sportFACHHANDEL 03_2018 Leseprobe
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3.<strong>2018</strong> Shops<br />
Shops | FACHHANDEL | 47<br />
1980 hatte ein Brand das Geschäft beinnahe total<br />
vernichtet. „Mein Opa hatte dann kein Interesse<br />
mehr und verließ Berlin Richtung Tegernsee, wo<br />
er auch noch ein Skigeschäft führte“, erzählt Lars<br />
Forkl, „dann hat mein Vater das Geschäft übernommen.<br />
Ich habe dort von Anfang an gelernt.“<br />
Das Geschäft lief sehr gut, der Name zog an und<br />
die Lage am Bahnhof Zoo war genial. Die Skihütte<br />
verfügte über rund 800 Quadratmeter verteilt auf<br />
drei Etagen. Das war nicht nur gemütlich, mit einer<br />
Holzgallerie, sondern seinerzeit schon eine Art<br />
Erlebniskauf. Denn das Thema Wintersport und<br />
Ski war damals schon recht beliebt in Berlin: Der<br />
Berliner Wintersportler fuhr in den Harz oder auch<br />
in die Alpen und selbst im Grunewald im Süden der<br />
Stadt war das Ausüben von Langlauf möglich. „Im<br />
Winter haben wir das meiste Geschäft gemacht,<br />
aber auch der Sommer lief gut mit Inline-Skates<br />
zum Beispiel.“ In den neunziger Jahren schossen<br />
die Umsätze aufgrund der Wiedervereinigung „in<br />
die Höhe.“ Aber: Auch die Mieten stiegen enorm.<br />
Zudem etablierten sich nach und nach weitere<br />
Sportgeschäfte und -märkte im Osten der<br />
Spreemetropole und zogen dort Kunden an.<br />
1999 wurde das Geschäft an Sporthändler und<br />
Nachfolger Jürgen Merker verkauft. „Mein Vater<br />
war traurig, dass ich das Geschäft nicht weiterführen<br />
wollte“, erzählt Lars Forkl, „doch das war mir<br />
damals einfach eine Nummer zu groß. Wir hatten<br />
bis zu 40 Angestellte. Ich wollte lieber ein kleines<br />
Geschäft haben. Obwohl, ich glaube, es könnte auch<br />
heute noch laufen.“ Aber im Nachhinein weiß man<br />
es immer besser. Ein erster Schlag allerdings erfolgte,<br />
als der Warenhauskonzern Karstadt 1995, genau<br />
gegenüber im ehemaligen, denkmalgeschützten<br />
Bilka-Haus am Bahnhof Zoo, ein Sporthaus<br />
eröffnete, das seinerzeit größte Europas. „Das hat<br />
uns Kunden weggenommen. Und auch Verkäufer<br />
wurden (mit höheren Gehaltsversprechen) abgeworben.“<br />
Die berühmte Skihütte an alter Stelle ist<br />
inzwischen Geschichte, auch Branchenprofi Jürgen<br />
Merker musste trotz Neustart und Umzug letztendlich<br />
aufgeben. Doch der Name Forkl ist vielen Kunden<br />
und Berlinern im Gedächtnis geblieben. Lars<br />
Forkl eröffnete im Jahr 2000 sein eigenes Geschäft<br />
unter dem Namen Sportdiscount. Leider nicht<br />
unter dem Namen Skihütte. „Doch viele wissen, wer<br />
wir sind und wo wir herkommen“, freut sich der<br />
Berliner Händler immer wieder. Trotzdem ist das<br />
Umfeld problematischer geworden, Filialisten und<br />
Internethändler bedrängen den klassischen Handel,<br />
der sich noch auf Tugenden wie Beratung und<br />
Service auch mal über den Horizont hinaus beruft,<br />
und über Produktwissen verfügt. Es sei nicht selten,<br />
dass Kunden aus anderen Geschäften kommen, weil<br />
sie enttäuscht sind. „Das höre ich immer wieder.“<br />
Lars Forkl ist im Viertel bekannt, die Stammkundschaft<br />
schätzt sein Wissen und Bemühen. Der<br />
Chef steht selber im Laden. Wintersport-Hartware<br />
gibt es nicht mehr, jedoch alles in Sachen Bekleidung.<br />
Forkl hat sein eigenes Metier gefunden und<br />
sein Feld abgesteckt. Dazu gehören Teamsport, das<br />
Beflocken und der Textildruck sowie das Entwerfen<br />
eigener Designs. „Ich mache sehr individuelle<br />
Sachen, damit geben sich andere gar nicht mehr<br />
ab“, weiß der Händler, „die wollen nur Stückzahl<br />
machen. Mein Konzept war damals: Ich muss eine<br />
Nische finden zwischen Kaufhaus und dem, was<br />
mein Vater damals gemacht hat.“ Forkl kann<br />
Schätze anbieten, weil er günstig einkauft, Sneaker<br />
und Bekleidungsteile auch noch aus der letzten<br />
Saison hat, die viele Kunden suchen. Auch damit<br />
kann man sich gegenüber dem Einheitsbrei<br />
abheben. Dazu kommt die persönliche Beratung.<br />
„Es ist traurig, dass es immer weniger Fachgeschäfte<br />
gibt und die Individualität verloren<br />
geht.“ Das müsse man einfach feststellen.<br />
Der Umsatzanteil mit Schuhen ist bei Forkl auf<br />
knapp 70 Prozent geklettert, der Rest entfällt auf<br />
Textilien. „Früher war es einmal umgekehrt. Da<br />
habe ich noch mehr Winterbekleidung und<br />
Skihosen verkauft.“ Das sei leider zurückgegangen.<br />
Das Geheimnis jetzt: Es gibt bei Forkl einen interessanten<br />
und übersichtlichen Mix aus aktueller Ware<br />
und Posten. Manche Trendsneaker findet man nur<br />
noch hier. Forkel kauft selber ein, bezieht aber auch<br />
bei Herstellern direkt. „Man muss flexibel sein<br />
und wissen, was die Kunden wollen und darauf<br />
eingehen.“ Sein größter Vorteil: Fach- und<br />
Produktwissen zu jeder Sportart. Und: „Ich bin<br />
glücklicherweise in keinem Verband.“