_flip_joker_2018-03
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14 KULTUR JOKER KULTOUR<br />
Weiß gewinnt<br />
Was tut sich im deutschen Film? Im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale starteten vier deutsche Produktionen ins<br />
Rennen um die Bären-Trophäen, so viele wie noch nie. Eine faustdicke Überraschung gab es auf der Preisverleihung.<br />
Der Prophet hat es schwer im<br />
eigenen Land. Was als Plattitüde<br />
daher kommt, charakterisiert<br />
treffend die leidenschaftliche<br />
Debatte, die seit Jahren<br />
rund um den deutschen Film<br />
unter Filmemachern und Kritikern<br />
geführt wird. Besonders<br />
groß sind die Ansprüche, besonders<br />
streng die Kritik und<br />
besonders herb kann die Enttäuschung<br />
sein.<br />
Die Diskussion, welche Impulse<br />
vom deutschen Kino<br />
ausgehen können, findet ihren<br />
alljährlichen Höhepunkt auf<br />
der Berlinale, vornehmlich<br />
rund um das Wettbewerbsprogramm.<br />
Deutsche Produktionen<br />
haben dort selten für<br />
Aufsehen gesorgt. Gegen die<br />
Wand, Barbara und Victoria<br />
waren rühmliche Ausnahmen<br />
der letzten Jahre, der Großteil<br />
der Produktionen verschwand<br />
jedoch postwendend in der<br />
Versenkung und ist höchstens<br />
passionierten Kinogängern ein<br />
Begriff. Die Frage, woran das<br />
liegt, ist nicht einfach zu beantworten.<br />
Ins Feld geführte<br />
Gründe reichen von filmpolitischen<br />
Fehlern bis hin zu<br />
Schwächen im Kuratierungsprozess<br />
des Festivals. Der Diskurs<br />
zur Ursachenforschung ist<br />
nach wie vor im Gange.<br />
Im an interessanten Filmen<br />
reichhaltigen Wettbewerb der<br />
diesjährigen Berlinale kamen<br />
Paula Beer und Franz Rogowski in „Transit“<br />
© Schramm Film/Marco Krüger<br />
Tanz<br />
plus loin l’europe :<br />
israël<br />
harUSh / naharin<br />
the heart of my heart • GiL CarLOS HarUSH<br />
black milk • OHad naHarin<br />
george & zalman • OHad naHarin<br />
Ballet de l’Opéra national du rhin<br />
MULHOUSE / La fiLatUrE / 14. > 16. mÄRZ <strong>2018</strong><br />
StraSBOUrG / Opéra / 19. > 23. aPRIL <strong>2018</strong><br />
COLMar / tHéâtrE / 28. > 29. aPRIL <strong>2018</strong><br />
ballet<br />
de l'opéra national<br />
du rhin<br />
licences n°2-1097332 et n°3-1097333 • conception la fabrique des regards / photo © plainpicture / fStop Adam Burn<br />
vier der 19 Produktionen aus<br />
Deutschland. Damit stellte das<br />
Festival einen Rekord auf, noch<br />
nie war der Anteil deutscher<br />
Filme so groß. Zeit also, sich<br />
diese im Hinblick auf das kreative<br />
Potential etwas genauer<br />
anzuschauen.<br />
Den Auftakt im Wettbewerbsprogramm<br />
machte Transit, der<br />
neue Film von Christian Petzold<br />
(Barbara, Phoenix). Petzold<br />
verarbeitet darin Anna Seghers‘<br />
gleichnamigen Fluchtroman,<br />
den die Autorin 1941 im Exil<br />
verfasste. Georg (Franz Rogowski)<br />
verlässt das von deutschen<br />
Truppen besetzte Paris in<br />
Richtung Marseille. Im Gepäck<br />
hat er die Hinterlassenschaften<br />
eines verstorbenen Freundes,<br />
darin unter anderem ein Visum<br />
für die USA. In Marseille<br />
ist die Zeit knapp, bleiben<br />
darf hier nur, wer nachweisen<br />
kann, dass er wieder weg will<br />
und Georg muss sich schnell<br />
um eine Schiffspassage nach<br />
Übersee bemühen. Im Hotel, in<br />
den Botschaften, in dem kleinen<br />
Café an der Ecke – überall<br />
trifft Georg auf Flüchtlinge, jeder<br />
hat seine eigene Geschichte<br />
und jeder will so schnell es<br />
geht weiter, Marseille wird zum<br />
großen Transitraum. Christian<br />
Petzolds Kniff besteht darin,<br />
die Flüchtlingsgeschichte aus<br />
dem zweiten Weltkrieg im<br />
heutigen Marseille neu zu verorten.<br />
Die Bezüge zu aktuellen<br />
Geschehnissen und Entwicklungen<br />
werden dadurch unübersehbar.<br />
Transit leuchtet im<br />
Fluchtkontext die Beziehungen<br />
der Menschen zueinander aus<br />
und verschneidet dabei mehrere<br />
Erzählebenen zu einer nicht<br />
sofort selbsterklärenden aber<br />
kunstvollen Melange. Damit<br />
galt der Film bei Presse und<br />
Publikum als erstes Highlight<br />
im Wettbewerb, vor allem hinsichtlich<br />
Petzolds innovativer<br />
Umsetzung der Romanvorlage.<br />
Von ganz anderer Gestalt<br />
war dann das Bio-Pic 3 Tage<br />
in Quiberon der Regisseurin<br />
Emily Atef (Wunschkinder).<br />
Der Film zeigt einen Ausschnitt<br />
aus dem bewegten<br />
Leben der deutsch-französischen<br />
Schauspielerin Romy<br />
Schneider: Trotz schlechter<br />
Erfahrung mit der deutschen<br />
Presse gab Schneider 1981 in<br />
dem bretonischen Kurort dem<br />
„Stern“-Journalisten Michael