soziologie heute August 2011
Das erste und einzige illustrierte soziologische Fachmagazin im deutschsprachigen Raum. Wollen Sie mehr über Soziologie erfahren? www.soziologie-heute.at
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<strong>August</strong> <strong>2011</strong> <strong>soziologie</strong> <strong>heute</strong> 21<br />
Angst die kognitiven Gehirnleistungen<br />
signifikant herabsetzen. Im Umkehrschluss<br />
bedeutet dies, dass ein<br />
stress- und konfliktfreieres Arbeitsumfeld<br />
die Leistungsfähigkeit der<br />
Mitarbeiter erhöht. (Vgl. Hoffmann,<br />
2008, S. 80)<br />
Negativer Stress und die daraus erwachsenden<br />
Folgen stellen für eine<br />
Gesellschaft eine beträchtliche (ökonomische)<br />
Belastung dar. Will man<br />
auf breiter gesellschaftlicher Basis<br />
die Salutogenese der Individuen<br />
fördern, wird ein entsprechender<br />
arbeitspolitischer Umdenkprozess<br />
wird nicht mehr aufzuschieben sein.<br />
Führungskräfte, welche mit den Ressourcen<br />
ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />
achtsam umgehen,<br />
versuchen deren kreative Potentiale<br />
zu stärken. Sie fördern und schätzen<br />
ihre individuellen Fähigkeiten, indem<br />
sie ihnen Vertrauen entgegen bringen.<br />
Sie wissen, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />
die sich mit einer Aufgabe<br />
identifizieren können, machen<br />
diese gerne und finden in derselben<br />
auch Erfüllung. Sie brauchen aus diesem<br />
Grund auch keine Mechanismen<br />
der Überwachung, Einschüchterung<br />
und Kontrolle anzuwenden.<br />
Diesem Faktum wird insgesamt zu<br />
wenig Beachtung geschenkt. Der<br />
Soziologe Norbert Elias hat bereits<br />
vor Jahrzehnten in seinen fundierten<br />
Forschungstheorien beschrieben,<br />
dass das Handeln von einzelnen<br />
Menschen nur verständlich wird,<br />
wenn man dieses im Zusammenspiel<br />
mit anderen Menschen betrachtet.<br />
So werden auch Gesellschaften besser<br />
erfasst, weil es eben keine menschenlosen<br />
Systeme gibt. Das Zusammenleben<br />
von Menschen hat immer<br />
eine ganz bestimmte Gestalt und<br />
manchmal unerwartete Auswirkung.<br />
Diese Beziehungsgeflechte werden<br />
durch zunehmende wachsende gegenseitige<br />
Abhängigkeiten immer<br />
komplexer. Individuen sind daher<br />
nicht nur Opfer gesellschaftlicher<br />
Verhältnisse, sondern halten sich gegenseitig<br />
in Schach und sind wechselseitig<br />
voneinander abhängig. Elias<br />
versteht Macht als monopolartige<br />
Kontrolle über Ressourcen. Somit ist<br />
Macht nichts Statisches. Denn auch<br />
die Mächtigen sind abhängig vom<br />
Verhalten ihrer Dienstnehmer/-innen<br />
und somit in einer gegenseitigen Abhängigkeit.<br />
Diese Spannungen und<br />
Konflikte sind zwischen Individuen,<br />
Gruppen aber auch länderübergreifend<br />
einem ständigen Wandel unterworfen.<br />
(Vgl. Elias, 1970, S. 175-195)<br />
Die Komplexität menschlicher Verflechtungen<br />
äußert sich in einem<br />
permanenten Auf und Ab an Spannungen<br />
im engen wie im weiteren<br />
Umfeld. Um den Anstieg von anomischen<br />
Sozialstrukturen zu verringern,<br />
sollten die Tendenzen die<br />
steigende psychosomatische Krankheitsbilder<br />
von Individuen mit sich<br />
bringen, sehr ernst genommen werden.<br />
Literaturhinweise:<br />
Hoffmann, Walter: Arbeit ohne Angst und Stress.<br />
Gesunde Mitarbeiter – erfolgreiche Betriebe. Wien<br />
2008. S. 80<br />
Elias, Norbert: Was ist Soziologie? München 1970<br />
(S.175-195)<br />
www.burnout-studie.at<br />
Monika Spethling-Reichhart (*1959),<br />
Mag., Dr., Studium der Soziologie an der Paris-Lodron-Universität<br />
Salzburg, Lehramtsstudium<br />
an der Religionspädagogischen Akdamie<br />
Salzburg, Praxisberaterin und Hochschullehrerin<br />
für Studierende der KPH-Edith Stein,<br />
Ausbildungslehrerin für Studierende der PH,<br />
KPH, Theologischen Universität, Diplom-Religionspädagogin<br />
im Pflichtschulbereich<br />
3. STUDENTISCHER SOZIOLOGIEKONGRESS „KOMPLEXE NEUE WELT”<br />
6. - 8. Oktober <strong>2011</strong>, Berlin<br />
Sozialer Wandel ist ureigenstes Thema der Soziologie. Egal ob die Diagnose des Postfordismus, des Endes des Nationalstaats,<br />
des digitalen oder des beschleunigten Zeitalters: Im gefühlten Tagesrhythmus werden neue Epochen<br />
ausgerufen. Gleichzeitig gibt es sozialwissenschaftliche Strömungen, die demgegenüber die Kontinuität sozialer Entwicklung<br />
betonen und den angeblichen Neuheiten ihre umstürzende Bedeutung absprechen. Unter dem Kongresstitel<br />
„KOMPLEXE NEUE WELT” möchten wir uns mit solchen Zeitdiagnosen kritisch auseinandersetzen.<br />
Der Kongress soll sich dem Thema aus verschiedenen Blickwinkeln nähern. Dabei freuen wir uns insbesondere auf<br />
die spezifisch studentische Perspektive, denn wir hoffen durch die Zusammenschau frischer Beobachtungen aus<br />
den verschiedensten Bereichen ein aktuelles Mosaik von Gesellschaft abbilden zu können. Mögliche Bezugspunkte<br />
können Fragen wie „Wo stehen wir <strong>heute</strong>?“, „Was ist neu?“ oder „Was bleibt?“ liefern, ohne dass Beiträge jedoch explizit<br />
zeitdiagnostischen Charak-ter haben müssen.<br />
Betrachtungen zur Gesamtgesellschaft sind genauso gefragt wie Untersuchungen auf der Mikroebene. Theorie wird<br />
gleichberechtigt neben empirisch orientierter Forschung stehen. Die Frage nach der Gestaltungsmöglichkeit der<br />
Verhältnisse in Politik und Praxis sowie nach Formen von Eigensinn und Widerständigkeit sollen weitere Schwerpunkte<br />
darstellen. Das Thema wirft aber auch selbstkritische Fragen über die Rolle der Soziologie in einer ‚komplexen<br />
neuen Welt‘ auf.<br />
Der studentische Soziologiekongress wendet sich an Studierende der Soziologie und der ihr verwandten Fachrichtungen.<br />
Beiträge können aus Diplom-, Bachelor-, Master- oder Hausarbeiten sowie aus studentischen Projekten<br />
hervorgegangen sein. Aber auch alternative Formen der Auseinandersetzung mit einem Thema können vorgestellt<br />
werden.<br />
Weitere Infos: http://www.<strong>soziologie</strong>kongress.de