leopold Stocker Verlag Graz - Stuttgart 2017 ISBN 978-3-7020-1708-8 Preis: € 34,80 Bild: Der Agent Rudolf Moser erhält vom italienischen Staatspräsidenten einen hohen italienischen Orden. Anzeige Südtiroler Informationsdienst Der Südtiroler Informationsdienst (SID) versendet in unregelmäßigen Abständen einen E-Mail-Infobrief an Journalisten, Publizisten und Personen, denen das Selbstbestimmungsrecht der Südtiroler am Herzen liegt. Ziel des Südtiroler Informationsdienstes ist es, die Freiheitsbestrebungen der Südtiroler durch gut recherchierte Dokumentationen zu unterstützen. Fordern Sie jetzt kostenlos und unverbindlich den SID-Infobrief an: www.suedtirol-info.at Jetzt Infobrief gratis anfordern!
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