PRINTmore_2-17
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»Deutschland braucht<br />
kein Panikgesetz«<br />
VDZ-Präsident Dr. Stephan Holthoff-Pförtner im<br />
PRINT&more-Sommerinterview über Pressefreiheit,<br />
Netzwerkdurchsetzungsgesetz, Yellows etc.<br />
PRINT&more | Warum kümmern Sie und der<br />
VDZ sich so intensiv um Pressefreiheit? Das ist<br />
doch ein journalistisches Thema.<br />
DR. STEPHAN HOLTHOFF-PFÖRTNER |<br />
Der Kern der verlegerischen Angebote ist freier<br />
Journalismus. Zudem ist die Pressefreiheit die<br />
Voraussetzung für Meinungs-, Kunst- und Religionsfreiheit.<br />
Wir erleben doch auch in Deutschland<br />
Angriffe auf die Pressefreiheit, die natürlich<br />
auch die Ausübung der Meinungsfreiheit<br />
treffen sollen. Die Einschränkung der Pressefreiheit<br />
ist ein »klassischer« Frühindikator dafür,<br />
dass die Demokratie in ihrem Kern getroffen<br />
werden soll. Der VDZ hat sich hier sehr<br />
früh engagiert mit der Kampagne »Pressefreiheit<br />
schützt Deine Meinungsfreiheit«. Diese<br />
Kam pagne hat sehr gut nach innen mobilisiert,<br />
Hunderte von Titeln haben die VDZ-Kampagnen-Motive<br />
abgedruckt und sich hinter das<br />
Thema gestellt. Und es gehen viele Türen von<br />
Organisationen auf, die sich beteiligen – wie<br />
etwa jüngst im Rahmen einer Podiumsdiskussion<br />
zum Tag der Pressefreiheit. Der VDZ hat<br />
diese initiiert und zusammen mit dem Bundesbeauftragten<br />
für die Stasi-Unterlagen (BStU),<br />
der Stiftung Lesen sowie »Reporter ohne Grenzen«<br />
organisiert. Und die Einschränkung der<br />
Presse- und Meinungsfreiheit kommt auch aus<br />
überraschenden Ecken …<br />
Was meinen Sie damit?<br />
Der Bundesjustizminister möchte sein sogenanntes<br />
Netzwerkdurchsetzungsgesetz durchpeitschen.<br />
Ich habe die Delegierung von Zensur<br />
auf Private schon vor Monaten als Verstoß<br />
gegen die Meinungs- und Pressefreiheit kritisiert.<br />
Nun hat auch der Wissenschaftliche Dienst<br />
des Bundestages den Gesetzesentwurf als Eingriff<br />
in die Meinungsfreiheit bewertet. Dieser<br />
kommt zum Ergebnis, dass die Löschung von<br />
Inhalten durch private Diensteanbieter verfassungsrechtlich<br />
nicht gerechtfertigt sei. Deutsch -<br />
land braucht kein »Panikgesetz«, mit dem der<br />
Staat seine Hoheit auf Rechtsdurchsetzung ruhen<br />
lässt, um mit Facebook den größten Kommentarraum<br />
der Erde gleichzeitig zum größten<br />
Zensor zu machen. Statt eines unaus gegorenen<br />
Gesetzes müssen alle gesellschaftlich interessierten<br />
Kräfte konstruktiv an der Durch set zung<br />
geltenden Rechts arbeiten. Dazu hat der VDZ<br />
einen 5-Punkte-Plan vorgestellt:<br />
Bund und Länder müssen die Strafverfolgungsorgane<br />
so ausstatten und unter -<br />
stützen, dass sie geltendes Recht in den<br />
sozialen Netzwerken durchsetzen können.<br />
Facebook muss eigene Ressourcen<br />
aufbauen und 24/7 erreichbar sein,<br />
um geltendes Recht nach Aufforderung<br />
zeitnah umzusetzen.<br />
Die Bürger müssen aufgeklärt und<br />
ermutigt werden, bei strafrechtlich<br />
relevanten Tatbeständen die Strafverfolgungsbehörden<br />
einzuschalten.<br />
Es geht nicht nur darum, rechtswidrige<br />
Veröffentlichungen zu bekämpfen.<br />
Umgekehrt muss auch verhindert werden,<br />
dass Quasimonopolisten wie Facebook<br />
nach eigenem Gutdünken bestimmte<br />
rechtmäßige Inhalte nicht veröffentlichen.<br />
Deshalb müssen solche marktbeherrschenden<br />
Plattformen allen rechtmäßigen<br />
Inhalten diskriminierungsfreien Zugang<br />
gewährleisten.<br />
Aber wie kann das eine freie Presse garantieren,<br />
wenn Auflage und Anzeigen weiter so stark<br />
schrumpfen?<br />
Wichtig: Nicht zuerst beim Journalismus sparen!<br />
Wir müssen in den Journalismus investieren,<br />
hier müssen wir immer besser werden. Was wir<br />
tun sollten: die Kooperationen im Vertrieb und<br />
in der Vermarktung vorantreiben. Die GWB-<br />
Novelle gibt uns dazu die Möglichkeit. Und<br />
dann müssen wir auch ganz selbstbewusst sagen:<br />
Freedom is not for free. Wenn du eine gute<br />
Information haben willst, musst du dafür bezahlen.<br />
Du musst denjenigen bezahlen, der für<br />
dich arbeitet, der für dich recherchiert, der dir<br />
www.vdz.de<br />
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