Hinz&Kunzt 297 November 2017
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SERIE<br />
Die Besser-Verdiener<br />
Kleine, geile Firmen,<br />
die sozial wirtschaften<br />
Besser-Verdiener<br />
Jetzt kann man auf manchen Festivals<br />
Gutes tun, wenn man aufs Klo geht:<br />
Zwei Euro kostet der Gang auf<br />
die „Goldeimer“-Komposttoilette<br />
mit gleichnamigem Klopapier.<br />
Am Anfang steht ein fieser<br />
Durchfall im tiefsten Westafrika:<br />
Malte Schremmer,<br />
Geografiestudent aus Kiel,<br />
bekommt 2011 die Gelegenheit, vor<br />
Ort die Arbeit der Welthungerhilfe<br />
kennenzulernen. Seit Jahren engagiert<br />
er sich für deren Partner „Viva con<br />
Agua“, veranstaltet Benefizpartys für<br />
Trinkwasserprojekte. Nun lernt er einen<br />
Teil der Welt kennen, in dem Klos<br />
keine Selbstverständlichkeit sind, sondern<br />
eine Rarität. „Das war krass: Ich<br />
habe noch nie so viele Menschen öffentlich<br />
auf Toilette gehen sehen“, erinnert<br />
sich Schremmer. „Im Gebüsch, am<br />
Straßenrand, neben dem Bus …“ Als<br />
ihn ein heimtückischer Magen-Darm-<br />
Virus erwischt, erfährt der Student den<br />
Mangel am eigenen Leib, bricht die<br />
Reise vorzeitig ab – und beginnt, über<br />
Toiletten nachzudenken.<br />
39<br />
Sechs Jahre später sitzt der 30-Jährige<br />
auf einem Sofa in der „Alten Mu“ in<br />
Kiel – sein Arbeitsplatz, wenn er nicht<br />
in Hamburg ist – und lässt die Geschichte<br />
schmunzelnd Revue passieren. Ein<br />
paar Schritte weiter, in der Holzwerkstatt<br />
der ehemaligen Kunsthochschule,<br />
hat Schremmer mit Mitstreitern den<br />
ersten Prototyp einer mobilen Komposttoilette<br />
gebastelt – sozusagen die<br />
Geburtsstunde der Firma „Gold eimer“.