2010-02
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Inhaltsübersicht / Aus der Redaktion<br />
Aus der Redaktion 3<br />
Nachrichten aus dem Siegerland 6<br />
Lasst Blumen sprechen 11<br />
Patchwork-Frauen steppen seit 13 Jahren 12<br />
Sternschnuppe 13<br />
Bürgerbüro - neue Öffnungszeiten 16<br />
Das Meer, der Tod und die Liebe 17<br />
Unverhofftes Wiedersehen 18<br />
„Eisgekühlt“ 20<br />
Antilopengesicht 22<br />
Borstenvieh 23<br />
Ein tierisches Vergnügen 24<br />
Die Zeitsuche 25<br />
Fräuken hat ein Hundeherz 26<br />
Heimatstube Eisern 28<br />
Die Woarhait on niks als de Woarhait 30<br />
Der Faustschlag meines Großvaters 32<br />
Mäckes 36<br />
Die Alte 37<br />
Seejerlänner Mäckes vor 100 Joahr 37<br />
Peter Hussing 38<br />
Die Rollatortour 40<br />
Frühjahrsputz 41<br />
Äjjerkäs on Bäckel 42<br />
Ommas näjje Zean 43<br />
Die Museen der Stadt Siegen 44<br />
Ich würde dich so gerne wiedersehen 47<br />
Mein Birnbaum 48<br />
Gelöscht wird nur noch der eigene Durst 49<br />
Don’t worry, be sixty 50<br />
Gedächtnistraining 52<br />
Vorsorgevollmacht / Patientenverfügung 54<br />
Der Kommentar 58<br />
Sanierungsplan steht 59<br />
Ausstellung Eisenbahn / Veranstaltungen 60<br />
Leserbriefe 64<br />
Es fiel uns auf / Lösungen 66<br />
Zu guter Letzt / Impressum 66<br />
Zu unserem kraftvollen Titelbild, das eigentlich auf die Fotopräsentation „An der<br />
Bahn“ von Gottfried Klör in Siegen hinweist, passen thematisch gleich mehrere Texte.<br />
Im Nachrichtenteil ab Seite 6 beschäftigen wir uns in zwei Beiträgen mit der Mobilität<br />
im Alter. Der Kommentar auf Seite 58 handelt von der Bundesbahn und die bereits<br />
erwähnte Ausstellung wird auf Seite 61 kurz vorgestellt.<br />
Organisatorische Veränderungen haben sich beim durchblick e.V., dem Herausgeberverein<br />
des durchblick, ergeben. Auf der letzten Jahreshauptversammlung ist der<br />
Gründungsvorsitzende Friedhelm Eickhoff von dem Amt des 1. Vorsitzenden zurückgetreten.<br />
Um die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen, hat diese Funktion<br />
Horst Mahle übernommen, der nun für die Belange des „Altenhilfevereins durchblick<br />
e.V.“ zuständig ist. Die Redaktions- und Geschäftsleitung der Seniorenzeitung bleibt<br />
bei Friedhelm Eickhoff, der sich mit der „gewonnenen“ Zeit den immer umfangreicher<br />
werdenden Aufgaben widmen kann.<br />
Ihnen viel Freude beim Lesen des neuen durchblick.<br />
durchblick 2/<strong>2010</strong> 3
Caritas-Sozialstation –<br />
20 Jahre Erfahrung in der ambulanten Pflege und mehr<br />
Werbeanzeige<br />
„Der Mensch im Mittelpunkt“<br />
so hieß es schon<br />
vor zwanzig Jahren als<br />
noch die Gemeindeschwester<br />
wohnortnah die<br />
Krankenpflege in ihrer<br />
Gemeinde erbrachte. Doch<br />
der Bedarf an Pflege<br />
wuchs stetig an und die<br />
fachlichen Anforderungen<br />
wurden immer höher.<br />
Am 01.07.1990 wurde mit<br />
zwei Pflegefachkräften die<br />
Caritas-Sozialstation gegründet.<br />
So feiert die Soziastation<br />
in diesen Tagen<br />
ihr 20 jähriges Bestehen.<br />
Caritas –<br />
ein starker Partner für Ihre Sicherheit!<br />
Palliativpflegedienst – Pflege von<br />
Schwerstkranken und Sterbenden<br />
Tel. <strong>02</strong>71/22220<br />
Ambulan te H ospizkoordination –<br />
Begleitung von<br />
Sterbenden und ihren Angehörigen<br />
Tel. <strong>02</strong>71/236<strong>02</strong>-62<br />
Tagespflege „Eremitage“<br />
tagsüber in Gemeinschaft und abends<br />
wieder zu Hause, Tel. <strong>02</strong>71/39121<br />
Tagespflege St. Raphael Burbach<br />
tagsüber in Gemeinschaft und abends<br />
wieder zu Hause, Tel. <strong>02</strong>736/5093-480<br />
Heute arbeiten 30 examinierte<br />
Pflegekräfte (davon<br />
12 Mitarbeiterinnen bereits<br />
seit über 10 Jahren!) und<br />
40 weitere Mitarbeiter/innen<br />
im Bereich der ergänzenden Dienste im<br />
Kreis Siegen-Wittgenstein. Neben der reinen<br />
Körper- und Behandlungspflege wurden inzwischen<br />
viele neue Angebote entwickelt.<br />
Foto<br />
So können Menschen, die alleine zuhause leben<br />
und/oder von ihren Angehörigen versorgt werden,<br />
durch Alltagsassistentinnen stundenweise oder<br />
rund um die Uhr betreut werden. Weitere Hilfen,<br />
die das Zuhause leben ermöglichen sind: Wäschedienst,<br />
Begleitung zum Arzt oder bei Behördengängen,<br />
Hilfe beim Rasen mähen und vieles<br />
mehr. Außerdem bietet die Caritas-Sozialstation<br />
Begleitung bei einer notwendigen Krankenhausbehandlung<br />
und die Versorgung der Wohnung<br />
während des Aufenthaltes an. Alle sonstigen Bedarfe<br />
können jederzeit nachgefragt werden.<br />
Entlastungsdienst „Atempause“<br />
Entlastung für pflegende Angehörige<br />
Tel. <strong>02</strong>71/23417833<br />
Caritas-Sozialstation<br />
Zuhause pflegen – helfen – beraten<br />
Tel. <strong>02</strong>71/22220<br />
Der<br />
Mensch<br />
im<br />
Mittelpunkt<br />
Tages- un d Nachtbetreu ung<br />
stundenweise – bis rund um die Uhr<br />
Tel. <strong>02</strong>71/22220<br />
Sozialdienst katholischer Frauen<br />
Betreuungsverein – rechtliche Betreuung<br />
Tel. <strong>02</strong>71/20110<br />
Psychosoziale Krebsberatung<br />
Informieren – Beraten – Begleiten<br />
Tel. <strong>02</strong>71/2346661<br />
Demenz-Servicezentrum<br />
Information – Beratung – Koordination<br />
Tel. <strong>02</strong>71/234178-17 oder 39121<br />
Und, und, u nd…<br />
Auch wenn sich seit Einführung der Pflegeversicherung<br />
die gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />
für die ambulante Pflege verändert haben, hält<br />
die Caritas-Sozialstation an ihren Ansprüchen<br />
fest, eine ganzheitliche Pflege anzubieten. So<br />
war es eine richtige Entscheidung, den Schwerpunkt<br />
der Pflege von Schwerstkranken und Sterbenden<br />
auszubauen und zu professionalisieren.<br />
Seit dem 01.10.2007 gehört zur Caritas-<br />
Sozialstation der Ambulante Palliativ-Pflegedienst<br />
des Caritasverbandes Siegen-Wittgenstein e.V.<br />
Dies ist der erste zugelassene Palliativpflegedienst<br />
im Kreis Siegen-Wittgenstein.<br />
In enger Zusammenarbeit mit den anderen Einrichtungen<br />
des Caritasverbandes, wie Tagespflege,<br />
Atempause, Psychosoziale Krebsberatungsstelle<br />
oder Ambulante Hospizkoordination etc.<br />
wird eine qualitätsgesicherte ganzheitliche Versorgung<br />
für Menschen mit Pflege- und/oder<br />
Betreuungsbedarf und ihren Angehörigen garantiert.<br />
Caritas-Sozialstation<br />
Haardtstr. 45<br />
57076 Siegen<br />
Tel.: <strong>02</strong>71/22220<br />
Internet: www.caritas-siegen.de<br />
Email: sozialstation@caritas-siegen.de<br />
4 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Nachrichten aus dem Siegerland<br />
EINE NEUE PERSPEKTIVE DES HÖRENS<br />
Siegen-Weidenau<br />
Kreuztal<br />
Im Gebäude der Sparkasse<br />
Weidenauer Straße 167 Roonstraße 2<br />
Tel. <strong>02</strong> 71 - 7 41 17 05 Tel. 0 27 32 - 55 39 77<br />
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Zertifiziert nach DIN<br />
EN ISO 13485:2003<br />
Unser Leistungsumfang<br />
● Prothesen<br />
● Orthesen<br />
● Stützkorsetts<br />
● Schuheinlagen<br />
● korrigierende und<br />
stützende Bandagen<br />
von Kopf bis Fuß<br />
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Gontermannstraße 6<br />
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Kompressionstherapie<br />
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Tel. 0 27 1/2 31 23 51<br />
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durchblick 2/<strong>2010</strong> 5
Mobil und sicher<br />
Wilnsdorf. Mobil sein und mobil bleiben<br />
– das wünschen sich viele Menschen<br />
für ihr Alter. Mobil sein heißt<br />
Kontakte pflegen, Besorgungen erledigen,<br />
Reisen unternehmen und neue<br />
Erfahrungen machen – kurz gesagt:<br />
selbstständig sein und am Leben aktiv<br />
teilnehmen können.<br />
Leider liegt es in der Natur der<br />
Dinge, dass mit zunehmendem Alter<br />
körperliche und geistige Funktionen<br />
teilweise nachlassen. Seh- und Hörvermögen,<br />
Beweglichkeit und auch<br />
die Reaktionsschnelligkeit können mit<br />
Nachrichten aus dem Siegerland<br />
Küche des Kreisklinikums<br />
ausgezeichnet<br />
Siegen. Der Smiley, Gütesiegel für Qualität<br />
und Hygiene in gastronomischen<br />
Unternehmen, wird vom Kreisgesundheitsamtes<br />
übergeben. Jetzt erhielt<br />
die Küche<br />
des Kreisklinikums,<br />
Haus<br />
Hüttental, wie<br />
schon vor zwei<br />
Jahren, erneut<br />
diese Auszeichnung.<br />
Die<br />
Ordnung und<br />
Sauberkeit im Lebensmittelbereich<br />
überzeugte wieder das Amt für Lebensmittelüberwachung.<br />
Den Smiley<br />
erhalten nur Betriebe, die bei der<br />
Kontrolle in punkto Hygiene ein überdurchschnittliches<br />
Ergebnis vorweisen<br />
können. Die Küchenchefin Christel<br />
Bosch freut sich mit ihrem Team über<br />
die Anerkennung ihrer Leistung. bla<br />
Mobilität im Alter bedeutet Lebensqualität<br />
Senioren wollen lange mobil bleiben<br />
Siegen. Seniorinnen und Senioren wollen<br />
möglichst lange mobil bleiben und<br />
nicht aus dem Verkehr gezogen werden.<br />
Das kann man durchaus wörtlich nehmen,<br />
wenn man das Interesse an der Informationsveranstaltung<br />
„Sicher und mobil im<br />
Auto“ betrachtet, die der Seniorenbeirat<br />
der Stadt Siegen im Geisweider Rathaus<br />
durchführte. Der große Sitzungssaal war<br />
nämlich rappelvoll, als die Diplom-Gerontologin<br />
Dr. Heike<br />
Philipp-Metzen aus<br />
Laer die zum Teil doch<br />
recht betagte Zuhörerschaft<br />
mit den neuesten<br />
Erkenntnissen zur<br />
Mobilität und Verkehrstauglichkeit<br />
von<br />
Senioren im Verkehr<br />
konfrontierte. Und da<br />
schnitten die rüstigen<br />
Alten doch ganz gut<br />
ab: Selten fahren sie zu<br />
schnell oder unter Al-<br />
Foto: Kurhan- Fotolia .com<br />
zunehmendem Alter beeinträchtigt<br />
werden. Dies betrifft<br />
die Menschen in unterschiedlichem<br />
Maße, den einen früher<br />
und stärker, den anderen<br />
später. Damit muss man sich<br />
auseinandersetzen. Hier bietet<br />
der Autoclub Europa (ACE)<br />
Seminare für Verkehrsteilnehmer<br />
ab 50 Jahren an. In diesen<br />
Veranstaltungen werden in kleinen<br />
Gruppen Fragen rund um die Mobilität<br />
besprochen. Die Seminare sind für alle<br />
Menschen interessant, ganz gleich, ob<br />
sie überwiegend als Fußgänger, Nutzer<br />
öffentlicher Verkehrsmittel, Autooder<br />
Radfahrer unterwegs sind.<br />
In 90-120 Minuten werden auf<br />
unterhaltsame Weise Probleme um<br />
die Verkehrssicherheit besprochen.<br />
Ansprechpartner vor Ort ist der Vorsitzende<br />
des ACE Kreisclub Siegen-<br />
Wittgenstein Michael Kringe, zugleich<br />
auch Vertrauensanwalt des Autoclubs.<br />
Kontaktdaten sind: <strong>02</strong>739-1049<br />
oder info@miessner-kringe.de. mik<br />
koholeinfluss, sie agieren rücksichtsvoll<br />
und vorausschauend, dennoch haben sie<br />
meist ein Problem. In unüberschaubaren<br />
Situationen verlieren sie leichter als jüngere<br />
Autofahrer Ruhe und Übersicht.<br />
Anhand von Bildern und Grafiken ermunterte<br />
sie die Senioren, bestimmte<br />
Wege und Verkehrssituationen „im Kopf“<br />
nachzugehen, denn „das schult das ältere<br />
Gehirn“.<br />
„Bauchgefühl“: Wer rastet, der rostet.<br />
Daher wollen Senioren möglichst lange mobil bleiben.<br />
Eindringlich appellierte Dr. Philipp-Metzen<br />
an die Senioren, die<br />
neuen Errungenschaften der Automobiltechnik<br />
zu nutzen. „Navigationssysteme,<br />
ergotherapeutische<br />
Sitzverstellungen oder das Automatikgetriebe<br />
erleichtern das Autofahren<br />
und bringen mehr Sicherheit mit sich“,<br />
sagte die Referentin, die im Übrigen<br />
keine bestimmte Altersgrenze für das<br />
Autofahren festsetzen<br />
6 durchblick 2/<strong>2010</strong><br />
Foto: Dr. Horst Bach<br />
wollte. Gleichwohl<br />
appellierte Dr. Philipp-<br />
Metzen an die Seniorinnen<br />
und Senioren:<br />
„Auch wenn Sie sich<br />
noch so rüstig fühlen,<br />
gehen Sie regelmäßig<br />
zum Arzt und lassen<br />
Sie Ihre Gesundheit<br />
im Hinblick auf eine<br />
sichere Teilnahme am<br />
Straßenverkehr durchchecken.“<br />
hoba
Nachrichten aus dem Siegerland<br />
Landesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros<br />
AlterAktiv e.V. ist Gründungsmitglied<br />
Hilden. Auf der Fachkonferenz der über<br />
60 Seniorenbüros in NRW wurde am<br />
30. 4. einstimmig die Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Seniorenbüros NRW (LaS<br />
NRW) gegründet. Erich Kerkhoff, auch<br />
aktiver Redakteur des durchblick, vertritt<br />
AlterAktiv in diesem Gremium.<br />
Ziel der Arbeitsgemeinschaft ist<br />
die Unterstützung der Seniorenbüros<br />
durch konkrete und praktische<br />
Arbeitshilfen, gemeinsame Interessenvertretung<br />
und Öffentlichsarbeit.<br />
Gerade die Seniorenbüros, die sich<br />
im Aufbau befinden oder nach neuen<br />
Wegen in der Seniorenarbeit suchen,<br />
wünschen sich Austausch, Vernetzung<br />
und Zusammenarbeit. Die LaS NRW<br />
ist eng verknüpft mit der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
Seniorenbüros<br />
(BaS) und wird ergänzende Angebote<br />
entwickeln und vor Ort tätig werden.<br />
Die LaS NRW steht für die positive<br />
Aufbruchstimmung und Zukunftsorientierung<br />
der Seniorenbüros.<br />
Mit ihr ist ein neues Netzwerk<br />
entstanden, das sich für die Interessen<br />
und Belange älterer Menschen engagiert<br />
einsetzen wird.<br />
bla<br />
Ehrenmitgliedschaft verliehen<br />
85-jährige Geigerin geehrt<br />
Vaterlose Töchter<br />
Aufruf der UNI<br />
zum Forschungsprojekt<br />
Siegen. Der Fachbereich Psychologie<br />
sucht für ein Forschungsprojekt<br />
„Vaterlose Töchter“, Frauen, die zwischen<br />
1937 und 1945 geboren sind.<br />
Kinder warteten nach 1945 oft<br />
vergeblich auf die Rückkehr ihrer<br />
Väter. Vaterlose Söhne haben bislang<br />
mehr Aufmerksamkeit gefunden<br />
als vaterlose Töchter. Aber auch<br />
viele vaterlos aufgewachsene Frauen<br />
gehen mit unbeantworteten und teilweise<br />
erst heute gestellten Fragen<br />
den Spuren ihrer Väter nach, die sie<br />
nie kennengelernt haben, deren Verlust<br />
sie bis heute schmerzhaft empfinden<br />
und deren Schatten sie bis<br />
heute begleiten.<br />
Monika Sasse bedankt sich bei<br />
Ingrid Nehlsen (l.) für ihren Einsatz.<br />
Autorenfoto<br />
Siegen. Als Ingrid Nehlsen in das<br />
Liebhaberorchester „Collegium Musicum<br />
Siegen“ eintrat, stand sie bereits<br />
kurz vor dem Rentenalter. Sie zählte<br />
seither zu den zuverlässigsten Geigerinnen<br />
des Sinfonieorchesters. Mit<br />
85 Jahren zieht sie sich jetzt aus dem<br />
„aktiven Dienst“ zurück. Dirigent<br />
Maurizio Quaremba lobte ihre vorbildliche<br />
stetige Mitwirkung und bedankte<br />
sich für ihr engagiertes Musizieren. Für<br />
den Vorstand des Orchester-Trägervereins<br />
„Collegium Musicum Siegen e.V.“<br />
bedankte sich Monika Sasse bei Ingrid<br />
Nehlsen für den über zwei Jahrzehnte<br />
erbrachten musikalischen Einsatz für<br />
das Orchester und überreichte ihr die<br />
Urkunde über ihre Ernennung zum Ehrenmitglied.<br />
Nach dem früheren<br />
künstlerischen Leiter Herbert<br />
Ermert ist Ingrid Nehlsen das<br />
zweite Ehrenmitglied des Vereins.<br />
Sie freut sich schon, „ihr<br />
Orchester“ am 4. Juli im Apollo-Theater<br />
erleben zu dürfen,<br />
zusammen mit Peter Autschbachs<br />
Band „terminal A“,<br />
im Rahmen des XXII. Siegener<br />
Sommerfestivals.<br />
Prof. Dr. Insa Fooken und Prof.<br />
Dr. Barbara Stambolis beschäftigen<br />
sich mit dieser Frage als Forschungsprojekt.<br />
Sie können sich an einer Fragebogenaktion<br />
bzw. Interviewbefragung<br />
beteiligen. Interessierte Frauen wenden<br />
sich bitte direkt an die Uni Siegen,<br />
entweder per E-Mail: Fooken@psychologie.uni-siegen.de<br />
oder telefonisch<br />
unter: <strong>02</strong>71 740-4486. bake<br />
Hausnotruf.<br />
<strong>02</strong>71- 89 061-0<br />
AWO-Sozialstation<br />
durchblick 2/<strong>2010</strong> 7
„Neuland“<br />
Jung und Alt – gemeinsam<br />
Netphen. Das<br />
Projekt „NEU-<br />
LAND – Schüler<br />
unterrichten<br />
Senioren“,<br />
das von der<br />
Senioren-Service-Stelle<br />
der<br />
Stadt Netphen<br />
in Kooperation<br />
mit dem Gymnasium<br />
Netphen<br />
initiiert wurde, hat erfolgreich<br />
Fahrt aufgenommen. Über 70 Gymnasiasten<br />
wagen den Schritt, „Neuland“<br />
zu betreten, indem sie ihr Wissen und<br />
Know-how an Senioren weitergeben.<br />
In lockerer, partnerschaftlicher Atmosphäre<br />
treten Jung und Alt in einen positiven<br />
Dialog, der für alle Beteiligten<br />
bereichernd ist. Das Projekt „Neuland“<br />
wird durch Schüler, die dafür ehren-<br />
Nachrichten aus dem Siegerland<br />
Eva Vitt, Senioren-<br />
Service-Stelle der<br />
Stadt Netphen<br />
amtlich ihre Freizeit einsetzen, Lehrer<br />
und die Stadt Netphen als Schulträger<br />
unterstützt. „Neuland“ ist langfristig<br />
angelegt und das Kursangebot soll erweitert<br />
werden. Die Kurse werden in<br />
den Räumlichkeiten des Gymnasiums<br />
Netphen gegeben.<br />
Angeboten werden derzeit neben<br />
Computerkursen für Anfänger auch<br />
Handy-Kurse sowie Englischkurse<br />
für Anfänger und für Fortgeschrittene.<br />
Die Angebote sind kostenlos. Informationen<br />
und Anmeldungen gehen<br />
über Eva Vitt von der Senioren-<br />
Service-Stelle Rathaus Netphen,<br />
Zimmer 3409, <strong>02</strong>738 / 603-145.<br />
Caritas informiert<br />
Fragen rund um die Pflege<br />
Siegen. Die Caritas-Sozialstation<br />
Weidenau bietet für pflegende Angehörige<br />
Informationen zu aktuellen<br />
Themen rund um die häusliche Pflege<br />
und Betreuung an.<br />
Am 17. Juni soll die Frage „Ist die Versorgung<br />
schwerstkranker und sterbender<br />
Menschen zu Hause möglich?“ beantwortet<br />
werden. Die ganzheitliche Pflege<br />
und Betreuung des Ambulanten Palliativpflegedienstes<br />
des Caritasverbandes<br />
stellt Gabi Klein von der Pflegedienstleitung<br />
der Caritas-Sozialstation vor.<br />
Ein ebenso wichtiges Thema ist die<br />
eigene Gesundheit. „Wie erkenne ich<br />
frühzeitig meine Grenzen?“ Zu den<br />
Gefahren des Burnouts referiert am<br />
23. September Claudia Binsack, von<br />
der Caritas-Sozialstation. „Welche<br />
Pflegeversicherungsleistungen gibt<br />
es? Was steht mir wann zu?“ Darüber<br />
spricht Dorothe Kohl von der Barmer<br />
Ersatzkasse am 25. November <strong>2010</strong>.<br />
Die Vorträge sind donnerstags von<br />
18.30 bis 20.00 Uhr in der St.-Marien-<br />
Gemeinde, Häutebachweg 5.<br />
Weitere Informationen erteilt<br />
die Caritas-Sozialstation Weidenau,<br />
Haardtstraße 45, <strong>02</strong>71 / 22220<br />
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Die reinste Freude<br />
8 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Nachrichten aus dem Siegerland<br />
„Kreativer mit dem Alter umgehen“<br />
Henning Scherf stellt eigenes Altersbild vor<br />
Netphen. Wie wollen wir in Zukunft<br />
leben? Welche Möglichkeiten gibt es,<br />
mit dem Altern umzugehen? Das sind<br />
Fragen, die sich jeder Einzelne stellen<br />
muss, die aber auch die Gesellschaft und<br />
die Politik betreffen. Henning Scherf,<br />
ehemaliger Bürgermeister und Senatspräsident<br />
der Freien Hansestadt Bremen,<br />
hat sich wie wenige andere mit diesen<br />
Fragen auseinandergesetzt. In seinem<br />
Buch „Grau ist bunt – was im Alter<br />
möglich ist“ erzählt er davon, wie seine<br />
Großeltern und Eltern alt geworden sind<br />
und wie er selbst alt werden will.<br />
Am Dienstag, dem 28. September<br />
<strong>2010</strong>, ist Dr. Henning Scherf in Netphen<br />
zu Gast. Im Rahmen der Generationen-<br />
und Seniorenarbeit lädt die Senioren-Service-Stelle<br />
der Stadt Netphen<br />
zusammen mit dem Seniorenforum<br />
Netphen zum Vortragsabend mit dem<br />
Autoren und zu einem anschließenden<br />
Gespräch mit ihm ein. Der großen Angst<br />
vor dem eigenen Altern und der Panik<br />
vor einer immer älter werdenden Gesellschaft<br />
stellt Henning Scherf in seinem<br />
Buch ein ganz neues Altersbild entgegen<br />
- und eine alternative Lebensform,<br />
die er selber in seiner (Deutschlands<br />
wohl berühmtester Wohngemeinschaft)<br />
Alters-WG praktiziert. Als aktiver und<br />
dynamischer 71-Jähriger lebt er, was<br />
er propagiert. „Man muss etwas aus<br />
seinem Alter machen, bevor es etwas<br />
aus einem macht“, lautet das Motto<br />
des Unruheständlers. Scherf ist davon<br />
überzeugt: „Wir müssen die Trennung<br />
Verlagsfoto<br />
Henning Scherf kommt nach Netphen:<br />
Dienstag, 28. Sept. <strong>2010</strong>, 19 Uhr,<br />
in die Georg-Heimann-Halle.<br />
zwischen Alt und Jung aufheben, die<br />
starre Abfolge von Ausbildung - Arbeit<br />
- Ruhestand auflösen und Vereinsamung<br />
verhindern“. Er wirbt für Lebensfreude<br />
und das Miteinander im Alter.<br />
Die Möglichkeiten, heutzutage im<br />
Alter viel mehr machen zu können als<br />
früher, sieht er als Chance. „Nun mal<br />
los, kümmert euch!“, lautet sein Appell<br />
an die Mit-Senioren: „Guckt, wo<br />
ihr gebraucht werdet!“<br />
Wo man sich dann einsetzt, ob in<br />
Kindergärten, Schulen, Vereinen oder<br />
Kirchen, ist egal. Alle werden nach<br />
Scherfs Überzeugung davon profitieren.<br />
„Wir sind ein Geschenk für die Gesellschaft!“,<br />
sagt der Autor. Eva Vitt<br />
Gesund und beweglich bleiben<br />
Praxis für chinesische Medizin<br />
Dr. Hans-Joachim Kraemer<br />
Herborner Str. 2<br />
57250 Netphen-Deuz<br />
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chinesische Heilkräuter bei<br />
Augenerkrankungen<br />
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Anspannungszustände<br />
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Wir haben Zeit für unsere Gäste!<br />
Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />
Tagespflege Villa Bohn möchten, dass ihre<br />
Besucher freudig am Leben teilnehmen.<br />
Jeder Gast bekommt die Hilfe, die er - unter<br />
Einbeziehung der eigenen Fähigkeiten -<br />
benötigt.<br />
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anvertrauten Menschen als Einheit von<br />
Körper und Seele zu sehen.<br />
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in der Villa Bohn berücksichtigt und individuell<br />
gefördert.<br />
VIL<br />
LA BOHN<br />
Tagesp<br />
pfle<br />
ge<br />
România<br />
tara necunoscută<br />
Freudenberg. „Rumänien - das unbekannte<br />
Land.“ Seit vier Jahren<br />
gibt es in Freudenberg schon Rumänischkurse,<br />
und das Interesse ist<br />
ungebrochen. Was die Kurse so einzigartig<br />
macht, ist die Mischung aus<br />
Spracherwerb und Einblick in das<br />
Alltagsleben.<br />
Für viele aus der heimischen Region<br />
begann die Entdeckung Rumäniens<br />
erst mit dem EU-Beitritt des Landes.<br />
Die rumänische Sprache klingt vertraut,<br />
ein bisschen so wie Italienisch,<br />
Spanisch und Portugiesisch zusammen.<br />
Sie ist angenehm melodisch und<br />
leicht nachzusprechen. Sprachkenntnisse<br />
helfen, schnell Kontakt zu finden.<br />
Infos gibt es bei der Stadt Freudenberg:<br />
<strong>02</strong>734/43-100 oder <strong>02</strong>734/43-121<br />
Tagespflege in freundlichem,<br />
familärem Ambiente<br />
tagsüber sinnvoll betreut<br />
am Abend wieder im eigenen Haus<br />
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Marburger Str. 21<br />
57250 Netphen-Deuz<br />
(Inhaber: Dr. med. H.-J. Kraemer)<br />
Tel. <strong>02</strong>737-592870<br />
alle Kassen, auch ohne Pflegestufe<br />
durchblick 2/<strong>2010</strong> 9
Kreis Siegen - Wittgenstein<br />
Ältere Menschen und ihre Angehörigen<br />
können sich ab<br />
sofort auf der Internetseite<br />
www.zukunftsinitiative2<strong>02</strong>0.de umfassend<br />
über „Leben und Wohnen<br />
im Alter“ in Siegen-Wittgenstein informieren.<br />
Dort finden die Nutzer<br />
beispielsweise Hinweise auf Veranstaltungen,<br />
die speziell<br />
für Seniorinnen und<br />
Senioren angeboten<br />
werden, Tipps, wer bei<br />
Garten- und Hausarbeiten<br />
unter die Arme<br />
greifen könnte oder Informationen<br />
über Pflegeleistungen,<br />
die es in Wohnortnähe<br />
und im gesamten Kreisgebiet gibt.<br />
„Eine solch umfassende Bündelung<br />
von Angeboten für ältere Menschen<br />
auf einer Plattform ist bundesweit<br />
einmalig“, machte Landrat<br />
Paul Breuer bei der Vorstellung der<br />
Internetseite deutlich, die er jetzt gemeinsam<br />
mit Kreissozialdezernent<br />
Helmut Kneppe und Reiner Jakobs,<br />
Programmleiter der Zukunftsinitiative<br />
„Leben und Wohnen im Alter“, der<br />
Öffentlichkeit vorstellte. „Wir wollen<br />
mit unserer modernen regionalen Sozialpolitik<br />
ganz nah an den Menschen<br />
sein. Diesen Anspruch stellen wir an<br />
uns und so gestalten wir partnerschaftlich<br />
gemeinsam mit den Städten und<br />
Gemeinden unsere Angebote“, so Helmut<br />
Kneppe. Im Zeitalter von web 2.0<br />
gehöre daher die Kommunikation über<br />
das Internet selbstverständlich dazu -<br />
auch für die ältere Bevölkerungsgruppe.<br />
Umfassende Informationen<br />
ab sofort im Internet<br />
Der Internetauftritt ist als Informations-,<br />
Kommunikations- und Arbeitsplattform<br />
angelegt und inhaltlich<br />
in drei Blöcke gegliedert: einen Ratgeber-,<br />
eine Suche- sowie einen Block<br />
zum Thema „Leben und Wohnen im<br />
Alter“. Im Ratgeber finden sich umfassende<br />
Informationen u. a. zu den<br />
Themen „Gesundheitsvorsorge“,<br />
„Pflege“ und „Vollmachten“. „Leben<br />
und Wohnen im Alter“ zeigt, welche<br />
Vorzüge und Stärken das Leben in<br />
Siegen-Wittgenstein, gerade für Seniorinnen<br />
und Senioren hat. Über die<br />
Regionalsuche können schließlich die<br />
vielfältigen Dienstleistungsangebote<br />
rund um die Pflege und Unterstützung<br />
im Alltag abgerufen werden. Landrat<br />
Paul Breuer machte noch einmal die<br />
Zielsetzung der Zukunftsinitiative<br />
„Leben und Wohnen im Alter“ deutlich,<br />
nämlich älteren Menschen so<br />
lange wie möglich ein weitgehend<br />
selbstständiges Leben<br />
zu Hause in den eigenen<br />
vier Wänden zu ermöglichen.<br />
Eine Heimunterbringung<br />
sollte immer<br />
nur die allerletzte Lösung<br />
sein.<br />
„Das entspricht dem<br />
Wunsch der älteren Menschen und<br />
entlastet bei einer immer älter werdenden<br />
Bevölkerung zugleich auch<br />
den Sozialetat des Kreises“, so Breuer.<br />
„Deshalb haben wir in den letzten Jahren<br />
mit den Partnern in den Städten<br />
und Gemeinden ein breites Angebot an<br />
Hilfs- und Unterstützungsleistungen<br />
aufgebaut – ein Prozess, der immer<br />
noch weiter geht. Gleichzeitig sind wir<br />
aber jetzt auch an dem Punkt, an dem<br />
wir diese Angebote bekannter machen<br />
wollen“, erläutert der Landrat. „Das<br />
Internet ist da für viele Menschen<br />
heute das Medium der ersten Wahl.“ ●<br />
Die presserechtliche Verantwortung dieser Seite liegt beim Kreis Siegen-Wittgenstein. Der „durchblick“ hat keinen Einfluss auf den Inhalt dieses Beitrags.<br />
Ihr Ansprechpartner:<br />
Reiner Jakobs<br />
Zukunftsinitiative Siegen-Wittgenstein 2<strong>02</strong>0<br />
Programmleitung „Leben und Wohnen im Alter“<br />
Servicezentrum für soziale Beratung,<br />
Betreuung und Prävention<br />
Bismarckstr. 45,<br />
57076 Siegen<br />
<strong>02</strong>71/333-2720 E-Mail: lwa@siegen-wittgenstein.de<br />
Landrat Paul Breuer (links) mit Reiner Jakobs<br />
10 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Reisen<br />
Lasst Blumen sprechen<br />
oder das Missverständnis<br />
Es war im Frühling 1953. Wir machten<br />
uns mit unserem neuen Auto<br />
auf nach Italien. Wir, das waren<br />
mein Mann, meine beiden Töchter, drei<br />
und fünf Jahre alt, und ich. Die Fahrt war<br />
wunderschön über die Alpen ins sonnige<br />
Süden. Es war unsere erste große Reise<br />
und wir waren ziemlich unbedarft sowohl<br />
im Reisen als auch in der Sprache.<br />
Als wir die Grenze hinter uns hatten,<br />
war es bereits Abend und die Mädchen begannen<br />
zu nerven. Natürlich waren sie müde,<br />
aber wir hatten noch keine Unterkunft<br />
für die Nacht. Nun begann mit Hochdruck<br />
die Zimmersuche.<br />
Bald sah ich ein über und über mit<br />
Blumen bewachsenes Haus und am oberen<br />
Fenster war ein Schild. Nun, dachte ich,<br />
die werden wohl Zimmer vermieten. Genau vor dem Haus<br />
kam eine Frau mir entgegen. Ich sprach sie an, aber sie verstand<br />
mich natürlich nicht. Als sie lächelnd ins Haus gehen<br />
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„Bald sah ich ein über und über mit Blumen bewachsenes Haus“<br />
wollte, zeigte ich auf das Schild am Fenster. Da erhellte sich<br />
ihr Gesicht und dann ertönte auch sofort ihre helle, laute<br />
Stimme; „Maarieja, Maarieja“, rief sie. Sofort kam die so<br />
Gerufene ans Fenster. Beide Frauen redeten und redeten.<br />
Ein Mordspalaver. Ich verstand kein Wort.<br />
Ohne Sprachkenntnisse war doch alles schwieriger als<br />
ich es mir vorgestellt hatte. Mir war echt mulmig. Als ich<br />
gerade aus dieser Situation abhauen wollte, kam Maria<br />
mit einem riesigen Strauß Blumen auf mich zu. Es waren<br />
die Blumen, die an ihrem Haus so prächtig wucherten.<br />
Das war ein Irrtum. Ich wollte nicht die Blumen, ich<br />
wollte doch nur auf das Schild aufmerksam machen, von<br />
dem ich vermutete, dass Zimmer vermietet würden. Was<br />
sollte ich machen? Da stand ich nun bepackt mit Blumen,<br />
und als mein Mann sich dann auch noch über mich lustig<br />
machte, war ich den Tränen nahe. Gerade dann sprach<br />
mich ein junger Italiener in gutem Deutsch an. Als er<br />
