sportFACHHANDEL 03_2018 Leseprobe
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3.<strong>2018</strong> Interview<br />
Interview | WINTER | 31<br />
<strong>sportFACHHANDEL</strong>: Wie geht es Leki?<br />
Waltraud Lenhart: Es geht uns gut. Wir sind sehr<br />
zufrieden mit der Entwicklung der vergangenen<br />
fünf Jahre. Damals hatten wir mit dem Tod meines<br />
Mannes alle eine sehr schwierige Situation zu<br />
bewältigen und angesichts dessen darf man mit<br />
dem bisher Erreichten wirklich sehr zufrieden<br />
sein. Ganz besonders berührt hat mich, dass alle<br />
Mitarbeiter mit angepackt haben und jeder seinen<br />
Beitrag geleistet hat, um unseren Verlust zu<br />
verarbeiten und zu bewältigen. Und durch die<br />
gemeinschaftliche Anstrengung können wir wieder<br />
in die Zukunft planen.<br />
Es hieß immer, Sie würden sich im Hintergrund viel<br />
wohler fühlen. Durch den tragischen Unfalltod Ihres<br />
Mannes standen Sie aber im Rampenlicht. Wie sind<br />
Sie persönlich mit der Verantwortung umgegangen,<br />
die plötzlich auf Ihren Schultern lastete? Sie haben<br />
schon recht. Es ist sicher nicht so, dass ich das<br />
Rampenlicht brauche. Ich war 30 Jahre im Hintergrund<br />
hinter meinem Mann tätig und war es<br />
gewohnt, Verantwortung zu übernehmen und zu<br />
tragen. Natürlich ist es noch einmal ein Unterschied,<br />
ob man dann in der ersten oder in der<br />
zweiten Reihe steht. Aber das ist jetzt Teil meines<br />
Lebens geworden und ich trage die Verantwortung<br />
für das Unternehmen, die Marke und das<br />
Vermächtnis meines Mannes gerne.<br />
Wie hat sich Ihr Leben verändert? Das eigene<br />
Tun wird auf einmal von einer viel größeren<br />
Öffentlichkeit wahrgenommen. Das war schon<br />
eine große Umstellung für mich.<br />
Sie haben es bereits angedeutet: In den vergangenen<br />
fünf Jahren hat sich bei Leki einiges getan ...<br />
Veränderungen, die es gegeben hat, sind doch auch<br />
ganz natürlich. Beispielsweise in der Führungsmannschaft.<br />
Ich kann und will meinen Mann nicht<br />
kopieren. Man muss seinen eigenen Weg finden.<br />
Mein erster Lernprozess in der Verantwortung war,<br />
dass es immer einer starken zweiten Führungsriege<br />
bedarf, damit es nahtlos weitergehen kann, wenn<br />
der Kopf plötzlich abhanden kommt. Die Frage, wie<br />
wir uns in der neuen Situation aufstellen, war<br />
sicherlich eine Herausforderung. Aber sie war nötig.<br />
Wie ist Leki jetzt aufgestellt? Ich trage die<br />
Gesamtverantwortung und werde von meinem<br />
Management-Team bestehend aus Matthias<br />
Hatt für den Vertrieb, Martin Rominger für die<br />
Finanzen/Controlling und Gerald Kinbacher für<br />
Einkauf/Produktion unterstützt. Wir zusammen<br />
leiten die Geschicke von Leki.<br />
Welche Vision haben Sie für Leki? Was die<br />
Geschäftsleitung betrifft, so sollte diese immer so<br />
aufgestellt sein, dass das Unternehmen nicht von<br />
einzelnen Personen abhängt. Denn es geht um viel<br />
mehr als die Marke Leki. Es geht um Menschen,<br />
um Arbeitsplätze. Und es ist mein Ziel, das Unternehmen<br />
so aufzustellen, dass ich irgendwann<br />
beruhigt in Pension gehen kann.<br />
Leki ist ein Familienunternehmen. Wird Leki auch<br />
ein Familienunternehmen bleiben, wenn Sie in<br />
Pension gehen? Das ist mein Ziel!<br />
Die Outdoorbranche wird derzeit geprägt durch<br />
Konsolidierung und Digitalisierung. Die Lösung für<br />
viele Lieferanten läuft häufig unter dem Schlagwort<br />
Direct to Consumer. Aber wenn alle zum Konsumenten<br />
wollen, wo bleibt dann der Fachhandel?<br />
Ganz klar: Leki steht zum Sportfachhandel. Es<br />
gibt unzählige Möglichkeiten, den Fachhandel mit<br />
einzubeziehen, wenn man als Lieferant mit dem<br />
Endverbraucher stärker in Kontakt kommen will.<br />
Und ich denke, es ist generell die aktuelle Herausforderung:<br />
Wie gelingt es zum Wohle der Beteiligten,<br />
zweigleisig zu fahren? Als Marke müssen wir<br />
natürlich mit den Konsumenten in Kontakt treten<br />
und bleiben. Das wird einfach erwartet. Gleichzeitig<br />
darf man aber die Partner im Fachhandel, die für den<br />
Erfolg der Marke immens wichtig sind, auf keinen<br />
Fall vernachlässigen. Dieser Herausforderung<br />
müssen und wollen wir uns stellen.<br />
Wie schafft man als Lieferant diesen Spagat? Mit<br />
unseren Konsumenten treten wir beispielsweise über<br />
die sozialen Medien, angefangen bei Facebook, in<br />
Kontakt. Aber auch unsere Online-Verkaufsplattform<br />
dient natürlich zum Kundenkontakt. Hier können<br />
wir lernen, welche Produkte besonders gefragt sind.<br />
Aber das machen wir eben nicht allein, sondern mit<br />
unseren Fachhandelspartnern, indem wir dort<br />
einen Marktplatz eingerichtet haben.<br />
>>><br />
Laut Leki sind Innovationen,<br />
Service und Zuverlässigkeit<br />
noch wichtiger geworden als<br />
früher.<br />
Nichts ersetzt<br />
bisher den<br />
direkten Kontakt zum<br />
Händler, zum Kunden<br />
und zur Branche<br />
allgemein.«<br />
Waltraud Lenhart