LANGBAHN-WM Challenge Berghaupten/D Challenge-Sieger Josef Franc • Foto: Klaus Goffelmeyer Josef Franc siegt, aber der „König der Außenlinie“ wird zum Sieger der Herzen Zwar stand am Ende des WM-Challenges Josef Franc auf dem Podium ganz oben, der größte Respekt der knapp 4000 Zuschauer gehörte allerdings einem anderen: Bernd Diener, 58 Jahre, Lokalmatador und Berghaupten-Kenner wie kein anderer, manövrierte sich mit seinem 2. Gesamtrang zurück in den Langbahn-WM-Zirkus. Mit ihm qualifizierte sich Jesse Mustonen als Dritter und – vorbehaltlich der Entscheidung der CCP – wohl auch Romano Hummel aus den Niederlanden. Bernd Diener vor Hynek Stichauer • Foto: Uwe Ebler 22 BAHNSPORT AKTUELL Oktober '17
Eigentlich hatte Bernd Diener den Sieg bereits in der Hand. Schon in der ersten Runde des Finales zog er außen am Feld vorbei. Josef Franc, an diesem Tag bereits zweimal vom Gengenbacher geschlagen, aber punktgleich vor dem entscheidenden Lauf, konterte noch, kam aber nicht vorbei. „Ich habe mich in der letzten Kurve umgeschaut, niemanden gesehen und wollte den Sieg sicher nach Hause fahren“, ärgerte sich Diener später. Der Tscheche, der praktisch die gesamten vier Runden über an Dieners Hinterrad klebte, nutzte die Gunst der Stunde und kämpfte sich auf den letzten Metern vorbei. „Kompliment“, sagte Diener – ganz fairer Sportsmann – bei der Siegerehrung an Josef Franc gerichtet: „Ein anderer hätte gedacht, Platz 2 reicht mir. Er aber wartete auf meinen Fehler.“ Der „Fehler“ hätte vermutlich wenig bewirkt, wäre Diener zu Beginn des Challenges besser ins Rennen gekommen: „Im ersten Lauf habe ich den Start verpennt, bin aber von hinten noch auf den 3. Rang vorgefahren. Eine Runde mehr und ich hätte Zweiter gemacht.“ Es war zumindest ein starker Auftakt für ein insgesamt starkes Rennen. Gemeint ist damit auch keinesfalls nur Dieners Leistung, denn Positionskämpfe und Überholmanöver gab es in Berghaupten en masse. Jesse Mustonen, Josef Franc und Stephan Katt hießen die Sieger des ersten Durchgangs. Und besonders der „Catman“ setzte in seinem ersten Lauf alle Hebel in Bewegung, um seinen ersten Vierer einzufahren. Im zweiten Durchgang kam der Neuwittenbeker dann zu Sturz, während Franc, Diener und Hummel maximal punkteten. Letzterer tat dies gegen Jesse Mustonen auf den letzten Zentimetern. Dasselbe Trio wie im zweiten Durchgang vereinte auch im dritten die Siege für sich. Franc brauchte dafür dreieinhalb Runden, um zunächst Katt und dann Mustonen hinter sich zu lassen. Während Appleton im vierten Durchgang nach zwei 3. Plätzen und einem Ausfall seinen ersten und einzigen Laufsieg einfahren konnte, hielt Mustonen in seinem Lauf Hummel in Schach. Und dann kam es zum ersten Aufeinandertreffen zwischen Josef Franc und Bernd Diener. „Kampflinie außen“, lautete Dieners Intuition. Franc ließ bis ins Ziel nicht locker, kam aber nicht mehr vorbei. Mit <strong>10</strong>5,3 km/h war es wie beim zweiten Aufeinandertreffen der Giganten der schnellste Lauf des Tages. Im fünften Durchgang revanchierte sich Hummel an Mustonen. Jerôme Lespinasse wiederum machte in seinem Lauf seine Ansprüche geltend und verwies David Pfeffer, James Wright, Dave Meijerink und Anders Mellgren in ihre Schranken. Und dann abermals Diener gegen Franc. Ein Hammerlauf. Mit dem abermals besseren Ende für den Gengenbacher „König der Außenlinie“, der in diesem Heat allerdings von innen zu starten hatte. 