unsere Lage erfasst hatte, wusste er sofort Rat. „Meine<br />
Tante vermietet Zimmer“, sagte er. Sie sei ein großer<br />
Blumenfreund und wenn ich ihr die schönen Blumen<br />
schenkte, bekämen wir bestimmt ihr schönstes. „Kommt<br />
nur mit“, sprach er weiter und mir schwante etwas, denn<br />
er lief genau auf Marias Haus zu.<br />
So war’s. Laut rief er „Maria, Maria“, und schon stand<br />
Maria in der Haustüre. Maria sah mich an, ich sah Maria<br />
an und dann lachten wir beide. Rasch war der Irrtum<br />
aufgeklärt. Natürlich bekamen wir ein Zimmer und die<br />
Blumen standen in der Vase. Zwei Nächte blieben wir bei<br />
Maria, dann fuhren wir weiter zum Comer See. Auf dem<br />
Rückweg schauten wir noch mal bei Maria vorbei und<br />
auch jetzt bekam sie Blumen von uns. Inge Göbel<br />
durchblick 2/<strong>2010</strong> 11<br />
SchneiderStockImages-Fotoali.com
Gesellschaft<br />
Patchwork-Frauen steppen seit 13 Jahren<br />
82-jährige Bäckergesellin schon immer dabei<br />
Helene Kölzer, älteste der Mudersbacher Patchwork-Frauen, lässt sich von Hanne Wüst,<br />
der einzigen „Fachfrau“ in der Gruppe, die Fertigungsschritte einer Tasche erklären.<br />
Helene Kölzer (82 Jahre jung) ist „Stepperin“ der<br />
ersten Stunde bei den „Mudersbacher Patchwork-<br />
Frauen“. Sie hatte keine Vorkenntnisse und fühlte<br />
sich auch nicht besonders begabt für diese Tätigkeit, ist<br />
sie doch von Hause aus Bäckergesellin! Gemeinsam ist ihr<br />
mit den anderen, derzeit 12 Stepperinnen, die Freude in<br />
gemeinschaftlicher Arbeit Anerkennung zu finden.<br />
Sie werden schon gemerkt haben, dass Steppen nichts<br />
mit der amerikanischen Tanzform zu tun hat, sondern das<br />
deutsche Wort für den angelsächsischen Begriff „quilten“<br />
ist. Quilt (sprich: kwilt) ist ein fertiges Patchworkprodukt.<br />
Fachleute behaupten, dass nur ein handgefertigter Quilt ein<br />
„echter“ Quilt ist.<br />
Was aber genau Quilt oder Patchwork ist, beantwortet<br />
Marliese Dubreuil, Sprecherin der Gruppe, so:<br />
„Für mich habe ich diese Frage schon vor einigen Jahren<br />
zu beantworten versucht. Ist das eine einfache Handarbeit<br />
wie Stricken oder Häkeln oder ein Zusammennähen von<br />
bunten Stoffstücken, die ihre besten Zeiten hinter sich ha-<br />
ben und sonst keine Verwendung mehr finden? Es ist doch<br />
schon ein bisschen mehr, denn bereits beim Aussuchen der<br />
Stoffe wird‘s schwierig.<br />
Verwende ich Reststoffe, alte Bettwäsche, alte Kleider,<br />
Handtücher, Topflappen usw. oder will ich neue Stoffe<br />
verarbeiten? Welcher Stoff gefällt mir und welcher andere<br />
passt dazu? Fühlt er sich gut an oder ist er hart und kratzig?<br />
Stimmt die Qualität oder eignet er sich doch eher nur zum<br />
Putzlumpen?<br />
Was soll daraus entstehen? Eine Bettdecke, ein Wandbehang,<br />
eine Tischdecke, Platzsets oder eine Handtasche?<br />
Die Stücke, die heute daraus entstehen, sind ja nicht<br />
mehr aus der Not heraus geboren wie früher, als wirklich<br />
jedes Stoffstückchen, egal wie es aussah, gehortet wurde,<br />
um eine wärmende Decke zu schaffen.<br />
Heute sind es Stücke, die meinen Augen gefallen, meiner<br />
Seele gut tun, mir schon beim Aussuchen und Überlegen,<br />
wie sich die einzelnen Blöcke ergänzen, einen wohligen<br />
Schauer über den Rücken huschen lassen.<br />
12 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Gesellschaft<br />
Es sind vornehmlich die Frauen, die aus schnöden Stoffstückchen,<br />
die sonst niemand mehr beachten würde, einzigartige<br />
Bilder aus Blöcken, aneinandergereihten Streifen,<br />
Dreiecken oder Sechsecken erschaffen, und das Ganze ist<br />
dann einfach nur schön! Sie tun (meistens) den Augen gut<br />
und was ist ein solches Bild gegenüber einer wilden Kleckserei,<br />
die sofort als hohe Kunst betitelt wird? Und wenn<br />
dann daraus noch ein Quilt entsteht, wird niemand es mehr<br />
wagen, das nicht als Kunst zu bezeichnen.<br />
Ein Quilt ist Patchworkarbeit in ihrer Vollkommenheit.<br />
Dabei werden drei Lagen unterschiedlicher Stoffe übereinander<br />
gelegt und mit Steppstichen aneinander geheftet,<br />
wobei die Oberseite eine Patchworkarbeit ist, die mittlere<br />
Seite eine wärmende Einlage und die Unterseite ein den<br />
Augen ebenfalls gefälliger Abschluss. Diese Steppstiche<br />
können ganz filigran mit der Hand genäht und in auffallenden<br />
Ornamenten angeordnet werden. Frau (man) kann<br />
aber auch ganz wild mit der Nähmaschine drauflos steppen.<br />
Das ist halt eine andere Kunst ...“<br />
Die Anfänge<br />
Als 1994 das Volksbildungswerk Mudersbach unter der<br />
Leitung von Marliese Dubreuil den ersten Patchworkkurs<br />
anbot, konnte noch niemand ahnen, dass aus diesem Kurs<br />
eine solche Erfolgsstory wurde! Bereits 1997 beschlossen<br />
die Kursteilnehmerinnen als Gruppe zusammenzubleiben<br />
und sich monatlich jeweils am dritten Samstag ihrem Hobby,<br />
dem Nähen, zu widmen. Immer von 9:00 Uhr bis 16: 00<br />
Uhr, unterbrochen durch ein ausgiebiges Frühstück, treffen<br />
sich die Teilnehmerinnen (ein Mann hat bisher nicht den Weg<br />
zu ihnen gefunden) im Gemeindehaus von Mudersbach. Wie<br />
es sich für eine gesellige Runde gehört, gingen die Kontakte<br />
schnell über das Handwerkliche hinaus. Manche persönliche<br />
Freundschaft entstand und entwickelte sich.<br />
Sternschnuppe<br />
von Inge Göbel<br />
Du schaust hinauf zum Himmelszelt<br />
Siehst hunderttausend Sterne<br />
Und einen, der herunterfällt<br />
Als Schnuppe, hier auf diese Welt<br />
Der grüßt dich aus der Ferne.<br />
Er spricht zu dir, Du Menschenkind<br />
Hast einen Wunsch jetzt frei<br />
Nun überleg rasch, mach’s geschwind<br />
Schick deinen Wunsch nun mit dem Wind<br />
Sonst ist die Zeit vorbei.<br />
Und üb dich in Verschwiegenheit<br />
Behalt ihn dir im Stillen.<br />
Sprichst du mit jemand jetzt und heut<br />
Verfliegt der Wunsch in kurzer Zeit<br />
Und kann sich nicht erfüllen.<br />
Monika Dreisbach, Jüngste in der Gruppe, erklärt unserer<br />
Redakteurin Maria Anspach die Technik ihres Bagello-Quilts.<br />
Wurde zunächst nur für den Eigenbedarf produziert,<br />
quoll bald so manches private Lager aus allen Nähten.<br />
Betrachteten die Quilterinnen ihre ersten Jahre noch als<br />
„Lehrzeit“, wagten sie sich mit ihrem angesammelten<br />
Vorrat im Herbst 2001 erstmals an die Öffentlichkeit. Damals<br />
stand bereits fest, dass der Gewinn der Ausstellung<br />
gemeinnützigen Zwecken zugeführt werden soll. Über<br />
den Erlös konnte sich das Kinderhospiz in Olpe freuen,<br />
das damals mit einer stattlichen Summe bedacht wurde. In<br />
den folgenden Jahren durften sich das Hospiz in Siegen,<br />
das Café Patchwork, das St.-Josef-Haus in Olpe, das ►<br />
Nach einem schönen Abend<br />
mit dem Nachtbus nach Hause!<br />
www.der-nachtbus.de<br />
durchblick 2/<strong>2010</strong> 13
Gesellschaft<br />
Fotos: Archiv Mudersbacher Patchwork-Frauen<br />
Gisela Stausberg entspannt sich bei ihrer „künstlerischen“<br />
Arbeit zwischendurch mit der Lektüre des durchblick.<br />
Immer ein „Renner“ bei den Ausstellungen:<br />
das umfangreiche, preiswerte Taschenangebot.<br />
Frauenhaus in Siegen, um nur einige zu nennen, über finanzielle<br />
Zuwendungen der emsigen Patchwork-Frauen freuen<br />
Und heute<br />
Helga Zimmermann, von Beruf Betriebswirtin, kam<br />
2004 zu den „Patchwork-Frauen“ und hatte zuvor außer<br />
kleinen Umnäharbeiten keinerlei Erfahrung mit Nähen als<br />
Kunstform. „Ich habe angefangen Topflappen zu nähen und<br />
mache jetzt kleine Quilts“, berichtet sie mit Stolz in der<br />
Stimme.<br />
Gisela Stausberg, gelernte Bankkauffrau, kam 1995<br />
schon mit etwas Vorerfahrung in die Gruppe. Sie fertigt<br />
– von kleinem Weihnachtsschmuck über Kissen und Tischdecken<br />
bis zum Quilt von 160 cm bis 260 cm – alles, was<br />
sich „steppen“ lässt!<br />
Auch wenn Gleichberechtigung in der Gemeinschaft<br />
herrscht und alle Entscheidungen gemeinsam getroffen<br />
werden, ist Marliese Dubreuil diejenige, die sich kümmert,<br />
die Ausstellungsräume organisiert und den Kontakt mit Behörden<br />
hält.<br />
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Miteigentum und lebenslanges Wohnrecht!<br />
Von der jüngsten Teilnehmerin (49 Jahre) bis zur ältesten<br />
(82 Jahre) arbeiten die fleißigen Schneiderinnen<br />
derzeit für ihre nächste Verkaufsausstellung. Schmerzlich<br />
vermisst wird bei den Vorarbeiten Simone, die Jüngste<br />
unter den Patchwork-Frauen, die im Frühjahr nach einer<br />
Krebserkrankung verstorben ist. „Sie hatte immer so wunderbare<br />
originelle Ideen, um kleine Werke zu schaffen. Ihre<br />
immer fröhliche und lebensbejahende Art hat uns so sehr<br />
bereichert“, so Marliese Dubreuil.<br />
Großer Andrang herrschte auch bei der letzten<br />
Verkaufsausstellung im Oktober 2007. Die Veranstaltung<br />
schloss mit einem Überschuss von mehr als 5000 Euro<br />
ab. Der komplette Reinerlös wurde an mehrere<br />
Siegerländer Organisationen gespendet.<br />
Der Erlös der kommenden Ausstellung, die Samstag, 30.<br />
und Sonntag, 31. Oktober, im katholischen Pfarrheim „Maria<br />
Himmelfahrt“ in Mudersbach stattfindet, wird wieder<br />
einmal komplett für eine bedürftige Einrichtung gespendet.<br />
Wer in den Genuss von den zu erwartenden – hoffentlich<br />
– vielen Euro kommen soll, wird allerdings noch nicht verraten.<br />
Sollten Sie neugierig geworden sein, mitmachen wollen<br />
oder auch nur weitere Fragen haben:<br />
Informationen erhalten Sie unter <strong>02</strong>745-8426.<br />
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14 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Gesellschaft<br />
Es sind vornehmlich die Frauen, die aus schnöden Stoffstückchen,<br />
die sonst niemand mehr beachten würde, einzigartige<br />
Bilder aus Blöcken, aneinandergereihten Streifen,<br />
Dreiecken oder Sechsecken erschaffen, und das Ganze ist<br />
dann einfach nur schön! Sie tun (meistens) den Augen gut<br />
und was ist ein solches Bild gegenüber einer wilden Kleckserei,<br />
die sofort als hohe Kunst betitelt wird? Und wenn<br />
dann daraus noch ein Quilt entsteht, wird niemand es mehr<br />
wagen, das nicht als Kunst zu bezeichnen.<br />
Ein Quilt ist Patchworkarbeit in ihrer Vollkommenheit.<br />
Dabei werden drei Lagen unterschiedlicher Stoffe übereinander<br />
gelegt und mit Steppstichen aneinander geheftet,<br />
wobei die Oberseite eine Patchworkarbeit ist, die mittlere<br />
Seite eine wärmende Einlage und die Unterseite ein den<br />
Augen ebenfalls gefälliger Abschluss. Diese Steppstiche<br />
können ganz filigran mit der Hand genäht und in auffallenden<br />
Ornamenten angeordnet werden. Frau (man) kann<br />
aber auch ganz wild mit der Nähmaschine drauflos steppen.<br />
Das ist halt eine andere Kunst ...“<br />
Die Anfänge<br />
Als 1994 das Volksbildungswerk Mudersbach unter der<br />
Leitung von Marliese Dubreuil den ersten Patchworkkurs<br />
anbot, konnte noch niemand ahnen, dass aus diesem Kurs<br />
eine solche Erfolgsstory wurde! Bereits 1997 beschlossen<br />
die Kursteilnehmerinnen als Gruppe zusammenzubleiben<br />
und sich monatlich jeweils am dritten Samstag ihrem Hobby,<br />
dem Nähen, zu widmen. Immer von 9:00 Uhr bis 16: 00<br />
Uhr, unterbrochen durch ein ausgiebiges Frühstück, treffen<br />
sich die Teilnehmerinnen (ein Mann hat bisher nicht den Weg<br />
zu ihnen gefunden) im Gemeindehaus von Mudersbach. Wie<br />
es sich für eine gesellige Runde gehört, gingen die Kontakte<br />
schnell über das Handwerkliche hinaus. Manche persönliche<br />
Freundschaft entstand und entwickelte sich.<br />
Sternschnuppe<br />
von Inge Göbel<br />
Du schaust hinauf zum Himmelszelt<br />
Siehst hunderttausend Sterne<br />
Und einen, der herunterfällt<br />
Als Schnuppe, hier auf diese Welt<br />
Der grüßt dich aus der Ferne.<br />
Er spricht zu dir, Du Menschenkind<br />
Hast einen Wunsch jetzt frei<br />
Nun überleg rasch, mach’s geschwind<br />
Schick deinen Wunsch nun mit dem Wind<br />
Sonst ist die Zeit vorbei.<br />
Und üb dich in Verschwiegenheit<br />
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Sprichst du mit jemand jetzt und heut<br />
Verfliegt der Wunsch in kurzer Zeit<br />
Und kann sich nicht erfüllen.<br />
Monika Dreisbach, Jüngste in der Gruppe, erklärt unserer<br />
Redakteurin Maria Anspach die Technik ihres Bagello-Quilts.<br />
Wurde zunächst nur für den Eigenbedarf produziert,<br />
quoll bald so manches private Lager aus allen Nähten.<br />
Betrachteten die Quilterinnen ihre ersten Jahre noch als<br />
„Lehrzeit“, wagten sie sich mit ihrem angesammelten<br />
Vorrat im Herbst 2001 erstmals an die Öffentlichkeit. Damals<br />
stand bereits fest, dass der Gewinn der Ausstellung<br />
gemeinnützigen Zwecken zugeführt werden soll. Über<br />
den Erlös konnte sich das Kinderhospiz in Olpe freuen,<br />
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den folgenden Jahren durften sich das Hospiz in Siegen,<br />
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Nach einem schönen Abend<br />
mit dem Nachtbus nach Hause!<br />
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durchblick 2/<strong>2010</strong> 13
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durchblick 2/<strong>2010</strong> 15
Meckerecke<br />
Bürgerbüro – neue Öffnungszeiten<br />
„Mit Errichtung von Bürgerbüros wird die Möglichkeit<br />
geschaffen, Serviceangebote an einer zentralen<br />
Stelle im Stadtteil zu erhalten, ohne lange Wege und<br />
Wartezeiten.“<br />
So etwa war 1998 die Begründung<br />
für die Errichtung von städtischen<br />
Servicestellen. Davon werden<br />
wir nach Einführung der geplanten<br />
Neuerung weit entfernt sein, befürchten<br />
die Siegener Seniorinnen und Senioren,<br />
und das mit gutem Grund!<br />
Mein Personalausweis und der meines Mannes waren<br />
abgelaufen und wir wollten diese neu ausstellen lassen. Ich<br />
hatte mich vorher erkundigt, wann die Sprechzeiten seien.<br />
An einem Mittwoch gingen wir in das Rathaus Geisweid,<br />
welches laut offizieller Auskunft auch an diesem Tag von<br />
8 Uhr – 12 Uhr geöffnet sein sollte. Wir standen vor verschlossener<br />
Tür, etwas ratlos und verwundert. Aus der Wache<br />
nebenan erschien ein Polizist, der uns freundlich darauf<br />
hinwies, dass das Bürgerbüro nun nur noch zweimal in der<br />
Woche geöffnet sei. Er zeigte uns ein winziges Hinweisschildchen,<br />
welches neben der Eingangstür des Bürgerbüros<br />
klebte, und da stand tatsächlich:<br />
dienstags und donnerstags<br />
geöffnet von 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr.<br />
Den „Bürgerbüro“-Text übersandten wir der Stadtverwaltung<br />
mit der Bitte um sachliche und inhaltliche Ergänzung.<br />
Die Stadt Siegen nimmt dazu wie folgt Stellung:<br />
„Mit einer entsprechenden Veröffentlichung in den örtlichen<br />
Tageszeitungen als auch im städtischen Internetauftritt ‚www.<br />
siegen.de‘ wurde Ende März darauf hingewiesen, dass für die Bürgerbüros<br />
Eiserfeld und Geisweid personal- und krankheitsbedingt<br />
übergangsweise neue Öffnungszeiten festgelegt werden mussten.<br />
Das in Frage stehende Bürgerbüro Geisweid ist dienstags von<br />
8 bis 16 Uhr und donnerstags von 8 bis 18 Uhr geöffnet.<br />
Die Aufgabenstellung der Bürgerbüros lässt eine 100%ige<br />
Planung der Abwicklung des Bürgerservices nicht zu. Insofern<br />
kann es durch zeitlich befristete Aufgabenstellungen, wie z.B.<br />
Briefwahlanträge für Wahlen, als auch durch personalwirtschaftliche<br />
Gegebenheiten, zu Wartezeiten für die Bürgerinnen<br />
und Bürger kommen.<br />
Bestimmte Tätigkeiten fallen jetzt und auch zukünftig nur<br />
im Bürgerbüro Siegen an und können auch nur dort vermittelt<br />
werden. Aus personalwirtschaftlichen und organisatorischen<br />
Gründen, z.B. Vertretung, muss jede Mitarbeiterin in der Lage<br />
sein, alle Tätigkeiten in jedem der vier Bürgerbüros auszuführen.<br />
Die im Artikel zitierte Rotation der Mitarbeiterinnen ist daher<br />
sachlich falsch, da die Standortbezogenheit der jeweiligen<br />
Mitarbeiterinnen im Grundsatz beibehalten werden soll.<br />
Die Entscheidung über eine Neukonzeption für die Bürgerbüros<br />
Eiserfeld und Geisweid wird derzeit in den politischen Gremien<br />
Am nächsten Tag, einem Donnerstag, standen wir gegen<br />
15.00 Uhr vor dem Büro. Es warteten bereits viele Leute. Nach<br />
ca. einer Stunde waren wir endlich an der Reihe. Wir waren<br />
bereits die 160zigsten und 161zigsten<br />
Besucher an diesem Tage. Auf unsere<br />
Beschwerde wegen der unzumutbar langen<br />
Wartezeit entgegnetet eine städtische<br />
Mitarbeiterin: „Es wird noch ‚besser‘<br />
kommen“, und: „Die Stadt hat die Rotation<br />
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
der Bürgerbüros vorgesehen, d. h. künftig<br />
soll alle vier Wochen ein Wechsel des Personals in ein anderes<br />
Bürgerbüro erfolgen.“ Diese städtischen Angestellten sollen<br />
also monatlich immer wieder mit Sack und Pack umziehen.<br />
Von Geisweid nach Niederschelden, nach Weidenau, nach<br />
Siegen und das Ganze dann wieder von vorn. Sogar Bürostühle,<br />
die wegen Rückenbeschwerden für einzelne Angestellte<br />
angeschafft worden sind, müssen mitgeschleppt werden.<br />
Wie die Stadt ihre Büroorganisation plant, liegt natürlich<br />
in deren eigener Verantwortung.<br />
Am 11. Mai konnten wir unsere fertigen Personalausweise<br />
im Geisweider Rathaus abholen. Zwischenzeitlich ist<br />
das Schild mit den Geschäftsstunden auf DIN-A4-Größe<br />
angewachsen, die Wartezeit betrug jedoch immer noch<br />
56 (!) Minuten. Brigitte Lanko<br />
unserer Stadt diskutiert. Mit den in der entsprechenden Verwaltungsvorlage<br />
aufgezeigten Fakten ist dokumentiert worden, dass die<br />
bekannt gute Dienstleistung der Bürgerbüros auch bei geänderten<br />
Öffnungszeiten und optimierten Standorten, hier insbesondere der<br />
Standort Sparkasse Eiserfeld, beibehalten werden kann.“<br />
VdK Soziale Sicherheit in einer<br />
großen Gemeinscha<br />
Kreisverband<br />
Siegen-Olpe-Wigenstein<br />
57072 Siegen Morleystr.15-17<br />
Tel.: <strong>02</strong> 71 / 30 38 29-0<br />
Fax: <strong>02</strong> 71 / 30 38 29-18<br />
e-mail: kv-siegen@vdk.de<br />
www.vdk.de/kv-siegen-olpe-wigenstein<br />
Falls Sie mehr über den VdK wissen möchten,<br />
wenden Sie sich an den Kreisverband oder direkt<br />
an den für Sie zuständigen Ortsverband<br />
16 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Buchbesprechung<br />
Das Meer, der Tod und die Liebe –<br />
oder: Die Pension am Ende der Welt<br />
Marianne Meesmann, „Die Mondspielerin“ im<br />
gleichnamigen Buch von Nina George, ist für<br />
ihren Mann Lothar seine Putzfrau, seine Köchin,<br />
seine Gärtnerin, sein Frauchen, „sein<br />
Stützpunkt“, wie er es nannte. Sie ist<br />
60 Jahre alt, seit 42 Jahren unglücklich<br />
verheiratet, als sie die erste eigene<br />
Entscheidung ihres Lebens trifft. Als<br />
sie mit einer Billig-Busreise mit ihrem<br />
Mann nach Paris fährt, verlässt sie ihn<br />
und stürzt sich von der Pont Neuf in<br />
die Seine. Sie wird aber gegen ihren<br />
Willen von einem Clochard gerettet.<br />
Sie kommt in ein Pariser Krankenhaus<br />
und findet dort eine Kachel mit<br />
dem Bild ihres Sehnsuchtsortes , dem<br />
Dorf Kedruc mit Hafen in der Bretagne<br />
am Ende der Welt, um dort im Meer<br />
ihrem Leben endgültig ein Ende zu setzen.<br />
Die Sechzigjährige flieht von Paris<br />
ins bretonische Hinterland, wo man sie<br />
bereits zu erwarten scheint: Marianne<br />
wird mit der ersehnten Köchin verwechselt.<br />
Wenn sie etwas kann, dann<br />
kochen. So arbeitet sie als Küchenhilfe<br />
in dem Restaurant Ar Mor, bekommt<br />
zum ersten Mal Anerkennung für ihre<br />
Arbeit und erobert sich allmählich einen<br />
Platz in der Dorfgemeinschaft. Mit großer Detailtreue und<br />
poetischem Sprachstil werden die Bewohner und das Leben<br />
in Südfrankreich beschrieben. So auch Yann, der Maler, von<br />
dem Marianne sich von der ersten Begegnung an angezogen<br />
fühlt. Sie verbringt die Zeit mit ihm, wann immer ihr Dienst<br />
in dem Restaurant es zulässt. Von ihm lernt sie schneller Französisch<br />
als von allen anderen und manchmal fragt sie sich, ob<br />
Die Mondspielerin, von Nina George,<br />
erschienen im Knauer Verlag<br />
sie es verdient hatte, so glücklich zu sein. „Sie waren wie zwei<br />
Süchtige, die sich so zügellos ineinander stürzten und aus der<br />
Gegenwart des anderen tranken, als ob es danach nie wieder<br />
etwas zu trinken geben würde.“<br />
Doch ihr altes Leben lässt sie nicht<br />
ganz los. Immer wieder plagen sie<br />
Zweifel, ob sie ihren Mann so einfach<br />
verlassen durfte. Der lässt sie dann<br />
durch einen Aufruf im Fernsehen suchen<br />
und sie wird dort als geistig Verwirrte<br />
dargestellt Aber er nennt sie<br />
auch seine geliebte Frau.<br />
Sie ist völlig konfus und in ihrer<br />
ersten Panik verlässt sie fluchtartig<br />
den Ort. Aber sie kehrt wieder zurück.<br />
Später taucht ihr Mann persönlich auf,<br />
um sie mitzunehmen. Viele Gedanken<br />
schießen ihr durch den Kopf. „Man<br />
kann der Liebe nicht sagen: Komm,<br />
und bleib für immer.“<br />
Wie Mariannes Entscheidung<br />
schließlich ausfällt, ob sie mit ihrem<br />
Mann nach Celle zurückgeht oder<br />
doch in ihrem neuen Leben bleibt, das<br />
– liebe Leser – möchte ich an dieser<br />
Stelle nicht verraten.<br />
Die junge Autorin Nina George<br />
(geboren 1973) beschreibt liebevoll<br />
die Frau im Herbst des Lebens auf der Suche nach dem<br />
Glück. Sie zeichnet die Charaktere ausdrucksstark und<br />
macht so nebenbei auch noch Lust darauf, einmal die Bretagne<br />
kennenzulernen. So vermittelt dieses neue Buch die<br />
Botschaft, dass es nie zu spät ist neu anzufangen, vielleicht<br />
sogar das ganze Leben umzukrempeln. „Sei mutig, um deine<br />
Sehnsuchtsorte zu finden.“<br />
Horst Mahle<br />
fr<br />
24.09.|20 Uhr|Stadthalle Kreuztal<br />
fr<br />
29.10.|20 Uhr|Stadthalle Kreuztal<br />
sa<br />
27.11.|20 Uhr|Stadthalle Kreuztal<br />
Piet Klocke<br />
& Simone Sonnenschein<br />
„DAS LEBEN IST SCHÖN - GEFÄLLIGST!“<br />
Katja Ebstein<br />
„NA UND? WIR LEBEN NOCH“<br />
Veranstalter: Kreuztaler Kulturkreis e.V.<br />
Herbert Knebels<br />
Affentheater<br />
„LOVE IS IN SIE ER“<br />
Infos und Tickets unter: www.kreuztal-kultur.de • <strong>02</strong>732 - 51324<br />
durchblick 2/<strong>2010</strong> 17
Aus dem Siegerland<br />
Erster gemeinsamer Ballkontakt nach 53 Jahren: Wolfgang Löffler (links) und Werner Bahr<br />
präsentierten sich „gut behütet“ vor dem ehemaligen VfL-Sportheim am Klafelder Schießberg.<br />
Foto: Dr. Horst Bach<br />
Unverhofftes Wiedersehen<br />
„Holder Knabe mit lockigem Haar“ blieb lange unerkannt<br />
Dass zwei in ihrer Jugendzeit gut bekannte Menschen,<br />
die heute nur einen Kilometer entfernt voneinander<br />
im gleichen Ort wohnen, sich jahrelang<br />
nicht wiedererkennen, ist sicher eine Seltenheit. Es ist aber<br />
auch schon 53 Jahre her, dass die beiden auf dem alten<br />
Schießberg-Sportplatz bei einem Pokalturnier gegeneinander<br />
Fußball spielten: Der heute 69-jährige Wolfgang Löffler<br />
hatte damals als Abwehrspieler im Team des VfB 07<br />
Weidenau den quirligen VfL-Mittelstürmer Werner Bahr<br />
zu „bewachen“, was ihm auch ganz gut gelang, denn die<br />
VfBer gewannen schließlich den Pokal.<br />
Die rassigen Zweikämpfe gegen den blondgelockten<br />
Nachwuchsmann des VfL, der zwei Jahre später in die<br />
1. Mannschaft aufstieg, dort zu einem der Leistungsträger<br />
und später als Geschäftsführer zu einer VfL-Institution<br />
wurde, sind Wolfgang Löffler noch immer in guter Er-<br />
innerung. Doch seinen Kontrahenten hatte er seither nie<br />
„bewusst“ wiedergesehen. Auch nicht, als er vor etlichen<br />
Jahren von Weidenau in die Sohlbacher Straße nach Geisweid<br />
umzog, wo der geborene „Fürst“ Werner Bahr in der<br />
Koomannstraße „residiert“.<br />
Erst im Advent des Jahres 2009 kam es zu einem unverhofften<br />
Wiedersehen. Wolfgang Löffler hatte inzwischen<br />
erfahren, dass Werner Bahr jenen „Geheimen Räten“ im<br />
„Fürstentum Klafeld“ angehört, die inzwischen allmorgendlich<br />
bei ihrer Sitzung im Café Römer in einer Art „Public<br />
Viewing“ von der Öffentlichkeit bestaunt werden. So<br />
hatte er es vor einigen Monaten im durchblick gelesen und<br />
so haftete es in seiner Erinnerung. Wolfgang Löffler war<br />
sich allerdings trotz mehrere Blicke auf die kaffeetrinkende<br />
„Truppe“ bei der Identifierung seines früheren Gegenspielers<br />
nicht ganz sicher, da er vergeblich nach einem „Lo-<br />
18 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Aus dem Siegerland<br />
ckenkopf“ Ausschau hielt. Nein, so wie auf dem vergilbten<br />
Mannschaftsfoto, das er seit Jahrzehnten in seiner Brieftasche<br />
trägt, sah der seriöse „Rat mit Bart“ gewiss nicht aus.<br />
Erst eine Rückfrage bei Zeitzeugen brachte für Wolfgang<br />
Löffler dann die Gewissheit: Bahres ist Wahres! Und<br />
so war die Wiedersehensfreude auf beiden Seiten recht<br />
groß. Nach einem gemeinsam Fototermin an alter Wirkungsstätte<br />
auf dem „Kloawender Schessbel“ tauschten<br />
Wolfgang Löffler und Werner Bahr fleißig Erinnerungen<br />
aus. Gelbe Schnürsenkel für die selbst gefertigten Fußballschuhe<br />
waren das schönste Weihnachtsgeschenk für das aus<br />
Oberschlesien vertriebene Flüchtlingskind Wolfgang Löffler<br />
im Jahre 1951. Die waren so lang, dass der zehnjährige<br />
„Knabenspieler“ des VfB 07 Weidenau sie mehrmals um<br />
die Schuhe wickeln musste. Die „Fußballstiefel“, das waren<br />
in dieser harten Nachkriegszeit ausgediente Treter, auf deren<br />
Sohle ein Schuster des Vertrauens, in diesem Falle war<br />
es der „Boschgärzer“ Otto Schray, Klötzchen bzw. sogenannte<br />
„Zwillingsstollen“ von abgewrackten Fußballschuhen<br />
nagelte. Die hatte Wolfgang Löffler zuvor immer nach<br />
den Spielen der 1. Mannschaft auf dem alten Tiergartensportplatz<br />
gesucht und oft auch gefunden. Seine blau-weiß<br />
geringelten Stutzen strickte die Mutter selbst aus kratziger<br />
Schafwolle. Als echter Straßenfußballer „schakte“ Wolfgang<br />
Löffler mit seinen Kumpels auf dem Hof der Firma<br />
Schmidt & Melmer in der Weidenauer Schulstraße, bis der<br />
Portier die Jungen dort des Abends vertrieb.<br />
Werner Bahr betrieb das „Schaken“, wie man das Treten<br />
mit den Straßenschuhen gegen einen Ball im Siegerland<br />
nannte, zu gleicher Zeit in der Klafelder Wiesenstraße<br />
und der „Leimekutte“. Die VWS-Haltestelle „Lehmkule“<br />
in unmittelbarer Nähe der Altenwohnanlage weist heute<br />
noch auf diesen „Tatort Fußball“ hin. Hier entdeckte der<br />
legendäre VfL-Jugendleiter Erich Fick das große Talent des<br />
Telefon 0 27 32 - 58 65 0<br />
Lockenkopfes und lotste Werner Bahr zum VfL. Dort trainierte<br />
er schon als C-Jugendspieler unter der Leitung von<br />
Cheftrainer Brosi, der 1954 den VfL 08 Klafeld-Geisweid<br />
zur Bezirksklassenmeisterschaft führte.Wolfgang Löffler<br />
und Werner Bahr wollen sich jetzt in Zukunft allerdings<br />
öfter treffen. Es sind schließlich<br />
noch viele Anekdoten aus<br />
früheren Zeiten auszutauschen.<br />
Und an den älteren Knaben ohne<br />
lockiges Haar hat Wolfgang<br />
Löffler sich inzwischen recht gut<br />
gewöhnt.<br />
Dr. Horst Bach<br />
Foto: Archiv Dr. Horst Bach<br />
Locken auf dem Kopf und<br />
Maskottchen im Arm:<br />
So war Werner Bahr<br />
(links neben den beiden VfL-<br />
Keepern Helmut „Toni“ Blöcher<br />
und Otto Leimbach) dem<br />
Weidenauer Wolfgang Löffler<br />
(3. von rechts) in Erinnerung.<br />
Ganz rechts ist Weidenaus<br />
damaliger Jugendtrainer<br />
Heinrich Schwarz zu erkennen.<br />
durchblick 2/<strong>2010</strong> 19
Erinnerung<br />
„Eisgekühlt“<br />
Fußballer Rudi Rechs überlebte zwei Schiffsuntergänge<br />
Rudi Rechs gehörte einst zu den Nachkriegsgrößen<br />
des VfL 08 Klafeld-Geisweid. Viele Anekdoten<br />
ranken sich um ihn und die legendäre Ligamannschaft<br />
mit dem „Dreigestirn“ Fritz Kessler im Tor, Mittelläufer<br />
Gerhard Pithan und Spielmacher Werner Figge.<br />
Die Gebrüder Wöhrmann, die ebenfalls in der Abwehr<br />
spielten, und Stürmer Rudi Rechs waren die Garanten so<br />
manch hochkarätiger Erfolge des in der Bezirksklasse und<br />
Landesliga spielenden „Fürstenteams“. Doch was Margret<br />
Rechs, die Witwe des einstigen Ballkünstlers vom Schießberg,<br />
jetzt im SZ-Gespräch preiszugeben hatte, dürfte den<br />
wenigsten Klafeldern bekannt sein.<br />
Bevor der „Schelder Jong“ Rudi Rechs nämlich zum<br />
Fußballspielen in Geisweid antrat, hatte er seine Dienst bei<br />
der Kriegsmarine in Norwegen zu leisten. Zweimal ist er<br />
dort im Jahre 1944 mit einem Schiff in stürmischer See<br />
untergegangen. Und jedes Mal wurde er durch glückliche<br />
Umstände gerettet. Ganz schlimm war es beim zweiten<br />
Schiffsuntergang im Skagerrak. Da musste Rudi Rechs<br />
mit seinen schiffbrüchigen Kameraden nämlich tagelang<br />
im eiskalten Meer ausharren, zwei Tage gar bis zur Hüfte<br />
im Eis eingefroren. Kaum zu glauben, aber der „Mann im<br />
Eis“, der als „Eisenmann“ nach dem Krieg bei den damaligen<br />
Stahlwerken Südwestfalen in Geisweid seine Brötchen<br />
verdiente, überlebte die lebensgefährliche Situation<br />
im zufrierenden Skagerrak.<br />
Rudi Rechs (links) im Zweikampf mit dem<br />
Weidenauer Ernst Dylong.<br />
„Die schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen haben<br />
Rudi seither nie mehr ganz losgelassen, dennoch hat er<br />
sich das beim Fußballspielen nie anmerken lassen“, berichtete<br />
