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»Deutschland braucht<br />

kein Panikgesetz«<br />

VDZ-Präsident Dr. Stephan Holthoff-Pförtner im<br />

PRINT&more-Sommerinterview über Pressefreiheit,<br />

Netzwerkdurchsetzungsgesetz, Yellows etc.<br />

PRINT&more | Warum kümmern Sie und der<br />

VDZ sich so intensiv um Pressefreiheit? Das ist<br />

doch ein journalistisches Thema.<br />

DR. STEPHAN HOLTHOFF-PFÖRTNER |<br />

Der Kern der verlegerischen Angebote ist freier<br />

Journalismus. Zudem ist die Pressefreiheit die<br />

Voraussetzung für Meinungs-, Kunst- und Religionsfreiheit.<br />

Wir erleben doch auch in Deutschland<br />

Angriffe auf die Pressefreiheit, die natürlich<br />

auch die Ausübung der Meinungsfreiheit<br />

treffen sollen. Die Einschränkung der Pressefreiheit<br />

ist ein »klassischer« Frühindikator dafür,<br />

dass die Demokratie in ihrem Kern getroffen<br />

werden soll. Der VDZ hat sich hier sehr<br />

früh engagiert mit der Kampagne »Pressefreiheit<br />

schützt Deine Meinungsfreiheit«. Diese<br />

Kam pagne hat sehr gut nach innen mobilisiert,<br />

Hunderte von Titeln haben die VDZ-Kampagnen-Motive<br />

abgedruckt und sich hinter das<br />

Thema gestellt. Und es gehen viele Türen von<br />

Organisationen auf, die sich beteiligen – wie<br />

etwa jüngst im Rahmen einer Podiumsdiskussion<br />

zum Tag der Pressefreiheit. Der VDZ hat<br />

diese initiiert und zusammen mit dem Bundesbeauftragten<br />

für die Stasi-Unterlagen (BStU),<br />

der Stiftung Lesen sowie »Reporter ohne Grenzen«<br />

organisiert. Und die Einschränkung der<br />

Presse- und Meinungsfreiheit kommt auch aus<br />

überraschenden Ecken …<br />

Was meinen Sie damit?<br />

Der Bundesjustizminister möchte sein sogenanntes<br />

Netzwerkdurchsetzungsgesetz durchpeitschen.<br />

Ich habe die Delegierung von Zensur<br />

auf Private schon vor Monaten als Verstoß<br />

gegen die Meinungs- und Pressefreiheit kritisiert.<br />

Nun hat auch der Wissenschaftliche Dienst<br />

des Bundestages den Gesetzesentwurf als Eingriff<br />

in die Meinungsfreiheit bewertet. Dieser<br />

kommt zum Ergebnis, dass die Löschung von<br />

Inhalten durch private Diensteanbieter verfassungsrechtlich<br />

nicht gerechtfertigt sei. Deutsch -<br />

land braucht kein »Panikgesetz«, mit dem der<br />

Staat seine Hoheit auf Rechtsdurchsetzung ruhen<br />

lässt, um mit Facebook den größten Kommentarraum<br />

der Erde gleichzeitig zum größten<br />

Zensor zu machen. Statt eines unaus gegorenen<br />

Gesetzes müssen alle gesellschaftlich interessierten<br />

Kräfte konstruktiv an der Durch set zung<br />

geltenden Rechts arbeiten. Dazu hat der VDZ<br />

einen 5-Punkte-Plan vorgestellt:<br />

Bund und Länder müssen die Strafverfolgungsorgane<br />

so ausstatten und unter -<br />

stützen, dass sie geltendes Recht in den<br />

sozialen Netzwerken durchsetzen können.<br />

Facebook muss eigene Ressourcen<br />

aufbauen und 24/7 erreichbar sein,<br />

um geltendes Recht nach Aufforderung<br />

zeitnah umzusetzen.<br />

Die Bürger müssen aufgeklärt und<br />

ermutigt werden, bei strafrechtlich<br />

relevanten Tatbeständen die Strafverfolgungsbehörden<br />

einzuschalten.<br />

Es geht nicht nur darum, rechtswidrige<br />

Veröffentlichungen zu bekämpfen.<br />

Umgekehrt muss auch verhindert werden,<br />

dass Quasimonopolisten wie Facebook<br />

nach eigenem Gutdünken bestimmte<br />

rechtmäßige Inhalte nicht veröffentlichen.<br />

Deshalb müssen solche marktbeherrschenden<br />

Plattformen allen rechtmäßigen<br />

Inhalten diskriminierungsfreien Zugang<br />

gewährleisten.<br />

Aber wie kann das eine freie Presse garantieren,<br />

wenn Auflage und Anzeigen weiter so stark<br />

schrumpfen?<br />

Wichtig: Nicht zuerst beim Journalismus sparen!<br />

Wir müssen in den Journalismus investieren,<br />

hier müssen wir immer besser werden. Was wir<br />

tun sollten: die Kooperationen im Vertrieb und<br />

in der Vermarktung vorantreiben. Die GWB-<br />

Novelle gibt uns dazu die Möglichkeit. Und<br />

dann müssen wir auch ganz selbstbewusst sagen:<br />

Freedom is not for free. Wenn du eine gute<br />

Information haben willst, musst du dafür bezahlen.<br />

Du musst denjenigen bezahlen, der für<br />

dich arbeitet, der für dich recherchiert, der dir<br />

www.vdz.de<br />

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