SCHWACHHAUSEN Magazin | November-Dezember 2017
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INSELTÖCHTER<br />
Die drei Protagonistinnen des Filmes „Inseltöchter" - Laura Kerwin, Herta Findeisen und Marga Barake<br />
Früher, da haben die Großeltern sich mit ihren Enkeln an den Kamin gesetzt<br />
und alte Geschichten erzählt, während die Kleinen mit glühenden<br />
Augen zugehört haben. Heute passiert das vielleicht manchmal immer<br />
noch, dass es immer weniger wird, lässt es sich allerdings nicht abstreiten.<br />
Annette Ortlieb kommt von der Insel Sylt und ist noch mit vielen solcher<br />
Geschichten aufgewachsen. „Irgendwann ist mir klargeworden: Wenn<br />
die älteste Generation stirbt, dann sind diese Erzählungen weg“, sagt sie.<br />
Also hat sie einen Dokumentarfilm darüber gedreht, über Kindheitsabenteuer<br />
dreier Frauen auf Sylt und die Geschichten, die sich darum ranken<br />
– ihr bisher größtes Projekt. „Ich wollte außerdem gerne etwas mit den<br />
Sylter Frauen machen. Die Insel ist zwar medial sehr präsent, jedoch sind<br />
meist immer nur die Männer zu Wort gekommen. Dabei hieß es dort, wo<br />
damals viele Männer lange Jahre zur See gefahren sind, dass die Frauen<br />
die stärkeren seien. Immerhin haben sie die Kinder großgezogen und das<br />
Überleben der Familie gesichert.“ So ist schließlich innerhalb einer Produktionszeit<br />
von vier Jahren der Film „Inseltöchter“ entstanden: Ein Film,<br />
der gleichzeitig auch ein Porträt über die Insel selbst ist.<br />
VON DER KULTURARBEIT ZUM FILM<br />
Zum Film ist Annette Ortlieb erst spät gekommen. Viele Jahre arbeitet sie<br />
in der kulturellen Stadtteilarbeit, entwickelt Kunst- und Kulturprojekte,<br />
betreibt Bildungsarbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen. Aus einem<br />
dieser Projekte ergibt sich schließlich die Option, eine Karriere als Filmemacherin<br />
zu starten: „Ich habe mit Mädchen und jungen Frauen, die mit<br />
Gewalt Erfahrung haben, einen Film gedreht. Sie sollten produktiv mit<br />
ihren Aggressionen umgehen lernen und ihren Verarbeitungsrahmen erweitern.<br />
Und das hat wunderbar funktioniert.“ Auch das Ergebnis kann<br />
sich offenbar sehen lassen, denn ein befreundeter Dokumentarfilmer bescheinigt<br />
ihr großes Talent: „Du hast ja ein Händchen dafür, hat er zu mir<br />
gesagt. Mir war das gar nicht so klar“, erzählt sie schmunzelnd. „Ich<br />
wollte mich zu der Zeit sowieso beruflich gerne verändern und aus dem<br />
Gewaltbereich herauskommen. Und wenn man lange Jahre für andere<br />
gearbeitet hat, kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem das Eigene einmal<br />
dran ist. Ich hatte Lust, endlich eigene Projekte umzusetzen!“ Nach<br />
dieser Entscheidung arbeitet sie eine ganze Weile mit besagtem Dokumentarfilmer<br />
zusammen, lernt bei ihm Dokumentarfilm-Basics, besucht<br />
Seminare und Workshops zum Thema. „So habe ich mir nach und nach<br />
das nötige Wissen angeeignet, durch selbstorganisiertes Lernen und Learning<br />
by doing. Das ist schon ein sehr komplexes Thema. Ich verstehe<br />
jetzt, warum jeder eigene Bereich des Films oft ein eigener Ausbildungsberuf<br />
ist“, lacht sie. Sie bezeichnet sich selbst als Autorin – weil sie das für<br />
den Film notwendige Buch schreibt, entweder nach ihren eigenen Ideen<br />
oder als Auftragsarbeit nach den Wünschen der Auftraggeber. „Besonders<br />
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<strong>SCHWACHHAUSEN</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>November</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>