Margret Rechs. Als ihr späterer Mann 1947 aus norwegischer<br />
Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, haben ihm<br />
die Ärzte zunächst „viel Laufen und viel Bewegung“ verordnet.<br />
Insbesondere der damalige VfL-Mannschaftsarzt Dr.<br />
Edo Eden, selbst an den Rollstuhl gefesselt, kümmerte sich<br />
Das legendäre Nachkriegsteam des VfL 08 Klafeld-Geisweid<br />
(im Bild von links):Vorsitzender Ebbinghaus, Torwartlegende Fritz Kessler,<br />
Spielführer Gerhard Pithan, Helmut Wöhrmann, „Tipsch“ Dilling, Walter<br />
Matysek, Fritz Wöhrmann, Klaus Schlicker, Hans Volkmer, Rudi Rechs, Ernst<br />
Haardt und Helmut Frontzek. Zum Team gehörten auch so namhafte Spieler wie<br />
Willi Schlabach, Engelbert Bläser, Martin Döhler oder „Stiele“ Klappert.<br />
20 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Erinnerung<br />
Margret Rechs öffnete für den durchblick ihr<br />
sportliches Nähkästchen.<br />
etliche Jahre um das Fußballtalent aus dem südlichen Siegerland,<br />
das nun trotz gesundheitlicher Beschwerden Tore<br />
für den VfL 08 Klafeld-Geisweid am Fließband schoss. „So<br />
hat Dr. Eden dafür gesorgt, dass der Sport und insbesondere<br />
das Fußballspielen meinen Mann vor schweren Folgeerkrankungen<br />
geschützt hat“, erzählte Margret Rechs, um dann<br />
einige brisante Erlebnisse aus ihren sportlichen „Nähkästchen“<br />
preiszugeben. Als sie Ende der vierziger Jahre des vergangenen<br />
Jahrhunderts als<br />
Mitglied der TG „Friesen“<br />
auf dem Klafelder Schießberg<br />
für den VfL Handball<br />
spielte, bekam sie großen<br />
„Knatsch“ mit „Friesen“-<br />
Oberturnwart Alfred Grüdelbach.<br />
„Aber Rudi hat<br />
dann zwischen uns vermittelt<br />
und den Mann wieder<br />
beruhigt.“<br />
Als dann einige Wochen<br />
später die Handballer<br />
und Fußballer des VfL<br />
gemeinsam zu einem Spiel<br />
nach Eving-Lindenhorst<br />
fuhren, da kamen sich die<br />
handballspielende Turnschwester<br />
und der fußballbegeisterte<br />
„Eisbär“<br />
endgültig näher. Rudi und Margret verlobten sich und<br />
besiegelten ihr Eheversprechen im traditionsreichen Geisweider<br />
„Römerkeller“ mit dem damaligen Spezialgetränk<br />
„Quatsch“. Das sprudelnde alkoholfreie Mixgetränk galt<br />
gleichsam als „Sekt für Arme“ und wurde besonders gerne<br />
von den jungen Fürstinnen und Fürsten bei Siegesfeiern<br />
„vereinnahmt“. Margret Rechs war übrigens überrascht<br />
von dem schönen dunkelblauen Anzug, den ihr Verlobter<br />
zur Feier des Tages trug. Erst später erfuhr sie, dass dies<br />
die umgearbeitete (heute würde man sagen „neu gestylte“)<br />
Marineuniform von Rudi Rechs war.<br />
Und noch etwas hatte die rüstige Rentnerin zum<br />
Besten zu geben. Beim VfL 08 Klafeld-Geisweid war<br />
es üblich, dass die Spieler nach dem Spiel ihre Schuhe<br />
mit nach Hause nahmen und dort putzten bzw. von ihren<br />
Müttern oder Ehefrauen putzen ließen. Ja, bis ein gewisser<br />
Klaus Schlicker mit seinem Freund Werner Figge<br />
im Schlepptau aus dem Ruhrgebiet zur Schießbergelf<br />
stießen. Beide wurden schnell zu Leistungsträgern,<br />
auf die man nicht mehr verzichten wollte. Die solchermaßen<br />
„Unverzichtbaren“ sorgten nun dafür, dass die<br />
Fußballschuhe der Spieler nach dem Spiel fortan beim<br />
Verein verblieben und dort geputzt wurden. „Es wurde<br />
eigens ein VfL-Vereins-Schuhputzer angeworben, der<br />
seine Aufgabe ehrenamtlich und mit großer Euphorie erfüllte“,<br />
erzählte Margret Rechs, und die noch verbliebenen<br />
Zeitzeugen können dies bestätigen. Die Zeitverläufe<br />
brachten es dann bekanntlich mit sich, dass außer einem<br />
Schuhputzer noch weitere dienstbare Geister sich um das<br />
Wohlergehen der Spieler kümmerten. Nicht nur beim VfL<br />
08 Klafeld-Geisweid. Und nicht nur „auf’m Platz.“<br />
Dr. Horst Bach<br />
3 FOTOS: Dr. Horst Bach/Archiv Bach<br />
Kein Feinstaubfilt er<br />
nöti g !<br />
DIREKT VOM HERSTELLER<br />
durchblick 2/<strong>2010</strong> 21
Unterhaltung<br />
Antilopengesicht<br />
Kein Morgen ohne „Guten Morgen“<br />
Morgens früh um sechs Uhr: Es macht „klack“ und<br />
hinter der Klappe meines Briefkastens ist die<br />
Morgenzeitung verschwunden. Immer pünktlich,<br />
bei Unwetter etwas später.<br />
Ich stehe auf Zeitunglesen beim Frühstück. Jeden Tag<br />
mit dem gleichen Ritual, seit über zwanzig Jahren, und dabei<br />
ist der „Guten-Morgen-Gruß“ für mich ein „Muss“, ansonsten<br />
fehlt mir etwas. Seit einiger Zeit ist auch das Konterfei der<br />
jeweils Schreibenden ersichtlich. Ich kenne sie jetzt, weiß wie<br />
sie aussehen, die Damen und Herren der Redaktion, die allmorgendlich<br />
ein mit wenig Worten<br />
beschriebenes Erlebnis von sich,<br />
einer anderen Person, oft auch von<br />
ihren tierischen Lieblingen, meist<br />
humorig-hintergründig erzählen.<br />
Die Begebenheiten sind oft so realistisch,<br />
dass man sich angesprochen<br />
fühlt. So las ich auch eines Morgens<br />
nebenstehenden Artikel von Florian<br />
Adam und dachte dabei, das ist eine<br />
Gelegenheit, die du wahrnehmen<br />
musst. Und dann habe ich es getan,<br />
ich habe es sofort getan und Florian<br />
Adam folgende e-Mail geschrieben:<br />
Hallo, Florian Adam!<br />
Kein Morgen ohne „Guten Morgen“<br />
der Westfälischen Rundschau. Florian,<br />
Ihre Texte haben immer einen<br />
besonderen Pfiff und dieser gewisse<br />
weiße Stock im heutigen „Guten<br />
Morgen“, der hat‘s mir angetan. Falls<br />
Sie sich davon trennen müssten, – ich<br />
hätte einen wunderbaren Platz dafür,<br />
nämlich in meinem Schlafzimmer.<br />
Bin Single und niemand motzt.<br />
Damit Sie auch wissen, wem Sie<br />
ihr gutes Stück vermachen – wenn –,<br />
es würde sich in bester Gesellschaft<br />
befinden. In meinem Zimmer der<br />
Nacht hängt über dem Bett an einem dicken Nagel ein schwarzer<br />
Herren-Hut, der auf Damen-Hut getrimmt, sein schwarzes Band<br />
verlor und ein heißes Bügeleisen den sogenannten „Kniff im<br />
Hut“ abrundete. Schmucklos ist er keineswegs. Eine fünfundfünfzig<br />
Jahre alte Kette aus gräulichen Leichtmetall-Gliedern<br />
mit schwarzen Perlen und kleinen, hängenden Kettchen ersetzen<br />
das Band - aber nur an der Wand.<br />
Weiter rechts an der Wand, an einer Schraube, einem Nagel<br />
und einer Stecknadel sieht man meine drei schönsten Krawatten.<br />
Zwei Jazz-Kreuzfahrt-Erinnerungen aus Batik, bedruckt<br />
die eine in den Farben helles und changierendes dunkleres Grün<br />
mit einer Trompete, die andere in den Farben rötlich changie-<br />
rendes Karminrot mit einer Flöte aufgezeichnet. Einfach toll!<br />
Dann noch eine schmale, anthrazitfarbene Leder-Krawatte mit<br />
silbrigen Ornamentstreifen.<br />
Links vom Hut hängt ein Foto-Kalender mit zu wechselnden<br />
Fotos, gescannt von Zeitungsausschnitten der WR. Sieht<br />
gut aus, ha-ha-ha. Je nach Farbe der Bettwäsche erscheinen<br />
die Beatles, der Schrei, die Rolling Stones, Lara Croft, auch<br />
Morphine und andere. Direktes Foto von meinem Enkel mit<br />
schwarzer Baskenmütze, bunten Luftballons und einem freundlichen<br />
Geist aus Stoff im Arm auf buntem, sommerlichem Bettbezug.<br />
Mein jüngster Sohn mit überschäumender<br />
Bierflasche ist noch zu sehen und<br />
ein handgemaltes Bild meiner Enkelin mit<br />
vielen roten Herzen für Oma.<br />
Auf einem Nacco liegt ein Schulbuch,<br />
Sagen der Griechen und Römer. Daneben<br />
sitzt der freundliche Geist im weißen Outfit,<br />
außerdem das Liliput-Mainzelmännchen<br />
mit dem verwunderten Gesichtsausdruck,<br />
welches beide Hände über dem<br />
Kopf hält, ein Geschenk von meinem Enkel<br />
mit der Bemerkung: „Oma, das passt<br />
zu dir.“ An der einzigen freien Wand hängt<br />
ein großer, acrylisierter Druck von Claude<br />
Monet, „Seerosenteich“. Daneben in<br />
der Ecke steht aus Verlegenheit, wegen<br />
Platzmangel, ein Benjamini Silver, super<br />
gewachsen, braucht nicht gegossen zu werden.<br />
Über Geschmack lässt sich ja streiten,<br />
mir aber gefällt die Mischung.<br />
Itzend fealt nuer noch dä wisse Schdock.<br />
Bitte nicht entsorgen, kann sofort abgeholt<br />
werden, meine Geschichte als Geschenk,<br />
ha-ha-ha.<br />
Mit freundlichen Grüßen und Lachfältchen<br />
in den Augenwinkeln, Gerda Greis.<br />
Florian Adam mailte mir zurück, dass er<br />
meine Überzeugungskraft zu schätzen wisse<br />
- und so passend sich dieser Stab sicherlich<br />
in das beschriebene Ambiente einfüge, würde er trotz mangelnder<br />
Gegenliebe in seinem Umfeld, diesem weißen Stock mit<br />
dem unverkennbaren Antilopengesicht – ich könne ein Foto<br />
davon haben – die Treue halten und die Widerstände seiner<br />
Lieben einfach aussitzen. Er will ihn partout behalten – dem<br />
Künstler sein Kunstwerk –, ich aber habe jetzt zwei interessante<br />
Fotos mehr, die meinen „Kalender“ schmücken werden.<br />
So geschehen – wie zu sehen – kann‘s im Leben gehen – ein<br />
kleiner Verzicht – das Herze nicht bricht.<br />
Trotzdäm – hädde ech gearn dä wisse Schdock mit däm<br />
Antilopegesechde.<br />
Gerda Greis<br />
22 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Aus dem Siegerland<br />
Einer Information zufolge werden Wildschweine in<br />
einer lang anhaltenden kalten Jahreszeit und auch<br />
wegen zu starker Population zum Abschuss freigegeben.<br />
Die Freude aller in Waldnähe wohnenden Haus- und<br />
Gartenbesitzer ist dann groß, weil Vorgärten und Rasen wie<br />
umgepflügte Äcker aussehen, wenn das Borstenvieh darin<br />
gehaust hat.<br />
Wir hatten auch einmal ein Wildschwein, nein, nicht<br />
in unserem Garten, wir hatten eine wilde Sau in unserem<br />
Wohnzimmer - an der Wand. Ein Freund des Hauses<br />
schenkte unserem Sohn eine Wildschweinschwarte von<br />
einem ausgewachsenen Keiler mit einem wunderbar<br />
glänzendem Fell. An diesem Borstenvieh war alles unversehrt,<br />
das Einschussloch lag genau hinter dem Ohr,<br />
die Läufe, der Schwanz – ein wenig buschig –, dazu<br />
gaben Ohren und Schnauze nach der Präparierung ein<br />
Abbild der Vollkommenheit.<br />
Borstenvieh<br />
Welle Sau a d’r Wand<br />
Wildschweine sind auch im Winter zum Abschuss freigegeben.<br />
Foto: Panton-Fotolia.com<br />
„ER“ – war einmal – ein stolzer Keiler,<br />
hängt nun an der Wand mit traurigem<br />
Blick und ganz allein. Dabei könnte er<br />
selbstbewusst dreinblicken, schon wegen<br />
seiner stattlichen Erscheinung. Alles<br />
wohlgebildet und geformt, wären nur die<br />
leeren Augenhöhlen nicht! Doch passende<br />
Glasaugen - wer soll das bezahlen? Und<br />
dann auch noch alles für die „Sau“! Da,<br />
wo einmal ungefällig Tapete zu sehen war,<br />
wurden zwei dicke, getrocknete, glänzende<br />
Pflaumen eingesetzt.<br />
Nun blitzte und glitzerte es aus den Augenhöhlen<br />
des ehemaligen Wildschwein-<br />
Verführers; allerdings ließ später die<br />
Schärfe nach, der Blick war nicht mehr angriffslustig,<br />
eher ergeben neblig-trüb, und<br />
eines Tages schaute dann – so ganz allein – von der Wand<br />
– das Schwein – ganz verschimmelt drein.<br />
Guten Appetit zu Wildscheinbraten mit Pflaumen.<br />
Kurzfassung<br />
En lange isskale Wenderzitt woar din Ferderwe,<br />
du mosdest dra glauwe, mosdest schderwe.<br />
Itzend gucksde borstich fa d’r Wand os a,<br />
wo kän Sau dech me bewonnern ka.<br />
Em Hearze deret os we’,<br />
wann Tapete ze se aschdatt nem Au’;<br />
du armer Killer, Ma fa ner Sau.<br />
Gerda Greis<br />
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durchblick 2/<strong>2010</strong> 23
Reisen<br />
Ein tierisches Vergnügen<br />
von Edith Maria Bürger<br />
Foto: Gottfried Klör<br />
Der Tag hatte erst die Mittagszeit erreicht, und der<br />
Wind blies kräftig übers Meer, der die Wellen tänzeln<br />
und sprudeln ließ. Es war herrlich an diesem Tag am<br />
Strand spazieren zu gehen. Die Sonne hatte sich zwar zurückgezogen,<br />
aber nach heißen Sommertagen tat es so richtig gut,<br />
sich eine frische Brise um die Nase wehen zu lassen.<br />
Nicht nur mein Mann und ich empfanden die Kühle angenehm,<br />
auch unserem jüngsten Sohn schien es zu gefallen,<br />
denn er stapfte vergnügt durch den Sand und suchte im<br />
Strandgut nach irgendwelchen interessanten Dingen. Doch<br />
auch das schönste Spielzeug wird für Kinder nach einiger<br />
Zeit langweilig, daher entschlossen wir uns zum nahe gelegenen<br />
Tierpark zu fahren, der allerhand zu bieten vermochte.<br />
www.diakonie-sw.de<br />
Unzählige Hasen und Kaninchen gab es zu bewundern,<br />
die in ausgiebig großen Käfigen untergebracht waren. Artgerechtes<br />
Futter stand in Körben bereit, mit dem man die<br />
Tiere füttern konnte. Auch der daneben gelegene Schweinestall<br />
war hochinteressant, denn die Hängebauchschweine<br />
hatten erst vor ein paar Tagen ihre Jungen bekommen, die<br />
sehr munter durch den Stall stoben. Ebenso die wunderschönen<br />
Volieren mit exotischen Vögeln nahmen wir für<br />
längere Zeit in Augenschein.<br />
Das unweit gelegene Ziegengehege hatte es unserem<br />
Sohn besonders angetan, denn die Kinder durften hinein,<br />
um die Tiere zu füttern und zu streicheln. Doch das eine<br />
oder andere Böckchen war wohl mit dem näheren Kontakt<br />
nicht so ganz einverstanden, und sie äußerten sich<br />
mit Nasenstübern und kleinen Hieben. Das war unserem<br />
Sohnemann nicht so geheuer, deshalb verließ er auf dem<br />
schnellsten Wege das Gehege. Ein wenig Zeit verblieb uns<br />
noch, den nahe gelegenen kleinen See zu umwandern, der<br />
von einem Wald umrahmt war.<br />
Jetzt kam auch die Sonne wieder zum Vorschein, und<br />
wir machten eine kurze Rast auf einer Bank. Verwundert<br />
nahmen wir zur Kenntnis, dass mutterseelenallein ein Huhn<br />
durch den Wald spazierte und geradewegs auf uns zukam.<br />
Ganz ungeniert pickte es an unseren Schuhen. „Hast du<br />
dich verlaufen, Frau Huhn?“, fragte unser Sohn amüsiert,<br />
„oder hast du Hunger?“ Bereitwillig öffnete er seinen mit-<br />
24 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Reisen<br />
geführten Rucksack und gab dem Huhn ein paar Krumen<br />
von seinem Brötchen. Eifrig pickte es die letzten Krümel<br />
vom Boden und setzte sich vor unsere Füße. Unvermittelt<br />
setzte es das Picken an unseren Schuhen fort.<br />
Unser Lachen erschreckte es keineswegs, denn das<br />
Picken wurde immer fordernder. „Sag mal, möchtest du<br />
vielleicht auf den Arm genommen werden?“, fragte mein<br />
Mann belustigt. Augenblicklich hörte das Schuhpicken auf,<br />
und das Huhn sah uns so treuherzig an, dass mein Mann es<br />
spontan auf seinen Schoß setzte.<br />
Zu unserer Verwunderung ließ es sich wie ein Hund<br />
streicheln und verdrehte genüsslich seine Augen. „Das gibt<br />
es nicht! Ein Huhn, das auf den Arm will!“, sagte ich lachend<br />
und holte einen Fotoapparat aus meinem Rucksack<br />
und schoss mehrere ungewöhnliche Fotos.<br />
„Das glaubt uns kein Mensch!“, meinte unser Sohn. Mutig<br />
geworden, nahm er ebenfalls das Huhn auf seinen Schoß<br />
und strich vorsichtig über das bräunliche Gefieder. Abwechselnd<br />
wurde es von einem Arm zum anderen ge reicht,<br />
welches es wohlwollend zuließ. Doch langsam setzte die<br />
Dämmerung ein, sodass wir den Weg zum Parkplatz anstreben<br />
wollten. Mein Mann setzte das Huhn vorsichtig auf die<br />
Erde, aber sogleich wurden seine Schuhe wieder angepickt.<br />
„Das will mit!“, sagte unser Sohn amüsiert.<br />
„Wir können doch das Huhn nicht mitnehmen! Wo<br />
denkst du hin!“, sagte ich abwehrend. „Irgendwie müssen<br />
wir ja zum Parkplatz kommen!“, lachte mein Mann, hob<br />
das Tier auf seinen Arm, und so spazierten wir fröhlich<br />
zum Parkplatz.<br />
„Da ist es ja!“, rief aufgeregt ein Junge, der gerade mit<br />
seinen Eltern ins Auto steigen wollte. „Da ist ja Karl!“ Stürmisch<br />
kam das Kind auf uns zugelaufen. „Sie wollen Karl<br />
doch wohl nicht mitnehmen?“, sagte er aufgebracht. „Karl,<br />
wer ist Karl?“ Ungläubig sahen wir uns an. „Ein Huhn, das<br />
Karl heißt?“ „Ja, das ist Karl, und ich komme jeden Tag,<br />
um es zu füttern und es auf den Arm zu nehmen!“, sagte das<br />
Kind bestimmend. „Selbstverständlich wollen wir das Tier<br />
nicht mitnehmen!“, entgegnete mein Mann lächelnd und<br />
setzte das Huhn auf den Arm des Kindes. Nun kamen auch<br />
die Eltern des Jungen hinzu und wir kamen ins Gespräch.<br />
So erfuhren wir, dass dieses Tier zum Tierpark gehörte und<br />
dass es schon seit langer Zeit dieses ungewöhnliche Verhalten<br />
zeigen würde, aber gerade deshalb so beliebt wäre. Dem<br />
konnten wir nicht widersprechen, denn auch uns hatte Karl<br />
das Huhn an diesem Tage sehr viel Freude bereitet. Doch<br />
unsere Frage, warum ein weibliches Tier einen männlichen<br />
Namen trüge, konnte niemand beantworten.<br />
Es bedurfte für uns keiner Überlegung, im nächsten<br />
Urlaub wieder dieses wundersame Tier zu besuchen. Und<br />
auch im darauffolgenden Urlaub hatten wir unseren Spaß,<br />
mit Karl auf dem Arm um den See zu spazieren. Und heute,<br />
wenn wir die alten Urlaubsfotos betrachten, erinnern wir<br />
uns lächelnd und gerne an das Huhn mit Namen: „Karl“. •<br />
Die Zeitsuche<br />
von Helga Düringer<br />
Hast Du die Zeit einmal gefunden,<br />
die Augenblicke – die Sekunden,<br />
Minuten, die die Stunden füllen,<br />
wo Stunden sich in Tage hüllen?<br />
Die Tage werden Wochen geben<br />
und Wochen in den Monat leben -<br />
Monate, die Jahre bringen,<br />
nur so kann unsre Zeit gelingen!<br />
Ja, die Zeit - so ist es eben,<br />
sie bestimmt Dein ganzes Leben.<br />
Täglich schwindet diese Zeit,<br />
entflieht in eine Ewigkeit!<br />
Auch die Ewigkeit wird schwinden,<br />
Du wirst sie niemals wiederfinden.<br />
Getragen, von dem Flug der Zeit,<br />
taucht sie in die Unendlichkeit.<br />
Ev. Krankenhaus<br />
Kredenbach<br />
✆ 0 27 32 20 91 25<br />
Schlossberg<br />
Freudenberg<br />
✆ 0 27 34 43 94 77<br />
Ev. Jung-Stilling-<br />
Krankenhaus<br />
✆ <strong>02</strong> 71 8 10 88<br />
Ambulante Rehabilitation<br />
durchblick 2/<strong>2010</strong> 25
Reisen<br />
geführten Rucksack und gab dem Huhn ein paar Krumen<br />
von seinem Brötchen. Eifrig pickte es die letzten Krümel<br />
vom Boden und setzte sich vor unsere Füße. Unvermittelt<br />
setzte es das Picken an unseren Schuhen fort.<br />
Unser Lachen erschreckte es keineswegs, denn das<br />
Picken wurde immer fordernder. „Sag mal, möchtest du<br />
vielleicht auf den Arm genommen werden?“, fragte mein<br />
Mann belustigt. Augenblicklich hörte das Schuhpicken auf,<br />
und das Huhn sah uns so treuherzig an, dass mein Mann es<br />
spontan auf seinen Schoß setzte.<br />
Zu unserer Verwunderung ließ es sich wie ein Hund<br />
streicheln und verdrehte genüsslich seine Augen. „Das gibt<br />
es nicht! Ein Huhn, das auf den Arm will!“, sagte ich lachend<br />
und holte einen Fotoapparat aus meinem Rucksack<br />
und schoss mehrere ungewöhnliche Fotos.<br />
„Das glaubt uns kein Mensch!“, meinte unser Sohn. Mutig<br />
geworden, nahm er ebenfalls das Huhn auf seinen Schoß<br />
und strich vorsichtig über das bräunliche Gefieder. Abwechselnd<br />
wurde es von einem Arm zum anderen ge reicht,<br />
welches es wohlwollend zuließ. Doch langsam setzte die<br />
Dämmerung ein, sodass wir den Weg zum Parkplatz anstreben<br />
wollten. Mein Mann setzte das Huhn vorsichtig auf die<br />
Erde, aber sogleich wurden seine Schuhe wieder angepickt.<br />
„Das will mit!“, sagte unser Sohn amüsiert.<br />
„Wir können doch das Huhn nicht mitnehmen! Wo<br />
denkst du hin!“, sagte ich abwehrend. „Irgendwie müssen<br />
wir ja zum Parkplatz kommen!“, lachte mein Mann, hob<br />
das Tier auf seinen Arm, und so spazierten wir fröhlich<br />
zum Parkplatz.<br />
„Da ist es ja!“, rief aufgeregt ein Junge, der gerade mit<br />
seinen Eltern ins Auto steigen wollte. „Da ist ja Karl!“ Stürmisch<br />
kam das Kind auf uns zugelaufen. „Sie wollen Karl<br />
doch wohl nicht mitnehmen?“, sagte er aufgebracht. „Karl,<br />
wer ist Karl?“ Ungläubig sahen wir uns an. „Ein Huhn, das<br />
Karl heißt?“ „Ja, das ist Karl, und ich komme jeden Tag,<br />
um es zu füttern und es auf den Arm zu nehmen!“, sagte das<br />
Kind bestimmend. „Selbstverständlich wollen wir das Tier<br />
nicht mitnehmen!“, entgegnete mein Mann lächelnd und<br />
setzte das Huhn auf den Arm des Kindes. Nun kamen auch<br />
die Eltern des Jungen hinzu und wir kamen ins Gespräch.<br />
So erfuhren wir, dass dieses Tier zum Tierpark gehörte und<br />
dass es schon seit langer Zeit dieses ungewöhnliche Verhalten<br />
zeigen würde, aber gerade deshalb so beliebt wäre. Dem<br />
konnten wir nicht widersprechen, denn auch uns hatte Karl<br />
das Huhn an diesem Tage sehr viel Freude bereitet. Doch<br />
unsere Frage, warum ein weibliches Tier einen männlichen<br />
Namen trüge, konnte niemand beantworten.<br />
Es bedurfte für uns keiner Überlegung, im nächsten<br />
Urlaub wieder dieses wundersame Tier zu besuchen. Und<br />
auch im darauffolgenden Urlaub hatten wir unseren Spaß,<br />
mit Karl auf dem Arm um den See zu spazieren. Und heute,<br />
wenn wir die alten Urlaubsfotos betrachten, erinnern wir<br />
uns lächelnd und gerne an das Huhn mit Namen: „Karl“. •<br />
Die Zeitsuche<br />
von Helga Düringer<br />
Hast Du die Zeit einmal gefunden,<br />
die Augenblicke – die Sekunden,<br />
Minuten, die die Stunden füllen,<br />
wo Stunden sich in Tage hüllen?<br />
Die Tage werden Wochen geben<br />
und Wochen in den Monat leben -<br />
Monate, die Jahre bringen,<br />
nur so kann unsre Zeit gelingen!<br />
Ja, die Zeit - so ist es eben,<br />
sie bestimmt Dein ganzes Leben.<br />
Täglich schwindet diese Zeit,<br />
entflieht in eine Ewigkeit!<br />
Auch die Ewigkeit wird schwinden,<br />
Du wirst sie niemals wiederfinden.<br />
Getragen, von dem Flug der Zeit,<br />
taucht sie in die Unendlichkeit.<br />
Ev. Krankenhaus<br />
Kredenbach<br />
✆ 0 27 32 20 91 25<br />
Schlossberg<br />
Freudenberg<br />
✆ 0 27 34 43 94 77<br />
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Krankenhaus<br />
✆ <strong>02</strong> 71 8 10 88<br />
Ambulante Rehabilitation<br />
durchblick 2/<strong>2010</strong> 25
Gesellschaft<br />
Fräuken hat ein Hundeherz<br />
von Elisabeth Hengstenberg<br />
Fräuken hat ein Hundeherz. „Ein Herz für Hunde“<br />
ist natürlich gemeint. Es ist noch kein Jahr her, da<br />
brachte Onkel Konny eines Tages seinen Jagdhund<br />
Lumpi mit und ließ ihn bei Fräukens Eltern, weil er, der<br />
ein armer Student ist, nicht noch einen hungrigen Hund<br />
durchfüttern kann. Wir nehmen Lumpi mit offenen Armen<br />
auf. Ein fröhlicher Hund ist er, mit seidigem Fell und treuen<br />
braunen Augen. Schon bald wird er ein liebes Familienmitglied.<br />
Für Bea und Fräuken ist er noch dazu der übermütigste,<br />
fröhlichste Spielkamerad, den man sich nur denken<br />
kann. Nie nimmt er etwas übel, noch nicht mal, wenn er von<br />
ihren Kinderhänden gezaust und geknufft wird.<br />
„Kommt Kinder, wir wollen mit Lumpi einen Ausflug<br />
machen, er braucht viel Bewegung, dass er nicht jagdmüde<br />
wird“, sagt Vater an einem schönen Nachmittag im Sommer.<br />
Unterwegs kauft Vater ein großes Stück Leberwurst,<br />
die frisst Lumpi für sein Leben gern. Fröhlich wandern die<br />
drei nun durch Wald und Wiesen, von Lumpi übermütig<br />
umkreist.<br />
„Mal sehen, ob Lumpi ein gutes Gewissen hat!“ Fräuken<br />
kraust die Nase als sie an die „Lügenbrücke“ kommen.<br />
Dieser Brücke sehen die Kinder meist mit ängstlichen Gefühlen<br />
entgegen. „Nur wer ein reines Gewissen hat und<br />
nicht gelogen, kann über die Lügenbrücke gehen, ohne dass<br />
sie einstürzt“. Diese Lügenbrücke hat er selbst erfunden,<br />
um mit ihrer Hilfe die Kinder zur Ehrlichkeit zu erziehen.<br />
Das wissen die Kinder aber natürlich nicht. So ein ganz<br />
und gar reines Gewissen hat Fräuken nämlich niemals. Sie<br />
schwindelt manchmal gar zu gern. Ihr wisst ja, dass man<br />
das eher Fantasie nennen könnte. Jedenfalls schiebt sie vorsichtshalber<br />
ganz unmerklich Lumpi vor sich her, hält sich<br />
überdies an seinem Schwanz fest. Meint ihr, die Brücke ist<br />
eingestürzt?<br />
Physiotherapie<br />
Ev. Krankenhaus<br />
Kredenbach<br />
✆ 0 27 32 20 91 25<br />
Schlossberg<br />
Freudenberg<br />
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Ev. Jung-Stilling-<br />
Krankenhaus<br />
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Als die Lügenbrücke nun glücklich hinter ihnen liegt,<br />
lädt eine Mauer am Waldrand die müden Wanderer zum<br />
Verschnaufen ein. Vater setzt die beiden Kinder sorgsam<br />
hinauf, lässt die Beine baumeln und packt bedächtig die<br />
Wurst aus. „Ja, Lumpi, wir haben auch Hunger!“ Gerecht<br />
schneidet Vater die Wurst in vier Teile und wirft Lumpi<br />
sein Stück zu. Das aber findet er, der sonst immer seine<br />
Wurst allein gekriegt hat, gar nicht gerecht. Oder will er<br />
etwa nur spielen? Kaum hat Lumpi nämlich sein Stück<br />
hinuntergeschlungen, da springt der sonst so verträgliche<br />
Bursche mit einem Satz hoch und schnappt Fräuken, die<br />
eben hineinbeißen will, ihr Stück Wurst aus der Hand. So<br />
etwas habt ihr gewiss schon mal im Zirkus gesehen, da sieht<br />
das bestimmt gekonnt aus. Doch Fräuken ist ja keine Zirkusprinzessin,<br />
so dick und ungeschickt wie sie ist. Plumps,<br />
fällt sie Hals über Kopf von der Mauer, wobei Lumpi noch<br />
im Sturz ihre Wurst auffängt. Unten sind etliche scharfe<br />
Steine im Gras. Da gibt’s ein tiefes Loch im Knie, das blutet<br />
sehr, und Fräuken schreit zum Gotterbarmen. Gut, dass<br />
Vater Arzt ist und sofort helfen kann! Er reißt ein sauberes<br />
Taschentuch entzwei und macht schnell einen Notverband.<br />
Fräuken, auf Vaters Schultern sitzend, so ziehen sie wieder<br />
nach Hause.<br />
26 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Gesellschaft<br />
Lumpi, ein fröhlicher Hund mit seidigem Fell und treuen, braunen Augen (oben).<br />
Bild rechts, bei seiner Lieblingsbeschäftigung – jagen.<br />
„Böser, böser Lumpi!“, ruft sie von Vaters Schulter herab.<br />
Als sie aber das schuldbewusste Hundegesicht sieht,<br />
den demütig gesenkten Kopf, da ist sie ihm, unter Tränen,<br />
doch schnell wieder gut. Ja, ja, Lumpi ist schon eine Marke!<br />
Hättet ihr Kinder auch gern einen solchen Hund?<br />
Nun muss ich aber erzählen, wie es mit Lumpi weiterging<br />
und das ist leider gar nicht so fröhlich. Noch heute<br />
wird mir, wo ich schon eine alte Großmutter bin, weh ums<br />
Herz, wenn ich mich daran erinnere. „Wir werden bald umziehen<br />
in ein großes Geschäftshaus mitten in der Stadt.“<br />
Mit dieser Neuigkeit kommt Vater eines Tages nach Hause.<br />
„Es ist eben erst erbaut worden. Wir können nicht nur darin<br />
wohnen, ich kann auch meine Praxis im Haus haben.“ Fräuken<br />
und Bea können zwar noch nicht verstehen, was das für<br />
sie bedeutet, doch wirft das Ereignis schon seine Schatten<br />
voraus. „Einen Hund dürfen wir leider nicht mit in die neue<br />
Wohnung nehmen“, seufzt Vater. „Oh, Lumpi, was sollen<br />
wir nur mit dir machen? Vorbei ist jedenfalls die Zeit deiner<br />
Freiheit, wenn du mit unseren Kindern auf dem Dachgarten<br />
nach Herzenslust toben konntest!“ „Oh, du armer Lumpi!“<br />
Mutter hat Tränen in den Augen.<br />
Sorgfältig wird nun ein neues Herrchen für ihn ausgesucht.<br />
Ein Jäger muss es sein mit einem schönen Haus und<br />
einem großen Garten. Wirklich wird auch bald das neue<br />
Jäger-Herrchen gefunden. Dort wird Lumpi sich gewiss<br />
wohlfühlen, hofft Vater. Doch hat er die Rechnung ohne den<br />
treuen Lumpi gemacht. Die erste Nacht ohne ihn vergeht<br />
zwar, doch am nächsten Morgen, wer sitzt da in aller Herrgottsfrühe<br />
bei den Brötchen an der Haustür? Es ist natürlich<br />
der treue Lumpi, „wau-wau!“ Schnell schlüpft er hinein. Mit<br />
wedelndem Schwanz begrüßt er alle Familienmitglieder und<br />
tut so, als wäre er nie fort gewesen. Vater und Mutter werden<br />
die Augen feucht, als sie das sehen. Jubelnd nehmen Fräuken<br />
und Bea ihren treuen Spielkameraden wieder auf. Doch als<br />
der Abend kommt, muss Vater ihn zurück zum neuen Herrchen<br />
bringen. „Lumpi muss vom Balkon herabgesprungen<br />
sein“, sagt der und schließt die Tür zum Balkon ganz fest zu.<br />
Doch Lumpi gelingt es noch mehrmals zu entweichen.<br />
Immer sitzt er dann morgens erwartungsvoll neben der<br />
Milch oder den Brötchen.<br />
Fräuken und<br />
Bea jammern und<br />
betteln, doch steht der<br />
Umzug vor der Tür,<br />
Lumpi muss endlich<br />
eine feste Heimat haben.<br />
Soll ich euch nun<br />
erzählen, dass doch<br />
noch alles gut geworden<br />
ist? O nein, so ist<br />
das Leben leider nicht immer, zumal, wenn ein treuer Hund<br />
im Spiel ist. Fräuken und Bea, die noch lange nach Lumpi<br />
gejammert haben, hat man erzählt, dass er nun für immer<br />
im Hundehimmel ist, dass er dort so viel toben kann wie<br />
er mag und dass ihm die Wurst dort besonders schmeckt.<br />
Fräuken stellt sich nun Lumpi als einen „Hundeengel“ mit<br />
Flügeln vor, wie er sich mit den lustigsten kleinen Engeln<br />
herumbalgt.<br />
Wir aber wollen nicht nachforschen, was wirklich aus<br />
dem treuen Lumpi geworden ist. Noch heute, während ich<br />
dies, fast 80 Jahre später, berichte, vergieße ich eine Träne<br />
um Lumpi, diesen treuesten Kameraden meiner, Fräukens,<br />
Kindheit.<br />
Könnt ihr das verstehen? ●<br />
Ouelle: Entnommen dem Buch „Fräuken“, von Elisabeth Hengstenberg, erschienen im<br />
durchlick-verlag, 170 Seiten, für 9,80 Euro. ISBN 978-3-9812018-2-6<br />
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durchblick 2/<strong>2010</strong> 27
Foto: Heimatstube<br />
Heimatstube Eisern<br />
Erinnerungen in der Kapellenschule<br />