18 Punkte Diener, 18 Punkte Franc, hieß es im Anschluss. Und während in Semi 1 Mustonen, Lespinasse und Tebbe keine Chance gegen Diener hatten (Appleton schied aus), spiegelte sich das Schicksal für Hummel, Katt, Stichauer und Pfeffer im Semi 2 gegen Franc. Diener setzte im Finale auf Grün, Franc daneben auf Gelb. Mit bekanntem Ende. Der schon zu diesem Zeitpunkt am Knie verletzte Hummel hatte keine Chance gegen Mustonen, schaffte es aber noch vor Lespinasse ins Ziel. Im Stechen um Platz 3 fuhr Hummel ins Band, was dem Finnen den letzten Podiumsplatz verschaffte. Ob Hummel für Franc nachrücken wird, hat die CCP zu entscheiden. Sicher bei der WM 2018 dabei ist der Sechstplatzierte Stephan Katt, der sich sein WM-Ticket über die Topacht der <strong>2017</strong>er WM sicherte. Jörg Tebbe wurde Achter. Wildcardfahrer David Pfeffer schaffte es in Berghaupten immerhin ins Halbfinale. Der 23-Jährige war mit sich zufrieden – auch wenn er eine Disqualifikation wegen Verlassens der Bahn und einen Ausfall zu verschmerzen hatte. „Man lernt dazu“, sagte Pfeffer und fasste seine Philosophie so zusammen: „Erfolg ist eine Treppe und keine Tür.“ Und Sieger Josef Franc? Der strahlte auf dem Podium. „Ich mag diese Bahn“, sagte er. Und weiter: „Jeder weiß, dass es die Bahn eines Bernd Dieners ist. Ich hatte einen harten Job zu machen.“ 1. Josef Franc (Mitte) 2. Bernd Diener (links) 3. Jesse Mustonen (re.) • Foto: Klaus Goffelmeyer Spannend und recht eng ging es auch bei den Seitenwagen her, die jeweils zu sechst ihre jeweils drei Läufe zu absolvieren hatten. An Markus Venus/Markus Heiß, die auf der Fahrt nach Berghaupten noch einen Transporterdefekt zu verschmerzen hatten, führte in Berghaupten abermals kein Weg vorbei. Hinter den deutschen Meistern entbrannte allerdings das Duell um die Plätze dahinter. Mit ihrem Sieg im letzten Vorlauf setzten sich Karl Keil/David Kersten gegen die punktgleichen Markus Brandhofer/ Tim Scheunemann durch. • Texte: Susi Weber Langbahn-WM - Challenge - DMV-Kronen-Race-Days Berghaupten/D - 27.8.<strong>2017</strong> Ergebnisse: Langbahn-WM Challenge: 1. Josef Franc, CZ, 26 Punkte; 2. Bernd Diener, D, 25; 3. Jesse Mustonen, FIN, 22. Ausgeschieden: 4. Romano Hummel, NL, 22; 5. Jerôme Lespinasse, F, 14; 6. Stephan Katt, D, 13; 7. Hynek Stichauer, CZ, 12; 8. Jörg Tebbe, D, 11; 9. Andrew Appleton, GB, 9; <strong>10</strong>. David Pfeffer, D, 7; 11. James Wright, GB, 6; 12. Dave Meijerink NL, 4; 13. Gaétan Stella, F, 3; 14. Anders Mellgren, S, 2; 15. Max Dilger, D, 2; 16. Sebastian Alden, S, 1; 17. Danny Maaßen, D, 1. I-Seitenwagen: 1. Markus Venus/Markus Heiß, 15 Punkte; 2. Karl Keil/David Kersten, <strong>10</strong>; 3. Markus Brandhofer/Tim Scheunemann, <strong>10</strong>; 4. Manuel Meier/Melanie Schrempp, 8; 5. Achim San Millan/Michael Zapf, 5; 6. Kevin Hübsch/Michael Burger, 5; 7. Raphael San Millan/Benedikt Zapf, 5; 8. Roman Löffler/Patrick Fischer, 2. Markus Venus/Markus Heiß vor Markus Brandhofer/ Tim Scheunemann und Roman Löffler/Patrick Fischer • Foto: Uwe Ebler AM RANDE Viele Ehrengäste und viel Lob Was Rang und Namen hat, gab sich in Berghaupten die Ehre. Von Ex-Europameister Willi Stauch bis zu den Ex-Vizeweltmeistern Richard Speiser und Christoph Betzl, von Exweltmeister Alois Wiesböck bis zur Seitenwagenlegende Georg Schorsch Schreck – alle waren sie gekommen. Co- Moderator Rüdiger Stadel holte in den Pausen viele Ehemalige, Aktuelle, Sponsoren und Personen aus dem öffentlichen Leben ans Mikro. Noch vor der Fahrerpräsentation am Sonntag ließ Hermann Armbruster wieder seine Oldtimer auffahren. Allgemein erntete der MSC Berghaupten viel Lob für seine vielschichtige Jubiläumsveranstaltung, die in diesem Jahr auch an beiden Tagen von der Sonne verwöhnt wurde. Hinter Dieners WM-Teilnahme steht „noch ein Fragezeichen“ „Zu 2018 kann ich noch nichts sagen. Es steht noch ein großes Fragezeichen davor“, antwortete Bernd Diener auf die Frage, ob er sich über die erneute WM-Teilnahme freue. Der Vizeweltmeister des Jahres 1996 möchte sich im Winter erst noch einmal Gedanken machen – und dann in aller Ruhe entscheiden. Erst einmal freute sich Diener über seinen 2. Platz beim Challenge und darüber, dass das Publikum so hinter ihm stand: „Das war heute richtig geil – und die Bahn eine richtig geile Autobahn.“ Oktober '17 BAHNSPORT AKTUELL 23