07.11.2017 Aufrufe

SCHWACHHAUSEN Magazin | November-Dezember 2017

  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

PERSÖNLICHKEITEN | ULRIKE HÖVELMANN<br />

Was soll man denn bloß als Erstes fragen, wenn man eine solche<br />

Persönlichkeit zum Interview trifft? Das beschäftigt mich, bevor<br />

ich an diesem sonnigen Montagmorgen Ulrike Hövelmann in der<br />

„Fattoria“ treffe. Die 63-Jährige ist zweifache Mutter erwachsener<br />

Kinder, Großmutter, Pädagogin, ehemalige Vollblutpolitikerin,<br />

Kinderbuchautorin, begeisterte Bremerin und Vorsitzende der<br />

BremerLeseLust, die sie im Jahr 2002 gegründet hat. Für dieses<br />

außergewöhnliche Engagement wurde ihr 2016 sogar das Bundesverdienstkreuz<br />

von Joachim Gauck verliehen. Ich merke<br />

schnell, es ist ganz leicht. Obwohl sie gerade erst einen grippalen<br />

Infekt auskuriert und gleich noch einen Anschlusstermin bei Werder<br />

Bremen hat, ist sie voller Energie, entspannt und zugleich<br />

hoch konzentriert. „Fragen Sie!“ sagt sie, das mache ich.<br />

Frau Hövelmann, Sie sind Pädagogin, Politikerin, Kinderbuchautorin,<br />

Initiatorin und Vorsitzende der BremerLeseLust sowie<br />

nicht zuletzt Ehefrau, Mutter und Großmutter. Was sind Sie am<br />

meisten?<br />

Ich bin Ulrike Hövelmann in der ganzen Vielfalt. Mal so, mal so – je nach<br />

Lebensphase.<br />

Ihre Familie muss wegen Ihres intensiven Engagements oft auf<br />

Sie verzichten ...<br />

Ich engagiere mich schon sehr lange für Menschen, die es nicht so leicht<br />

haben im Leben und habe auch immer voll gearbeitet. Jetzt bin ich Rentnerin.<br />

Wenn mein Mann mich nicht immer so toll unterstützt hätte, wäre<br />

das nicht gegangen. Gerade die vielen Jahre in der Politik waren sehr aufzehrend,<br />

denn ich war und bin immer authentisch, mit viel Energie bei<br />

der Sache, höre zu. Mein Mann macht Musik, er spielt Klavier, Gitarre<br />

und singt. Als ich eines Abends völlig erschöpft nach einem langen und<br />

anstrengenden Arbeitstag in der Bürgerschaft nach Hause kam, probte er<br />

gerade mit seiner Band bei uns zu Hause – und stimmte bei meiner Heimkehr<br />

„Here Comes the Sun“ an. Das hat mich wieder aufgerichtet! Mit 19<br />

Jahren habe ich ihn kennengelernt, und er wusste und weiß immer, wie<br />

er mich unterstützen kann.<br />

Sind Sie denn auch Werder-Fan?<br />

Natürlich! Als Politikerin hatte ich einen VIP-Platz im Stadion in der ersten<br />

Reihe, da bin ich ganz selten hingegangen, denn das hatte nicht viel<br />

mit Fußball zu tun. Seit ich nicht mehr in der Politik bin, haben mein<br />

Mann, unsere beiden Kinder und ich Dauerkarten in der Ostkurve.<br />

Sie waren für drei Legislaturperioden, von 1995 bis 2007, Mitglied<br />

der Bremischen Bürgerschaft. Sind sie heute auch noch politisch<br />

aktiv?<br />

Nein, nicht mehr aktiv, aber immer noch sehr interessiert und engagiert.<br />

Fehlt Ihnen die aktive politische Mitwirkung?<br />

Ich bin stolz auf das, was ich in meiner Zeit in der Bürgerschaft und besonders<br />

in der Bildung vorangebracht habe: Die Einführung der verlässlichen<br />

Grundschule und der Ganztagsschulen, Computer in den Schulen,<br />

Gebäudesanierungen, um nur einige Beispiele zu nennen. Ich hätte gerne<br />

noch weitergemacht, aber damals wurde vom SPD-Unterbezirk Stadt entschieden,<br />

dass einige Abgeordnete dem Parlament nicht länger als drei<br />

Legislaturperioden angehören sollten. Das folgte eher innerparteilicher<br />

Motivation und galt tatsächlich nur damals. Trotzdem kandidierte ich,<br />

wurde aber abgelehnt. Ich war sehr enttäuscht und schickte nach der Abstimmung<br />

eine SMS an meinen Mann. Der schrieb: „Schade für die SPD,<br />

gut für uns, komm’ nach Hause.“ Das habe ich dann auch gemacht.<br />

Wie war die Zeit danach?<br />

Es begann ja sofort ein neuer Lebensabschnitt für mich. Eine Tür schließt<br />

sich, eine öffnet sich. Damals traf ich auf dem Marktplatz Klaus Sondergeld,<br />

der Geschäftsführer der Bremen Marketing GmbH war. Er fragte<br />

Sie sind eine echte Bremerin.<br />

Ja, geborene und bekennende! Geboren und aufgewachsen bin ich in<br />

Borgfeld, nach unserer Heirat 1979 sind wir nach Schwachhausen in die<br />

Georg-Gröning-Straße gezogen – und da wohnen wir immer noch.<br />

Was schätzen Sie an Ihrem Leben hier in Schwachhausen?<br />

Ich finde die Entwicklung der Wachmannstraße toll, aber auch das persönliche<br />

Umfeld hier. Man trifft immer jemanden, beispielsweise beim<br />

Einkaufen. Außerdem kann ich alles mit meinem Fahrrad erreichen – seit<br />

einiger Zeit bin ich auf ein E-Bike umgestiegen und damit bereits 5000 km<br />

gefahren! Schwachhausen ist einfach ein sehr schöner Stadtteil, wobei<br />

ich auch andere Stadtteile mag. Beispielsweise das aufstrebende und bunt<br />

gemischte Walle. Ich lege auch Wert darauf, aus unserem Stadtteil rauszukommen,<br />

unsere Kinder beispielsweise besuchten beide die Schule in<br />

Obervieland und waren auch noch einige Zeit in Amerika.<br />

Ihr Anschlusstermin führt Sie zu Werder – worum geht es da?<br />

Mit Werder Bremen verbindet mich eine lange und unkomplizierte Zusammenarbeit,<br />

sie haben sich immer schon sozial engagiert. Anne-Kathrin<br />

Laufmann von Werder Bremen ist Mitglied in der BremerLeseLust e. V.,<br />

zusammen gestalten wir unser neues Büchertauschregal-Projekt mit dem<br />

Namen „Wer liest, gewinnt!“.<br />

Die Stadtmusikanten sind immer dabei: Ulrike Hövelmann bei der Verleihung<br />

des Bundesverdienstkreuzes durch Joachim Gauck am 4. Oktober 2016<br />

<strong>SCHWACHHAUSEN</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>November</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> 63

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!