„In den Siegerländer Bergen<br />
zwischen Burg und Eisenhardt,<br />
liegt im engen Wiesentale<br />
ein Dörflein voller Eigenart:<br />
Eisern heißt’s seit alten Zeiten,<br />
eisern wollen wir auch sein,<br />
Eisern mag für immer bleiben<br />
uns’re Heimat ganz allein ...“<br />
(Adolf Müller, März 1958)<br />
Der Ort Eisern wurde im Jahre 1289 erstmals urkundlich<br />
erwähnt. Der Name des Ortes ist auf die<br />
Erwerbstätigkeit der ersten Bewohner zurückzuführen.<br />
Der Eisenstein, der an vielen Stellen zutage trat,<br />
rief die ersten Bewohner ins Land, das damals ein Wald<br />
war. Er ist das erste Motiv gewesen, dass die Gegend bewohnbar<br />
wurde, dass die ersten Hütten dort aufgeschlagen<br />
worden sind. Die Schlackenbestände, Rennöfen und Reste<br />
ehemaliger Gruben, die man in verschiedenen Bergabhängen<br />
gefunden hat, liefern Beweise, dass der Bergbau und<br />
das Verhüttungswesen sehr alt sind und in früherer Zeit<br />
prägend für Mensch und Landschaft waren. Wegen seiner<br />
unterirdischen Schätze und der harten Arbeit seiner<br />
Bewohner kam Eisern in den Ruf eines reichen Dorfes.<br />
Generationen von Familien rangen in schwerster körperlicher<br />
Arbeit Stollen und Schächten die kostbaren Erze ab,<br />
um Existenzen zu sichern.<br />
Ein markanter Punkt in der Ortsmitte Eiserns ist die<br />
alte Kapellenschule, die heute als Heimatstube und Dorfgemeinschaftsraum<br />
genutzt wird.<br />
Lange Jahre wurden in der Kapellenschule Schulunterricht,<br />
Andachten, Feiern und Versammlungen abgehalten,<br />
und war so der kulturelle Mittelpunkt des Ortes. Es ist anzunehmen,<br />
dass die Anfänge der Kapelle über die reformatorische<br />
Zeit hinausweisen. Nachdem das alte Gebäude<br />
baufällig geworden war, wurde im Jahre 1775 ein neuer<br />
Fachwerkbau errichtet, und 1862 entstand ein zweigeschossiger<br />
Anbau und die Schule wurde mit einem Glockenturm<br />
versehen. Während der Schulunterricht bereits im Jahre<br />
1929 eingestellt wurde, diente die Kapelle noch bis zum<br />
Jahre 1958 zur Abhaltung von Gottesdiensten. Heute wird<br />
hier nur noch auf Wunsch zu besonderen Anlässen Gottesdienst<br />
abgehalten. Der in seiner schlichten Form erhalten<br />
gebliebene Gebets- und Gottesdienstraum vermittelt einen<br />
Eindruck von dem kirchlichen Leben in alter Zeit. Auf der<br />
Empore sind alte Bibeln aus den Jahren 1693, 1730, 1735,<br />
alte Gesangbücher und eine alte, in Relief geschnitzte Kirchenbank<br />
ausgestellt. Über die Empore gelangt man in den<br />
ehemaligen Schulraum und jetzigen Ausstellungsbereich<br />
der Heimatstube. Der Ausstellungsschwerpunkt ist die Geschichte<br />
des Bergbaus. Der Bergbau war der Haupterwerb<br />
der Eiserner. Ein Stollenvortrieb mit Geräten und Werkzeugen<br />
des Bergbaus, eine Bergmannsuniform, eine Sammlung<br />
von Fotos der Grubenanlagen, eine umfangreiche Mineraliensammlung<br />
sowie Sammlungen aus dem dörflichen<br />
Handwerk – Weberei, Sattlerei und Schusterwerkstatt –<br />
dokumentieren das Arbeits- und Alltagsleben des kleinen<br />
Bergarbeiterdorfes.<br />
Im Erdgeschoss befindet sich ein Versammlungs- und<br />
Begegnungsraum. Frühere Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände,<br />
Fotos, Zeichnungen und Gemälde des Heimatmalers<br />
Karl Jung-Dörfler erinnern an die Ortsgeschichte<br />
und an die schöne Landschaft des Eiserntals. Ein<br />
weiterer Raum ist dem landwirtschaftlichen Nebenerwerb<br />
und der Hauswirtschaft sowie der Haubergwirtschaft gewidmet.<br />
Besondere Aufmerksamkeit verdient die einzigartige<br />
Sammlung von 58 Wappen, die Werner Hoffmann-Gassner<br />
in jahrelanger Arbeit in Gussform und auf Holz handgefertigt<br />
hat. So hat er unter anderem die Wappen aller 16<br />
Bundesländer und die der Kommunen des Kreises Siegen-<br />
Wittgenstein hergestellt. Sie sind als Dauerleihgabe zu sehen<br />
und Hoffmann-Gassner stellt gerne seine Exponate den<br />
Besuchern der Kapellenschule genauer vor. Zurzeit ist er<br />
mit der Herstellung des Ortswappens beschäftigt, das der<br />
Heimatverein im Sommer dieses Jahres den Nachfahren<br />
ausgewanderter Eiserner nach Virginia /USA aushändigen<br />
wird, wenn sie zu Besuch in Eisern sind. Im Jahre 1714<br />
wanderten 13 Familien aus dem Siegerland nach Virginia/USA,<br />
damals noch englische Kolonie, aus. Sie waren<br />
als Bergbau- und Eisenhütten-Spezialisten angeworben<br />
worden, um eine Eisenverarbeitungsindustrie in Virginia<br />
aufzubauen. Darunter befanden sich auch zwei Familien<br />
aus Eisern. Bergbauliche Traditionen und meisterliches<br />
Wissen und Können der Siegerländer waren weithin anerkannt<br />
und geschätzt. Durch die Germana Foundation, die<br />
sich mit der Aufarbeitung der Geschichte der Auswanderer<br />
beschäftigt und 1956 in Virginia gegründet wurde, beste-<br />
28 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Aus dem Siegerland<br />
Werner Hoffmann-Gassner zeigt seine selbst gefertigten<br />
Wappen von Eisern und der Stadt Siegen.<br />
hen Kontakte zwischen den Nachfahren ausgewanderter<br />
Siegerländer und den Heimatvereinen aus dem Kreisgebiet.<br />
Das Eiserner Dorfwappen – ein goldener La-Tène-Zeit-<br />
Rennofen mit Schlägel und Eisen, auf blauem Schild – stellt<br />
die Geschichte des Bergbaus und des Hüttenwesens dar.<br />
Wappen sind Symbole und haben ihre eigene Aussagekraft.<br />
So symbolisiert die Figur des Bischofs aus dem<br />
Wappen der Stadt Siegen wahrscheinlich den heiligen Martin,<br />
den Schutzpatron der ersten Siegener Kirche. Weiter<br />
zeigt das Wappen eine rote Zinnenmauer, darunter einen<br />
Torbogen, rechts und links begrenzt durch einen Turm. Im<br />
Torbogen steht auf blauem Grund der nassauische Löwe in<br />
Gold mit roten Krallen und roter Zunge.<br />
Foto: Fritz Fischer<br />
Das Wappen des Kreises Siegen-Wittgenstein<br />
hat seit dem 1. Oktober 1999 die Zeichen<br />
sowohl des damaligen Kreises Siegen als<br />
auch des Kreises Wittgenstein aufgenommen.<br />
Zeichen des Kreises Siegen: der nassauische<br />
Löwe, Grubenlampe und Knipp. Zeichen des<br />
Kreises Wittgenstein: die Pfähle, also ist heute<br />
das Wappen dreigeteilt – oben zwei schwarze<br />
Wittgensteiner Pfähle und der nassauische Löwe,<br />
darunter ein blaues, schräg gestelltes Haubergmesser,<br />
hinten über dem Griff des Messers<br />
eine blaue, rot brennende Grubenlampe.<br />
Eisenerz, Gruben und Hütten, Wald und Feld<br />
formten das Schicksal unserer Vorfahren aus<br />
dem Siegener und Wittgensteiner Land.<br />
Heute bestimmen neue Wirtschaftsformen<br />
den Ort Eisern. Wie sehr sich das Dorf, heute<br />
ein Stadtteil von Siegen, im Laufe der Jahre<br />
verändert und entwickelt hat, können wir am<br />
eindrucksvollsten nachvollziehen, indem wir einen Streifzug<br />
durch den Ort machen. Fotodokumente von dem alten<br />
Dorf erscheinen uns wie Bilder einer anderen Welt.<br />
„Selbstverständlich will der Heimatverein auch im Rahmen<br />
des neuen Stadtgebildes seine Tätigkeit in unserem<br />
geliebten alten Eisern fortsetzen wie bisher. Er will nach<br />
Kräften dazu beitragen, dass die Heimatliebe der heutigen<br />
Generation wachbleiben möge auch bei unseren Kindern<br />
und Kindeskindern!“ 1<br />
Dorothea Istock<br />
Quellen:<br />
1. A.M.Im Dienste unserer schönen Heimat...<br />
Diesem Artikel liegen ferner folgende Bücher zugrunde:<br />
Die Kunde von ihrer Vergangenheit sollte niemals verstummen.<br />
Museen und Heimatstuben Siegerland-Wittgenstein.<br />
Wenn ...<br />
· das Herz stolpert<br />
· die Beine streiken<br />
· der Zucker entgleist<br />
· der Blutdruck schwankt<br />
· die Knochen schmerzen<br />
· das Gedächtnis nachlässt<br />
· das Gewicht zur Last wird<br />
Wir begleiten Sie fachärztlich und hausärztlich,<br />
damit die Richtung wieder stimmt.<br />
Medizinisches Versorgungs-Zentrum<br />
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durchblick 2/<strong>2010</strong> 29
Mundart<br />
Die Geschichte einer amerikanischen Gerichtsverhandlung bildet<br />
die Grundlage zu nachfolgenden Versen im Siegener Dialekt.<br />
Die Eigenständigkeit der Nacherzählung bleibt aber der Beweisführung<br />
erhalten bis zu einer persönlichen Schlussfolgerung.<br />
De Woarhait on niks als de Woarhait<br />
Schoa fa Uerzitte a es one Frog<br />
dat Schbel met d`r Woarhait en arge Plog.<br />
On en heddä Geschechde,<br />
di sech afschbelt bim Gerechde,<br />
do ka m’r hearn, wo de Woarhait läjjt,<br />
och wann zwescheduerch ainer dra däjjt.<br />
Di no, di de Woarhait sonn fenne,<br />
di soche on grijje se,<br />
sellet sin ewern Emwäch fa henne.<br />
Itz m’r no fernämme ka,<br />
härret orrer härret net, dat Wiebsmänsch,<br />
emgebrocht sin Ma.<br />
Fam „Hohe Rechdergremium“ wierd fernomme en<br />
Frou, di alles gese ha well, met de äjene Auge.<br />
Doch det „Hohe Gerecht“<br />
det so schwinn kainem net draue.<br />
Zom Bewais d’r Schdaatsanwalt en Fläsche nemmt,<br />
well wesse,<br />
ob di uss däm beschdemmde Koarf och kemmt.<br />
On di Frou sät ewerhaubt net beklomme: „En jo!<br />
Dat es se. Di Fläsche hät de Gnä Frou genomme.<br />
Ech sin m`r ganz secher, ech waiset gewess,<br />
dat heddat de Fläsche met de Hearzdröbbcher es.“<br />
De Li, di zohearn, di räje sech of.<br />
„Bitte um Ruhe!“, ref d’r Rechder do schroff<br />
Schea on got, so d’r Schdaatsanwalt:<br />
Wat kom d’rno, wat bassierde da.<br />
De Zeujjin sät : „De Gnä Frou<br />
geng zerecke end Zemmer fa earem Ma.“<br />
Itz ewerlä se emo ganz genau,<br />
ob si d’rbi wat en d’r Hand, ear Gnä Frou.<br />
„Si moss wat en d’r Hand gehat ha, jo,<br />
dat woar doch dä Augebleck,<br />
als si de Fläsche ferduscht da hät.“<br />
Enschbruch! Enschbruch! - Agenomme! -<br />
on d’r Fertaidiger woar d’rbi ofgeschbronge.<br />
Ermanong fam Rechder. Hä get zo bedänke,<br />
de Zeujjin sall sech of „Tatsache“ beschränke.<br />
No d’r Schdaatsanwalt froge konn,<br />
ob si, de Zeujjin, äwe hädde sä da wonn,<br />
dat si et gese - on net nuer gedocht,<br />
dat de Gnä Frou de Fläsche<br />
end Zemmer fa earem Ma hät gebrocht.<br />
En nä! Awer se moss! - Ech waiset net.<br />
Si hät m’r doch d’r Recke zogedrät.<br />
Itz d’r Schdaatsanwalt merrem iserne Gesechde:<br />
„Wo ha si da geschdanne?” On se det berechde:<br />
De Gnä Frou schdonn foarm Koarf gebeckt, ech<br />
d’rhenner, näwer mier woar de Wäschraumdier.<br />
„Zeujjin! Hadden si genau de Auge ofem Recke<br />
fa d’r Gnä Frou?“ En jo! Dat ka ech geschdo.<br />
So wäret och mechlich gewäse,<br />
dat de Gnä Frou de Fläsche ... ferduscht da ...<br />
Enschbruch! – On schdattgegä!<br />
Itz hät d’r Fertaidiger d’r Zeujjin wat ze sä:<br />
„Zom Koarf em Fluer met d’r Fläsche dren,<br />
so ha si gesät, geng min Mandandin hin.<br />
Si sall sech de Fläsche agese’, onnersocht<br />
on genomme ha. Wi erret?<br />
Ha si och a de Fläsche gepackt emo dra?“<br />
En nä! En nä! Dat ha ech net.<br />
„Ha se da genau geguckt, onnersocht det Etikett?“<br />
Et es so, on et blibt, ech ha net dra gedibbt.<br />
So br’uchet och net de Geftfläsche gewäse sin!<br />
Doch, se schdonn jo en däm Geftkoarf dren.<br />
On gesät hät de Gnä Frou, ech erennern mech dra:<br />
„Dat sin jo de Hearzdröbbcher fa minnem Ma!“<br />
Si konn se net liere, di Frou of d’r Aglagebank?<br />
Dat schdemmt!<br />
Ech bruch ear och net aimo ze sä en Dank.<br />
Si wonn ear gearn de Schold zoschiwe, wail si<br />
sälwer net ofgebasst on so ogeschoarn bliwe.<br />
Sowat ha ech net gedo, sowat ha ech net gemacht.<br />
Ech nämme mech emmer met de Arzenaijje en acht.<br />
Awer si ha doch de Hearzdröbbcher<br />
fergässe ze gä däm Ma. – Ja! Ja!<br />
Wi de Fläsche ewerhaubt ferduscht woarn sin,<br />
dat konn si en Wearklichkait garnet sä!<br />
Doch! Doch! Warrech gese’ ha, ha ech gese’!<br />
Schoa got! Schoa got!<br />
M‘r wonn d‘rbi bliwe, wonnet net ewerdriwe.<br />
On d‘r Fertaidiger healt sin Hot.<br />
Wail m’r’t em Läwe altemo so genau net nemmt,<br />
derwäje och net emmer de folle Woarhait schdemmt.<br />
M‘r ka se (de Woarhait) schbann ganz eng, ganz witt.<br />
On da kemmt et noch drof a,<br />
wi m’r dat Ganze foar sech sälwer sit.<br />
Gerda Greis<br />
30 durchblick 2/<strong>2010</strong>
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durchblick 2/<strong>2010</strong> 31
Unterhaltung<br />
Der Faustschlag meines Großvaters<br />
Ein Outing<br />
Darüber darfst Du nichts schreiben! Das ist etwas<br />
aus der Familie und geht daher niemanden etwas<br />
an!“, sagte meine Hanne und ihre Stimme klang<br />
gefährlich. „Doch, ich schreibe darüber! Einmal kommt es<br />
vielleicht doch ans Licht, und da ist es besser, wenn ich<br />
vorher mit einem Artikel selbst dafür sorge.“ Meiner Antwort<br />
hatte sie noch das eine oder andere entgegenzubringen<br />
und es knisterte schon ganz leicht im Gebälk. Endlich<br />
wollte sie wissen: „Und Du glaubst tatsächlich, dass Du<br />
es bringen kannst?“ „Ja,<br />
ich kann!“, befand ich<br />
ganz ohne Hintergedanken.<br />
Bei ihr freilich fiel<br />
bei meinen drei Worten<br />
der Groschen. Immerhin<br />
hatte eine ganz ähnliche<br />
Ankündigung, wenn<br />
auch in englischer Sprache,<br />
schon einmal fünf<br />
Personen eines gewissen<br />
Komitees in Oslo überzeugt.<br />
Jedenfalls gab<br />
meine nun wieder ganz<br />
lieb gewordene Gattin<br />
mit den Worten: „Wer<br />
weiß, wofür es gut ist“,<br />
ihren Widerstand auf.<br />
Natürlich sehe auch<br />
ich die bittere Möglichkeit,<br />
dass ich es mir<br />
mit dem nachfolgenden Beitrag nicht nur mit dem einen<br />
oder anderen, sondern mit einer größeren Anzahl bislang<br />
wohlmeinender Leser verscherze. Schließlich weiche ich<br />
in einem gravierenden Punkt erheblich von der Norm ab<br />
und tendiere hierdurch leider zu einem Außenseiterdasein.<br />
Doch weil es eine Erklärung für mein sonderbares Verhalten<br />
gibt, hoffe ich auf Nachsicht - zumindest bei den<br />
Gutwilligen. Zudem zeigen Beispiele von Politikern oder<br />
Fernsehleuten, dass man es nach einem „Coming out“ noch<br />
zu hohen und höchsten Würden bringen kann.<br />
Haben Sie, großmütige Leserin, oder Sie, verständnisvoller<br />
Leser, sich schon einmal ernsthaft mit dem Begriff<br />
„Verlustängste“ befassen müssen? Ich hoffe für Sie, dass<br />
dies nicht der Fall ist. Ich hingegen schlage mich schon<br />
seit langer Zeit damit herum. In meiner Kindheit ist etwas<br />
schiefgelaufen. Jeder Psychologe wird den Grund rasch<br />
herausfinden und auch mir ist er bekannt. Ich weiß, es<br />
klingt komisch, aber es hängt mit meiner ungewöhnlich<br />
„... ein kräftiger Knabe mit dicken Backen ...“<br />
späten, eher aber noch mit meiner ganz abrupt erfolgten<br />
Entwöhnung zusammen.<br />
Die Altvorderen haben, als sie noch lebten, oft davon erzählt,<br />
dass ich zur regelmäßigen Einnahme der natürlichen<br />
Säuglingsnahrung immer noch an die Mutterbrust gewollt<br />
habe, als mein zwei Jahre jüngerer Bruder schon entwöhnt<br />
war. Dem durchdringenden Quengeln setzte meine alte Dame<br />
keinerlei Widerstand entgegen. Milch war ja genug da.<br />
Nicht zuletzt dieses sture Beharren meinerseits, gepaart mit<br />
der augenscheinlichen<br />
Sorglosigkeit meiner<br />
Mutter, führte immerhin<br />
dazu, dass aus mir in<br />
der ansonsten so armen<br />
Nachkriegszeit ein kräftiger<br />
Knabe mit dicken<br />
Backen wurde.<br />
Meine Großmutter<br />
hingegen sah sich das<br />
absonderliche Verhalten<br />
der ins Haus geschneiten<br />
Schwiegertochter lange<br />
Zeit mit zunehmendem<br />
Zorn im Bauch an. So<br />
etwas hatte es ja noch<br />
nie zuvor gegeben. Ihre<br />
Vorhaltungen, dass es in<br />
der Nachbarschaft dieserhalb<br />
schon Getuschel<br />
gäbe, machten keinen<br />
Eindruck. So bedrängte sie schließlich ihren Gatten, die<br />
unerhörte Sache mit der nötigen Entschlossenheit zu einem<br />
raschen Ende zu bringen. Er schien hierfür in besonderem<br />
Maße geeignet, denn als Hauptmann der freiwilligen Feuerwehr<br />
gab er beim wöchentlichen Exerzieren mit mächtiger<br />
Stimme die Kommandos. Doch weil er gleichzeitig<br />
als Kirchenältester der Frommste in der Familie und von<br />
daher eigentlich eher einer feinfühligeren Lösung des delikaten<br />
Problems zugetan war, zierte er sich noch ein Weilchen.<br />
Doch endlich, so die Berichte, ließ ihm die andauernde<br />
Miesmacherei seiner Angetrauten keine Wahl mehr;<br />
er schlug mit der Faust kräftig auf den Tisch und verlangte<br />
lautstark, dass meine Mutter auf der Stelle für immer die<br />
Bluse schließe. Sie gehorchte. Und prompt setzten bei mir<br />
die in der einschlägigen Literatur ausführlich beschriebenen<br />
Verlustängste ein - und sie sollten mir treu bleiben.<br />
Die Störungen führten zu allerlei Absonderlichkeiten.<br />
Derjenige, der, wie heutzutage Brauch, seine Firma und<br />
seine Frau schon mal wechselt oder sein Freizeit- und sein<br />
32 durchblick 2/<strong>2010</strong><br />
Foto: Ulli Weber
Unterhaltung<br />
Wahlverhalten gelegentlich ändert, wird mich im<br />
Stillen belächeln. Schließlich heißen zwei der<br />
wichtigsten Werte unserer Leistungsgesellschaft<br />
„Flexibilität” und „Mobilität”. Doch die Verlustängste<br />
verlangen genau das Gegenteil, nämlich<br />
Beständigkeit. Sigmund Freud und seine Jünger<br />
wissen, dass ein Leben hierdurch bestimmt wird.<br />
Und so stellte ich nach der Ausbildung meine Arbeitskraft<br />
immer nur ein und derselben Firma zur<br />
Verfügung; bin nun schon über fünfundvierzig<br />
Jahre lang mit meiner ersten Frau verheiratet und<br />
bei allen Wahlen bekam stets nur eine einzige Partei<br />
meine Stimme. Viele weitere Beispiele könnte<br />
ich aufführen. Andere werden mir manchmal nur<br />
zufällig bewusst. Und der letzte Beleg offenbarte<br />
sich erst vor wenigen Jahren. Niemals hatte ich bis<br />
dahin angenommen, dass dieser wahrscheinlich<br />
auch mit diesen unsäglichen und schon in der frühen<br />
Kindheit durch den Faustschlag meines Großvaters<br />
ausgelösten Verlustängsten zu tun hat.<br />
Es begann damit, dass ich das Schreiben eines<br />
früheren Schulkameraden erhielt, der ein Klassentreffen<br />
organisieren wollte. Ich sagte zu, die<br />
meisten anderen auch, und so fuhren wir an einem schönen<br />
Sommertag an die Aartalsperre. Ich erspare mir hier die mit<br />
vielen Überraschungen gespickten Einzelheiten des Wiedersehens<br />
– nur so viel: Nach einem langsamen Spaziergang<br />
einmal um den See herum landeten wir irgendwann<br />
am späten Nachmittag im Seehotel. Mit dem Abendessen<br />
würde es noch länger als ein Stündchen dauern, teilte die<br />
Kellnerin mit. Und so flossen die Gespräche der „Ehemaligen”<br />
munter. Plötzlich ergriff mein einstiger bester Freund<br />
das Wort und erklärte der staunenden Versammlung, dass in<br />
vier Wochen die Flippers in die Siegerlandhalle kämen und<br />
er etliche Eintrittskarten habe. Einige hiervon benötige er<br />
nicht und wolle sie gerne weitergeben. Gab das ein Hallo im<br />
Saal und ruck-zuck waren die Karten verteilt! Unvermittelt<br />
stimmte eine unserer Ladies ein Lied an und mit Ausnahme<br />
von mir fielen alle ein: „Es gibt“, klatsch – klatsch, „Millionen<br />
von Sternen“, klatsch – klatsch – klatsch, „unsre Stadt“,<br />
klatsch – klatsch, „die hat tausend Laternen“, klatsch –<br />
klatsch – klatsch, „Gut und Geld“, klatsch – klatsch, „gibt es<br />
viel auf der Welt“, klatsch – klatsch – klatsch, „aber dich“,<br />
klatsch – klatsch, „gibt’s nur einmal für mich.“ Noch einmal:<br />
klatsch – klatsch – klatsch – und unter vielem Gelächter<br />
war der Chorgesang der klatschenden Senioren vorbei.<br />
Warum nur musste ich ganz spontan bei deren Anblick an das<br />
berühmt-berüchtigte Duracell-Äffchen denken? Inzwischen<br />
schäme ich mich dafür, denn offensichtlich war doch ich es,<br />
der ganz einfach den Absprung wieder einmal verpasst hatte.<br />
Und da waren sie plötzlich wieder, diese Verlustängste.<br />
Ich benötigte frische Luft und ging zum See. Auf einer<br />
Bank sitzend betrachtete ich die kleinen Kräuselwellen und<br />
dachte an die Zeiten der letzten Schuljahre. Wenn meine<br />
So sah 1958 die damals siebzehnjährige Geisweiderin<br />
Brigitte Fiebig ihre „Rock-’n’-Roll-Zeit“.<br />
besten Kameraden und ich eng umschlungen in der Dämmerung<br />
auf der Straße unterwegs waren, dann wurde des<br />
Öfteren gesungen. „Horch, was kommt von draußen rein“<br />
und „Es dunkelt schon in der Heide“, so hießen zwei unserer<br />
Lieblingslieder. Manchmal sangen wir auch die aktuellen<br />
Schlager, wie zum Beispiel „Zuhause, Zuhause“ oder<br />
„Wir waren drei Kameraden“.<br />
Derweil verfolgte in der Schule unser Musiklehrer<br />
viele Wochen lang sein Ziel, uns mit den Klängen der<br />
„Zauberflöte” zu Liebhabern der Wiener Klassik zu machen.<br />
Die geplante Fahrt in ein Opernhaus, in der das<br />
Stück aufgeführt werden sollte, entfiel aus einem mir<br />
nicht mehr bekannten Grund.<br />
Als Alternative mussten wir<br />
an dem für die Aufführung<br />
vorgesehenen Nachmittag in<br />
der Konfirmationskleidung<br />
erscheinen und uns in der<br />
Schule die gesamte Oper auf<br />
einer Schallplatte anhören.<br />
Die Stühle im Festsaal waren<br />
im Halbkreis aufgestellt<br />
worden und wir schauten in<br />
die Richtung des sich unentwegt<br />
drehenden Plattenspielers.<br />
O Isis und Osiris – je<br />
länger es dauerte, umso öfter<br />
nickte einer ein. Natürlich,<br />
der Herr Neubacher hatte es<br />
gut gemeint, aber als richtig<br />
spannend empfanden wir das<br />
damals nicht.<br />
►<br />
Camillo Felgen, einer<br />
der ersten Sprecher beim<br />
deutschsprachigen Sender<br />
von Radio Luxemburg.<br />
durchblick 2/<strong>2010</strong> 33
Unterhaltung<br />
James Brown<br />
Elvis Presley<br />
Chuck Berry<br />
Jerry Lee Lewis<br />
Buddy Holly<br />
Fats Domino<br />
Zuvor hatte es den 15. Juli 1957 gegeben.<br />
An diesem Tag begann der private Rundfunksender<br />
Radio Luxemburg mit der Ausstrahlung<br />
eines deutschen Programms. Zunächst betrug<br />
die Sendezeit nur ein oder zwei Stunden, aber<br />
schon im Spätherbst dieses Jahres wurde sie auf<br />
vier Stunden verlängert. Mit einer unglaublichen<br />
Geschwindigkeit sprach es sich herum, dass hier<br />
eine neue Musik über den Äther ging. Bei den<br />
Öffentlich-Rechtlichen gab es praktisch keine<br />
Sendungen für junge Leute – den Kinderfunk<br />
einmal ausgenommen.<br />
In der Schule hatte ich von diesem „Radio<br />
Luxemburg” gehört. Hier würde die Post abgehen.<br />
Dass man auf der Kurzwellenfrequenz<br />
6090 Kilohertz im 49-Meter-Band suchen<br />
müsse, wusste ich auch. Und nachdem ich<br />
zum ersten Mal fündig geworden war, nutzte<br />
ich fortan jede freie Minute. Der Sender wurde<br />
meine heimliche Heimat. Dass die Tonqualität<br />
auf der Kurzwelle häufig nicht optimal war<br />
und man ständig nachjustieren musste, weil die<br />
Lautstärke mitunter Kapriolen schlug, spielte<br />
gar keine Rolle.<br />
Der Sender hatte nicht nur ein deutsches,<br />
sondern in den Abendstunden auch ein flämisches<br />
Programm mit einer „Teenager-Muziekparade“.<br />
Besonders hier ertönten ständig<br />
die Lieder von Elvis Presley, Chuck Berry,<br />
Jerry Lee Lewis und die all der anderen. Eingeleitet<br />
wurde die Sendung stets mit „Ready<br />
Teddy”, gesungen von Little Richard. Nur die<br />
Hälfte dessen, was da ertönte, verstand ich -<br />
aber das spielte überhaupt keine Rolle. Das<br />
aggressive Gitarren- und Klavierspiel ging<br />
sofort ins Blut. Dazu setzten sich die eingängigen<br />
Melodien rasch fest. Ich fühlte mich wie<br />
elektrisch aufgeladen. Die „dunkelnde Heide”<br />
wurde völlig unwichtig und war rasch vergessen.<br />
Die „Zauberflöte“ auch. Ich erlebte den<br />
Rock’n’Roll mit seinem nie zuvor gekannten<br />
Rhythmus als eine Art Kulturschock – im positiven<br />
Sinne, versteht sich. Es war vor allem<br />
die Freude an einer anderen Art von Musik,<br />
Little<br />
Richard<br />
Bill Haley<br />
aber auch die Entdeckung einer eigenen Welt<br />
– einer Welt, in der die Erwachsenen gar nicht<br />
vorkamen. Das war noch nie dagewesen.<br />
Je mehr Popularität der Rock’n’Roll innerhalb<br />
der Jugend erlangte, umso mehr wurde vor<br />
der „obszönen Negermusik“ gewarnt. Dieser<br />
Begriff wurde im Nationalsozialismus für den<br />
Blues und den Jazz geprägt und ansatzlos übernommen.<br />
Die Politiker hassten allesamt die<br />
neue Musik und viele hätten am liebsten nicht<br />
nur die Musiker und die Rundfunksprecher,<br />
sondern auch die Hörer mit den schlimms ten<br />
Strafen belegt. Aber leider, leider konnte man<br />
ja nicht mehr so rigoros vorgehen wie noch<br />
wenige Jahre zuvor mit den heimlichen Lauschern<br />
der BBC London. Die Kirchen meldeten<br />
sich zu Wort und sahen voraus, dass die<br />
Konsumenten allesamt auf die schiefe Bahn<br />
geraten würden. Die Schulbehörden hingegen<br />
warnten mit Macht vor der unausbleiblichen<br />
Verdummung der Jugendlichen. Kein Wunder<br />
also, dass sich auch die durch und durch konservativen<br />
Programmmacher der öffentlichrechtlichen<br />
Rundfunkanstalten gänzlich verweigerten.<br />
Und so wurde der Rock’n’Roll nur<br />
aus dem benachbarten Ausland und von den<br />
Besatzungssendern AFN und BFN gesendet.<br />
Doch das Programm begann nicht mehr wie<br />
einst mit dem berühmten Kopfmotiv aus Beethovens<br />
5. Sinfonie „Ta Ta Ta Taaa“, sondern im<br />
Achtelrhythmus mit „Ready Teddy“.<br />
Auch mein Vater sprach wie die meisten<br />
Väter von Negermusik. Seine musikalische<br />
Vorliebe bestand hauptsächlich aus dem<br />
Uralt-Hit „Die Wacht am Rhein“. Gelegentlich<br />
empfahl er mir mit kaum unterdrücktem<br />
Grimm in der Stimme, lieber dieses Lied<br />
doch einmal zu singen. Zum Glück verteidigte<br />
mich meine Mutter: „Der Junge geht auf<br />
die Schule. Mit den fremden Liedern kann er<br />
besser Englisch lernen.“<br />
Ja, wenn in jenen Tagen die Bezeichnung<br />
„Rock’n’Roll“ fiel, dann wurden die Alten<br />
aggressiv. So richtig<br />
übel nahmen<br />
wir es ihnen aber<br />
nicht. Sie steckten<br />
im Wiederaufbaustress<br />
und waren<br />
für uns im Grunde<br />
genommen arme<br />
Schweine. Ihre Jugend<br />
hatten sie Johnny Caroll<br />
als<br />
34 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Unterhaltung<br />
Soldaten vergeuden müssen, verloren dabei<br />
nicht nur ihre Ehre und ihre Rechte, sondern<br />
wurden dazu auch noch von der ganzen Welt<br />
verachtet. Die ihnen jahrelang eingeimpften<br />
rassistischen Feindbilder hatten sie insgeheim<br />
beibehalten und diese kamen nun zum Vorschein.<br />
Die Jugendlichen indes ließen sich – wie<br />
wohl zu allen Zeiten – von den Alten und ihren<br />
vorgefassten Meinungen nicht beirren und erteilten<br />
den Wertvorstellungen ihrer Eltern eine<br />
ganz klare Absage. So geriet der Rock’n’Roll<br />
dank der ausländischen Sender nicht nur zum<br />
Auslöser eines Generationenkonflikts, sondern<br />
der mit ihm einhergehende Ausbruch<br />
aus der erstarrten musikalischen Norm der<br />
Erwachsenenwelt war irgendwie auch das erste<br />
Signal eines Protests gegen die Republik.<br />
Überlegungen dieser Art stellten wir damals<br />
natürlich nicht an. Wir waren glücklich, dass<br />
wir just zu diesem – und nicht zu einem 15<br />
oder 20 Jahre zurückliegenden – Zeitpunkt<br />
jung waren. Erstmals seit vielen Jahren bekam die Jugend,<br />
das, was sie wollte - und nicht das, was sie wollen sollte.<br />
Doch dann nahte zum Beginn der 60er Jahre das Ende. Es<br />
gab kaum neue Rock’n’Roll-Titel. Die Gründe hierfür waren<br />
vielschichtig, müssen an dieser Stelle aber nicht erörtert werden.<br />
Denn, was wichtig für mich war, es gab weiterhin Musik<br />
für junge Leute. In Liverpool entstand ein erfrischender<br />
neuer Sound, der die Welt eroberte: der Beat. Die Beatles, die<br />
diesen Sound entwickelten und populär machten, läuteten<br />
eine neue bahnbrechende musikalische Ära ein. Die Rolling<br />
Stones griffen ins Geschehen ein, es erklangen die Lieder<br />
von Bob Dylan und Paul Simon. Nun erst endete auch bei<br />
den Öffentlich-Rechtlichen langsam<br />
die Zeit der Engstirnigkeit,<br />
und wir waren nicht mehr ausschließlich<br />
auf Radio Luxemburg<br />
angewiesen.<br />
Und nun komme ich zurück<br />
zu meinen Verlustängsten. Die<br />
Gleichaltrigen dort im Seehotel,<br />
die meisten von ihnen früher ebenfalls<br />
Verehrer des Rock, hatten sich<br />
nach und nach abgenabelt und sich<br />
ihrem Alter gemäß der sogenannten<br />
volkstümlichen Musik zugewandt.<br />
Die Belege hierfür hatte<br />
ich soeben gesehen und sie waren<br />
- klatsch, klatsch - eindeutig. Dass<br />
ich schwarzes Schaf hingegen den<br />
Zeitpunkt für eine Änderung einmal<br />
mehr total verpennt hatte, war<br />
ebenfalls offensichtlich. Die Hin-<br />
Foto:Dr. Dietmar Berger<br />
Sie wurden nicht nur früher von vielen Mitbürgern für<br />
übergeschnappt gehalten: Rock-`n`-Roll-Tänzer.<br />
tergründe sind es aber auch. Die Schuld trägt schließlich mein<br />
Großvater mit seinem Faustschlag. Dabei fällt mir nebenbei<br />
ein, dass auch dieser für den Evergreen „Die Wacht am Rhein”<br />
schwärmte, übrigens ebenso wie sein eigener Vater und sein<br />
eigener Großvater. Über Letzteren kursierte freilich in der Familie<br />
das Gerücht, dass dieser noch lieber „Heil dir im Siegerkranz“<br />
gesungen habe. Ich bezweifle das.<br />
Als mich ein Bekannter neulich zu einer Veranstaltung<br />
abholte, ertönten aus dem Autoradio die Klänge eines deutschen<br />
Schlagers, den ich noch nie gehört hatte. „WDR4“,<br />
