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STIEPEL HISTORISCH<br />
Schon lange in Vergessenheit geraten<br />
Serie „Gaststätten in Stiepel“: Die Schankwirtschaft „Zur steilen Höh“<br />
Die Straßenansicht von 1894: links im Anbau der Eingang zum großen Saal.<br />
Foto: Stadtarchiv Bochum<br />
Die in unserer Serie bisher<br />
beschriebenen Gastwirtschaften<br />
haben sich unter<br />
anderem dadurch ausgezeichnet,<br />
dass sie über<br />
Generationen von ein und<br />
derselben Familie geführt<br />
wurden.<br />
Bei der hier beschriebenen<br />
Gastwirtschaft, die an der<br />
heutigen Gräfin-Imma-Straße<br />
12 beheimatet war und nach<br />
1919 die Praxisräume des<br />
ersten in Stiepel niedergelassenen<br />
Arztes waren, ist das<br />
genau andersherum. Es gab<br />
viele, nach jeweils kurzer Zeit<br />
wechselnde Eigentümerfamilien,<br />
von denen die meisten<br />
wohl nicht besonders erfolgreich<br />
waren. Doch der Reihe<br />
nach: Begonnen hat es mit<br />
dem Wirt Wilhelm Vohwinkel.<br />
Wann genau er sein Haus<br />
erbaut und den Betrieb der<br />
Gastwirtschaft begonnen hat,<br />
lässt sich nicht mehr exakt<br />
nachvollziehen. Es ist aber<br />
davon auszugehen, dass er<br />
das Grundstück bis spätestens<br />
1869 als Teil des ehemaligen<br />
Kirchenwaldes, des<br />
sog. Pastoratsbusches, vom<br />
evangelischen Pastorat erworben<br />
hat. Wilhelm Vohwinkels<br />
Zeit als Wirt währte aber<br />
nur einige Jahre. Ein Eintrag<br />
in den Kirchenbüchern verrät<br />
uns, dass er im Jahr 1885<br />
verstorben ist und eine Witwe<br />
sowie drei Kinder hinterlassen<br />
hat. Fortan führte die Witwe<br />
Vohwinkel die Gastwirtschaft.<br />
Im Jahr 1894 beantragte dann<br />
der Sohn, der Bergmann Wilhelm<br />
Vohwinkel junior bei<br />
der Gemeinde Stiepel, die<br />
Konzession für den Betrieb<br />
der Gastwirtschaft von seiner<br />
Mutter auf ihn zu übertragen.<br />
Durch diesen heute noch<br />
erhaltenen Konzessionsantrag<br />
können wir uns ein Bild<br />
von dem Gebäude machen.<br />
Wilhelm Vohwinkel junior beschreibt<br />
darin, dass die Wirtschaft<br />
das Vereinslokal für<br />
drei Vereine war (Militär-Verein<br />
Stiepel, Knappen-Verein<br />
Glück auf, Dilletanten-Verein<br />
Arion) und insbesondere einen<br />
Saal in der Größe von<br />
387 Quadratmetern umfasste<br />
und (zu jener Zeit) „ … ein so<br />
großer Saal wie der unsere in<br />
Stiepel nicht vorhanden ist.“<br />
Aufgrund der Lage fast genau<br />
im geografischen Mittelpunkt<br />
Stiepels wurde der Saal „ …<br />
stets zu Versammlungen bei<br />
Reichstagswahlen benutzt.“<br />
Der Saal besaß eine Bühne<br />
und wurde später um eine Kegelhalle<br />
erweitert.<br />
Die Konzession für den Bergmann<br />
Wilhelm Vohwinkel junior<br />
wurde im Mai 1894 erteilt.<br />
Seine Zeit als Wirt dauerte<br />
aber höchstens zehn Jahre,<br />
denn für das Jahr 1904 ist<br />
im Einwohnerverzeichnis der<br />
Wirt Friedrich Röder verzeichnet.<br />
Für die Jahre 1908/1909<br />
lässt sich als nächster Wirt<br />
der Hauer Hugo Stollmann<br />
nachweisen. Aber auch dessen<br />
Zeit währte nicht lange.<br />
Ungefähr ab 1910 war Ewald<br />
Stracke als Eigentümer des<br />
Hauses der neue Wirt. Und<br />
genau in dieser Zeit passier-<br />
10 | <strong>Stiepeler</strong> <strong>Bote</strong> | <strong>Februar</strong> <strong>2018</strong>