Lyrik Die Alte von Uwe Erwin Engelmann Die Alte mit ihrem grauen, zerschlissenen Haar und ihrem schäbigen Mantel stand plötzlich, ohne dass einer der Gäste von ihr Notiz genommen hätte, mitten in dem Restaurant in London, in dem eine Schar wohl ausgebildeter Kellner ihres Amtes walteten. „Haben Sie nicht ein Pfund für mich übrig?“, ging sie glückfragend, das Gespräch der miteinander Plaudernden kurz unterbrechend, von einem Tisch zum anderen. Da ich – alleinsitzend – die ganze Zeit über so tat, als sei ich mit anderen Dingen beschäftigt, ging sie an meinem Tisch nichts sagend vorbei. An einem der Nebentische steckte ihr ein junger Mann eine Fünfpfundnote zu, als auch schon ein Oberkellner erschien und sie höflich zu einer Tasse Kaffee an einen Tisch in der Nähe der Essensausgabe bat. Die Alte folgte wortlos und setzte sich hin. Kurze Zeit später wurde ihr schon das (offenbar) Versprochene gebracht. Bedächtig wickelte sie aus einem Tüchlein ein Päckchen Zigaretten heraus, ging zum Sideboard, nahm einen Aschenbecher, stellte ihn vor sich auf den Tisch und zündete sich eine Zigarette aus ihrem Päckchen an. Ins Nichts starrend, blies sie den Rauch vor sich hin und trank langsam ihre Tasse aus. Als sie bezahlen wollte, bedeutete ihr der Oberkellner, dass die Tasse auf Kosten des Hauses gehe. Wenig später stand die Alte auf, ging zu dem Tisch des jungen Mannes und wollte ihm die Fünfpfundnote wiedergeben. Dieser aber ignorierte sie. Nach kurzem Warten ging sie an ihren vorherigen Platz zurück, nahm den Aschenbecher und stellte ihn wieder auf das Sideboard, trug Untertasse und Kaffeetasse zum Kücheneingang, wickelte ihr Zigarettenpäckchen wieder in ihr Tüchlein und verließ unauffällig, wie sie eingetreten war, wieder das Lokal. Tief beschämt hielt ich noch Augenblicke später eine Einpfundmünze, die ich zwischenzeitlich aus meiner Hosentasche gekramt hatte, in der nun zur Faust geballten Hand. ● Mehr von Uwe E. Engelmann auf Seite 47. Seejerlänner Mäckes vor 100 Joahr von Helga Düringer D’r Mäckes zoch va Doarf ze Doarf, met brung Geschearr en sinnem Koarf. Vor Klatsch on Tratsch woar hä bekannt on broachde Näjjichkeide ewert Land. Met schwarzer Kabbe em Gesechde, ferzeälde hä so manch’ Geschechde. Det bloe Hemd ewer d'r Botze, nohm hä och mo foar de Rotze! Manchmo verkaufde hä en Däller, do verdende hä en Heller, och mo nix, orrer en Schoddel, doch hä bleeb en armer Troddel! Hä leef bi Rä on och bi Sonn’, bes owends späh de Fös sech wonn. So manche Nacht schleaf hä em Schdroh, on moarjens ston hä off ganz froh! Wenn d’r Goggel hät gegräht, da woar et foar d’r Mäckes spät. Do drabte hä met Koarf on Kiebe, en näjje Duor zo sinner Liebe! Do gob et Wurscht, en goare Soppe, on herno och noch en Schoppe. Doch et konn än keiner haale, hä bleeb d’r Mäckes ald d’r Ale. Gestärkt zoog hä va Oart ze Oart, on machde sech ganz heimlech foart. So woahr hä no, vam ale Schlach, d’r Seejerlänner Mäckes, Dach vor Dach! durchblick 2/<strong>2010</strong> 37
Geboren am 15. Mai 1948 in Brachbach/Sieg 16-facher Deutscher Meister im Boxen in Serie Teilnehmer an 5 Europameisterschaften, davon 1969 in Bukarest – dritter Platz 1971 in Madrid – zweiter Platz 1973 in Belgrad – zweiter Platz 1979 in Köln – Europameister im Superschwergewicht 4 Olympische Spiele, davon: 1982 in München - dritter Platz 38 durchblick 2/<strong>2010</strong>