sagte mein Chauffeur ganz stolz und danach: „Prima Sender,<br />
was!?“ „Einwandfrei!“, log ich als Antwort und schwieg►<br />
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durchblick 2/<strong>2010</strong> 35
Unterhaltung<br />
verschämt von meinen eigenen musikalischen Vorlieben.<br />
So weit ist es gekommen. Dabei habe ich es versucht, habe<br />
Sendungen von Florian Silbereisen und Carmen Nebel eingeschaltet.<br />
Wie viele Minuten lang ich es hier wie dort ausgehalten<br />
habe, will ich lieber verschweigen.<br />
Nur so viel: Der Funke wollte und<br />
wollte einfach nicht überspringen.<br />
Einmal glaubte ich, nun sei der Absprung<br />
doch noch gelungen. Ich hatte<br />
beruflich in den Ray Barracks in Friedberg<br />
zu tun. Als ich bei der Heimfahrt<br />
schon hinter Wetzlar war, da kam mir<br />
plötzlich in den Sinn, dass ich mich<br />
mehrere Stunden lang auf den Spuren<br />
von King Elvis befunden – und keine<br />
Sekunde lang in der Kaserne an das<br />
eins tige Idol gedacht hatte. Unglaublich!<br />
Doch die Absprung-Prognose war<br />
verfrüht. Unser Kunde fand einen Reklamationsgrund,<br />
ich musste erneut nach Friedberg – und<br />
diesmal genoss ich den Aufenthalt. Die ganze Zeit ging ich<br />
mit dem Gedanken durch die Kaserne: Hier ist er damals<br />
auch marschiert. Ich fand sogar das Gebäude 3707, in dem<br />
er sein Zimmer hatte. Auch auf die Gefahr hin, dass mein<br />
damaliger Arbeitgeber diesen Satz liest: Es war die erste –<br />
blieb aber auch die einzige – Beanstandung eines Kunden,<br />
über die ich mich riesig gefreut habe!<br />
Ray Barracks Kaserne Friedberg.<br />
Hier diente „King Elvis“ von 1958<br />
bis 1960 als US Soldat.<br />
Der Zeitpunkt ist gekommen, dass ich es an dieser Stelle ein<br />
für alle Mal bekenne: Nach wie vor werde ich schon beim Erklingen<br />
des ersten Tons eines der einstigen Titel munter. Und wenn<br />
morgens beim Frühstück ein Rock’n’Roll-Song auf meinem<br />
Lieblingssender SWR1 ertönt – und das ist<br />
an jedem Morgen der Fall – dann durchströmt<br />
mich ein nicht zu beschreibendes<br />
Glücksgefühl, mein Herz schlägt von selbst<br />
schneller und ich merke, wie irgendetwas in<br />
meinem Inneren, eben noch im Halbschlaf,<br />
sich langsam erhebt, immer lebendiger wird<br />
und endlich zu schweben beginnt. Höchstwahrscheinlich<br />
ist das die Seele, oder? Eines<br />
steht jedenfalls fest: Es wird wieder ein schöner<br />
Tag werden!<br />
Derjenige, der nur „klatsch-klatsch“<br />
macht, kann diese Daseinsfreude, die ich<br />
empfinde, vielleicht nicht nachvollziehen.<br />
Er hat sich den Rock’n’Roll-Virus eben<br />
nicht eingefangen. Ich hingegen kriege ihn einfach nicht mehr<br />
weg. Bekannte haben mir empfohlen, mich um einen Therapieplatz<br />
zu bemühen. Das werde ich nicht tun, denn ich weiß: Nach<br />
mehr als 50 Jahren ist es einfach zu spät, die vom Faustschlag<br />
meines Großvaters und die vom Rock’n’Roll bewirkten Wandlungen<br />
in meinem Fühlen und Denken rückgängig zu machen.<br />
Und darum kann, darf und will ich mich nicht mehr ändern!<br />
Und das ist auch gut so!<br />
Ulli Weber<br />
Was ist ein Mäckes?<br />
Der Mäckes war früher (etwa bis zum Ende des<br />
19. Jahrhunderts) der männliche Angehörige einer<br />
Klasse, von der sich die übrigen Bewohnern<br />
des Siegerlandes strickt abgrenzten. In der Regel ohne<br />
festen Wohnsitz, ernährten er und seine Familie sich mit<br />
Betteln und Hausieren. Korbflechten und der Verkauf von<br />
irdenem Gebrauchsgeschirr gehörten gleichfalls zu seinen<br />
Tätigkeiten. Seine Faulheit war beinahe sprichwörtlich,<br />
die meiste Arbeit ließ er durch seine Frau erledigen. Jakob<br />
Heinrich Schmick anno 1860 in seinem Lied „D’r Seejerlänner<br />
Mäckes“: „Sinn Frau moss frejlich monter schläppe<br />
ah ährem Räff * met Äärewaar, onn Kaffeekesseln,<br />
Schotteln, Deppe emm Doarf v’rhanneln gäje Baar.“<br />
Die im Lied genannten Kaffeekessel bekamen im<br />
Volksmund nach ihrem Verkäufer den Namen „Mäckesje“<br />
bzw. „Mäckeskässelche“. Auch heute wird das Wort<br />
„Mäckes“ häufig noch als Schimpfwort mit der Bedeutung<br />
„Lump“ genutzt.<br />
ulwe<br />
*<br />
Räff ist ein Rückentragegestell; Äärewaar ist die irdene Ware.<br />
36 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Unterhaltung<br />
verschämt von meinen eigenen musikalischen Vorlieben.<br />
So weit ist es gekommen. Dabei habe ich es versucht, habe<br />
Sendungen von Florian Silbereisen und Carmen Nebel eingeschaltet.<br />
Wie viele Minuten lang ich es hier wie dort ausgehalten<br />
habe, will ich lieber verschweigen.<br />
Nur so viel: Der Funke wollte und<br />
wollte einfach nicht überspringen.<br />
Einmal glaubte ich, nun sei der Absprung<br />
doch noch gelungen. Ich hatte<br />
beruflich in den Ray Barracks in Friedberg<br />
zu tun. Als ich bei der Heimfahrt<br />
schon hinter Wetzlar war, da kam mir<br />
plötzlich in den Sinn, dass ich mich<br />
mehrere Stunden lang auf den Spuren<br />
von King Elvis befunden – und keine<br />
Sekunde lang in der Kaserne an das<br />
eins tige Idol gedacht hatte. Unglaublich!<br />
Doch die Absprung-Prognose war<br />
verfrüht. Unser Kunde fand einen Reklamationsgrund,<br />
ich musste erneut nach Friedberg – und<br />
diesmal genoss ich den Aufenthalt. Die ganze Zeit ging ich<br />
mit dem Gedanken durch die Kaserne: Hier ist er damals<br />
auch marschiert. Ich fand sogar das Gebäude 3707, in dem<br />
er sein Zimmer hatte. Auch auf die Gefahr hin, dass mein<br />
damaliger Arbeitgeber diesen Satz liest: Es war die erste –<br />
blieb aber auch die einzige – Beanstandung eines Kunden,<br />
über die ich mich riesig gefreut habe!<br />
Ray Barracks Kaserne Friedberg.<br />
Hier diente „King Elvis“ von 1958<br />
bis 1960 als US Soldat.<br />
Der Zeitpunkt ist gekommen, dass ich es an dieser Stelle ein<br />
für alle Mal bekenne: Nach wie vor werde ich schon beim Erklingen<br />
des ersten Tons eines der einstigen Titel munter. Und wenn<br />
morgens beim Frühstück ein Rock’n’Roll-Song auf meinem<br />
Lieblingssender SWR1 ertönt – und das ist<br />
an jedem Morgen der Fall – dann durchströmt<br />
mich ein nicht zu beschreibendes<br />
Glücksgefühl, mein Herz schlägt von selbst<br />
schneller und ich merke, wie irgendetwas in<br />
meinem Inneren, eben noch im Halbschlaf,<br />
sich langsam erhebt, immer lebendiger wird<br />
und endlich zu schweben beginnt. Höchstwahrscheinlich<br />
ist das die Seele, oder? Eines<br />
steht jedenfalls fest: Es wird wieder ein schöner<br />
Tag werden!<br />
Derjenige, der nur „klatsch-klatsch“<br />
macht, kann diese Daseinsfreude, die ich<br />
empfinde, vielleicht nicht nachvollziehen.<br />
Er hat sich den Rock’n’Roll-Virus eben<br />
nicht eingefangen. Ich hingegen kriege ihn einfach nicht mehr<br />
weg. Bekannte haben mir empfohlen, mich um einen Therapieplatz<br />
zu bemühen. Das werde ich nicht tun, denn ich weiß: Nach<br />
mehr als 50 Jahren ist es einfach zu spät, die vom Faustschlag<br />
meines Großvaters und die vom Rock’n’Roll bewirkten Wandlungen<br />
in meinem Fühlen und Denken rückgängig zu machen.<br />
Und darum kann, darf und will ich mich nicht mehr ändern!<br />
Und das ist auch gut so!<br />
Ulli Weber<br />
Was ist ein Mäckes?<br />
Der Mäckes war früher (etwa bis zum Ende des<br />
19. Jahrhunderts) der männliche Angehörige einer<br />
Klasse, von der sich die übrigen Bewohnern<br />
des Siegerlandes strickt abgrenzten. In der Regel ohne<br />
festen Wohnsitz, ernährten er und seine Familie sich mit<br />
Betteln und Hausieren. Korbflechten und der Verkauf von<br />
irdenem Gebrauchsgeschirr gehörten gleichfalls zu seinen<br />
Tätigkeiten. Seine Faulheit war beinahe sprichwörtlich,<br />
die meiste Arbeit ließ er durch seine Frau erledigen. Jakob<br />
Heinrich Schmick anno 1860 in seinem Lied „D’r Seejerlänner<br />
Mäckes“: „Sinn Frau moss frejlich monter schläppe<br />
ah ährem Räff * met Äärewaar, onn Kaffeekesseln,<br />
Schotteln, Deppe emm Doarf v’rhanneln gäje Baar.“<br />
Die im Lied genannten Kaffeekessel bekamen im<br />
Volksmund nach ihrem Verkäufer den Namen „Mäckesje“<br />
bzw. „Mäckeskässelche“. Auch heute wird das Wort<br />
„Mäckes“ häufig noch als Schimpfwort mit der Bedeutung<br />
„Lump“ genutzt.<br />
ulwe<br />
*<br />
Räff ist ein Rückentragegestell; Äärewaar ist die irdene Ware.<br />
36 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Lyrik<br />
Die Alte<br />
von Uwe Erwin Engelmann<br />
Die Alte mit ihrem grauen, zerschlissenen Haar und<br />
ihrem schäbigen Mantel stand plötzlich, ohne dass einer der<br />
Gäste von ihr Notiz genommen hätte, mitten in dem Restaurant<br />
in London, in dem eine Schar wohl ausgebildeter<br />
Kellner ihres Amtes walteten.<br />
„Haben Sie nicht ein Pfund<br />
für mich übrig?“, ging sie glückfragend,<br />
das Gespräch der miteinander<br />
Plaudernden kurz unterbrechend,<br />
von einem Tisch zum<br />
anderen.<br />
Da ich – alleinsitzend – die<br />
ganze Zeit über so tat, als sei ich<br />
mit anderen Dingen beschäftigt,<br />
ging sie an meinem Tisch nichts<br />
sagend vorbei. An einem der Nebentische steckte ihr ein<br />
junger Mann eine Fünfpfundnote zu, als auch schon ein<br />
Oberkellner erschien und sie höflich zu einer Tasse Kaffee<br />
an einen Tisch in der Nähe der Essensausgabe bat.<br />
Die Alte folgte wortlos und setzte sich hin. Kurze Zeit<br />
später wurde ihr schon das (offenbar) Versprochene gebracht.<br />
Bedächtig wickelte sie aus einem Tüchlein ein<br />
Päckchen Zigaretten heraus, ging zum Sideboard, nahm<br />
einen Aschenbecher, stellte ihn vor sich auf den Tisch und<br />
zündete sich eine Zigarette aus ihrem Päckchen an.<br />
Ins Nichts starrend, blies sie den Rauch vor sich hin und<br />
trank langsam ihre Tasse aus.<br />
Als sie bezahlen wollte, bedeutete<br />
ihr der Oberkellner, dass<br />
die Tasse auf Kosten des Hauses<br />
gehe. Wenig später stand die<br />
Alte auf, ging zu dem Tisch des<br />
jungen Mannes und wollte ihm<br />
die Fünfpfundnote wiedergeben.<br />
Dieser aber ignorierte sie.<br />
Nach kurzem Warten ging sie<br />
an ihren vorherigen Platz zurück,<br />
nahm den Aschenbecher und<br />
stellte ihn wieder auf das Sideboard, trug Untertasse und<br />
Kaffeetasse zum Kücheneingang, wickelte ihr Zigarettenpäckchen<br />
wieder in ihr Tüchlein und verließ unauffällig,<br />
wie sie eingetreten war, wieder das Lokal.<br />
Tief beschämt hielt ich noch Augenblicke später eine<br />
Einpfundmünze, die ich zwischenzeitlich aus meiner Hosentasche<br />
gekramt hatte, in der nun zur Faust geballten<br />
Hand. ● Mehr von Uwe E. Engelmann auf Seite 47.<br />
Seejerlänner Mäckes vor 100 Joahr<br />
von Helga Düringer<br />
D’r Mäckes zoch va Doarf ze Doarf,<br />
met brung Geschearr<br />
en sinnem Koarf.<br />
Vor Klatsch on Tratsch<br />
woar hä bekannt<br />
on broachde Näjjichkeide ewert Land.<br />
Met schwarzer Kabbe em Gesechde,<br />
ferzeälde hä so manch’ Geschechde.<br />
Det bloe Hemd ewer d'r Botze,<br />
nohm hä och mo foar de Rotze!<br />
Manchmo verkaufde hä en Däller,<br />
do verdende hä en Heller,<br />
och mo nix, orrer en Schoddel,<br />
doch hä bleeb en armer Troddel!<br />
Hä leef bi Rä on och bi Sonn’,<br />
bes owends späh de Fös sech wonn.<br />
So manche Nacht schleaf<br />
hä em Schdroh,<br />
on moarjens ston hä off ganz froh!<br />
Wenn d’r Goggel hät gegräht,<br />
da woar et foar d’r Mäckes spät.<br />
Do drabte hä met Koarf on Kiebe,<br />
en näjje Duor zo sinner Liebe!<br />
Do gob et Wurscht, en goare Soppe,<br />
on herno och noch en Schoppe.<br />
Doch et konn än keiner haale,<br />
hä bleeb d’r Mäckes ald d’r Ale.<br />
Gestärkt zoog hä va Oart ze Oart,<br />
on machde sech ganz heimlech foart.<br />
So woahr hä no, vam ale Schlach,<br />
d’r Seejerlänner Mäckes,<br />
Dach vor Dach!<br />
durchblick 2/<strong>2010</strong> 37
Geboren am 15. Mai 1948 in Brachbach/Sieg<br />
16-facher Deutscher Meister im Boxen in Serie<br />
Teilnehmer an<br />
5 Europameisterschaften, davon<br />
1969 in Bukarest – dritter Platz<br />
1971 in Madrid – zweiter Platz<br />
1973 in Belgrad – zweiter Platz<br />
1979 in Köln – Europameister im<br />
Superschwergewicht<br />
4 Olympische Spiele, davon:<br />
1982 in München - dritter Platz<br />
38 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Nach seiner erfolgreichen Sportund<br />
Berufskarriere als Architekt<br />
und Bauleiter ist Peter Hussing seit<br />
2008 Bürgermeister seiner Heimatgemeinde<br />
Brachbach. Diese Aufgabe<br />
macht ihm Spaß und er sagt<br />
dazu:<br />
„In der Politik kann man etwas für<br />
die Allgemeinheit tun.“<br />
Auch heute hält er sich mit Radfahren,<br />
Gymnastik und Schwimmen fit.<br />
Auf sein bisheriges Leben sieht er mit<br />
großer Zufriedenheit zurück. Er genießt<br />
nun das Älterwerden im Kreis<br />
seiner Familie und freut sich, als Bürgermeister<br />
noch etwas zu bewegen<br />
und wünscht sich für die Zukunft<br />
„Frieden unter den Menschen“.<br />
Außerdem ist Peter Hussing sozial<br />
sehr engagiert und unterstützt bei<br />
Benefizeinsätzen krebskranke Kinder.<br />
2008 wurde er in Mainz mit dem<br />
Bundesverdienstkreuz geehrt.<br />
durchblick ck 2/<strong>2010</strong> 20<br />
39
Unterhaltung<br />
Die Rollatortour<br />
von Günter Haub<br />
Der Rollator, wie ihr wisst,<br />
ein ganz besond’res Fahrzeug ist,<br />
er braucht kein Öl und kein Benzin,<br />
rollt nur mit Muskelkraft dahin.<br />
So ganz ohne Führerschein,<br />
die Fahrerlaubnis muss nicht sein,<br />
und beim Gehen wie im Sitzen<br />
kannst du seinen Vorteil nützen.<br />
Er sei stets dein Begleiter,<br />
stehend kommst du mit ihm weiter,<br />
das kannst du selbst im Auto kaum<br />
am Steuer stehen wie ein Baum.<br />
Kurzum, wer mag ihn missen?<br />
Die Beweglichkeit lässt grüßen,<br />
für Tilly, Milli und den Heinz<br />
ist er die wahre Formel Eins.<br />
Das hört der Direktor Stenz<br />
von der Seniorenresidenz,<br />
daraufhin lässt er im Garten<br />
ein Rollatorrennen starten.<br />
„Dreimal geht’s um diesen Teich,<br />
und dann am Ende sag ich euch,<br />
der Sieger kriegt nach dieser Qual<br />
den großen Rollatorpokal.“<br />
Allererste wurden heut’<br />
mit sehr viel Glück zwei Eheleut’,<br />
Schnellmüllers fuhr’n als Erste vor<br />
mit dem Tandemrollator.<br />
Alle waren sichtlich froh,<br />
auch dem Direktor schien das so:<br />
„Der Rollator, der soll leben,<br />
darauf könnt ihr einen heben.“<br />
40 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Unterhaltung<br />
Frühjahrsputz –<br />
aber nicht zu gründlich!<br />
Hurra – endlich scheint die Sonne vom Himmel<br />
herunter, noch nicht zu oft, aber doch immer öfter.<br />
Das tut gut nach dem langen Winter. Heizung<br />
aus – Sonne rein. Ich öffne alle Fenster und lasse die warmen<br />
Strahlen in meine Räume hinein. Eigentlich sollte ich<br />
jetzt mal mit dem Frühjahrsputz beginnen. Unsere Mütter<br />
machten es ja auch – vor Ostern und vor Weihnachten. Das<br />
war einfach so Sitte. Ob das wohl der Osterhase oder das<br />
Christkind je bemerkt haben? Ich glaube es kaum, aber die<br />
Hausfrauen fühlten sich nach getaner Arbeit zufrieden. Der<br />
Volksmund sagt: „Es wird auch Ostern und Weihnachten,<br />
wenn man nicht in allen Schubladen gewesen ist.“<br />
Gedacht -– getan, ich fing also an, und zwar in meiner<br />
Küche. Als erstes Gardinen abnehmen und ab in die Waschmaschine.<br />
Die Fensterrahmen haben die Reinigung bitter<br />
nötig. Das ständige Heizen und die vielen brennenden<br />
Kerzen am Abend, die ja eine so gemütliche Stimmung<br />
in die Räume zaubern, hinterlassen natürlich ihre Spuren.<br />
Ich habe heute Lust und Schwung und viel Elan – das ist<br />
nicht jeden Tag so! Und weiter geht’s – alle Schränke abwaschen,<br />
oben, rechts, links, vorne, die Schranktüren von<br />
innen. Da die Türen nun schon mal alle geöffnet sind, habe<br />
ich gleichzeitig aufgeräumt und mich von viel Ballast<br />
getrennt, was ich nicht mehr brauche. Was man doch da so<br />
alles findet!!! Wofür verwahre ich das eigentlich? Keiner<br />
meiner Nachkommen ist daran ernsthaft interessiert. Also<br />
weg mit dem überflüssigen Zeug und ab in den<br />
„Second Hand Shop“. Unter meinen Hängeschränken<br />
befinden sich „Neon-Röhren“, die<br />
haben es mir besonders angetan. Gerne sammeln<br />
sich dort die Kochdämpfe und lassen<br />
das Licht verblassen. Ich wieder fleißig mit<br />
einem gut feuchten Lappen gereinigt. Nach gut<br />
zwei Stunden riecht es richtig frisch in meiner<br />
Küche. Zuletzt nehme ich mir noch den<br />
weißen Steinboden vor. Zufrieden, aber auch<br />
erschöpft, betrachte ich meine Küche, hänge<br />
die gewaschenen Gardinen wieder auf – alles<br />
glänzt und sieht wie neu aus.<br />
Gegen Abend treibt mich der Hunger wieder<br />
in die Küche. Als Erstes aber brauche ich<br />
Licht. Ich dachte, die langen Neon-Leuchten<br />
unter meinen Hängeschränken müssen ja jetzt<br />
besonders hell leuchten. Ich schalte die erste<br />
ein: nichts – die zweite: nichts - die dritte: auch<br />
nichts! Es bleibt dunkel. Ist es denn möglich,<br />
dass drei Röhren zu gleicher Zeit kaputtgehen?<br />
frage ich mich. Verzweifelt drehe ich die Lichtwunder<br />
hin und her, es könnte sich ja durch das<br />
viele Wischen etwas gelockert haben. Nein, es<br />
passiert nichts. Ich nehme also eine Röhre ganz heraus und<br />
beschließe, am nächsten Tag in den Baumarkt zu fahren und<br />
mir neue zu kaufen. Der Fachverkäuferin erzähle ich meine<br />
Geschichte und sie stellt einige Fachfragen, ob ich dies und<br />
das und jenes überprüft hätte. Leider kann ich jedoch keine<br />
Frage beantworten. Mit zwei neuen Neon-Lampen fahre ich<br />
nach Hause und bin fest davon überzeugt, dass ich in einigen<br />
Minuten wieder Licht habe. Voller Hoffnung schraube ich<br />
die erste Röhre ein, drücke auf „an“ – und – ich kann es nicht<br />
fassen – kein Licht!!! Was mache ich nun – wen frage oder<br />
rufe ich an? Ein Mann muss herbei! Woher nehmen, wenn<br />
weit und breit keiner zu sehen ist. Doch, da fällt mir einer<br />
ein: „Der Mann für alle Fälle“ – er sagte mir ja, wenn Sie in<br />
Not sind, rufen Sie an - und ich war ja in Not! Kein Licht in<br />
der Küche! Also rufe ich den „Mann für alle Fälle“ an und -<br />
welch ein Glück – er ist selbst am Telefon. Ich schildere ihm<br />
meine Situation. Geduldig hört er mir zu und stellt dann aber<br />
auch wieder so schwere Fragen, die ich leider nicht beantworten<br />
kann. In einer Stunde ist er da.<br />
Und jetzt geht alles ganz schnell. Er schaut unter die<br />
Hängeschränke, ein Blick auf die Strom-Verbindungen<br />
miteinander und schon hat er den entscheidenden Knopf<br />
gefunden – drückt darauf – und es ward Licht! Wortlos<br />
und staunend stehe ich da und bin richtig glücklich, dass<br />
ich nur zu gründlich geputzt hatte und keine weitere Reparatur<br />
anfiel.<br />
Helga Siebel-Achenbach<br />
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durchblick 2/<strong>2010</strong> 41
Bäckel<br />
Wat mer brucht: zwai Pond Mähl, en<br />
viertel Ledder Melch, zwai Päggelcher<br />
Hearwe, drissich Gramm Salz,<br />
en Leffel Zocker on annerdhalf Pond<br />
Quellduffeln va gestern.<br />
1 kg Mehl<br />
250 ml Milch<br />
2 Päckchen frische Hefe<br />
30 g Salz<br />
1 Essl. Zucker<br />
750 g Pellkartoffeln vom Vortag<br />
Äjjerkäs<br />
En halwer Ledder<br />
Melch, 6 orrer 7 Äjjer,<br />
50 g Zucker on 8 g Salz<br />
500 ml Milch<br />
6–7 Eier<br />
50 g Zucker<br />
8 g Salz<br />
B e s o c h<br />
hadde sech bi de<br />
Schwijjerälern ahgesäd,<br />
de Schwäsder fa<br />
minnem Schwijjerfadder<br />
koam us Duisburch, hä stammde<br />
doadann.<br />
Min Schijjermodder woll ähr wat<br />
gores bere. Sie kochde en Äjjerkäs fa acht<br />
Äjjer on bok och en Bäckel, sie hadde sech<br />
ahgeschrengt on et woar alles god geroare.<br />
De Dande Lisedde koam beat ährem Ma, on<br />
kräje dän Bäckel beat Äjjerkäs forgesad. „ Was<br />
ist das denn?“, frogde se. „Dat eas Äjjerkäs us Äjjer,<br />
Melch on Zucker“ säde de Schwijjermodder.<br />
„Igitt, igitt, wie kann man nur süße Eier essen“, säd de Dande<br />
on schoew dän gore Äjjerkäs on dn Bäckel fa sech wäch. Et<br />
mosde wat annerschder of dn Desch.<br />
Em nächsde Joahr woarn se werer doa, on du frogde se<br />
noa dm Äjjerkäs. Min Schwijjermodder hadde for die Annern<br />
än gekochd. Doch de Dande Lisedde langde ordendlech zo,<br />
wie dä Äjjerkäs half all woar säde de Schwijjermodder: „Du<br />
wollst doch kä sese Äjjer.“ Itz konn se net genoch krijje. Min<br />
Schwijjermodder ferschdon de Welt net meh. Rolf Kretzer<br />
Foto: Gottfried Klör
Äjjerkäs on Bäckel<br />
Wie mer et macht:<br />
En Dach bevor mer backe well, kocht<br />
mer sich de Duffeln on dreckt se durch de<br />
Presse. Hernoah morre se ohgefähr 24 Stonn<br />
rohe. Am nächste Dach setzt mer de Hearw<br />
ah bet dem Zucker, da am Rand det Salz dobieh<br />
on de Duffeln. No heist et knäre wie veröckt<br />
bis dat der Deich schör glichmässich es.<br />
Nu formt mer zwai ronne Laiwer on die lät<br />
mer ob det Blech on läßt se en Stonn goh. On<br />
no ab er der Orwe. Am beste bi Orwer- on<br />
Onnerhezde. En Viertelstonn ob 225° on en<br />
Dreiviertelstonn bi 200°. Zom Schluß orendlich<br />
bet Wasser bebinseln. De Brorer morre<br />
en schörne Kroste ha, da ser se goot .<br />
Am Vortag die Kartoffeln kochen, pellen<br />
und durchpressen. Mehl auf ein Backbrett<br />
geben, in die Mitte eine Vertiefung drücken,<br />
Hefe mit dem Zucker und der handwarmen<br />
Milch hineingeben und den Hefevorteig ca.<br />
15 Min. gehenlassen. Dann die Kartoffeln<br />
und das Salz dazugeben und alles zu einem<br />
geschmeidigen Teig verarbeiten. Wenn Sie<br />
glauben, dass der Teig zu trocken ist, einfach<br />
weiter kneten. Das wird schon. Die<br />
Mühe lohnt sich. Aus dem Teig 2 Brotlaibe<br />
formen, auf ein gefettetes Blech legen und 1<br />
Stunde gehen lassen. Den Backofen auf 225°<br />
vorheizen. Brote 1 Stunde backen. Nach 15<br />
Minuten Backzeit den Ofen herunterschalten<br />
auf 200 °. In den letzten 10 Minuten den<br />
Brotlaib wiederholt mit Wasser bepinseln,<br />
damit es eine schöne Kruste gibt.<br />
Ommas näjje Zean<br />
Dat woar A’fang de drissischer<br />
Joarn, do nom mech min Groasmodder<br />
met zom Gebuertsdach fa<br />
earer Schwägerin. „Nä, Minna, wat sisde<br />
so got uss“, säde di. „Ech ha och näjje Zean!<br />
Hät alles de Krankekasse bezalt“, säde<br />
min Groasmodder, lachde, on det näjje Gebess<br />
mog sech got d’rbi em ale Gesechde.<br />
Zom Kaffe goabet Schdraiselskoche,<br />
owends Doffelnsalot on fresch gebroarene<br />
Kote’lets. Wail ech schdännich det Flaisch<br />
d’rearscht oas, gräj echet hennerhear of<br />
d’r Däller gelät, do woar ech awer schoa<br />
fam Doffelnsalot satt. Om Däller duerfde<br />
jo niks ewerich bliwe, on so mossde ech<br />
det Flaisch schdobbe, nuer härret m’r da<br />
neme so got geschmackt. Ech hädde lewer<br />
d’r Doffelnsalot geschdobbt, dat woll awer<br />
kainer begriffe.<br />
Äjjerkäs<br />
En halwer Ledder Melch wird bet de<br />
Äjjer, Zucker on Salz verschloh. Die sämije<br />
Masse geat mer nu en en groaßes<br />
Leddermaß on stellt dat enn ä Debbe met<br />
Wasser ob den Herd. Dat ganze moss<br />
stocke. Am beste läht mer en Dellerche<br />
als Deckel oawe drobb. Wenn dat Äjjergemesch<br />
fest es, kippt mer dat alles en<br />
de Äjjerkäsform, die ob nem deefe Deller<br />
steaht. Nu moss dä Äjjerkäs aafköhln.<br />
Herno wird hä ob en raihlijer Deller gestürzt<br />
on bet Zucker on Zimt bestreut. Itz<br />
kam er sech en Schiebche dofahschniere<br />
on ob en Bäckelsdong bet deck Bodder<br />
läh. Dat schmeckt goot.<br />
Alle Zutaten gut miteinander verquirlen.<br />
Die Masse in eine hohe Schüssel<br />
geben. Normalerweise lässt man die<br />
Masse im Wasserbad stocken. Man kann<br />
die Schüssel aber auch 5 – 6 Minuten bei<br />
900 Watt in die Mikrowelle stellen. Dann<br />
vorsichtig vom Rand nach innen rühren<br />
und noch einmal 3 Minuten auf 600 Watt<br />
nachgaren. Sollte das noch nicht reichen<br />
noch mal 2 Minuten nachstellen. Nun die<br />
feste Masse in eine Eierkäsform füllen<br />
und in einen tiefen Teller stellen, damit<br />
die Molke abfließen kann. Nach dem Erkalten<br />
den Eierkäs stürzen, mit Zucker<br />
und Zimt bestreuen und in Scheiben auf<br />
eine mit Butter bestrichene Bäckelscheibe<br />
legen. Guten Appetit. Annette Kunz<br />
Min Grosmodder hadde sech schoa<br />
de ganze Nommedach of det Owendässe<br />
gefräjjt. Si nom raichlich, pok ear groas<br />
Kote’let am Knoche on säde: „Of dech ha<br />
ech gewadet“, on bess genesslich en dat<br />
safdije Flaisch ren, fersochde afzebisse,<br />
ress a däm Kote’let on of aimo heng det<br />
näjje Gebess em Flaisch. Zean werrer<br />
ren! Nächsder Fersoch! Werrer fergäwens!<br />
Nom dredde Mol wuer se beas, nom<br />
ear Gebess, schmesset of dat zammelije<br />
Kote’let on säde: „Donnerjonomo! Itz<br />
fress alaij“, weschde sech det Fett fam<br />
Mull on schdocherde ferbesse em Doffelnsalot<br />
rem.<br />
Als m’r nohaim gengen frogde se mech:<br />
„Härret dir da weanigsten geschmackt?”<br />
Ech ha nuer ganz weanig mem Kobb<br />
geneckt, on hoarde da wi se foar ser hin<br />
brabbelde: „Moarrn moss d’r Zanarzt dra<br />
glauwe.“<br />
Gerda Greis<br />
genießer-frühstück<br />
belegte brötchen<br />
zum mitnehmen<br />
abwechslungsreicher<br />
mittagstisch<br />
(von 12. 00 -14. 30 uhr)<br />
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dienstags - freitags 8. 30 -19 uhr · samstags 9. 30 -19 uhr · sonntags 10 -19 uhr<br />
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uns auf Sie : )<br />
Ulrike Neuhaus<br />
Hagener Str. 15 · 57072 Siegen<br />
Tel.: <strong>02</strong>71 2506193
Aus dem Siegerland<br />
Die Museen der Stadt Siegen<br />
Erinnerungen aus dem Siegerland<br />
„Was du ererbt von deinen Vätern hast,<br />
erwirb es, um es zu besitzen.“<br />
Zitat aus Goethes Faust<br />
Dieses Zitat besagt nichts anderes, als dass jede<br />
Generation sich auf die Errungenschaften der<br />
vorherigen Generationen besinnen und sie weiterentwickeln<br />
soll. Das bedeutet aber, dass man die Tradition<br />
kennen muss. Gäbe es aktuelle Wissenschaft ohne die<br />
Werke der Vorgänger? Letztlich greifen wir alle auf die<br />
gesammelten Erfahrungen zurück. Ohne die Dokumentation<br />
im weitesten Sinne wäre die Entwicklung der Menschen<br />
nicht möglich gewesen. Deshalb ist es wichtig, dass<br />
alle unsere Leistungen dokumentiert, gesammelt und aufbewahrt<br />
werden. Dies geschieht in den Archiven, Museen<br />
und Bibliotheken.<br />
Das Siegerland und die Stadt Siegen zeichnen sich<br />
durch eine besondere heimatgeschichtliche Prägung aus.<br />
Darüber vermitteln die Museen und Heimatstuben einen<br />
guten Überblick. Mit 56 Einrichtungen – Museen, Heimathäusern<br />
– im Siegerland, und über 70 Einrichtungen im<br />
Kreis Siegen-Wittgenstein und 130 aktive Heimatvereine<br />
präsentiert sich die Region als eine vielseitige und lebendige<br />
Museumslandschaft. 1 Für unser kostbares Kulturerbe,<br />
für das, was Generationen vor uns geschaffen haben, für<br />
die Mühe, die mit ihrer Errungenschaft und Bewahrung<br />
verbunden sind, sollten möglichst viele Menschen sensibilisiert<br />
werden. Verständnis für die Geschichte lassen uns<br />
zu uns selbst finden und stiften so Identität. Die Vorstellung<br />
der Museen und Heimatstuben sollen uns das Leben und<br />
Werke unserer Vorfahren näherbringen und das Gefühl für<br />
Tradition, Brauchtum und Heimat erhalten.<br />
Im Siegerland ist in den vergangenen Jahrzehnten das<br />
Interesse an Heimat und Heimatgeschichte gewachsen. In<br />
Siegen wie auch in manchen Gegenden des Siegerlandes<br />
entstanden zunächst Geschichtsvereine, die die Voraussetzung<br />
für eine wissenschaftliche Landesgeschichte schufen.<br />
In Siegen bildete sich 1879/80 der Verein für Urgeschichte<br />
und Altertumskunde, dessen Hauptleistung die Herausgabe<br />
des ersten Teiles des Siegener Urkundenbuches 1887 war<br />
und der sich mit der Sammlung des verbliebenen Kulturgutes<br />
und seiner wissenschaftlichen Bearbeitung und Deutung<br />
durch die Geschichte beschäftigte. 1890 erlosch die<br />
Tätigkeit des Vereins. Antriebe von auswärts, die Bestände,<br />
die der Verein gesammelt und wissenschaftlich bearbeitet<br />
hatte, in einem Museum zu sichern, blieben zunächst ohne<br />
Erfolg. Erst 1901 konnten die gesammelten Bestände<br />
als Schulmuseum des Realgymnasiums ins Leben gerufen<br />
werden. 1905 wurde ein Teil der Bestände in einige Räume<br />
des Oberen Schlosses übergeführt und der Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht. Es war die Geburtsstunde des Siegerlandmuseums<br />
im Oberen Schloss, wenn auch zunächst<br />
noch nicht unter diesem Namen. Es hat sich dann in den<br />
nächsten Jahrzehnten das ganze Schloss, das selbst ein<br />
„Museumsstück“ genannt werden könnte, erobert. 1911<br />
übernahm das Museum Dr. Hans Kruse und entwickelte<br />
es aus kleinen Anfängen zum „Museum des Siegerlandes“<br />
mit vielen Ausstellungsräumen und reichen Lagerbeständen.<br />
Er bereicherte die Siegerländer Heimatkunde auch<br />
durch eine Anzahl größerer Werke, Bücher, Chroniken und<br />
zahlreichen Aufsätzen. Mit Mitgliedern des ehemaligen<br />
Vereins für Urgeschichte und Altertumskunde, zusammen<br />
mit Heimatfreunden gründete er 1911 den Siegerländer<br />
Heimatverein und 1938 den Verein der Freunde und Förderer<br />
des Museums des Siegerlandes e.V., kurz „Museumsverein“<br />
genannt. Kruse wurde die treibende Kraft in<br />
