Hinz&Kunzt 297 November 2017

Besser-Verdiener
lerkrankungen in Afrika bei Kindern unter vier Jahren
die Todesursache Nummer eins sind. Und dass laut
Weltbank jeder Dollar, der in Klos investiert wird, auf
lange Sicht 20 Dollar einbringt. „Das Wichtigste ist, dass
wir darüber reden“, sagt Schremmer. „Denn bei der
Toilette fängt vieles an. Zum Beispiel Gesundheit.“ Kein
Wunder, dass „Viva con Agua“ das Projekt 2014 unter
seine Fittiche nahm: Ohne vernünftige Sanitärversorgung
kann es kein sauberes Trinkwasser geben.
Auf gut 20 Festivals sind sie diesen Sommer gewesen,
haben mit Zehntausenden gesprochen. „Wenn nur
jeder Zehnte sich erinnert, bleibt was hängen“, sagt
Malte Schremmer. Um seine Botschaften noch breiter
streuen zu können, hat „Goldeimer“ 2016 ein eigenes
Toilettenpapier auf den Markt gebracht – erhältlich in
jeder „Budni“-Filiale und im Internet. Zu 100 Prozent
„Hier geht es darum,
ob Menschen
leben oder sterben.“
MALTE SCHREMMER
aus Recyclingpapier, klar, und 20 Cent pro verkaufter
Packung fließen in den Bau von öffentlichen Toiletten
in Ländern wie Äthiopien. Und weil die Nachfrage so
groß ist, entwickelt die „Goldeimer“-Crew derzeit auch
einen Toiletten-Prototypen speziell für Kleingärtner.
Der ist „Testballon“ und gleichzeitig Teil eines
ehrgeizigen Plans: Schremmer und Mitstreiter wollen
Komposttoiletten entwickeln, die in der Katastrophenhilfe
einsetzbar sind, etwa um den Ausbruch von Cholera-Epidemien
zu verhindern. Der Weg ist noch weit,
vor allem die Entsorgung bereitet Probleme, weil in
Krisengebieten die Kooperationspartner fehlen. Eine
selbst entwickelte, mobile Anlage, die den Toiletteninhalt
vor Ort verarbeitet, könnte die Lösung sein.
Doch was kann „der Motor“ der Anlage sein? Temperatur?
Mikro-Organismen? „Wir sind am Recherchieren“,
sagt Schremmer und weiß: Der Einsatz lohnt. „Hier
geht es darum, ob Menschen leben oder sterben.“ •
Kontakt: ulrich.jonas@hinzundkunzt.de
Am 19.11. ist Welttoilettentag der UNO.
Infos unter www.welthungerhilfe.de/welttoilettentag.html
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