stahlmarkt 09.2017 (September)
Aus dem Inhalt: Steel International / IT, Digitalisierung / Stahlhandel & Stahl-Service-Center / Logistik & Handhabung, Lagertechnik / Schweissen & Schneiden
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Ein Bündel voller<br />
Herausforderungen<br />
... für Europas Stahl-Service-Center<br />
Basel. Die Stahl-Service-Center in der Europäischen Union müssen ihre<br />
Geschäftsmodelle überdenken und sich flexibel an neue Gegebenheiten<br />
anpassen. Immer höhere Anforderungen der Automobilindustrie,<br />
Überkapazitäten und neue Technologien werfen vielfältige Fragen auf.<br />
Der europäische Verband der Stahlhändler (EUROMETAL) ist überzeugt,<br />
dass die Mitglieder die richtigen Antworten finden.<br />
Die Automobilindustrie ächzt unter<br />
schärferen Richtlinien für Abgasuntersuchungen,<br />
hohen Kosten für die Reduzierung<br />
des Stickstoffausstoßes von Dieselfahrzeugen<br />
und den von der Europäischen Union<br />
vorgeschriebenen CO 2<br />
-Einsparzielen. Sie<br />
entwickelt Fahrzeuge, die immer weniger<br />
wiegen, und senkt so die Volumina, die die<br />
Stahl-Service-Center verarbeiten. Außerdem<br />
reduzieren sich die Dicken und Breiten der<br />
Bandstahlerzeugnisse. Abgesehen davon<br />
verlangen die Autobauer zunehmend hochfeste<br />
niedriglegierte Stähle.<br />
Das dürfte nach Einschätzung des Verbandes<br />
zu einer Verringerung des Stahlanteils in<br />
Fahrzeugteilen führen: von 67 % im Jahr<br />
2010 auf 51 % im Jahr 2030. Leichtere Materialien,<br />
z. B. Aluminium, Kunststoff oder<br />
Glasfaser, würden künftig verstärkt eingesetzt.<br />
EUROMETAL empfiehlt den Stahl-Service-Centern<br />
deswegen auch die Verarbeitung<br />
von Aluminiumflacherzeugnissen als<br />
neues Geschäftsfeld. Zusätzliche Möglichkeiten<br />
erwachsen aus dem Bau weiterer<br />
Elek trofahrzeuge. Die Service-Center könnten<br />
sich auf die Zulieferung spezialisieren.<br />
Weitere Herausforderungen ergeben sich<br />
für die Stahl-Service-Center aus den bestehenden<br />
Überkapazitäten. Die Balance zwischen<br />
Angebot und Nachfrage ist nicht<br />
mehr gegeben. Zum einen lassen Gewichtsreduzierungen<br />
im Fahrzeugbau und in anderen<br />
Stahl einsetzenden Industrien die Nachfrage<br />
nach Stahlerzeugnissen kräftig sinken,<br />
zum anderen gehen europäische Exporte<br />
aufgrund des steigenden Protektionismus<br />
und des Ausstiegs Großbritanniens aus der<br />
EU zurück. Da die Aluminiumindustrie be -<br />
müht ist, einen Fuß in die Tür von typischen<br />
Stahl einsetzenden Industrien, wie Bau und<br />
Automobilbau zu bekommen, dürfte der<br />
Markt für Bandstahlprodukte in den nächsten<br />
Jahren nicht wachsen.<br />
EUROMETAL rechnet deswegen mit einer<br />
weiteren Reduzierung der Gewinnmargen.<br />
Stahl-Service-Center seien gut beraten,<br />
Gemeinschaftsunternehmen zu gründen<br />
bzw. Kooperationen einzugehen.<br />
Auch die Entwicklung neuer Technologien<br />
verändert die Rahmenbedingungen der<br />
Stahl-Service-Center. Wegen der immer an -<br />
spruchsvolleren Wünsche der Kunden, sind<br />
sie gezwungen, technisch stets auf dem neuesten<br />
Stand zu sein, z. B. durch 3-D- Druck<br />
und automatische Roboterlinien.<br />
Abgesehen davon müssen Stahl-Service-<br />
Center künftig mit einer geringeren Zahl von<br />
Lieferanten auskommen. Die Handelsklagen<br />
gegen Exporteure aus Drittländern reduzieren<br />
die Verfügbarkeit von Bandstählen.<br />
Längere Lieferzeiten und steigende Preise<br />
dürften die Folge sein. Unabhängige Stahl-<br />
Service-Center könnten gegenüber werksabhängigen<br />
Stahl-Service-Centern ins Hintertreffen<br />
geraten. EUROMETAL empfiehlt<br />
seinen Mitgliedern zudem die Verbesserung<br />
der IT-Infrastruktur und eine Digitalisierung<br />
der gesamten Lieferkette. So könnten die<br />
Unternehmen ihre Kapazitäten besser auslasten,<br />
Prozess- und Lieferzeiten reduzieren<br />
sowie die Lagerhaltung optimieren.<br />
(sm 170905314)<br />
<strong>stahlmarkt</strong> 9.2017