der Entwicklung des Heimatvereins und des Museums und<br />
brachte beide bis zu seinem frühen Tode am 27. September<br />
1941 zu außerordentlicher Entfaltung und Anerkennung<br />
auch über die Grenzen des Siegerlandes hinaus. Dr. Hans<br />
Öffnungszeiten:<br />
11.00 - 14.00 Uhr<br />
17.30 - 24.00 Uhr<br />
Ruhetag: Montag und Samstagnachmittag<br />
Talblick 15<br />
57080 Siegen<br />
Tel. <strong>02</strong>71/3 17 72 78<br />
Fax <strong>02</strong>71/3 17 72 79<br />
44 durchblick 2/<strong>2010</strong>
db-Foto: Agnes Spar<br />
Zweigstelle des<br />
Siegerlandmuseums<br />
in der<br />
Siegener<br />
Oranienstraße<br />
Kruse bleibt uns in Erinnerung als einer der bedeutendsten<br />
Siegerländer Heimathistoriker. Museumsleiter und Heimathistoriker,<br />
die nach Kruse folgten, führten seine Arbeit fort<br />
und setzten verschiedene Schwerpunkte, wie zum Beispiel<br />
Dr. Bernd Roedig, der das Jung-Stilling-Zimmer herrichten<br />
ließ und die Sammlungen der Gemälde und der Grafik<br />
zu den Themen Nassau und Rubens erweiterte oder Dr.<br />
Jürgen Schawacht, der den Schwerpunkt seiner Arbeit in<br />
der Darstellung des Berg- und Hüttenwesens sah und die<br />
wirtschaftliche Abteilung des Museums vorantrieb, und<br />
viele andere, die das Museum durch ihre Tätigkeit des<br />
Sammelns, Bewahrens und Erforschens zu dem heutigen<br />
Stand entwickelt haben. Ihnen hat das Siegerland vieles<br />
zu verdanken. Sie sind bedeutende Persönlichkeiten in der<br />
Siegerländer Heimatforschung.<br />
Heute präsentiert sich das Siegerlandmuseum im Oberen<br />
Schloss mit Ausstellungsräumen im Kellergeschoss,<br />
Erdgeschoss und auf drei Etagen verteilt. Sammlungsschwerpunkte<br />
sind die Landes-, Wirtschafts- und Kunstgeschichte<br />
des heimischen Raumes. Dokumentiert wird die<br />
2500-jährige Geschichte von Erzbergbau sowie Eisen- und<br />
Stahlerzeugung und Verarbeitung an der oberen Sieg. Der<br />
Nachbau eines keltischen Schmelzofens verweist auf die<br />
Anfänge des Siegerlandes als Montanrevier in vorrömischer<br />
Eisenzeit. Im Jahre 1938 wurde unter dem Schlosshof ein<br />
Schaustollen angelegt, der einen Eindruck von der Arbeit<br />
unter Tage vermittelt. Mit Exponaten vertreten sind auch<br />
das Textil- und Ledergewerbe, die Haubergswirtschaft, die<br />
Köhlerei und der Wiesenbau.<br />
Hervorzuheben ist weiterhin die Porträtsammlung von<br />
Grafen und Fürsten des für das Siegerland so bedeutsamen<br />
nassauischen Adelsgeschlechtes. Ebenso sind wertvolle<br />
Gemälde und grafische Arbeiten des 1577 in Siegen geborenen<br />
flämischen Malers Peter Paul Rubens zu sehen.<br />
Außer diesen Hauptsammlungsbereichen werden im<br />
Museum noch folgende Sammlungsbereiche dargestellt:<br />
Wohnkultur des 19. Jahrhunderts, Wand und Ofenplatten,<br />
die eine hervorragende technische und künstlerische<br />
Leis tung des Siegerländer Eisengusses bezeugen, eine<br />
ostdeutsche Heimatstube, stadtgeschichtliche Abteilung,<br />
museums pädagogische Abteilung.<br />
Zum Museum gehören auch die wechselnden Ausstellungen,<br />
die hier durchgeführt werden und einen großen<br />
Anklang finden.<br />
Eine Zweigstelle des Siegerlandmuseums im Oberen<br />
Schloss ist das Ausstellungsforum in der Oranienstraße<br />
9. Das Haus wurde wahrscheinlich im Jahr 1904 gebaut.<br />
Nach dem Bauherrn August Ruhfus, der nie in dem Haus<br />
gewohnt hat, bewohnten mehrere Vertreter der Siegerländer<br />
Metallindustrie das Haus. Im Jahr 1977 schließlich wurde<br />
das Gebäude von der Stadt Siegen käuflich erworben.<br />
Seit 1987 ist das Haus Sitz der Adolf-Saenger-Stiftung. Es<br />
beherbergt den Nachlass des Siegerländer Künstlers Adolf<br />
Saenger, wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Kunst<br />
und volkskundliche Themen und die Gedenkstätte für die<br />
Künstlerfamilie Busch, die von der Brüder-Busch-Gesellschaft<br />
in Hilchenbach eingerichtet wurde.<br />
Am Obergraben 10 wurde im Jahre 1996 das Aktive<br />
Museum Südwestfalen auf dem Platz der ehemaligen Siegener<br />
Synagoge eröffnet. Das Gotteshaus der jüdischen<br />
Gemeinde stand seit dem 22. Juli 1904 auf diesem Platz.<br />
Hier haben Menschen sich zum Sabbatgebet versammelt<br />
und die Festzeiten im Jahr gefeiert. Am 10. November 1938<br />
wurde die Synagoge von den Nationalsozialisten in Brand<br />
gesteckt, das prachtvolle Gebäude mit seiner mächtigen<br />
Holzkuppel und vier hölzernen Außentürmen stürzte zusammen.<br />
Im Jahre 1941 wurde am Platz der Synagoge ein<br />
Luftschutzbunker gebaut, der bis 1945 in Gebrauch war.<br />
Hier beteten vielleicht Menschen im Schutz vor Bomben<br />
für ihr Leben. Auf Initiative der „Gesellschaft für Christlich-Jüdische<br />
Zusammenarbeit Siegerland“ wurde im Jahre<br />
1964 am alten Bunkergebäude zunächst eine Gedenktafel<br />
für die Synagoge angebracht, es folgte eine kleine Gedenkstätte<br />
am Bunkereingang und am 10. November 1996 ►<br />
durchblick 2/<strong>2010</strong> 45
Skulptur am Aktiven Museum im<br />
Siegener Obergraben<br />
db-Foto: Agnes Spar<br />
Treppenturm im ehemaligen<br />
Telegrafenamt<br />
db-Foto: Fritz Fischer<br />
Siegerlandmuseum im<br />
Oberen Schloss<br />
db-Foto: Fritz Fischer<br />
wurde dann das Aktive Museum Südwestfalen errichtet,<br />
das sowohl an die ehemalige jüdische Gemeinde als auch<br />
an die unter nationalsozialistischer Herrschaft verfolgten<br />
Juden und ermordeten Juden erinnern soll. Erinnern für<br />
die Zukunft ist einer der Slogans, unter denen hier die Zeit<br />
des Nationalsozialismus aufgearbeitet wird. Wir haben die<br />
Verpflichtung, alles zu tun, damit solche Verbrechen nicht<br />
wieder vorkommen, dass wir jeden Menschen in seiner<br />
Einzigartigkeit achten, ihm mit Respekt begegnen, seine<br />
Heiligtümer, seien es Synagogen, Kirchen oder Moscheen,<br />
achten und schützen. Verstöße gegen diese Grundsätze sind<br />
leider immer wieder zu verzeichnen. Aus der Geschichte<br />
kann man lernen, woraus sonst, wenn nicht aus dem, was<br />
geschehen ist?<br />
„Möge es dem Aktiven Museum gelingen, den Blick<br />
für geschichtliche Hintergründe zu schärfen und den Besuchern<br />
die eigene Verantwortung für heutiges Denken und<br />
Handeln ein Stück zu verdeutlichen.“ 2<br />
„Den Boden kennen, worauf man steht; zu wissen,<br />
was einst gewesen, nun aber verschwunden; einzusehen,<br />
warum das gekommen; zu begreifen, was in der<br />
Vorzeit wurzelnd noch aufrecht steht - das scheint Anfang<br />
und Vorbedingung einer besseren Bildung.“<br />
Adolf Diesterweg<br />
Das jüngste Museum der Stadt Siegen ist das Museum<br />
für Gegenwartkunst am Unteren Schloss. Das Alte Telegrafenamt<br />
wurde umgebaut zu einem Kunstinstitut und auf<br />
zwei Stockwerken Ausstellungsräume geschaffen. Im Frühjahr<br />
2001 wurde das Museum eröffnet. Mit der Programmausrichtung<br />
auf Intermedia und dem Dialog der Medien<br />
geht das Museum neue Wege. Wechselnde Präsentationen<br />
nationaler und internationaler Künstler nehmen die Medienumbrüche<br />
in der Kunst des 20. Jahrhunderts als Ausgangspunkt.<br />
Dauerhaft sind in dem Museum die Sammlung<br />
Lambrecht-Schadeberg und die Photographische<br />
Sammlung von Bernd und Hilla Becher. Die Sammlung<br />
Lambrecht-Schadeberg enthält Hauptwerke der Träger des<br />
Siegener Rubenspreises für zeitgenössische europäische<br />
Malerei. Der erste Rubenspreis wurde 1957 verliehen und<br />
seit damals alle fünf Jahre, der letzte Rubenspreis, zum elften<br />
Mal, wurde im Jahre 2007 verliehen.<br />
„Es ist die Kunst jaja, die macht mich immer<br />
jünger, sie macht den Geist erst hungrig<br />
und dann satt!“<br />
Maria Lassnig, 10. Rubenspreis 20<strong>02</strong><br />
Die Sammlung Fachwerkhäuser des Siegerländer Industriegebietes,<br />
fotografisch dokumentiert von Bernd und Hilla<br />
Becher, nimmt eine besondere Stellung im Museum ein.<br />
Mit 180 Fotografien haben die Künstler die Fotografie als<br />
eine museumswürdige Kunstform dargestellt und bekannt<br />
gemacht.<br />
Zahlreiche Veranstaltungen wie Vorträge, Konzerte,<br />
Theateraufführungen, Filmvorführungen, Treffen mit<br />
Künstlern finden im Museum statt. Für Schüler ist das<br />
Museum auch ein Lernort. Zu jeder Ausstellung werden<br />
Themen für die museumspädagogische Arbeit mit Kindern<br />
und Jugendlichen erarbeitet, die eine wertvolle Anregung<br />
für den Unterricht und Museumsbesuch bilden. Die Publikumsresonanz<br />
als auch die Resonanzen in der Presse und<br />
Fachwelt ist für das Haus positiv. Die laufenden Ausstellungen<br />
setzen neue Akzente im städtischen Kulturleben.<br />
In mehreren Stadtteilen Siegens befinden sich kleinere<br />
Museen und Heimatstuben, die einen Besuch lohnen. Außerdem<br />
bieten in Siegen mehrere Galerien Einblicke in das<br />
Schaffen moderner Künstler. Zu nennen sind: Städtische<br />
Galerie Haus Seel, Galerie S, Galerie am Alten Garten,<br />
Atelier-Galerie Momen, Art Galerie, IHK-Galerie, Rathausgalerie.<br />
4<br />
Dorothea Istock<br />
„Möge aus der Jugend ständig der Nachwuchs<br />
kommen, der das reiche Erbe pflegt und<br />
die Liebe zur Heimat weckt aus dem Wissen<br />
um die tiefen Zusammenhänge“. 3<br />
Quellen: 1. Museen und Heimatstuben Siegerland-Wittgenstein. 2. Mehr Raum zum Erinnern. Gesellschaft<br />
für Christliche-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland. 3. Unser Heimatland. 4. Siegen. Sehenswertes Service-<br />
Tipps. Geselschaft für Stadtmarketing Siegen e.V. sowie: Dr. Wilhelm Weyer. „Das Heimatmuseum im<br />
Oberen Schloss“. Im Kranz bewaldeter Höhen.<br />
46 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Prosa<br />
Ich würde dich so gerne wiedersehen<br />
von Uwe Erwin Engelmann<br />
Der Sommer war schön damals. Die Bauern schnitten<br />
das Korn im Lerchenlied unter sengender Hitze<br />
im Schweiße ihres Angesichts. Gott spielte dabei<br />
nur eine Nebenrolle, war in unserem Land nie oscarverdächtig.<br />
Der Sommer<br />
war<br />
schön damals.<br />
Er<br />
war neu und<br />
anders. Wir<br />
hielten uns<br />
an den Händen,<br />
so als<br />
ob wir blind<br />
wären und<br />
Angst hätten,<br />
uns zu<br />
verlaufen,<br />
ja verlieren<br />
zu können.<br />
Unsere Gesichter<br />
glühten<br />
und jeder gegenseitige Blick in unsere Augen gewann<br />
an Tiefe, versuchte das Unerforschliche im Gegenüber<br />
zu ergründen, hinter Hecken zu gucken, die es nicht gab,<br />
weil wir offen und bereit füreinander waren. Wir probten<br />
„Küssen“, wie wir es vom Kino her kannten, und stellten<br />
uns stümperhaft an. Doch aufgeregt waren wir und unsere<br />
Herzen schlugen, als wollten sie unserem Brustkasten<br />
entspringen, nur weil ich deine Brüste streichelte, was<br />
du auch wolltest und mir deshalb zeigstest, dass du Haut<br />
trägst unter dem Kleid.<br />
Der Sommer war schön damals. Es war nicht der Sommer<br />
der Bauern, die für unser tägliches Brot sorgten, sondern es<br />
war unser Sommer. Ein Sommer, den wir nicht jedes Jahr wie<br />
die Bauern auf ihren Feldern erlebten, sondern ein Sommer,<br />
den wir mit unseren Händen erforscht, ertastet und zu halten<br />
versucht haben. Begreifen, was mit uns geschah, konnten<br />
wir nicht, da wir losgelöst waren von all dem, was verstandsmäßig<br />
erklärbar war. Wir hätten damals unseren Sommer<br />
malen können. In den herrlichsten Farben und zartem Pink.<br />
Und singen und<br />
schreien und<br />
schweigen hätten<br />
wir können.<br />
Und barfuß<br />
und nackt bis<br />
in den Mund<br />
schmerzlos<br />
über Stoppelfelder<br />
laufen.<br />
Was hätten wir<br />
beide damals<br />
nicht alles geträumt,<br />
gewollt<br />
und geschafft?<br />
Dann sagtest<br />
du eines<br />
Abends, dass es<br />
deiner Familie<br />
gelungen sei, von der Behörde offiziell die Erlaubnis zu<br />
bekommen in den Westen zu gehen. Du würdest zwar bleiben<br />
meinetwegen, sagtest du. Doch zu gehen und wiederzukommen,<br />
wäre die bessere Lösung. Das sah ich ein, weil<br />
ich auch blind dir vertraute und diese Lösungsmöglichkeit<br />
mir plausibel erschien.<br />
Die Tage, die uns noch blieben bis zum Abschied, waren<br />
kurz und gefüllt mit gegenseitiger Zuneigung und Zuversicht<br />
auf ein gemeinsames Morgen …<br />
Am Bahnsteig noch drücktest du mich an dich. Es war<br />
kein Anfassen, kein Festhalten.<br />
Wir haben uns berührt.<br />
Dann ging dein/euer Zug.<br />
durchblickfoto<br />
Uwe Erwin Engelmann; * 1951 in Neusiedel (Rumänien).<br />
Studium der Germanistik und Anglistik in Bukarest;<br />
1976 Übersiedlung in die Bundesrepublik, Siegen, Oberstudienrat<br />
am Städtischen Gymnasium Kreuztal, Westfalen.<br />
Veröffentlichungen:<br />
„Und was ich dir noch sagen wollte“, Lyrik, Dipa, Ffm,<br />
1993. ● „Aus meiner Schweigsamkeit breche ich aus“, Lyrik,<br />
Dipa, Ffm, 1997. ● „Dorfleben in Südosteuropa / Viata<br />
la tara in sudestul Europei“, zweisprachig (deutsch/<br />
rumänisch), Gedichtband zusammen mit Marcel Turcu,<br />
Mirton Verlag, Timisoara, Rumänien 2001. ● „Zinnsoldat“,<br />
Lyrik, Geest-Verlag, Vechta/Langförden, 2007. ● „Im<br />
Schatten meiner Fittiche“ (Petra Franz, Romy Salvagno),<br />
Gedichte, Edition L. Czernik Verlag, Hockenheim, 2009. ●<br />
Inge-Czernik-Förderpreis für Lyrik 2009.<br />
durchblick 2/<strong>2010</strong> 47
Leserbeitrag<br />
Mein Birnbaum<br />
von Wilma Frohne<br />
Vor unserem Wohnzimmerfenster stand mein<br />
Birnbaum und in jedem Frühjahr wartete ich<br />
darauf, dass sich die weiße Blütenpracht über<br />
das Schwarz der Äste ausbreitete. Stand der riesige Blumenstrauß<br />
da, war ich glücklich und traurig zugleich.<br />
Zeigten dann die ersten<br />
rostigen Stellen an, dass<br />
die Baumblüte bald vorüber<br />
sein würde, weinte<br />
ich heimlich.<br />
In einem Winter<br />
schneite es wunderschöne<br />
dicke Schneeflocken.<br />
Wir Kinder saßen am<br />
Fenster und beobachteten,<br />
wie sie vom Himmel<br />
schwebten und Straße,<br />
Wiese und Garten zuschneiten.<br />
An unserem<br />
Birnbaum wurden erst<br />
die dicken Äste und<br />
langsam auch die großen<br />
und kleinen Zweige<br />
weiß. Doch dann wurde<br />
die Luft wärmer und aus<br />
den tiefhängenden Wolken<br />
fielen große wässrige<br />
Flocken. Die Äste<br />
bogen sich unter der<br />
Last des Schnees immer<br />
weiter zur Erde. Mutter<br />
kam zu uns und schaute<br />
besorgt nach draußen.<br />
„Hoffentlich hört es bald<br />
auf.“ Wir sahen sie verständnislos<br />
an. Warum<br />
sollte es aufhören zu schneien? Der Schnee schützte<br />
doch die Saat vor dem Frost. „Viel mehr können die Äste<br />
nicht tragen“, erklärte sie.<br />
Es hörte auch bald auf zu schneien, doch als es dämmerte<br />
hörten wir ein eigenartiges Knacken. Wir ließen Bratäpfel<br />
Bratäpfel sein, rannten zum Fenster und starrten wie<br />
gebannt nach draußen.<br />
Der Baum knirschte, knackte und der Ast, der im Sommer<br />
den hinteren Teil des Gartens beschattete, brach vom<br />
Stamm. Das Gewicht des Schnees drückte den Spalt langsam<br />
weiter auseinander und dann krachte der Ast zur Erde.<br />
Am Baum hinterließ er einen hellen Fleck, wie eine Träne.<br />
Jetzt brauchte ich nicht heimlich zu weinen, die anderen<br />
waren auch traurig.<br />
Durch den fehlenden Ast hatte der Birnbaum seine<br />
gleichmäßige Krone eingebüßt. Trotzdem blühte er im<br />
Frühjahr und meine Gefühle waren bei der Baumblüte<br />
genauso wie in den vergangenen Jahren.<br />
Im Herbst kletterte Vater nicht wie sonst in den Baum.<br />
„Wer weiß, wie morsch die anderen<br />
Äste sind. Der Baum ist<br />
schon alt.“ Er lehnte die lange<br />
Holzleiter an den Stamm und<br />
erntete die Birnen nur so weit,<br />
wie er sie mit dem Obstpflücker<br />
erreichen konnte.<br />
Im selben Jahr kam im<br />
Herbst das schwere Gewitter.<br />
Ein Blitz traf den Birnbaum<br />
und schlug zwei Äste ab. Der<br />
Baum sah aus wie ein riesiger<br />
Rasierpinsel.<br />
Im nächsten Jahr blieben<br />
einige Zweige kahl, standen<br />
trocken und dunkel gen Himmel.<br />
Die Zweige, die blühten,<br />
trugen weniger und kleinere<br />
Birnen als sonst. Gepflückt<br />
wurden sie allerdings nicht,<br />
da sie zu hoch in der Spitze<br />
hingen. Die Vögel ließen sich<br />
die Früchte schmecken und<br />
manches „Dankeschön“ kleckerte<br />
von ihnen herab. Die<br />
Rundbank unter dem Baum<br />
war zu dieser Zeit verwaist,<br />
Brigitte Lanko<br />
denn niemand wollte von einer<br />
Birne oder einem Vogelklecks<br />
getroffen werden.<br />
Im darauffolgenden Frühjahr<br />
klopfte und trommelte es im Birnbaum. „Das ist der<br />
Specht“, erklärte mir Mutter. „Kuck, da am Stamm sitzt<br />
er. Er baut ein Nisthöhle. In dem morschen Holz und unter<br />
der Rinde ist viel Ungeziefer und er hat dadurch reichlich<br />
Futter für die Jungen.“ Ich beobachtete den schwarzweißen<br />
Specht an der rissigen grauen Rinde des Stammes und dachte<br />
an die Pflaumen- und Kirschbäume, die Uroma gepflanzt<br />
hatte. Sie waren schon lange abgeholzt und der Birnbaum<br />
würde bestimmt auch bald nicht mehr da sein.<br />
Vater fällte den morschen Baum im Herbst und pflanzte<br />
einen neuen. Der Baum ist heute groß und trägt in jedem<br />
Jahr goldgelbe Früchte. Seine Blüten erinnern mich in<br />
jedem Frühjahr an meinen Birnbaum und die wehmütigen<br />
Stimmungen; aber – es ist nicht dasselbe. •<br />
48 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Foto: Dr. Horst Bach<br />
Stehen nicht auf dem Schlauch: Setzens Feuerwehr-Seniorengruppe mit ihrem Alterspräsidenten Gerhard Schmidt<br />
(vorne Mitte mit Trophäe) feierten das 20-jährige Bestehen.<br />
Gelöscht wird nur noch der eigene Durst<br />
Setzer Feuerwehr-Senioren treffen sich seit 20 Jahren<br />
Genau 820 Jahre haben die elf Männer zusammen<br />
auf dem Buckel, die da in gemütlicher Runde im<br />
Feuerwehrhaus des Löschzuges Setzen zusammensitzen.<br />
Und insgesamt 550 Jahre sind sie schon bei der<br />
Feuerwehr.<br />
Zu löschen haben die Senioren eigentlich nichts mehr,<br />
außer ihren eigenen Durst. Und der brennt manchmal „heiß<br />
wie Wüstensand“, verrät Gerd Otto, der Gastgeber dieses<br />
Abends. Seine Gattin hat Kartoffelsalat mit Würstchen<br />
und einige „Schenkedonge“ zur Stärkung der „Setzer Elf“<br />
vorbereitet, bevor der regelmäßige Erfahrungsaustausch<br />
der „alten Kameraden“ in die Gänge kommt. Der beginnt<br />
immer mit der Festlegung des nächsten „Gastgebers“. Die<br />
Männer sind aufgrund ihres Alters zwar alle nicht mehr<br />
in der Feuerwehr aktiv, doch „auf dem Schlauch“ stehen<br />
sie deswegen noch lange nicht, wie man schnell dem Gesprächsverlauf<br />
entnehmen kann.<br />
Seit nunmehr genau zwanzig Jahren treffen sich die Kameraden<br />
der Alters- und Ehrenabteilung des Löschzuges<br />
Setzen regelmäßig einmal im Monat zu diesem gemütlichen<br />
Beisammensein. 69 bis 82 Jahre sind sie alt, und wenn es<br />
um die kleine und große Politik geht, dann drehen sie noch<br />
so richtig auf. Grundschulschließung, neuer Kunstrasenplatz<br />
oder Dorfolympiade, das waren die Themen, die in<br />
der Runde zuletzt hauptsächlich für Gesprächsstoff sorgten.<br />
„Bei uns wird zwar kräftig politisiert, doch die Parteipolitik<br />
muss immer außen vor bleiben“, betont Alterspräsident<br />
Gerhard Schmidt. Der 82-jährige Veteran ist schon 50 Jahre<br />
Mitglied in der „Löschgruppe Setzen der Freiwilligen Feuerwehr<br />
Siegen“, wie die genaue Bezeichnung der Löschtruppe<br />
aus dem Siegener Norden lautet.<br />
Die „erst“ achtzigjährigen Gerhard Stein und Willi<br />
Schreiber halten mit jeweils 65 Jahren Feuerwehr-Mitgliedschaft<br />
allerdings den absoluten Rekord. Einmal im<br />
Jahr werden die Ehefrauen eingeladen, allerdings nicht ins<br />
Feuerwehrhaus, sondern zu einem Tagesausflug in die nähere<br />
Umgebung. „Wä ka da nett?“ lautete am vergangenen<br />
Dienstag wieder die traditionelle Frage des Alterspräsidenten,<br />
als es um den nächsten Ausflug am 18. Mai ging.<br />
Alle können. Die Amtssprache in der Gruppe ist nämlich<br />
Setzer Platt. „Da sinn mer werer doa“, sagen sogar die Urlauber.<br />
Das genaue Reiseziel muss allerdings noch „ausgeguckt“<br />
werden.<br />
Die meisten der Alterskameraden sind Einheimische.<br />
Bis auf Dieter Hellmann. Der inzwischen pensionierte Rektor<br />
der Grundschule trat 1963 seine erste und einzige (!)<br />
Lehrerstelle in Setzen an und löste später den verdienten<br />
Rektor Bässe als Schulleiter ab. Er hat inzwischen die frei<br />
gewordene Wohnung im Feuerwehrgerätehaus bezogen.<br />
Die Einsätze der Setzer „Wehrmacht“ können daher bei<br />
Bedarf auch pädagogisch vorbereitet werden.<br />
Dr. Horst Bach<br />
durchblick 2/<strong>2010</strong> 49
Das Buch von Margit Schönberger mit dem Titel:<br />
„Don`t worry, be sixty“ lag der Redaktion des<br />
„durchblick“ zur Rezension vor.<br />
Don’t worry, be sixty<br />
Sorge dich nicht, lebe die 60<br />
Ich habe mich seiner angenommen, da es mich immer<br />
noch neugierig macht zu erfahren, wie andere Betroffene<br />
mit diesem Lebensabschnitt umgehen. Einen Ratgeber<br />
brauche ich nicht, da ich schon lange erkannt habe,<br />
dass ich auf meine Art älter werde, aber vielleicht hat man<br />
doch was übersehen.<br />
Margit Schönberger, zuletzt<br />
selbstständig als Literaturagentin,<br />
macht eine Bestandsaufnahme.<br />
Leichtfüßig und spritzig, wie perlender<br />
Champagner eilt sie durch<br />
das Buch. Mensch, willst du leben<br />
seliglich? Man will, aber kann man?<br />
Das Leben besteht nicht aus<br />
Optionen sondern aus Prägungen.<br />
Ich las einmal, dass der Mensch<br />
auf seine Biografie aufgespießt ist,<br />
wie auf einen Pfahl. Es gibt sicher<br />
ein paar Kippschalter, die man<br />
umlegen kann, aber sie werden<br />
nicht die Katharsis im Gepäck haben.<br />
Der Text selbst sorgt nicht für<br />
Zündstoff und ist keine Offenbarung,<br />
aber ist erheiternd. Sie füttert<br />
sämtliche Klischees, bietet aber ein<br />
breites Spektrum.<br />
Ihren 61. Geburtstag begeht sie<br />
in Paris. Sie führt uns in den Jardin<br />
du Luxembourg und zum Panthergehege,<br />
da sie Rilke’s Gedicht<br />
„Der Panther“ so sehr liebt. Ich füge<br />
dieses zum Schluss meines Artikels an, da sie es den<br />
älteren Herrschaften als Geburtstagsgeschenk vermacht.<br />
Sie genießt den Frühling in Paris, aber, außer den Tränen,<br />
die sie den traurigen Panthern nachweint, fallen auch ein<br />
paar, die den Blasen an ihren Füßen geschuldet sind. Sie<br />
hat ihren Schuhschrank mit Fünfzig auf bequem umgestellt,<br />
ist betroffen, dass die Fußmärsche trotzdem nicht<br />
mehr so spurlos an ihr vorüber gehen. Die geliebte Großmutter<br />
in Pantoffeln war die erste 60-jährige Frau in ihrem<br />
Leben. Später gesellten sich Lilli Palmer und Hildegard<br />
Knef als eindrucksvolle Persönlichkeiten hinzu. Sie lernte<br />
sie in ihrer Eigenschaft als Interviewerin in der Presseabteilung<br />
eines Verlages kennen. Von Curd Jürgens lernte sie<br />
Buchbesprechung<br />
Das Buch ist im Drömer Verlag München<br />
erschienen und kostet Euro 14,95<br />
Toleranz. Sie schwelgt in der Musik der Beatles und der<br />
Rolling Stones, eine Musik, die sie elektrisiert, fürs Leben<br />
motiviert und sogar politisiert hat. Weit und breit keine<br />
Lichtgestalt am heutigen Schlagerhimmel. „Memories are<br />
made of this“, gesungen von Dean Martin, rührt sie noch<br />
heute zu Tränen.<br />
Die esoterische Phase, in der man nicht einmal wagte<br />
eine Stechmücke zu erschlagen, aus Furcht sie könne einen<br />
Urahn verkörpern, hat sie ohne Trauma hinter sich<br />
gelassen. Von einem Zusammenhang<br />
zwischen Körper, Seele und<br />
Geist ist sie natürlich überzeugt,<br />
was zwangsläufig ein Interesse an<br />
der Psychosomatik zur Folge hat.<br />
Das optische Anspruchsdenken<br />
der jungen Jahre hat sie nicht mehr.<br />
Altersflecken, die Furchen im Gesicht,<br />
die Hängebäckchen neben<br />
dem Kinn, so, wie sie der Kanzlerin<br />
eigen sind, nimmt sie gelassen<br />
hin und über die Lasten unter<br />
ihrem Kinn deckt sie den Mantel<br />
des Schweigens. Der Busen besteht<br />
auch den Bleistifttest nicht mehr.<br />
Ich persönlich mache die Erfahrung,<br />
dass ich mir meiner Blütezeit<br />
nicht ausreichend bewusst gewesen<br />
bin und daher größere Probleme<br />
habe ob dieser Veränderungen.<br />
Um es mit Woody Allen zu sagen:<br />
Ich war glücklich, aber ich habe<br />
es nicht gemerkt. Die Festplatte<br />
des Gehirns neigt dazu, Überflüssiges<br />
zu löschen, die Furcht vor<br />
Alzheimer ist auch ihr nicht fremd.<br />
Materialermüdung macht sich schon<br />
bemerkbar. Sie führt uns nochmal vor Augen, was unser<br />
Körper so alles in 60 Jahren geleistet hat, obwohl wir ihn oft<br />
nicht beachtet, ihn schlecht behandelt oder sogar verachtet<br />
haben, weil er uns nicht schön genug war.<br />
Eine der eindrucksvollsten Schilderungen ist die, dass<br />
unsere Haare, ohne Haarschnitt, mit dem 60sten sieben<br />
Meter zwanzig lang sein würden. Die Haare von Kaiserin<br />
Sissi waren in jüngeren Jahren schon bodenlang. Sie litt<br />
unter unerträglichen Kopfschmerzen. Um Linderung zu<br />
erlangen, wurden die Haare über eine Stange gelegt und<br />
so ihr Gewicht reduziert. Ihre Friseuse war absolute Vertrauensperson,<br />
sie übernahm sogar manchmal die Rolle<br />
50 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Buchbesprechung<br />
der Kaiserin bei Repräsentationspflichten. Man stelle sich<br />
heute Merkels Starfriseur Udo Waltz in einem Hosenanzug<br />
à la Angie vor. Sie erzählt uns die bezaubernde Geschichte<br />
von Echo und Narziss, als sie auf die Erfindung<br />
des Spiegels zu sprechen kommt.<br />
Sie hat zu sich selbst gefunden, besitzt daher ihren eigenen<br />
Stil, was die Mode angeht, muss sich nicht aufwerten<br />
durch teure Klamotten, tätigt keine Frustkäufe mehr. Was<br />
Letzteres angeht, müsste ich sie mir zum Vorbild nehmen,<br />
ich neige immer noch zu diesen Ersatzhandlungen, um die<br />
vielen Verluste, die einem im Prozess des Alterns ereilen,<br />
zu kompensieren. Selbstzweifel scheinen ihr fremd, ich<br />
stelle fest, dass die paar Leichen, die man im Keller hat,<br />
jetzt häufiger sich zu Wort melden, sie vermitteln mir das<br />
Gefühl, auf dieser Welt schon mit dem Jüngsten Gericht<br />
konfrontiert zu sein.<br />
Sie spart Betrachtungen über die Endlichkeit unseres<br />
Daseins nicht aus. Ernst Bloch hat einmal geäußert: Ich bin<br />
neugierig auf das Sterben. Eine<br />
Erfahrung, die ich noch machen<br />
möchte.<br />
Mir erscheint die Dame sehr<br />
euphorisch. Vergeben sei ihr,<br />
denn sie ist erst 61. Einige Dämpfer<br />
werden ihr im Laufe der Jahre<br />
nicht erspart bleiben. Auch<br />
ich hatte mit 60 das Gefühl, mir<br />
stünde die Welt noch offen. Diese<br />
Utopie als Lebenskraft wurde<br />
ad absurdum geführt. Spätestens<br />
wenn Krankheit den Menschen<br />
heimsucht, er an die Peripherie<br />
gedrängt wird, sich stigmatisiert<br />
fühlt, auf einmal erkennt, dass<br />
er verwundbar ist, wird ihm der<br />
feste Boden unter den Füßen weggezogen.<br />
Wir wissen, dass es auch<br />
andere Altersbilder gibt. Philip<br />
Roth zeigt es uns in seinem<br />
„Jedermann“, einer morbiden<br />
Erzählung über den Verfall eines Menschen. Er stellt ihr<br />
den Spruch voraus: Hier, wo der Mensch palavert und wehklagt,<br />
der graue Schopf, erbärmlich dünn sich neigt, wo<br />
Jugend bleich und geisterhaft verdirbt, wo denken heißt,<br />
sich sorgen (John Keats – Ode an die Nachtigall).<br />
Philip Roth bezeichnet Alter als Massaker. Eine langwierige<br />
Erkrankung ist die Verzerrung des eigenen Wesens.<br />
Seine Titelfigur gibt im Ruhestand sein Apartment<br />
in New York auf und zieht an die Küste, an den Ort, mit<br />
dem ihn die schönsten Kindheitserinnerungen verbinden.<br />
Er vermeint dort im Leben angekommen zu sein, stellt<br />
aber im Laufe der Zeit fest, dass er einer Täuschung erlegen<br />
ist, die jetzt ihre Macht über ihn verliert. Die Bücher,<br />
die er lesen wollte, die Bilder, die er zu malen gedachte,<br />
steigern nur seine Vorstellung von dem hoffnungslosen<br />
Amateur, der er ist, und von der Nichtigkeit der Beschäftigungen,<br />
denen er seinen Ruhestand widmen wollte. Sie<br />
alle waren Ersatzhandlungen für das, was verloren ging,<br />
was ihm zerronnen war. Er trieb im Nichts, zu jemandem<br />
geworden, der er nicht sein wollte. Das einzige, was ihn<br />
noch erreichte, war die Sehnsucht nach einer jungen Frau.<br />
Fast alle Erzählungen der älteren Autorenriege, sei es nun<br />
Walser, Karasek oder wer auch immer, können sich von<br />
ihren sexuellen Fantasien nicht lösen. Sie werden, zumindest<br />
in ihren Texten, davon beherrscht. Es scheint für sie<br />
das größere Problem im Alterungsprozess darzustellen.<br />
Die Autorin Margit Schönberger kommt fast ohne dieses<br />
Thema aus. Ich halte den Herren zugute, dass sie älter<br />
sind. Sie streift es nur kurz, wenn sie Stillettos, derer sie<br />
sich schon entledigt hat, als erotisches Symbol bezeichnet<br />
oder einmal auch von<br />
Hirnerotik spricht, die sich<br />
Der Panther.<br />
Sein Blick ist vom Vorübergehen der Stäbe<br />
so müd geworden, dass er nichts mehr hält;<br />
ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe<br />
und hinter tausend Stäben keine Welt.<br />
in einem guten Gespräch<br />
ergeben kann. Putzig ausgedrückt,<br />
aber ich weiß, was<br />
sie meint.<br />
Max Frisch in seinen Tagebüchern,<br />
die in der „Zeit“<br />
vorgestellt wurden, ist auch<br />
des Alters müde, kann ihm<br />
