2010-02

Gesellschaft
Patchwork-Frauen steppen seit 13 Jahren
82-jährige Bäckergesellin schon immer dabei
Helene Kölzer, älteste der Mudersbacher Patchwork-Frauen, lässt sich von Hanne Wüst,
der einzigen „Fachfrau“ in der Gruppe, die Fertigungsschritte einer Tasche erklären.
Helene Kölzer (82 Jahre jung) ist „Stepperin“ der
ersten Stunde bei den „Mudersbacher Patchwork-
Frauen“. Sie hatte keine Vorkenntnisse und fühlte
sich auch nicht besonders begabt für diese Tätigkeit, ist
sie doch von Hause aus Bäckergesellin! Gemeinsam ist ihr
mit den anderen, derzeit 12 Stepperinnen, die Freude in
gemeinschaftlicher Arbeit Anerkennung zu finden.
Sie werden schon gemerkt haben, dass Steppen nichts
mit der amerikanischen Tanzform zu tun hat, sondern das
deutsche Wort für den angelsächsischen Begriff „quilten“
ist. Quilt (sprich: kwilt) ist ein fertiges Patchworkprodukt.
Fachleute behaupten, dass nur ein handgefertigter Quilt ein
„echter“ Quilt ist.
Was aber genau Quilt oder Patchwork ist, beantwortet
Marliese Dubreuil, Sprecherin der Gruppe, so:
„Für mich habe ich diese Frage schon vor einigen Jahren
zu beantworten versucht. Ist das eine einfache Handarbeit
wie Stricken oder Häkeln oder ein Zusammennähen von
bunten Stoffstücken, die ihre besten Zeiten hinter sich ha-
ben und sonst keine Verwendung mehr finden? Es ist doch
schon ein bisschen mehr, denn bereits beim Aussuchen der
Stoffe wird‘s schwierig.
Verwende ich Reststoffe, alte Bettwäsche, alte Kleider,
Handtücher, Topflappen usw. oder will ich neue Stoffe
verarbeiten? Welcher Stoff gefällt mir und welcher andere
passt dazu? Fühlt er sich gut an oder ist er hart und kratzig?
Stimmt die Qualität oder eignet er sich doch eher nur zum
Putzlumpen?
Was soll daraus entstehen? Eine Bettdecke, ein Wandbehang,
eine Tischdecke, Platzsets oder eine Handtasche?
Die Stücke, die heute daraus entstehen, sind ja nicht
mehr aus der Not heraus geboren wie früher, als wirklich
jedes Stoffstückchen, egal wie es aussah, gehortet wurde,
um eine wärmende Decke zu schaffen.
Heute sind es Stücke, die meinen Augen gefallen, meiner
Seele gut tun, mir schon beim Aussuchen und Überlegen,
wie sich die einzelnen Blöcke ergänzen, einen wohligen
Schauer über den Rücken huschen lassen.
12 durchblick 2/2010