sportFACHHANDEL 03_2018 Leseprobe

3.2018 EOG | TITEL | 19
Das Objekt der Begierde:
Die europäische Leitmesse
„OutDoor“ soll sich
verändern und auch der
Austragungsort steht zur
Diskussion.
© 35007/ISTOCKPHOTO.COM, EOG
In Dan Browns Bestseller „Illuminati“ findet der
amerikanische Professor Robert Langdon im vatikanischen
Geheimarchiv das Werk „Diagramma
della Verità“ von Galileo Galilei. Darin weisen die
vier Elemente Erde, Wasser, Feuer, und Luft einen
abenteuerlichen „Pfad der Erleuchtung“ hin zum
geheimen Verhandlungsort eines bereits seit Jahrhunderten
bestehenden Geheimbundes. Wer sich
auf die Suche nach der Machtzentrale der europäischen
Outdoor-Branche macht, muss ebenfalls
Umwege in Kauf nehmen: Zwar lautet die offizielle
Adresse Zug in der Schweiz, der Präsident sitzt aber
in der Niederlassung eines US-amerikanischen
Unternehmens in den Niederlanden, der Generalsekretär
im schönen Lake District in England und die
Vollversammlungen finden meist dort statt, wo die
Mehrheit der Mitglieder sowieso gerade ist.
Die vier Outdoor-Elemente Erde, Wasser, Feuer,
Luft mögen also den Weg zu den „Illuminati“
weisen, wer dagegen die Strukturen und Denkweisen
des mächtigen Interessenverbandes der
europäischen Outdoor-Industrie und „Besitzers“
der zur Zeit hart umkämpften Leitmesse „OutDoor“
verstehen möchte, startet dagegen am besten mit
einer Zeitreise ...
Als für die Outdoor-Branche noch ein Zwei-Mann-
Zelt genügt hätte, fügte man sich noch in das
Schicksal, als kleiner, mitunter wundersamer
Tüftler zu gelten für Nischenmärkte, den die
„großen“ Sportartikler so gut verstanden wie ein
Erstklässler die Quantenphysik. Auf Messen wie der
ISPO belegte man die hinteren Hallen oder wurde
– klar, ging ja irgendwie alles auch um „draußen“
– ins Freigelände verbannt. 1994 aber gründete
man die eigene „OutDoor“ in Friedrichshafen und
im Jahr 2003 entschlossen sich dann insgesamt 19
Unternehmen, auch einen länderübergreifenden,
eigenen Interessenverband zu gründen.
Die Einsicht: In einem zunehmend internationalen
Umfeld entwickeln sich Gesetze, Umweltschutz,
Medien und Markt immer öfter zu multinationalen
Angelegenheiten. Eine engere Zusammenarbeit
unter den Mitgliedern sowie zwischen und mit
den einzelnen nationalen Verbänden sollte der
Gruppe das notwendige Gewicht verleihen, um die
Outdoor-Industrie auch im Konzert der Großen
angemessen zu vertreten.
Heute umfasst die Organisation bereits 97
Mitglieder. Alte Köpfe wie der erste Vorsitzende
Rolf Schmid (ehemals Mammut), Vaude-Gründer
Albrecht von Dewitz oder Deuter-Urgestein
Bernd Kullmann sind ausgeschieden; junge, gut
ausgebildete und international geprägte Manager
stoßen nach – und haben in den letzten Jahren
nicht nur das Gesicht des Gremiums verändert:
Neben Herstellern, Lieferanten und Marken sind
mittlerweile auch Ingredient Brands wie Gore-Tex
oder Primaloft sowie Händler – seit dem vergangenen
Jahr sogar Internet-Pure-Player – mit von
der Partie. Das Ziel: Möglichst alle, die mit Outdoor
Geld verdienen, sollen an einem Strang ziehen,
denn nur geeint und gemeinsam kann die seit
den 1990er Jahren zwar deutlich gewachsene, im
Vergleich zu anderen Industriezweigen aber immer
noch kleine Outdoor-Branche die Herausforderungen
der Zukunft meistern. Dabei geht es natürlich
um die Stichworte Digitalisierung und Nachhaltigkeit,
aber auch um den Wettbewerb zu Playstation
& Co. sowie zu den großen Lobbygruppen in Berlin
und Brüssel, London, Paris, Wien und Stockholm,
die anderes im Sinn haben als die Konsumenten zu
Outdoor-Aktivitäten zu verleiten.
In Brüssel hat man die „It’s Great Out There
Coalition“ installiert, eine Non-Profit-Organisation,
die eine breit angelegte Kampagne zur
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