nichts abgewinnen. Eine sogenannte<br />
Loft in New York<br />
gibt er auf, da ihn die Stadt<br />
nach drei Jahrzehnten ankotzt.<br />
Er zieht aufs Land. Er<br />
trinkt. Ekel erfasst ihn vor<br />
seiner Schreibmaschine, er<br />
versucht es mit Handschrift<br />
und Tonband. Er gibt auf,<br />
merkt an: Ich werde ein<br />
Greis. Man wird zum Greis,<br />
wenn man sich zu nichts<br />
mehr verpflichtet fühlt,<br />
wenn einem zunehmende<br />
Nachlässigkeit gegenüber Freunden und Gleichgültigkeit<br />
gegenüber öffentlichen Ereignissen erschreckt.<br />
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,<br />
im allerkleinsten Kreise dreht,<br />
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte<br />
in der betäubt ein großer Wille steht.<br />
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille<br />
sich lautlos auf –, dann geht ein Bild hinein,<br />
geht durch der Glieder angespannte Stille –<br />
und hört im Herzen auf zu sein.<br />
Rainer Maria Rilke<br />
Martin Walser nimmt alles etwas gelassener. Er sucht<br />
an seinem „Jenseits“. Manchmal meint er es in Rom gefunden<br />
zu haben, dann in der Liebe oder in seiner Überzeugung,<br />
dass man glauben lernt, wenn einem nichts anderes<br />
übrig bleibt.<br />
Margit Schönberger verabschiedet sich mit der Frage:<br />
Ist Ihnen je bewusst gewesen, wie viel der Panther hinter<br />
den Stäben mit Ihnen und Ihrem Leben zu tun hat?<br />
Erika Krumm<br />
durchblick 2/<strong>2010</strong> 51
Gedächtnistraining<br />
Buchstabenwege blau<br />
Sie trainier<br />
en besonders<br />
: Ko<br />
nzen<br />
entration und Wo<br />
rt<br />
fin-<br />
dung. Such<br />
en Sie<br />
in de<br />
n Quad<br />
adraten di<br />
e Wört<br />
rter<br />
, die alle<br />
le<br />
etwas mit der Farbe Blau zu tun ha<br />
ben.<br />
Unser Gehirn lernt<br />
gern und Lernen<br />
ist an kein Alter<br />
gebunden.<br />
Merkfähigkeit<br />
Si<br />
e trai<br />
aini<br />
nier<br />
eren<br />
en bes<br />
eson<br />
onde<br />
ders<br />
rs: Konz<br />
nzen<br />
entr<br />
trat<br />
atio<br />
n<br />
Alle Übungen gefunden beim „Schweizerischer Verband für Gedächtnistraining“, zusammengestellt von Barbara Kerkhoff.<br />
Farben<br />
von Wolfgang<br />
Mennel<br />
Aschfahl, blon<br />
d und blau,<br />
fliederfarben,<br />
dunkelgrau<br />
rosa, rostrot und karmin,<br />
dottergelb und aubergine.<br />
Wiesengrün und kobaltblau,<br />
pink, türkis und mäu<br />
segrau!<br />
Ocker, rabenschwarz un<br />
d zinnober,<br />
veilchenblau und zimt un<br />
d silber!<br />
Umbra, indigo, azu<br />
r,<br />
indischrot, ja wie denn nur?<br />
Giftgrün, blau, purpur<br />
u !<br />
Zi<br />
tronengelb und grün wie Klee,<br />
kirschrot und weiß wie Schnee,<br />
e,<br />
-und<br />
natürlich schwarz.<br />
Buchstabenwege Farben<br />
Si<br />
e trai<br />
nier<br />
en beson<br />
de<br />
rs<br />
: Kon<br />
onze<br />
ntration und Wortfindu<br />
ng. Suchen Sie<br />
in den<br />
Qua<br />
drat<br />
aten<br />
die<br />
Wör<br />
ter,<br />
die<br />
alle etwas mit Farben<br />
zu tun haben.<br />
52 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Schlangensprichwort<br />
Sie trainieren beson<br />
ders: Konzentn ration und Wortfin-<br />
dung. In die<br />
sem Raster finden Sie ein Sprichwort von<br />
Pablo<br />
Neru<br />
ruda<br />
da. Allerdings<br />
, müssen<br />
Sie<br />
den<br />
Weg<br />
finden, wie sich<br />
dieses Spr<br />
ichw<br />
or<br />
t durch die Fe<br />
lder<br />
schlängelt.<br />
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Dreier Team<br />
Sie tr<br />
ainieren besonders: Den<br />
enkf<br />
kflexibi<br />
bili<br />
litä<br />
tät. t.<br />
Setzen Sie dreiteilige Wör<br />
ter zusammen, von de<br />
nen je<br />
-<br />
des Wortteil in einem anderen Quadrat st<br />
eht. Beispiel:<br />
SCHOKOLADE<br />
DEN + KUCHEN + REZ<br />
EPT<br />
Hintergrund: sabino.parente-fotolia.com<br />
durchblick 2/<strong>2010</strong> 53
Gesellschaft<br />
Vorsorgevollmacht / Patientenverfügung<br />
Ein Thema, das jeden angeht<br />
Daniela Sadelkow-Geßner,<br />
Seniorenberaterin der Stiftung<br />
Diakoniestation Kreuztal<br />
Leider stelle ich<br />
in der Seniorenberatung<br />
immer wieder fest,<br />
wie viel Unkenntnis<br />
über dieses wichtige<br />
Thema herrscht. Nun<br />
möchte ich den durchblick<br />
dazu nutzen, Sie,<br />
liebe Leserinnen und<br />
Leser, umfassend zu<br />
informieren.<br />
Einige Menschen<br />
kommen in die Seniorenberatung,<br />
um sich<br />
Rat und Hilfe zu holen,<br />
wenn Angehörige plötzlich schwer erkrankt sind, einen<br />
Schlaganfall erlitten haben oder z.B. durch eine Demenz<br />
drastische Wesensveränderungen zeigen, die oft zu Beginn<br />
der Krankheit falsch gedeutet werden und zu vielen Missverständnissen<br />
zwischen Kranken und ihren Angehörigen<br />
führen. Es stellen sich für Angehörige dann schwierige<br />
Fragen:<br />
● Was nun?<br />
● Wer trifft weitere Entscheidungen?<br />
● Wer erhält vom Arzt Informationen?<br />
● Wer darf Unterschriften für den Ehepartner, Sohn/<br />
Tochter, Großeltern oder Lebenspartner leisten?<br />
Immer wieder werde ich ganz erstaunt gefragt: „Warum<br />
kann ich keine Unterschrift für meine/n Frau/ Mann leisten?<br />
Wir haben in all den Jahren unserer Ehe sämtliche Entscheidungen<br />
gemeinsam getroffen.“<br />
Ein weiteres häufiges Beispiel:<br />
Eine Frau ist 85 Jahre alt. Sie ist gestürzt und hat sich<br />
einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen. Sie wird operiert,<br />
nach der Operation wirkt sie (durch die Narkose bedingt)<br />
desorientiert. Sie droht aus dem Bett zu fallen. Das Krankenhaus<br />
hat veranlasst, dass ein Bettgitter an ihrem Bett installiert<br />
wird. Ein Bettgitter gilt jedoch als Freiheitsberaubung<br />
und muss deshalb ausdrücklich vom Vormundschaftsgericht<br />
genehmigt werden. Die Patientin hat keine Vorsorgevollmacht/Patientenverfügung<br />
verfasst. Der Richter bestimmt<br />
nun einen Betreuer, der allen weiteren Entscheidungen und<br />
freiheitsentziehenden Maßnahmen zustimmen muss.<br />
Foto: Stiftung Diakonie Kreuztal<br />
Seit dem 1.1.1999 gibt es das Betreuungsgesetz. Zuvor<br />
wurden Angelegenheiten der Betreuung durch Vormundschaften<br />
und Pflegschaften geregelt. Das hieß aber auch,<br />
dass Menschen entmündigt wurden, die zumindest in Teilbereichen<br />
durchaus in der Lage waren, noch eigene Entscheidungen<br />
zu treffen. Hier denke ich besonders an geistig<br />
behinderte Menschen.<br />
Eine Betreuung kann umgangen werden, wenn sie in<br />
gesunden Tagen eine Vorsorgevollmacht und eine Patientenverfügung<br />
erstellen.<br />
Genau an diesem Punkt diskutieren Politiker aller Parteien<br />
schon seit Jahren über das Für und Wider von Verfügungen.<br />
Nach jahrelangem Streit im Bundestag ist aber nun doch<br />
überraschenderweise am 18.6.2009 ein Gesetz verabschiedet<br />
worden, dass mit dem 1.9.2009 rechtskräftig wurde.<br />
Dem Gesetz nach wird der Wille eines Patienten bei<br />
der Anwendung lebensverlängender Maßnahmen vorrangig<br />
berücksichtigt, die Gerichte sollen nur im Streitfall eingeschaltet<br />
werden.<br />
Grundzüge des Gesetzes:<br />
Künftig sind Bevollmächtigte und Betreuer im Fall der<br />
Entscheidungsunfähigkeit des Betroffenen an seine schriftliche<br />
Patientenverfügung gebunden. Sie müssen prüfen, ob<br />
die aktuelle Lebens- und Behandlungssituation den Willen<br />
des Patienten zur Geltung bringen.<br />
● Keiner wird gezwungen, eine Verfügung zu schreiben.<br />
● Liegt keine Vollmacht vor, trifft ggf. ein Betreuer den<br />
mutmaßlichen Willen des Patienten.<br />
● Im Dialog mit Arzt und Bevollmächtigtem/Betreuer,<br />
werden entsprechende Maßnahmen erörtert.<br />
● Eine Patientenverfügung/ Vorsorgevollmacht tritt erst<br />
dann in Kraft, wenn der Patient nicht mehr in der<br />
Lage ist, seinen Willen zu äußern.<br />
Hier setzt die Vollmacht an. Die Bevollmächtigten sind<br />
nun aufgerufen, die Verfügung gegenüber z.B. Ärzten<br />
durchzusetzen.<br />
Es ist keine Frage des Alters, eine Vollmacht zu erstellen.<br />
Jeder Mensch ab 18 Jahren ist für sich selbst verantwortlich.<br />
Weder Eltern noch Ehepartner oder Kinder<br />
dürfen für ihre Angehörigen Unterschriften leisten. Auch<br />
darf ein Arzt keine Auskünfte erteilen, wenn er nicht zuvor<br />
von der Schweigepflicht entbunden wurde. Nur eine Voll-<br />
54 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Gesellschaft<br />
Eine Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht tritt erst dann in Kraft, wenn<br />
der Patient nicht mehr in der Lage ist, seinen Willen zu äußern.<br />
macht ermächtigt die darin benannten Bevollmächtigten<br />
zu handeln oder Informationen zu erhalten.<br />
Foto: Archiv „Evangelisches Krankenhaus Kredenbach“<br />
Besser ist es z.B. zu schreiben:<br />
Meine Tochter ist berechtigt, Mietverträge<br />
abzuschließen, Mietverträge<br />
zu kündigen, Heimverträge<br />
zu unterschreiben, mein Telefon<br />
abzumelden usw. Fragen Sie die<br />
Personen, die sie bevollmächtigen<br />
wollen vorher, ob sie bereit sind,<br />
dieses Amt zu übernehmen.<br />
Diese Frage wird bewirken, dass<br />
sie beide offen und ehrlich über<br />
Krankheit und auch Tod sprechen<br />
können. Themen, die leider oftmals<br />
gerne verdrängt werden.<br />
Bei der Patientenverfügung sollten<br />
Sie vorher mit ihrem Hausarzt<br />
Rücksprache halten, ob besondere<br />
Formulierungen mit aufgenommen<br />
werden sollen. Das ist sinnvoll,<br />
wenn z.B. entsprechende Vorerkrankungen<br />
bestehen.<br />
Es gilt nur das Original der Vollmachten.<br />
Um ein wenig Klarheit in dieses komplexe, zum Teil<br />
schwer verständliche Thema zu bringen, versuche ich, Ihnen<br />
im Folgenden die Unterschiede verschiedener Vollmachten<br />
zu erklären. Ich stütze mich dabei im Wesentlichen auf die<br />
Oberhausener Vorsorgebroschüre, mit der ich in der Praxis<br />
sehr gute Erfahrungen mache bzw. gemacht habe.<br />
Man unterscheidet vorwiegend drei Arten der Vorsorge:<br />
● Die Vorsorgevollmacht.<br />
● Die Patientenverfügung.<br />
● Die Betreuungsverfügung.<br />
Für alle Arten der Vollmachten gilt gemeinsam, dass sie<br />
von Ihnen selbst formuliert werden sollten.<br />
In einer Vollmacht bestimmt man ein bis zwei Personen<br />
des Vertrauens, die im Falle, dass man dazu nicht mehr<br />
selbst in der Lage ist, für einen Entscheidungen treffen.<br />
Diese Personen können Partner, Kinder, Nichten, Neffen,<br />
Freunde oder Nachbarn sein. Frei nach dem Sprichwort:<br />
„Viele Köche verderben den Brei“ empfehle ich,<br />
nicht mehr, aber auch nicht weniger als zwei Personen des<br />
Vertrauens zu bevollmächtigen, Entscheidungen an ihrer<br />
statt zu treffen. Bei schwierigen Entscheidungen ist es auch<br />
für die Bevollmächtigten angenehmer, wenn sie gemeinsam<br />
bestimmen und Absprachen treffen können.<br />
Formulieren Sie Ihre Wünsche klar und deutlich.<br />
Es reicht nicht aus, wenn Sie schreiben, meine Tochter<br />
soll alles entscheiden und mich in allen Dingen vertreten.<br />
Deshalb ist es sehr wichtig, die Bevollmächtigten zu<br />
informieren, wo sie die Dokumente aufbewahren. Es ist<br />
sinnvoll, eine Kopie der Vollmacht beim Hausarzt zu hinterlegen.<br />
Er kennt Sie und weiß, dass die Vollmacht erstellt<br />
wurde, als sie geistig dazu in der Lage waren.<br />
Auch können Vollmachten im Vorsorgeregister der<br />
Bundesnotarkammer gegen Gebühr hinterlegt / gespeichert<br />
werden. Vormundschaftsgerichte fragen das Register ab,<br />
bevor sie einen Betreuer bestimmen. Dieser wäre dann ►<br />
TÜV SÜD geprüfte Service-Qualität<br />
seit 2 Jahren in Folge<br />
für den Geltungsbereich:<br />
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durchblick 2/<strong>2010</strong> 55
Gesellschaft<br />
Jedes Jahr sollte man seine erteilte Vollmacht erneuern!<br />
im Falle, dass Ihre Vollmacht registriert ist, nicht mehr notwendig.<br />
Etwa einmal im Jahr sollte man seine Vollmacht<br />
nochmal mit einer Unterschrift und Datum versehen. Dann<br />
ist ersichtlich, dass Sie nach wie vor Ihrer Vollmacht zustimmen.<br />
Ihre Vollmacht sollte so formuliert sein, dass Sie<br />
die Bevollmächtigten auch über Ihren evtl. Tod hinaus bevollmächtigen.<br />
Sie können auch eine Bestattungsvollmacht mit in die<br />
gesamte Vollmacht aufnehmen. Hier können Sie Wünsche<br />
hinsichtlich der Bestattungsart und Beerdigung äußern. Im<br />
Testament könnten solche Wünsche unter Umständen zu<br />
spät bemerkt werden.<br />
Beachten Sie: Eine Vorsorgevollmacht / Patientenverfügung<br />
ist keine Notfallvollmacht! Ein Arzt muss im Notfall<br />
immer Ihr Leben retten.<br />
Vollmachten können jederzeit widerrufen<br />
oder neu erstellt werden.<br />
Foto: Archiv „Evangelisches Krankenhaus Kredenbach“<br />
Die Vorsorgevollmacht<br />
In einer Vorsorgevollmacht bestimmen Sie ein oder<br />
zwei Vertrauenspersonen, für den Fall, dass sie nicht mehr<br />
voll geschäftsfähig sind.<br />
Diese Personen handeln stellvertretend für Sie bei<br />
sämtlichen Angelegenheiten, die zuvor festgelegt wurden<br />
und die sie in gesundem Zustand selbst entscheiden<br />
könnten.<br />
Hier sind einige Beispiele genannt: Abschluss von Verträgen,<br />
Vermögensangelegenheiten, Unterschriften bei Antragstellungen<br />
und/oder Verträgen usw.<br />
Wichtig ist, dass Sie in der Vollmacht genau auflisten, in<br />
welchen Bereichen die Bevollmächtigten Entscheidungen<br />
treffen können, umso einfacher ist später die Umsetzung<br />
der Vollmacht.<br />
Persönlich bevorzuge ich die bedingte Vorsorgevollmacht,<br />
d.h.: Die Vollmacht gilt erst dann, wenn mindestens<br />
ein Arzt die Geschäftsunfähigkeit per Attest nachweist.<br />
Generalvollmachten sind an keine Bedingungen geknüpft<br />
und somit jederzeit gültig, sofern der Bevollmächtigte<br />
das Original in Händen hält.<br />
Die Patientenverfügung<br />
Die Patientenverfügung ist Ihre Willenserklärung gegenüber<br />
Ärzten, Ämtern und Behörden zu sämtlichen<br />
Behandlungsmöglichkeiten bei Krankheit. Hier geht es<br />
vorwiegend darum, Ihren Willen hinsichtlich von Erkrankungen,<br />
Schmerzen, Operationen, Medikamenten<br />
und Ernährung schriftlich festzulegen. Auch kann eine<br />
Patientenverfügung genaue Formulierungen hinsichtlich<br />
Sterben und Tod beinhalten, z.B. ob Sie in einem Hospiz<br />
sterben möchten.<br />
56 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Gesellschaft<br />
Wie bei der Vorsorgevollmacht gilt auch, den Willen<br />
ganz konkret zu formulieren. Es reicht nicht aus, zu schreiben:<br />
„Ich wünsche keine Apparatemedizin.“ Es muss genau<br />
formuliert werden, z.B.: „Ich wünsche keine Magensonde,<br />
Medikation, wenn mein Grundleiden einen irreversiblen<br />
Verlauf genommen hat…“<br />
Sinnvoll ist es, eine Kombination aus Vorsorgevollmacht<br />
und Patientenverfügung zu schreiben. In der Regel<br />
werden oftmals sowieso die gleichen Personen bevollmächtigt.<br />
Die Betreuungsverfügung<br />
Wenn Sie keine Menschen des Vertrauens haben, wenn<br />
keine Freunde oder Verwandten vorhanden sind, dann können<br />
Sie trotzdem Ihre Angelegenheiten in einer Vollmacht<br />
formulieren. Die Betreuungsverfügung wird genauso wie<br />
eine Vorsorgevollmacht / Patientenverfügung verfasst.<br />
Sie formuliert Ihren Willen. Er ist auch für einen evtl.<br />
fremden, vom Vormundschaftsgericht bestellten Betreuer<br />
bindend einzuhalten und kann für ihn ein wertvoller Leitfaden<br />
bei Entscheidungen bedeuten. Es empfiehlt sich,<br />
die Betreuungsverfügung beim Vormundschaftsgericht zu<br />
hinterlegen.<br />
Wurde keine Vorsorgevollmacht verfasst und tritt eine<br />
Situation ein, in der Sie keine eigenen Entscheidungen<br />
mehr treffen können, wird vom Gericht ein Betreuer bestellt.<br />
Deshalb ist es wichtig, klare schriftliche Formulierungen<br />
zu verfassen.<br />
Wenn Sie möchten, dass Ihre Angelegenheiten auch<br />
weiter in der Familie geregelt werden, schreiben Sie unbedingt<br />
eine Vorsorgevollmacht / Patientenverfügung.<br />
Gerne berate ich Sie bei einem persönlichen Gespräch.<br />
In der Seniorenberatung Kreuztal liegen auch schon ausformulierte<br />
Texte für Vollmachten vor, die auf Ihre Situation<br />
geschnitten, ergänzt bzw. erarbeitet werden können.<br />
Daniela Sadelkow-Geßner<br />
Daniela Sadelkow-Geßner ist als Dipl.-Sozialarbeiterin<br />
in der Stiftung Diakonie Kreuztal als Seniorenberaterin<br />
tätig. In zahlreichen Fachvorträgen, Seminaren<br />
und Zeitungsbeiträgen hat sie viel zur Information<br />
zu dem wichtigen, aber nach wie vor unbekannten<br />
Thema „Vorsorgevollmacht“ beigetragen.<br />
Wenn Sie an Vorträgen oder weiteren Informationen<br />
interessiert sind, steht Ihnen Frau Daniela Sadelkow-<br />
Geßner auch persönlich zur Verfügung.<br />
Montags bis freitags von 7.45 Uhr bis 11.45 Uhr<br />
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Ein Paar auf die Ohren?<br />
Viel hören – Wenig verstehen?<br />
Von diesem Problem mit dem Gehör ist annähernd jeder<br />
Siebte betroffen. Der Anfang: Angestrengtes Verstehen und<br />
Verwechselung bei Nebengeräuschen,<br />
wobei es bei<br />
Einzelgesprächen oft noch<br />
geht. Meist sind beide Ohren<br />
gleichermaßen betroffen.<br />
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durchblick 2/<strong>2010</strong> 57
Der Kommentar<br />
Mal wieder die Deutsche<br />
Bundesbahn...<br />
Ü<br />
ber die „Deutsche<br />
Bundesbahn“<br />
(DB) wird immer viel<br />
geschrieben – wenig Positives,<br />
aber viel Negatives.<br />
Züge waren zu spät , sodass Anschluss-Züge<br />
verpasst wurden – Züge fielen<br />
aus oder wurden umgeleitet, teilweise muss auf<br />
Busse ausgewichen werden – wenig Personal auf den<br />
Bahnhöfen, die die Kunden informieren – das „Tollste“<br />
jedoch sind die neuen Fahrkarten-Automaten, die weitgehend<br />
nur von Jugendlichen bedient werden können, die mit<br />
der heutigen schnellen digitalen Welt vertraut sind – wer<br />
ohne gültigen Fahrausweis erwischt wird, ist „Schwarzfahrer“<br />
und muss „bluten“ – und das nicht zu knapp. Die<br />
Negativaufzählung ließe sich unendlich fortführen.<br />
Ich hatte auch eine Reise vor, wollte aber wie immer<br />
mit dem Auto fahren, und zwar nach Oberstdorf. Eine<br />
Freundin machte mir die Fahrt mit der Bahn schmackhaft.<br />
Drei Wochen vor der Abreise löste ich die Fahrkarte,<br />
und zwar sicherheitshalber am Schalter in Siegen. Es war<br />
ein erstaunlich niedriger Preis für die Entfernung einschließlich<br />
Reservierung, € 148 hin und zurück (schätzungsweise<br />
knapp 600 km) die Verbindung mit dem Zug<br />
Foto: Gottfried Klör<br />
stimmte auch und<br />
ich musste nur einmal<br />
in Ulm umsteigen. Hinzu kam noch der<br />
Preis für die Kofferaufgabe (13,75 € je Fahrt). Das<br />
allerdings machte ich per Post. Mein Zug startete auf die<br />
Minute genau.<br />
Ich saß bequem auf dem reservierten Platz, hatte nur<br />
mein kleines Handgepäck zu tragen – wurde im Zug mit<br />
Getränken versorgt - konnte auch in den Speisewagen gehen<br />
– hatte Unterhaltung im Abteil – fuhr ganz entspannt<br />
an herrlichen Schneelandschaften vorbei – beobachtete<br />
die Menschen auf den Bahnsteigen und kam nach ca.<br />
sieben Stunden Bahnfahrt – mit einer Stunde Aufenthalt<br />
in Ulm – zufrieden und<br />
fast ausgeruht an meinem<br />
Ziel an.<br />
Ich empfehle allen<br />
Rentnern: Lassen Sie Ihr<br />
Auto zu Hause! Kaufen<br />
Sie sich früh genug Ihre<br />
Fahrkarte am Schalter!<br />
Es ist dann immer etwas<br />
billiger – und geben Sie<br />
Ihre Koffer auf!<br />
Von mir hat die DB „Pluspunkte“<br />
bekommen.<br />
db Foto: Gottfried Klör<br />
Heute von<br />
Helga Siebel-Achenbach<br />
58 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Haus Herbstzeitlos<br />
Sanierungsplan steht<br />
Bestand des „Haus Herbstzeitlos“ bis auf Weiteres gesichert<br />
Für eine riesige Aufregung<br />
in Seniorenkreisen<br />
sorgte am<br />
10. April ein Bericht in<br />
der Siegener Zeitung. Unter<br />
der Schlagzeile „Haus<br />
Herbstzeitlos ein PCB-<br />
Fall“ war zu lesen, dass<br />
Messungen in dem vor 13<br />
Jahren eröffneten Seniorengruppen-Domizil<br />
zu<br />
hohe Werte des krebsauslösenden<br />
Weichmachers<br />
PCB (Polychlorierte Biphenyle)<br />
ergeben hätten.<br />
Der Verdacht war bereits<br />
im November 2008 bei einer Routineuntersuchung aufgekommen.<br />
In den ersten Monaten des vergangenen Jahres erfolgten<br />
entsprechende Messungen. Diese ergaben, dass der<br />
zulässige Grenzwert bei Außentemperaturen von 20 Grad<br />
überschritten wird. Das hierzu erstellte Gutachten lag der<br />
Stadt am 24. März <strong>2010</strong> vor.<br />
Die Volksseele kochte vor allem darüber, dass zum Zeitpunkt<br />
der Veröffentlichung die Entscheidung zur Sanierung<br />
noch nicht gefallen war. Stadtbaurat Michael Stojan hatte<br />
im Bericht der SZ sogar eine dauerhafte Schließung wegen<br />
der für die Stadt verhängten Haushaltssicherung nicht<br />
ausgeschlossen. Die Telefone bei den Verantwortlichen der<br />
im Haus untergebrachten Vereine standen nicht mehr still.<br />
Helga Mücke, engagierte Vorsitzende des Vereins Seniorenhilfe<br />
Siegen, äußerte in der Siegener Rundschau sogar den<br />
Verdacht, „dass man uns weghaben will“. Damit drückte<br />
sie die Stimmung vieler Nutzer des Seniorenzentrums aus.<br />
Zwei Tage nach der obigen Veröffentlichung tagte<br />
und entschied der Verwaltungsvorstand und weitere vier<br />
Tage später informierten die<br />
städtischen Verantwortlichen<br />
schließlich alle interessierten Senioren<br />
im Weidenauer Rathaus.<br />
Und sie hatten gute Nachrichten.<br />
Das Haus Herbstzeitlos wird –<br />
unabhängig von der miserablen<br />
Haushaltslage – noch in diesem<br />
Sommer saniert. Henning Roth,<br />
Leiter der technischen Gebäudewirtschaft,<br />
sprach von einer gesicherten<br />
Finanzierung und sagte<br />
zu, dass ganz kurzfristig ein Fachbüro<br />
die Ausschreibung der Arbeiten<br />
vornehmen wird. Mitte Juni<br />
Diplom-Ingenieurin Marianne Gerhardus,<br />
und Diplom-Ingenieur Henning Roth, Leiter<br />
der technischen Gebäudewirtschaft<br />
soll dann der Sanierungsauftrag<br />
(geschätzte Höhe:<br />
125.000 € ) erteilt und in<br />
der ersten August-Hälfte<br />
zum Abschluss gebracht<br />
werden.<br />
Diplom-Ingenieurin<br />
Marianne Gerhardus, die<br />
bei allen drei in der Stadt<br />
Siegen bislang durchgeführten<br />
PCB-Sanierungen<br />
(Gesamtschule Eiserfeld,<br />
Realschule am Häusling<br />
und Rathaus Geisweid)<br />
als Bauleiterin fungierte,<br />
bezeichnete vor allem die<br />
Außenfugen als Primärquelle der Verunreinigungen. Deren<br />
Dichtungen enthielten das bei starkem Sonnenschein ins<br />
Gebäudeinnere eindringende PCB als Weichmacher. Aber<br />
nicht nur die verseuchten Fugen, sondern auch die Sekundärquellen<br />
– Böden, Wände und Decken – müssen luftdicht<br />
beschichtet oder – falls erforderlich – ausgetauscht werden.<br />
Beim Mobiliar hingegen reicht eine Intensivreinigung. Im<br />
Gespräch mit dem durchblick nannte Marianne Gerhardus<br />
den vielleicht wichtigsten Aspekt der gesamten Maßnahme:<br />
„Die Nutzer können sich freuen. Die Entscheidung für eine<br />
PCB-Sanierung ist quasi eine Bestandsgarantie für das Haus<br />
Herbstzeitlos.“<br />
Ab dem 1. Juli wird das Haus nun geschlossen. Die<br />
einzelnen Gruppen machen entweder Sommerpause oder<br />
treffen sich in anderen Gebäuden. Soweit sie bei Redaktionsschluss<br />
vorlagen, finden Sie Termine und Orte im<br />
Veranstaltungsteil dieser Ausgabe. Wann genau das Haus<br />
Herbstzeitlos wieder für die Nutzer freigegeben wird,<br />
steht derzeit natürlich noch nicht fest. Noch nicht fest<br />
steht leider auch der Baubeginn<br />
des gerade für eine Senioreneinrichtung<br />
unbedingt erforderlichen<br />
Außenaufzugs, der eigentlich<br />
schon für 2009 bewilligt<br />
war. Hoffentlich wird dieser nun<br />
nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag<br />
verschoben. Viele potentielle<br />
Nutzer können nämlich<br />
die im Obergeschoss untergebrachten<br />
Anlaufstellen für ältere<br />
Menschen ohne den Aufzug nicht<br />
erreichen.<br />
Ulli Weber<br />
durchblick 2/<strong>2010</strong> 59<br />
db-Foto: Gottfried Klör<br />
db-Foto: Gottfried Klör
Veranstaltungen im Seniorenzentrum der Stadt Siegen<br />
Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />
Telefon <strong>02</strong> 71/ 6 61 03 35<br />
durchblick e.V.<br />
<strong>02</strong> 71/6 16 47 + 01 71/6 20 64 13<br />
AlterAktiv e.V. Siegen-Wittgenstein<br />
Senecafe <strong>02</strong> 71/ 2 50 32 39<br />
montags<br />
10:00-12:00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe<br />
09:00-12:00 SeniorenServiceStelle<br />
geöffnet <strong>02</strong>71-3846108<br />
10:00-12:00 Werkstatt geöffnet<br />
14:00-18:00 ALTERAktiv<br />
Senecafé<br />
dienstags<br />
10:00-12:00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe<br />
10:00-12:000-12:00 Redaktionsbüro des<br />
durchblick geöffnet<br />
10:00-12:0012:00 Malgruppe<br />
18:00-20:00 durchblick-Photo-Shop-<br />
Club (für Fortgeschritte)<br />
ALTERAktiv-Computerkurse<br />
und Englischkurse<br />
auf telefonische Anfrage<br />
Haus Herbstzeitlos<br />
57074 Siegen, Marienborner Str. 151<br />
Café „Unter der Linde“ <strong>02</strong> 71 / 5 64 10<br />
Englischkurse <strong>02</strong> 71 / 8 74 39<br />
oder <strong>02</strong> 71/2 50 15 00<br />
Film- und Video-Club <strong>02</strong>7 32/1 24 60<br />
mittwochs<br />
10:00-12:00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe<br />
10:00-12:00 Redaktionsbüro des<br />
durchblick geöffnet<br />
10:00-12:00 SeniorenServiceStelle<br />
geöffnet <strong>02</strong>71-3846108108<br />
09:00-12:00 ALTERAktivAktiv<br />
Senecafé<br />
15:00-17:00 0 Singen mit der<br />
Seniorenhilfe<br />
15:00-17:00 0<br />
Handarbeiten mit der<br />
Seniorenhilfe<br />
15:00-17:00 Werkstatt geöffnet<br />
14:00-18:00 ALTERAktiv<br />
Senecafé<br />
19:00-21:00 Regenbogentreff<br />
19:30-22:30 Film und Videoclub<br />
(außer an jedem 1.<br />
Mittwoch im Monat)<br />
Gedächtnistraining <strong>02</strong> 71 / 8 49 99<br />
Malgruppe <strong>02</strong> 71 / 3 73 87<br />
Seniorenbeirat <strong>02</strong>71/404-2434<br />
SeniorenServiceStelle <strong>02</strong>71/404-2434<br />
SeniorenTheaterSiegen <strong>02</strong> 71 / 5 65 28<br />
Trauercafé <strong>02</strong> 71/ 5 34 46<br />
Werkstatt <strong>02</strong> 71 / 6 27 76<br />
donnerstags<br />
10:00-12:00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe<br />
10:00-12:00 Redaktionsbüro o des<br />
durchblick geöffnet<br />
15.30-16:45 „Easy Conversation“<br />
Englischstunde<br />
freitags<br />
10:00-12:00 SeniorenServiceStelle<br />
geöffnet <strong>02</strong>71-3846108<br />
samstags<br />
09:00-12:00 Wandergruppe<br />
der Seniorenhilfe<br />
Wegen notwendigen Sanierungsarbeiten bleibt das Haus Herbstzeitlos im Juli / August<br />
geschlossen. Bitte erkundigen Sie sich telefonisch nach Veranstaltungsorte und -zeiten<br />
Wegen möglicher Änderungen<br />
einzelner Termine (Ferien,<br />
Krankheit usw.) empfiehlt sich<br />
die telefonische Anfrage.<br />
Das Haus Herbstzeitlos befindet sich auf dem Gelände der alten „Hainer Schule“, Ecke Marienborner Straße / Blumenstraße<br />
Anfahrt: Ab Hauptbahnhof, ZOB Bussteig B 1-2: Linien R 12, R 13, R 17, L 109 (Bushaltest, Blumenstraße). Parkplatz: Kostenlose am Haus<br />
<strong>2010</strong> / 2011<br />
erscheint ab<br />
15. Juni <strong>2010</strong><br />
Seniorenwandergruppen der Aktion<br />
„Wandern und Schauen, Hobby mit Tempo 3“<br />
Kneppe/Gottschalk (Tel. 79516/79154)<br />
14.00 Uhr ab Weidenau Finanzamt<br />
18.00 Uhr Rückkehr<br />
- 06.07 Zum Wildpark Bad Marienberg<br />
- 20.07 Tagesfahrt*<br />
- 03.08 Kalteiche – Wilgersdorf<br />
- 17.08..Dumicke – Rundweg<br />
- 31.08 Wilhelmshöhe – Rundweg<br />
Fugler (Tel. 870315/870305)<br />
14.00 Uhr ab Geisweid, Klafelder Markt<br />
18.00 Uhr Rückkehr<br />
- 15.06 Niederhelden<br />
- 29.06 Fuchskaute<br />
- 13.07 Saalhausen<br />
- 27.07 Winkelbach<br />
- 10.08 Steineroth-Dauersberger Mühle<br />
- 24.08 Kirchhundem-Gut Ahe<br />
Fritz/Hartzer (Tel. 42616/75801)<br />
13.45 Uhr ab Wdn, W.-von-Humboldt-Pl.<br />
14.00 Uhr ab Weidenau, Auf den Hütten<br />
18.00 Uhr Rückkehr<br />
- 08.06 Gernsdorf-Irmgarteichen<br />
- 22.06 Fahlenscheid<br />
- 20.07 Friedewald<br />
- 03.08 Böminghausen<br />
- 17.08 Saalhausen-Rameil Flurschütz<br />
- 31.08 Schanze-Ski-Hütte<br />
Hövelmann/Flender (Tel. 75980/82733)<br />
14.00 Uhr Abfahrt Weidenau, Bahnhof<br />
14.15 Uhr Abfahrt Marktplatz Geisweid<br />
18.00 Uhr Rückkehr<br />
- 15:06 Gernsdorf - Irmgarteichen<br />
- 29.06 Milchenbach - Saalhausen<br />
- 13.07 Bad Marienberg - Steigalm<br />
27.07 Tagesfahrt Bad Sassendorf<br />
Abfahrt ab Finanzamt 9 Uhr*<br />
- 10.08 Wilgersdorf-Gästehaus Wilgerdorf<br />
- 24.08. Drolshagen – Dumicke<br />
* Anmeldung erforderlich<br />
60 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Veranstaltungen<br />
Backestage<br />
im Siegerland<br />
Juni <strong>2010</strong><br />
Do. 10./ 15 -18 Uhr, Fbg. – Niederndorf<br />
Sa. 12./ 09 -12 Uhr, Burb. – Wahlbach<br />
12./ 10 -18 Uhr, Fbg. – Oberholzklau<br />
Di. 15./ 05 -14 Uhr, Burb. – Nd.dresselndf.<br />
Mi. 16./ 16 -19 Uhr, Fbg. – Hohenhain<br />
Fr. 25./ 10 -18 Uhr, Burb. – Holzhausen<br />
Sa 26./ 10 -18 Uhr, Burb. – Holzhausen<br />
26./ 09 -15 Uhr, Sgn. – Setzen<br />
26./ 10 -15 Uhr, Fbg. – Oberheuslingen<br />
26./ 06 -12 Uhr, Burb. – Alte Vogtei<br />
26./ 13 -16 Uhr, Sgn. – Birlenbach<br />
Mi. 30./ 16 -19 Uhr, Fbg. – Hohenhain<br />
