soziologie heute August 2011
Das erste und einzige illustrierte soziologische Fachmagazin im deutschsprachigen Raum. Wollen Sie mehr über Soziologie erfahren? www.soziologie-heute.at
Das erste und einzige illustrierte soziologische Fachmagazin im deutschsprachigen Raum.
Wollen Sie mehr über Soziologie erfahren? www.soziologie-heute.at
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
42 <strong>soziologie</strong> <strong>heute</strong> <strong>August</strong> <strong>2011</strong><br />
Neues aus der Forschung<br />
Jugendliches Freiwilligen-Engagement rückläufi g<br />
Allerdings: Engagement-Bereitschaft bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund besonders hoch<br />
von Ute Friedrich, Bertelsmann Stiftung<br />
Während das freiwillige gesellschaftliche<br />
Engagement älterer<br />
Menschen zwischen 1999 und 2009<br />
zum Teil erheblich zugenommen<br />
hat, ist das Engagement Jugendlicher<br />
im gleichen Zeitraum leicht<br />
rückläufig gewesen. Es sank entgegen<br />
dem Trend von 37 auf 35 Prozent.<br />
Insbesondere Jugendliche<br />
mit Migrationshintergrund machen<br />
vergleichsweise selten mit: 2009<br />
sind nur 22 Prozent von ihnen freiwillig<br />
engagiert. Dabei würden sich<br />
49 Prozent der Jugendlichen gern<br />
stärker einbringen, bei Jugendlichen<br />
mit Migrationshintergrund<br />
sind es sogar 54 Prozent. Zu diesen<br />
Ergebnissen kommt eine aktuelle<br />
Sonderauswertung des Dritten<br />
Freiwilligensurveys des Bundesministeriums<br />
für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend, die von der<br />
Jugendforscherin Sibylle Picot in<br />
Kooperation mit TNS Infratest im<br />
Auftrag der Bertelsmann Stiftung<br />
erstellt wurde.<br />
Vor allem Schüler und Studenten<br />
haben immer weniger Zeit für freiwillige<br />
Tätigkeiten. Ursachen dafür<br />
sind Ganztagsschulen, die Verkürzung<br />
der gymnasialen Schulzeit von<br />
neun auf acht Jahre sowie die Umstellungen<br />
auf das Bachelor- bzw.<br />
Master-Studium. So engagieren sich<br />
51 Prozent der Gymnasiasten, die in<br />
neun Jahren zum Abitur geführt werden,<br />
aber nur 41 Prozent derjenigen,<br />
die diesen Schulabschluss in acht<br />
Jahren erreichen möchten. Die Engagementquote<br />
von Ganztagsschülern<br />
liegt mit 31 Prozent acht Punkte<br />
unter der von Schülern, die mittags<br />
Schulschluss haben.<br />
Dabei ist die Bereitschaft, sich stärker<br />
freiwillig zu engagieren im Laufe<br />
von zehn Jahren um zehn Prozent<br />
gestiegen und liegt bei jungen Menschen<br />
mit Migrationshintergrund mit<br />
54 Prozent insgesamt sogar deutlich<br />
über der Gesamtquote von 49 Prozent.<br />
Sie finden aber offensichtlich<br />
weniger Möglichkeiten, aktiv zu werden.<br />
Während 31 Prozent der „einheimischen“<br />
Jugendlichen beispielsweise<br />
Mitglied in einem Verein sind,<br />
liegt die Zahl der Jugendlichen mit<br />
Migrationshintergrund nur bei 16<br />
Prozent.<br />
„Wir müssen gerade Jugendlichen<br />
aus Migrantenfamilien, die mitmachen<br />
wollen, den Zugang zu unseren<br />
zivilgesellschaftlichen Strukturen<br />
erleichtern. Vereine und Organisationen<br />
tun gut daran, ihnen die Türen<br />
zu öffnen und dieses Potenzial<br />
zu nutzen“, sagt Dr. Brigitte Mohn,<br />
Vorstandsmitglied der Bertelsmann<br />
Stiftung. Mit dem Projekt „jungbewegt“<br />
will sie dazu beitragen, dass<br />
junge Menschen früh erfahren, wie<br />
bereichernd es ist, Verantwortung zu<br />
übernehmen und das Gemeinwesen<br />
aktiv mit zu gestalten.<br />
Je jünger, desto eher machen junge<br />
Menschen im Sport, in der Kirche, in<br />
einer Theater- oder Musikgruppe, in<br />
der Schülervertretung, beim Naturschutz<br />
oder in den Jugendverbänden<br />
mit. Vor al¬lem die Kirche verzeichnet<br />
seit dem ersten Freiwilligensurvey<br />
Zuwächse bei der Aktivierung<br />
von Kindern und Jugendlichen.<br />
Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung<br />
sind Jugendliche nach wie<br />
vor besonders beim Engagement<br />
in Politik und Parteien deutlich unterrepräsentiert.<br />
Einen erheblichen<br />
Rückgang gab es im Bereich „Freizeit<br />
und Gesellschaft“. Die Motive der<br />
Engagierten zielen stärker auf den<br />
individuellen und gesellschaftlichen<br />
Nutzen des Engagements – ein Trend<br />
weg von der Spaß-Orientierung.<br />
Warum Kinder nicht mehr allein zur Schule gehen<br />
Deutsch-englische Studie zur selbständigen Mobilität von Kindern<br />
von Josef König, Ruhr-Universität Bochum<br />
Wissenschaftliche Studien seit<br />
1970 zeigen, dass sich Kinder immer<br />
weniger selbstständig fortbewegen.<br />
Dass dieser Trend auch<br />
während der letzten 20 Jahre angehalten<br />
hat, fanden Geographen<br />
der Ruhr-Universität Bochum jetzt<br />
in Kooperation mit dem Policy<br />
Studies Institute der University of<br />
Westminster in England heraus. Im<br />
Projekt „Selbstständige Mobilität<br />
von Kindern“ untersuchten Dr. Andreas<br />
Redecker und Björn Frauendienst<br />
(Geographisches Institut der<br />
RUB) das Verkehrsverhalten und<br />
die Mobilitätsmöglichkeiten von<br />
Kindern im Alter zwischen sieben<br />
und 15 Jahren an fünf Grund- und<br />
fünf Realschulen in Nordrhein-<br />
Westfalen.<br />
Wissenschaftliche Studien seit 1970<br />
zeigen, dass sich Kinder immer weniger<br />
selbstständig fortbewegen. Dass<br />
dieser Trend auch während der letzten<br />
20 Jahre angehalten hat, fanden<br />
Geographen der Ruhr-Universität<br />
Bochum jetzt in Kooperation mit<br />
dem Policy Studies Institute der University<br />
of Westminster in England<br />
heraus. Im Projekt „Selbstständige