2010-02
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Buchbesprechung<br />
Das Meer, der Tod und die Liebe –<br />
oder: Die Pension am Ende der Welt<br />
Marianne Meesmann, „Die Mondspielerin“ im<br />
gleichnamigen Buch von Nina George, ist für<br />
ihren Mann Lothar seine Putzfrau, seine Köchin,<br />
seine Gärtnerin, sein Frauchen, „sein<br />
Stützpunkt“, wie er es nannte. Sie ist<br />
60 Jahre alt, seit 42 Jahren unglücklich<br />
verheiratet, als sie die erste eigene<br />
Entscheidung ihres Lebens trifft. Als<br />
sie mit einer Billig-Busreise mit ihrem<br />
Mann nach Paris fährt, verlässt sie ihn<br />
und stürzt sich von der Pont Neuf in<br />
die Seine. Sie wird aber gegen ihren<br />
Willen von einem Clochard gerettet.<br />
Sie kommt in ein Pariser Krankenhaus<br />
und findet dort eine Kachel mit<br />
dem Bild ihres Sehnsuchtsortes , dem<br />
Dorf Kedruc mit Hafen in der Bretagne<br />
am Ende der Welt, um dort im Meer<br />
ihrem Leben endgültig ein Ende zu setzen.<br />
Die Sechzigjährige flieht von Paris<br />
ins bretonische Hinterland, wo man sie<br />
bereits zu erwarten scheint: Marianne<br />
wird mit der ersehnten Köchin verwechselt.<br />
Wenn sie etwas kann, dann<br />
kochen. So arbeitet sie als Küchenhilfe<br />
in dem Restaurant Ar Mor, bekommt<br />
zum ersten Mal Anerkennung für ihre<br />
Arbeit und erobert sich allmählich einen<br />
Platz in der Dorfgemeinschaft. Mit großer Detailtreue und<br />
poetischem Sprachstil werden die Bewohner und das Leben<br />
in Südfrankreich beschrieben. So auch Yann, der Maler, von<br />
dem Marianne sich von der ersten Begegnung an angezogen<br />
fühlt. Sie verbringt die Zeit mit ihm, wann immer ihr Dienst<br />
in dem Restaurant es zulässt. Von ihm lernt sie schneller Französisch<br />
als von allen anderen und manchmal fragt sie sich, ob<br />
Die Mondspielerin, von Nina George,<br />
erschienen im Knauer Verlag<br />
sie es verdient hatte, so glücklich zu sein. „Sie waren wie zwei<br />
Süchtige, die sich so zügellos ineinander stürzten und aus der<br />
Gegenwart des anderen tranken, als ob es danach nie wieder<br />
etwas zu trinken geben würde.“<br />
Doch ihr altes Leben lässt sie nicht<br />
ganz los. Immer wieder plagen sie<br />
Zweifel, ob sie ihren Mann so einfach<br />
verlassen durfte. Der lässt sie dann<br />
durch einen Aufruf im Fernsehen suchen<br />
und sie wird dort als geistig Verwirrte<br />
dargestellt Aber er nennt sie<br />
auch seine geliebte Frau.<br />
Sie ist völlig konfus und in ihrer<br />
ersten Panik verlässt sie fluchtartig<br />
den Ort. Aber sie kehrt wieder zurück.<br />
Später taucht ihr Mann persönlich auf,<br />
um sie mitzunehmen. Viele Gedanken<br />
schießen ihr durch den Kopf. „Man<br />
kann der Liebe nicht sagen: Komm,<br />
und bleib für immer.“<br />
Wie Mariannes Entscheidung<br />
schließlich ausfällt, ob sie mit ihrem<br />
Mann nach Celle zurückgeht oder<br />
doch in ihrem neuen Leben bleibt, das<br />
– liebe Leser – möchte ich an dieser<br />
Stelle nicht verraten.<br />
Die junge Autorin Nina George<br />
(geboren 1973) beschreibt liebevoll<br />
die Frau im Herbst des Lebens auf der Suche nach dem<br />
Glück. Sie zeichnet die Charaktere ausdrucksstark und<br />
macht so nebenbei auch noch Lust darauf, einmal die Bretagne<br />
kennenzulernen. So vermittelt dieses neue Buch die<br />
Botschaft, dass es nie zu spät ist neu anzufangen, vielleicht<br />
sogar das ganze Leben umzukrempeln. „Sei mutig, um deine<br />
Sehnsuchtsorte zu finden.“<br />
Horst Mahle<br />
fr<br />
24.09.|20 Uhr|Stadthalle Kreuztal<br />
fr<br />
29.10.|20 Uhr|Stadthalle Kreuztal<br />
sa<br />
27.11.|20 Uhr|Stadthalle Kreuztal<br />
Piet Klocke<br />
& Simone Sonnenschein<br />
„DAS LEBEN IST SCHÖN - GEFÄLLIGST!“<br />
Katja Ebstein<br />
„NA UND? WIR LEBEN NOCH“<br />
Veranstalter: Kreuztaler Kulturkreis e.V.<br />
Herbert Knebels<br />
Affentheater<br />
„LOVE IS IN SIE ER“<br />
Infos und Tickets unter: www.kreuztal-kultur.de • <strong>02</strong>732 - 51324<br />
durchblick 2/<strong>2010</strong> 17