Juli <strong>2010</strong><br />
August <strong>2010</strong><br />
Do. 01./ 15 -18 Uhr, Fbg. – Niederndorf<br />
Sa. 03./ 08 -12 Uhr, Sgn. – Trupbach<br />
03./ 13 -16 Uhr, Neunk. – Altenseelbach<br />
Sa 10./ 09 -12 Uhr, Burb. - Wahlbach<br />
10./ 10 -18 Uhr, Fbg. – Oberholzklau<br />
Di. 13./ 05 -14 Uhr, Burb. – Nd.dresselndf.<br />
Mi. 14./ 16 -19 Uhr, Fbg – Hohenhain<br />
So 18./ 09 -18 Uhr, Wilnsdorf<br />
Mi-28./ 16 -19 Uhr, Fbg – Hohenhain<br />
Sa. 31./ 09 -15 Uhr, Sgn. – Setzen<br />
31./ 06 -12 Uhr, Burb. – Alte Vogtei<br />
31./ 13 -16 Uhr, Sgn. – Birlenbach<br />
31./ 10 -13 Uhr, Fbg – Alchen<br />
Do. 05./ 15 -18 Uhr, Fbg. – Niederndorf<br />
Sa. 07./ 09 -12 Uhr, Burb. – Wahlbach<br />
07./ 13 -16 Uhr, Netph. – Salchendorf<br />
07./ 08 -12 Uhr, Sgn. – Trupbach<br />
Di. 10./ 05 -14 Uhr, Burb. – Nd.dresselndf.<br />
Mi. 11./ 16 -19 Uhr, Fbg – Hohenhain<br />
Sa 14./ 15 -22 Uhr, Wilnsdorf<br />
14./ 10 -18 Uhr, Fbg. – Oberholzklau<br />
Mi-18./ 11 -18 Uhr, Wilnsdorf<br />
Do 19./ 10 -18 Uhr, Burb. – Holzhausen<br />
Fr. 20./ 10 -18 Uhr, Burb. – Holzhausen<br />
20./ 09 -18 Uhr, Neunkirchen – Lohbau<br />
.Sa. 21./ 11 -20 Uhr, Neunkirchen – Lohbau<br />
Mi. 25./ 16 -19 Uhr, Fbg. – Hohenhain<br />
Sa. 28./ 10 -15 Uhr, Fbg. – Oberheuslingen<br />
28./ 06 -12 Uhr, Burb. – Alte Vogtei<br />
28./ 13 -16 Uhr, Sgn. – Birlenbach<br />
Vermittlung<br />
von Wohnpartnerschaften<br />
Die Koordinierungsstelle „Wohnpartnerschaften“<br />
beim Verein ALTERAktiv sucht ältere Menschen,<br />
die Wohnraum zur Verfügung stellen können und<br />
Hilfe oder Begleitung bei Haus- und Gartenarbeit,<br />
beim Einkauf u.ä. benötigen oder wünschen. Sie<br />
vermittelt junge Menschen als MieterInnen, die<br />
tatkräftig Unterstützung leisten und so ihre Mietkosten reduzieren wollen.<br />
Als Faustregel gilt: Eine Stunde Hilfe im Monat für einen Quadratmeter<br />
Wohnraum plus Nebenkosten.<br />
Wenn Sie interessiert sind, wenden Sie sich an:<br />
ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />
Geschäftsstelle / Seniorenbüro<br />
57074 Siegen, St Johann-Str. 7<br />
Tel.: <strong>02</strong> 71/2 34 60 66<br />
Fax: <strong>02</strong> 71/2 34 60 77<br />
E-Mail: wohnpartnerschaft@senioren-si.de<br />
Internet: www.senioren-siegen.de und www.senioren-si.de<br />
Wohnen ist Vertrauenssache<br />
Preiswerte Wohnungen für alle!<br />
Wir vermieten in:<br />
Siegen, Weidenau, Geisweid, Kaan-Marienborn und Netphen<br />
freifinanzierte Wohnungen – ohne Einkommensgrenzen<br />
öffentlich geförderte Wohnungen – mit Wohnberechtigungsschein<br />
Wir informieren Sie gerne, bitte sprechen Sie<br />
Frau Gruner, Durchwahl 4895115, E-Mail: ggruner@wgh-siegen.de oder<br />
Frau Stauf, Durchwahl 4895111, E-Mail: jstauf@wgh-siegen.de, an.<br />
WGH<br />
Wohnungsgenossenschaft<br />
Hüttental eG<br />
57076 Siegen-Weidenau · Jahnstraße 45<br />
Tel. <strong>02</strong> 71/48 95 10 · Fax <strong>02</strong> 71/4 89 51 51<br />
www.wgh-siegen.de<br />
An der Bahn<br />
Fotoausstellung von Gottfried Klör<br />
Über Ansichten von Schiene und Straße<br />
aus anderen Blickwinkeln. Die Ausstellung<br />
ist noch bis Mitte Juli geöffnet, im<br />
Café fünf10, Hagener Straße 15 in Siegen<br />
durchblick 2/<strong>2010</strong> 61
Veranstaltungshinweise<br />
Juni <strong>2010</strong><br />
„Dinosaurier“, die unterhaltsame Komödie von Regisseur Leander Haussmann zeichnet<br />
ein schönes Bild vom Lebensmut im hohen Alter: „Diese Gaunerkomödie der<br />
Generationen unterhält und trifft den Zeitgeist!“ Montag, 14. Juni, Viktoria Müsen<br />
8. Dienstag<br />
14:30 Handykurs - Anmeldung Senioren-Service-Stelle<br />
Freudenberg, Tel.:<br />
<strong>02</strong>735-767 207 der kostenlose Kurs findet<br />
jeweils dienstags bis zum 22.06. statt.<br />
9. Mittwoch<br />
19:00 Konzert - Mittwochs in Siegen,<br />
mit der Band „Hörgerät“, Unteres Schloss<br />
14:00 Schulung - Kommunikation<br />
und Umgang bei Demenz, Anmeldung<br />
Senioren-Service-Stelle Rathaus Neunkirchen<br />
<strong>02</strong>735/767207<br />
10. Donnerstag<br />
18:30 Konzert - Forum Alte Musik,<br />
Fritz-Busch-Musikschule, Ratsaal des<br />
Rathauses Siegen, Am Markt 2<br />
11. Freitag<br />
18:30 Konzert - „Orgelmusik aus<br />
Skandinavien“, mit der Kantorei Siegen,<br />
in der Nikolaikirche Siegen<br />
12. Samstag<br />
11:00 Bundes-Sängerfest-<strong>2010</strong> -<br />
Chöre gestalten ein offenes Singen,<br />
Maria-Rubens-Platz Siegen, Siegplatte<br />
14:00 Wanderung - des Seniorenbeirats<br />
Siegen, ab Einkaufszentrum Deutz,<br />
Info Heinz Rösner, <strong>02</strong>71/41537<br />
14:00 Tanznachmittag - Kirschfest,<br />
AWO-Geisweid, Am Sohlbacher 18<br />
13:00 Seniorentag - in Freudenberg,<br />
mit vielen Aktionen im Ratssaal, Neues<br />
Rathaus Morer Platz 1<br />
13. Sonntag<br />
16:00 Konzert - mit dem Musikverein<br />
Eiserfeld e.V., Pavillon Schlossgarten<br />
des Oberen Schlosses Siegen<br />
14. Montag<br />
10:00 Trauercafe - der Ambulanten<br />
ökumenischen Hospitzhilfe Siegen,<br />
Haus Herbstzeitlos, Marienborner Str.<br />
17:00 Seniorenkino „Ohne Altersbeschränkung“<br />
Dinosaurier Viktoria<br />
Filmtheater Hilchenbach-Müsen<br />
15. Dienstag<br />
19:30 Lesung - „Mit Kurt Siewers auf<br />
dem Sofa“ Melanie Lahmer liest aus ihrem<br />
Blog-Buch, KrönchenCenter<br />
17. Donnerstag<br />
15:30 Vortrag - „Vom Gehirnbesitzer<br />
zum Gehirnbenutzer“ VHS Siegen,<br />
KrönchenCenter, Raum 2.08, Markt 25<br />
18. Freitag<br />
19:30 Theater - „Wo Milch und Honig<br />
fließen“ DRK Mehrgenerationenhaus,<br />
Löher Weg 9, Olpe<br />
Samstag, 26. Juni, auf dem Marktplatz in Hilchenbach<br />
19. Samstag<br />
20:00 Konzert - „Sommerbrise in der<br />
kalten Jahreszeit“, Peter Autschbach<br />
und Sabine Kühlich-Altes Feuerwehrgerätehaus,<br />
Netphen, St. Petersplatz<br />
20:00 Theater - Weekend im Paradies,<br />
Schwank in drei Akten von Franz Arnold<br />
und Ernst Bach, Freilichtbühne Freudenberg,<br />
Vorstellung auch am 26.06 und 30.06.<strong>2010</strong><br />
20. Sonntag<br />
16:00 Musical - Operette und Oper,<br />
Schlossgarten Oberes Schloss Siegen<br />
23. Mittwoch<br />
18:00 Konzert - Worldmusic, mit<br />
Valdir Santos aus Brasilien, Krönchen-<br />
Center, Markt 25, Siegen<br />
25. Freitag<br />
10:00 Trauercafe - der Ambulanten<br />
ökumenischen Hospitzhilfe Siegen,<br />
Haus Herbstzeitlos, Marienborner Str.<br />
26. Samstag<br />
11:00 Museeumsfest - „Zeitsprünge“<br />
Wilnsdorf, Rathausstrsße 9<br />
19:30 Open-Air-Konzert - mit der<br />
Philharmonie Südwestfalen, auf dem<br />
Markplatz in Hilchenbach,<br />
27. Sonntag<br />
16:00 Konzert - „Lämpels Jatz Orchester“,<br />
Musikpavillon im Schlossgarten<br />
des Oberen Schlosses Siegen<br />
28. Montag<br />
15:30 Vortrag - „Sturzprophylaxe“,<br />
Regiestelle Leben im Alter, Weidenau,<br />
Weidenauer Str. 215<br />
30. Montag<br />
19:00 Konzert - Mittwochs in Siegen,<br />
mit der Band „Reggaelites“, Schlossplatz<br />
am unteren Schloss<br />
„Umsonst und<br />
draußen“, heißt<br />
es wieder, aber es<br />
wird gesammelt!<br />
Ein Musikfest der<br />
schönen Klänge<br />
soll das 8. Open-<br />
Air-Konzert - mit<br />
der Philharmonie<br />
Südwestfalen wieder<br />
werden. Mit<br />
dabei sind Chöre<br />
und Musikvereine,<br />
die das Fest eröffnen.<br />
Gemeinsam<br />
sorgen sie für einen<br />
musikalischen<br />
Genuss unter<br />
freiem Himmel.<br />
62 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Juli <strong>2010</strong><br />
1. Donnerstag<br />
18:00 Musik - Kreuztal Live <strong>2010</strong>,<br />
mit den „Lennebuben“ Roter Platz<br />
3. Samstag<br />
20:00 Theater - „Weekend im Paradies“<br />
Schwank in drei Akten, Freilichtbühne<br />
Freudenberg, <strong>02</strong>734-48969<br />
4. Sonntag<br />
9:00 Siegtal Pur <strong>2010</strong> - Autofreie Strecke<br />
von der Siegquelle bis Siegburg<br />
6. Dienstag<br />
15.00 Cafe´ - für Menschen mit Demenz<br />
und pflegende Angehörige, Tagespflege<br />
Eremitage Wilnsdorf <strong>02</strong>71/39121<br />
7. Mittwoch<br />
8:40 Radtour - Aktion des Seniorenbeirates<br />
Siegen, Start: Bahnhof Siegen,<br />
Info: Heinz Rösner, <strong>02</strong>71/41537<br />
20:00 Theater - Weekend im Paradies,<br />
Schwank in drei Akten,Freilichtbühne<br />
Freudenberg <strong>02</strong>734/489699,<br />
auch am 10.07 und 31.07.<strong>2010</strong><br />
8. Donnerstag<br />
20:00 Oper - „Dido und Aeneas“ (Premiere),<br />
Apollo-Theater Siegen, auch<br />
am 14.07.<strong>2010</strong><br />
18:00 Musik - Kreuztal Live <strong>2010</strong>,<br />
mit der Band „Super Liquid“ Kreuztal,<br />
Roter Platz<br />
9. Freitag<br />
22:00 Siegener Sommerfestival -<br />
„Theater Titanick“, Schlossplatz Unteres<br />
Schloss, Siegen<br />
20:00 Open-Air-Konzert mit der<br />
Philharmonie Südwestfalen, Marktplatz<br />
Wilnsdorf<br />
10. Samstag<br />
14:00 Tanznachmittag - mit Grillfest,<br />
AWO- Geisweid, Am Sohlbach 18<br />
21:30 Siegener Sommerfestival -<br />
„Street Dance Open-Air“, Scheiner Platz,<br />
vor dem Appollo-Theater Siegen<br />
Veranstaltungshinweise<br />
14. Mittwoch<br />
19:00 Mittwochs in Siegen - mit der<br />
Band „Bounce“, Unteres Schloss,<br />
15.Donnerstag<br />
18:00 Kreuztal Live - mit der Cover-<br />
Band „Nightlife“ Roter Platz<br />
22:00 Siegener Sommerfestival -<br />
Open-Air-Kino: „Away we go“, Oberes<br />
Schloss Siegen, bei schlechtem Wetter: Lÿz<br />
16. Freitag<br />
21:00 Siegener Sommerfestival -<br />
„Aufstand im Doppelbett“, Oberes<br />
Schloss Siegen, bei Regen:Lÿz<br />
17. Samstag<br />
21:00 Siegener Sommerfestival -<br />
Comedy Night mit Krissie Illing &<br />
Mark Britton, Schlosshof Oberes<br />
Schloss, bei schlechtem Wetter: Apollo<br />
Theater Siegen<br />
18. Sonntag<br />
20:00 Siegener Sommerfestival -<br />
Siegener Poetry Slam - „Highlander<br />
Slam“, Oberes Schloss, bei schlechtem<br />
Wetter: Apollo Siegen<br />
21. Mittwoch<br />
18:00 Konzert - Worldmusik mit „Teofilovic<br />
Twins“ aus Serbien, Krönchen-<br />
Center, Markt 25, schlechtem Wetter: Lyz<br />
24. Samstag<br />
21:00 Siegener Sommerfestival -<br />
Viva Voce – „Tapetenwechsel – Frisch<br />
gestrichen“, Oberes Schloss, bei schlechtem<br />
Wetter: Apollo<br />
„Hilde“, eine Biografie von Hildegard<br />
Knef, mit Heike Makatsch, nur<br />
Montag, 12. 7., um 17 Uhr, im Viktoria-<br />
Filmtheater Hilchenbach-Müsen<br />
25.Sonntag<br />
16:00 Konzert - traditionelle und moderne<br />
Musik: Märsche, Polkas, Walzer<br />
etc., Oberes Schlosses Siegen<br />
28.Mittwoch<br />
19:00 Uhr Mittwochs in Siegen - mit<br />
der Band „Lucy In The Sky“, Unteres<br />
Schloss, Siegen<br />
29.Donnerstag<br />
21:00 Siegener Sommerfestival -<br />
Open-Air-Kino „Woodstock"<br />
(Director's Cut), Oberes Schloss Siegen<br />
bei schlechtem Wetter: Apollo-Theater<br />
30.Freitag<br />
21:00 Siegener Sommerfestival -<br />
mit Arlo Guthrie & Wenzel on Tour,<br />
Oberes Schloss Siegen, bei schlechtem<br />
Wetter: Apollo-Theater<br />
31.Samstag<br />
21:00 Siegener Sommerfestival -<br />
ImproShow "Emscherblut",Oberes<br />
Schloss, bei schlechtem Wetter: Apollo<br />
11. Sonntag<br />
17:00 Kur-Konzert - mit dem Chor<br />
„Zwischentöne“, im Park Freudenberg<br />
12. Montag<br />
17:00 Seniorenkino „Ohne Altersbeschränkung“<br />
Hilde Viktoria Hilchenbach-<br />
Müsen<br />
Zum Siegener Sommerfestival -<br />
tritt das „Theater Titanick“ am<br />
9.7. mit „Homers Odyssee“ um<br />
22 Uhr am Unteren Schloss auf.<br />
durchblick 2/<strong>2010</strong> 63
Veranstaltungshinweise<br />
August <strong>2010</strong><br />
5. Donnerstag<br />
18:00 Musik - „Kreuztal Live“ mit der<br />
Rock-'n'-Roll-Band „Meller“, Roter Platz<br />
12. Donnerstag<br />
18:00 Musik - Kreuztal Live, mit der<br />
Band „Zion“, Kreuztal, Roter Platz<br />
6. Freitag<br />
20:00 Theater - Weekend im Paradies,<br />
Freilichtbühne Freudenberg,<br />
auch am 7., 14., 20., 21., und 28.<br />
8. Sonntag<br />
16:00 Konzert - Blues, Country und<br />
Rock-'n'- Roll, Schlossgarten des<br />
Oberen Schlosses Siegen<br />
9. Montag<br />
17:00 Seniorenkino „Ohne Altersbeschränkung“<br />
Ein Festmahl im August<br />
Viktoria Filmtheater Hilchenbach<br />
13. Freitag<br />
20:00 Open-Air-Konzert mit der Band<br />
„Reamonn“ energiegeladen und leidenschaftlich,<br />
Siegerlandhalle Siegen,<br />
22. Sonntag<br />
16:00 Konzert - mit dem Siegener<br />
Salonorchester, Schlossgarten des<br />
Oberen Schlosses Siegen<br />
29. Sonntag<br />
16:00 Konzert - Gute Laune-Musik<br />
pur, Schlossgarten des Oberen Schlosses<br />
Siegen<br />
„Ein Festmahl im August“ eine charmante<br />
Sommerkomödie, Montag, 9. 8., um 17 Uhr<br />
im Viktoria-Filmtheater Hilchenbach<br />
Vorankündigung September<br />
5. Sonntag<br />
16:00 Konzert - mit der "Gospel Community<br />
Siegen", Schlossgarten des Oberen<br />
Schlosses Siegen<br />
16:00 Konzert -„Clarinet Colours“, Garten<br />
des Hauses Oranienstraße 9 Siegen,<br />
Leserbriefe<br />
db 1-<strong>2010</strong> Wem gehört das Sterben – heute?<br />
Ihnen vielen Dank für Ihre wundervolle Arbeit, besonders<br />
für den Beitrag in der letzten Ausgabe „Wem gehört<br />
das Sterben – heute“ der mich in besonderer Weise angesprochen<br />
hat.<br />
Christine Sahm, Burbach<br />
Man will es nicht wahrhaben von Gevatter Tod: ‚Komm,<br />
es ist Zeit zu gehen’ Wie willst du gestorben werden? Palliativmedizin?<br />
Wohin sterbe ich? Grenzbereich? Oder Dignitas?<br />
– Dazu Friedrich Rittelmeyer: Der Selbstmord ist immer<br />
ein erschütterndes Missverständnis. Man kann sein „Selbst“<br />
nicht umbringen. Man kann nur seinen Leib morden.<br />
Was ist wohin? und gleichzeitig gibt es ein woher?<br />
Fragen wir doch Platon 300 a.C: Die menschliche Seele<br />
existiert vor der Geburt und nach dem Tod. So sagt es<br />
Sokrates in Menon 80d, Phaidon 72e und in Phaidros<br />
246b. – Auch die Inder wussten um das Rad der ewigen<br />
Wiederkehr. – Das Wissen darum ist weitgehend<br />
geschwunden. –<br />
Lessing sagt in ‚Die Erziehung des Menschengeschlechts’:<br />
Warum könnte jeder einzelne Mensch nicht<br />
mehr als einmal auf dieser Erde gewesen sein? Ist diese<br />
Hypothese darum so lächerlich, weil sie die älteste ist? weil<br />
der menschliche Verstand, ehe ihn die Sophisterei der Schule<br />
zerstreut und geschwächt hatte, sogleich darauf verfiel?<br />
Warum sollte ich nicht so oft wiederkommen, als ich neue<br />
Kenntnisse, neue Fertigkeiten zu erlangen geschickt bin?<br />
bringe ich auf einmal so viel weg, dass es der Mühe wiederzukommen<br />
etwa nicht lohnet? Darum nicht? – Oder weil ich<br />
es vergesse, dass ich schon dagewesen? Wohl mir dass ich<br />
es vergesse. Die Erinnerung meiner vorigen Zustände würde<br />
mir nur einen schlechten Gebrauch des gegenwärtigen zu<br />
machen erlauben. Und was ich auf jetzt vergessen muss, habe<br />
ich denn das auf ewig vergessen?<br />
Oder, weil so zuviel Zeit für mich verloren gehen würde?<br />
Verloren? Und was habe ich denn zu versäumen? Ist nicht<br />
die ganze Ewigkeit mein? Sicher musste der Musiker Mozart<br />
viele Male wiederkommen, ehe er ein solches Genie wurde.<br />
In den beiden Großkirchen sind etwa 20% der Menschen<br />
mit dem Gedanken der Wiederkehr vertraut. – Novalis<br />
sagte: Wenn ein Geist stirbt, wird er Mensch. Wenn<br />
ein Mensch stirbt, wird er Geist. Rudolf Steiner hat dazu<br />
viele Vorträge gehalten und Schriften verfasst. –<br />
Geistig-göttliche Wesenheiten haben Führungsaufgaben<br />
für den Menschen. Der Schutzengel ist im Kleinkindalter<br />
dessen ständiger Begleiter. Später lässt er freier.<br />
Seelische und geistige Gedanken sind dem Engel wahrnehmbar,<br />
aber weniger alltägliche Dinge. – Dionysos von<br />
Areopagita wusste um die ganze Engelschar bis hoch zum<br />
Cherub, der Adam und Eva aus dem Paradies verwies. –<br />
Die göttliche Pallas Athene führte Odysseus in seine<br />
Heimat. - In der Offenbarung des Johannes haben die sieben<br />
Gemeinden je einen Engel. – Wir kennen unseren Erzengel<br />
Michael als Zeitgeist mit wichtigen Aufgaben, wie<br />
etwa seinen Kampf mit dem Schwert gegen den Drachen.<br />
Der menschliche Erdenweg war früher viel kürzer. Um<br />
1900 galt 40 Jahre als ein mittleres Lebensalter. Heute<br />
64 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Veranstaltungshinweise<br />
August <strong>2010</strong><br />
5. Donnerstag<br />
18:00 Musik - „Kreuztal Live“ mit der<br />
Rock-'n'-Roll-Band „Meller“, Roter Platz<br />
12. Donnerstag<br />
18:00 Musik - Kreuztal Live, mit der<br />
Band „Zion“, Kreuztal, Roter Platz<br />
6. Freitag<br />
20:00 Theater - Weekend im Paradies,<br />
Freilichtbühne Freudenberg,<br />
auch am 7., 14., 20., 21., und 28.<br />
8. Sonntag<br />
16:00 Konzert - Blues, Country und<br />
Rock-'n'- Roll, Schlossgarten des<br />
Oberen Schlosses Siegen<br />
9. Montag<br />
17:00 Seniorenkino „Ohne Altersbeschränkung“<br />
Ein Festmahl im August<br />
Viktoria Filmtheater Hilchenbach<br />
13. Freitag<br />
20:00 Open-Air-Konzert mit der Band<br />
„Reamonn“ energiegeladen und leidenschaftlich,<br />
Siegerlandhalle Siegen,<br />
22. Sonntag<br />
16:00 Konzert - mit dem Siegener<br />
Salonorchester, Schlossgarten des<br />
Oberen Schlosses Siegen<br />
29. Sonntag<br />
16:00 Konzert - Gute Laune-Musik<br />
pur, Schlossgarten des Oberen Schlosses<br />
Siegen<br />
„Ein Festmahl im August“ eine charmante<br />
Sommerkomödie, Montag, 9. 8., um 17 Uhr<br />
im Viktoria-Filmtheater Hilchenbach<br />
Vorankündigung September<br />
5. Sonntag<br />
16:00 Konzert - mit der "Gospel Community<br />
Siegen", Schlossgarten des Oberen<br />
Schlosses Siegen<br />
16:00 Konzert -„Clarinet Colours“, Garten<br />
des Hauses Oranienstraße 9 Siegen,<br />
Leserbriefe<br />
db 1-<strong>2010</strong> Wem gehört das Sterben – heute?<br />
Ihnen vielen Dank für Ihre wundervolle Arbeit, besonders<br />
für den Beitrag in der letzten Ausgabe „Wem gehört<br />
das Sterben – heute“ der mich in besonderer Weise angesprochen<br />
hat.<br />
Christine Sahm, Burbach<br />
Man will es nicht wahrhaben von Gevatter Tod: ‚Komm,<br />
es ist Zeit zu gehen’ Wie willst du gestorben werden? Palliativmedizin?<br />
Wohin sterbe ich? Grenzbereich? Oder Dignitas?<br />
– Dazu Friedrich Rittelmeyer: Der Selbstmord ist immer<br />
ein erschütterndes Missverständnis. Man kann sein „Selbst“<br />
nicht umbringen. Man kann nur seinen Leib morden.<br />
Was ist wohin? und gleichzeitig gibt es ein woher?<br />
Fragen wir doch Platon 300 a.C: Die menschliche Seele<br />
existiert vor der Geburt und nach dem Tod. So sagt es<br />
Sokrates in Menon 80d, Phaidon 72e und in Phaidros<br />
246b. – Auch die Inder wussten um das Rad der ewigen<br />
Wiederkehr. – Das Wissen darum ist weitgehend<br />
geschwunden. –<br />
Lessing sagt in ‚Die Erziehung des Menschengeschlechts’:<br />
Warum könnte jeder einzelne Mensch nicht<br />
mehr als einmal auf dieser Erde gewesen sein? Ist diese<br />
Hypothese darum so lächerlich, weil sie die älteste ist? weil<br />
der menschliche Verstand, ehe ihn die Sophisterei der Schule<br />
zerstreut und geschwächt hatte, sogleich darauf verfiel?<br />
Warum sollte ich nicht so oft wiederkommen, als ich neue<br />
Kenntnisse, neue Fertigkeiten zu erlangen geschickt bin?<br />
bringe ich auf einmal so viel weg, dass es der Mühe wiederzukommen<br />
etwa nicht lohnet? Darum nicht? – Oder weil ich<br />
es vergesse, dass ich schon dagewesen? Wohl mir dass ich<br />
es vergesse. Die Erinnerung meiner vorigen Zustände würde<br />
mir nur einen schlechten Gebrauch des gegenwärtigen zu<br />
machen erlauben. Und was ich auf jetzt vergessen muss, habe<br />
ich denn das auf ewig vergessen?<br />
Oder, weil so zuviel Zeit für mich verloren gehen würde?<br />
Verloren? Und was habe ich denn zu versäumen? Ist nicht<br />
die ganze Ewigkeit mein? Sicher musste der Musiker Mozart<br />
viele Male wiederkommen, ehe er ein solches Genie wurde.<br />
In den beiden Großkirchen sind etwa 20% der Menschen<br />
mit dem Gedanken der Wiederkehr vertraut. – Novalis<br />
sagte: Wenn ein Geist stirbt, wird er Mensch. Wenn<br />
ein Mensch stirbt, wird er Geist. Rudolf Steiner hat dazu<br />
viele Vorträge gehalten und Schriften verfasst. –<br />
Geistig-göttliche Wesenheiten haben Führungsaufgaben<br />
für den Menschen. Der Schutzengel ist im Kleinkindalter<br />
dessen ständiger Begleiter. Später lässt er freier.<br />
Seelische und geistige Gedanken sind dem Engel wahrnehmbar,<br />
aber weniger alltägliche Dinge. – Dionysos von<br />
Areopagita wusste um die ganze Engelschar bis hoch zum<br />
Cherub, der Adam und Eva aus dem Paradies verwies. –<br />
Die göttliche Pallas Athene führte Odysseus in seine<br />
Heimat. - In der Offenbarung des Johannes haben die sieben<br />
Gemeinden je einen Engel. – Wir kennen unseren Erzengel<br />
Michael als Zeitgeist mit wichtigen Aufgaben, wie<br />
etwa seinen Kampf mit dem Schwert gegen den Drachen.<br />
Der menschliche Erdenweg war früher viel kürzer. Um<br />
1900 galt 40 Jahre als ein mittleres Lebensalter. Heute<br />
64 durchblick 2/<strong>2010</strong>
Leserbriefe<br />
sind 80 Jahre fast Regelalter. – Zum Tor der Kindheit und<br />
frühen Jugend ist Hilfe der Eltern und Gemeinschaft gefordert.<br />
– Am zweiten Tor des Lebens, wenn ein Mensch<br />
stirbt, ist mitmenschliche Hilfe gefordert. Vieles ist durch<br />
das höhere Alter schwerer und mit Schmerzen verbunden.<br />
Das Ziel ist aber eine große Befreiung.<br />
Hartmut Gerkan, Siegen<br />
Ich habe das neueste Heft rein zufällig gesehen und<br />
mitgenommen. Wieder hat es sich gelohnt in einem nichtmateriellen<br />
Sinne; eben inhaltlich. Herr Freundt hat sich<br />
übergroße Mühe gemacht, alles – was wirklich wichtig ist<br />
für jeden von uns – verständlich darzulegen. Gleichwohl<br />
keine einfache Kost, gerade in meinem Alter von Ende 70.<br />
Trost fand ich auf den Seiten 54 und 56; aber das ist<br />
ja ganz individuell zu sehen. Die letzte Textpassage von<br />
Monika Renz (ihr Zitat) ist für mich schwierig; aber jeder<br />
sucht ja seinen Trost und den für seine Ehefrau. Klaus v.<br />
Bismarck sagte mal: „Auch wenn der Horizont schwarz<br />
wird, will ich an meinem christlichen Glauben festhalten.“<br />
Ähnlich möchte man auch denken. Ich werde diesen wertvollen<br />
Aufsatz, gerne auch anderen Menschen als Lektüre<br />
weiterempfehlen. Herrn Freundt hohe Anerkennung und<br />
gute Wünsche.<br />
Ulrich Hahnenstein, Siegen<br />
db 1/<strong>2010</strong> „Gegwallde – Geschdallde“<br />
Eine Bekannte von mir, Frau Christel Peter aus Eiserfeld,<br />
bat mich einen Leserbrief an die Redaktion des durchblick<br />
zu schreiben. Sie rief mich an und erzählte begeistert von<br />
dem Rezept „Gegwallde-Geschdallde“.<br />
Die ganze Seite hat ihr so gut gefallen, dass sie diese aus<br />
einigen Exemplaren herausgetrennt, und jeweils in einem<br />
ansprechenden Holzbilderrahmen eingerahmt hat. Ihre<br />
Schwester Gretel in der Schuhstadt Hauenstein bekam<br />
ein Exemplar. Gleichfalls ihr Sohn Ulrich in Datteln im<br />
Ruhrgebiet, am Rande des Münsterlandes. Ein weiteres<br />
Exemplar hängt in ihrer Küche. Für meine Tochter Ulrike<br />
überreichte sie mir auch eines.<br />
Sie erzählte mir weiter, sie sei gefragt worden: „Was<br />
ist denn das für eine Sprache?“ Ihre Antwort: „Ja, die<br />
verstehen nur echte Siegerländer!“<br />
Rolf Kretzer, Eiserfeld<br />
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db 1/<strong>2010</strong> Hosdebre gäje d'r Bluff<br />
In der letzten Ausgabe bringen Sie auf Seite 11 das Gedicht<br />
"Hosdebre gäje d'r Bluff". Da heißt es weiter unten:<br />
"Salmiakbasdills-Mesdercher".<br />
Meine Frage dazu: Was ist ein "Mesdercher"?<br />
Friedhelm Scholl, Siegen<br />
Antwort der Autorin: Ein Muster, von auf dem Handrücken<br />
zusammengelegten Salmiak-Pastillen, die dann<br />
eine runde Form ergeben.<br />
durchblick 2/<strong>2010</strong> 65
Unterhaltung / Impressum<br />
Es fiel uns auf …<br />
…dass 1-Cent-Überweisungen auf eine neue Betrugsmasche<br />
hinweisen. Betrüger haben einen neuen Trick:<br />
Sie schreiben einen ausgedachten Namen auf eine Überweisung<br />
und denken sich eine beliebige Zahlenfolge als<br />
Kontonummer aus. Dann überweisen sie einen Cent darauf.<br />
Wenn das Geld nicht zurückkommt, wissen sie, dass<br />
das Konto wirklich existiert und sie ziehen Beträge per<br />
Lastschrift davon ab. Wenn man eine solche Überweisung<br />
entdeckt, sofort die Bank informieren.<br />
…dass Rentenauskünfte unverbindlich sind. Die gesetzliche<br />
Rentenkasse gibt regelmäßig Auskunft darüber,<br />
wie hoch das Altersgeld bei Renteneintritt ausfallen wird.<br />
Das Bundessozialgericht hat dazu entschieden, dass die<br />
Versicherten keinen Anspruch darauf haben, wenn sich<br />
die Rechtslage ändert.<br />
…dass Vitamin B 3 Gehirnschäden reparieren kann.<br />
Tests von US-Forschern deuten darauf hin, dass durch die<br />
Einnahme von Niacin (früher Vitamin B 3) Lähmungen<br />
oder Sprachstörungen als Folgen eines Schlaganfalls gemindert<br />
oder behoben werden können. Im Prinzip bewirkt<br />
Niacin eine neue Verdrahtung des Gehirns. homa<br />
Gedächtnistraining: Lösungen von Seite: Seite 52/53<br />
Buchstabenwege blau: 1.Blaubeere 2.Blaubart 3.Blaustich 4. Blaustern<br />
5.Vergissmeinnicht 6.Storchenschnabel<br />
7.Glockenblume 8.Veilchen 9.Enzian<br />
10.Farbstift. Buchstabenwege Farben:<br />
1.Gelbsucht 2.Rothaarig 3.Gelbkoerper<br />
4.Gruenschnabel 5. Schwarzwurzel.<br />
Merkfähigkeit: Ameise, Himbeere,<br />
Kleks, Schachbrett, Rad, Vogel.<br />
Dreierteam: u.a. Herbstregenwetter,<br />
Schokoladenkuchenrezept, Telefonbucheintrag,<br />
Fernsehprogrammheft,<br />
Millionenlosschein, Musiknotenheft,<br />
Lautsprecherboxen, Mineralwasserquelle.<br />
Zu guter Letzt:<br />
Yannik, vier Jahre alt, besuchte übers Wochenende<br />
die Oma in Siegen. Zur Essenszeit wurde er<br />
gefragt: „Magst du Bratkartöffelchen?“ „Jaah!“<br />
„Knusprig gebraten?“ „Jaah!“ Vorsichtig wurde probiert<br />
und anfangs schmeckten sie ihm nur „gut“, dann waren<br />
sie „Klasse“, und schließlich sagte er mit vollgestopftem<br />
Mund: „Oma, deine Bratkartöffelchen sind saugut‘. Das<br />
klang so überzeugend, dass Oma einen kleinen Lachanfall<br />
bekam. „Und wer sagt so etwas bei euch zu Hause?“ „Nur<br />
ich, nur ich!“ Oh! Der Kindergarten, denkt sie und fragt<br />
weiter: „Hast du denn auch ein anderes Wort dafür?“ Der<br />
kleine Schlingel fand die schönste Antwort: „Oma Gerda,<br />
ich hab dich saulieb“. Jetzt gibt es öfters Bratkartöffelchen<br />
und Oma hat „saugut“ und „saulieb“ – „saugern“. gegr<br />
durchblick<br />
Gemeinnützige Autorenzeitschrift<br />
für Siegen und Umgebung<br />
Herausgeber:<br />
durchblick-siegen Information und Medien e.V.<br />
Anschrift der Redaktion:<br />
„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner Str. 151, 57074 Siegen<br />
Telefon <strong>02</strong>71 61647, Mobil: 0171-6206413<br />
E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de<br />
Internet: www.durchblick-siegen.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 12.30 Uhr<br />
dienstags auch von von 15.00 bis 17.00 Uhr<br />
Redaktion:<br />
Maria Anspach; Friedhelm Eickhoff (v.i.S.d.P.); Fritz Fischer;<br />
Eberhard Freundt; Inge Göbel; Gerda Greis; Dorothea Istock;<br />
Erich Kerkhoff; Erika Krumm; Brigitte Lanko; Horst Mahle;<br />
Ulli Weber; Helga Siebel-Achenbach<br />
Bildredaktion:<br />
Thomas Benauer; Friedhelm Eickhoff; Gottfried Klör (verantwortlich.);<br />
Tessie Reeh; Agnes Spar; Peter Spar; Sabine Völkel;<br />
Hörbuch-Redaktion:<br />
Helmut Drabe (verantwortlich); Hans-Peter Gebhardt;<br />
Kruno Schmidt; Ingrid Drabe; (Sprecher auf CD-Beilage)<br />
Veranstaltungskalender: Ingrid Drabe<br />
Internet: Thomas Benauer<br />
An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:<br />
Daniela Sadelkow-Geßner; Barbara Kerkhoff; Dr. Horst Bach;<br />
Nicole Fahrenkamp; Wilma Frohne; Uwe Erwin Engelmann;<br />
Helga Düringer; Edith Maria Bürger; Elisabeth Hengstenberg;<br />
Reiner Jakobs; Julian Felgitsch; Rolf Kretzer; Ulrike Neuhaus;<br />
Rainer Beel; Eva Vitt; Michael Kringe; Günter Haub; Anette Kunz<br />
Fotos/Zeichnungen/Graphik:<br />
F.Fischer, A.Spar, Dr.H.Bach; G.Klör; H.Mahle, Julian Felgitsch,<br />
T. Reeh; P.Spar; Florian Adam; Dr. Dietmar Berger<br />
www.Fotolia; Archiv Patchworkfrauen; durchblick-Photoshop-Club<br />
Gestaltung, Satz und Layout:<br />
db-Lektorat<br />
Herstellung und Druck:<br />
Vorländer, Obergraben 39, 57072 Siegen<br />
Erscheinungsweise: März, Juni, September, Dezember<br />
Verteilung:<br />
Helga Siebel-Achenbach (Ltg.) Ellen Schumacher;<br />
Hannelore Münch; Paul Jochum; Dr. Horst Bach; Helga Sperling;<br />
Hermann Wilhelm; Ingrid Drabe; Elisabeth Flöttmann; Renate Tietze;<br />
Rotraud Ewert; Ursula Gloger; Waltraud Gottschalk; Monika Müller;<br />
alle Redakteure;<br />
Auflage: 13 000 Der durchblick liegt kostenlos aus: In Sparkassen,<br />
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in den Geschäften des Siegerlandzentrums und bei unseren Inserationskunden,<br />
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der Wohlfahrtsverbände und Kirchen, in allen Rathäusern<br />
und Senioren-Sercicestellen des Kreises Siegen-Wittgenstein. Für<br />
die Postzustellung berechnen wir für vier Ausgaben jährlich 8 Euro.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die<br />
Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte<br />
Beiträge und Leserbriefe zu kürzen. Unverlangte Beiträge<br />
werden nicht zurückgeschickt.<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste 11/2009.<br />
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