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ENERGIE- UND DATENÜBERTRAGUNG I TITEL<br />
02<br />
Das Prinzip Rollen statt Gleiten reduziert signifikant Energieverbrauch <strong>und</strong><br />
Verschleiß der Kette<br />
P Gesamt<br />
0,43 ^= – 57 %<br />
wegen. Ihr Einsatz sollte daher vor allem<br />
bei langen Verfahrwegen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
überdacht werden.<br />
Die Wahl des richtigen Systems hängt<br />
stets auch von den jeweiligen Anforderungen<br />
ab. Doch mit den wachsenden Ansprüchen<br />
an Effizienz <strong>und</strong> Lebensdauer einer<br />
Anlage kann sich der Einsatz veralteter<br />
Techniken der Energieführung schnell rächen.<br />
Moderne Anwendungen, die immer<br />
höhere Ansprüche an Verfahrgeschwindigkeiten<br />
<strong>und</strong> -strecken stellen, werden somit<br />
in zunehmendem Maße durch die Verwendung<br />
von Energieketten bestimmt. Diese<br />
Form der Leitungsführung ermöglicht andere<br />
Medien wie Luft oder Öl in einem System<br />
zu nutzen. Festoons oder Stromschienen<br />
bieten diese Option nicht bzw. nur in<br />
eingeschränktem Umfang. Während z. B.<br />
Energieketten zusätzlich Datenmengen bis<br />
zu 10 GBit/s per Ethernet-Kabel transportieren<br />
können, ist dies bei Stromschienen<br />
nicht möglich.<br />
Gleitende Energieketten sind in den beiden<br />
Hauptvarianten Stahl <strong>und</strong> Kunststoff<br />
verfügbar <strong>und</strong> sorgen auch bei Dauerbewegung<br />
mit ihren vordefinierten Biegeradien<br />
für eine funktionssichere Leitungsführung.<br />
Bei linearen Anwendungen, in denen sich<br />
Obertrum <strong>und</strong> Untertrum der Kette nicht<br />
berühren, spricht man von freitragenden<br />
Energieketten. Diese Betriebsart ist zwar<br />
die gebräuchlichste „geradlinige Einsatzform“,<br />
allerdings ist sie nur für kurze Verfahrwege<br />
geeignet. Bei längeren Strecken<br />
wird dagegen das Obertrum auf dem Unter-<br />
System P4: kleinere/stabilere e-kette,<br />
rollend, optimierte Leitungsqualität<br />
P 0,63 ^= – 37 %<br />
rol e-chain:<br />
rollende Bewegung statt gleitend<br />
P 0,83 ^= – 17 %<br />
P 0,83 ^= – 17 %<br />
P 1 ^= Ausgangspunkt 100 %<br />
Kleinere e-kette,<br />
besseres/stabileres Design<br />
Leichtere Leitungen, bessere<br />
Isolierungen/Mantelwerkstoffe<br />
Standard e-kette,<br />
gleitende Anwendung<br />
trum abgelegt <strong>und</strong> verfährt gleitend über es<br />
hinweg. Bei Energieketten aus tribologisch<br />
optimierten Kunststoffen ist dabei der<br />
Gleitwiderstand im Vergleich zu solchen<br />
aus Stahl deutlich minimiert. Während bei<br />
einer (geschmierten) Gleitreibung von<br />
Stahl auf Stahl ein Reibungskoeffizient von<br />
0,1 μ als Richtwert gilt, kann die Gleitreibungszahl<br />
bei Kunststoff auf Kunststoff auf<br />
bis 0,04 μ absinken. Die Kunststoffkette ist<br />
außerdem leichter. Daher ist auch signifikant<br />
weniger Energie nötig, um bei gleitender<br />
Betriebsart eine Polymer- statt einer<br />
Stahlkette anzutreiben. Die Igus GmbH<br />
stellt unter der Bezeichnung e-ketten seit<br />
dem Jahr 1971 derartige Kunststoffketten<br />
her, die mittlerweile Verfahrwege von mehr<br />
als 800 m gleitend realisieren können<br />
(Bild 01), bei Gleitgeschwindigkeiten<br />
bis 10 m/s <strong>und</strong> Füllgewichten bis<br />
100 kg/m.<br />
Kunststoff-Energieketten<br />
mit integrierten Rollen<br />
Bisher wurden Energieketten stets<br />
gleitend betrieben. Dies galt selbst bei<br />
03 Die Rollen des Obertrums<br />
laufen beim System P4 nicht<br />
übereinander, sondern<br />
versetzt durch die des<br />
Untertrums (beide grün<br />
markiert) <strong>und</strong> werden durch<br />
kammartige Autoglide-Stege<br />
(grün markiert) unterstützt<br />
langen Verfahrwegen, bei denen sich die<br />
technischen Grenzen dieser Betriebsart<br />
u. a. in höheren Energiekosten äußern.<br />
Aus diesen Gründen hat die Igus GmbH<br />
schon früh nach einer gr<strong>und</strong>sätzlichen Alternative<br />
gesucht <strong>und</strong> dafür einen neuen<br />
Denkansatz verwendet: Rollen statt Gleiten.<br />
Der Umstieg auf das Rollen basierte<br />
auf dem Wissen, dass der Gleitwiderstand<br />
stets höher als der Rollwiderstand ist. Dieser<br />
physikalische Gr<strong>und</strong>satz aus der Tribologie<br />
<strong>und</strong> Kontaktmechanik veranlasste<br />
1999 den erstmaligen Einbau von tribooptimierten<br />
Kunststoffrollen in die e-ketten.<br />
Damit lässt sich der Reibfaktor von 0,3<br />
auf 0,1 senken. Mittlerweile sind weltweit<br />
mehr als 1 000 Anlagen mit solchen rollenden<br />
Energieführungen aus gerüstet, die<br />
unter der Bezeichnung „Rollen e-ketten“<br />
vertrieben werden. Weil im Gegensatz<br />
zum Reibwiderstand der Rollwiderstand<br />
auch bei Anwendungen mit Schmutz<br />
gleichmäßig ist, hat sich der Einsatz von<br />
Rollen vor allem bei rauen Umgebungen<br />
bewährt.<br />
Da jede Anwendung ihr individuelles<br />
Profil besitzt, hat die Igus GmbH diverse<br />
Rollen e-ketten für unterschiedliche Herausforderungen<br />
entwickelt. Dies bezieht<br />
sich einerseits auf das Sortiment an Ketten<br />
<strong>und</strong> anderseits auf die Rollentypen. So sind<br />
verschiedene Rollenmaterialien <strong>und</strong> Geometrien<br />
(Profilrollen, geteilte Rollen etc.)<br />
verfügbar. Als Wälzkörper werden Kugellager<br />
aus Kunststoffen oder rostfreiem Edelstahl<br />
verwendet. Letztere werden auch als<br />
gekapselte Rollen gefertigt,<br />
die nach ihrer Erstschmierung<br />
verschlossen<br />
<strong>und</strong> dann war-<br />
48 <strong>f+h</strong> 9/<strong>2017</strong>