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16 KULTUR JOKER KULTOUR<br />

WeI tere InfoS Unter:<br />

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Jürgs ein ausführliches und<br />

sehr persönliches Interview.<br />

Möglich wurde dies durch<br />

Romy Schneiders Freundschaft<br />

zu dem Fotografen Robert<br />

Lebeck, der versprach,<br />

das Interview zu begleiten.<br />

Lebecks Schwarzweißfotografien<br />

von Romy Schneider<br />

sind bis heute legendär, wohl<br />

kein anderer schaffte es, das<br />

lebhafte und widersprüchliche<br />

Wesen der Schauspielerin derart<br />

eindrücklich festzuhalten.<br />

3 Tage in Quiberon stellt, auf<br />

Lebecks Fotos aufbauend, in<br />

klaren Schwarzweißbildern<br />

die Geschichten nach, die sich<br />

innerhalb der Gruppe rund<br />

um das Interview ereigneten<br />

und fängt dabei die besondere<br />

Stimmung dieser Tage ein.<br />

Hauptdarstellerin Marie Bäumer<br />

kommt nicht nur in Aussehen,<br />

Sprache und Mimik<br />

Romy Schneider beeindruckend<br />

nahe, sondern brilliert<br />

auch als von Schicksalsschlägen<br />

und Substanzmissbrauch<br />

gezeichnete Frau, hinter deren<br />

divenhaften Eskapaden immer<br />

wieder ein sensibler und zutiefst<br />

verunsicherter Mensch<br />

zum Vorschein kommt.<br />

Nicht immer schafft 3 Tage<br />

in Quiberon den Spagat zwischen<br />

biografischem Kino<br />

und Fan-Hommage, ist aber<br />

nichtsdestotrotz ein respektvolles<br />

und intimes Porträt, das<br />

in jeder Einstellung von seiner<br />

herausragenden Hauptdarstellerin<br />

getragen wird.<br />

Als das Festival dann schon<br />

auf die Zielgerade einbog, wurde<br />

es noch einmal unruhig im<br />

Wettbewerb. Mit Mein Bruder<br />

heißt Robert und ist ein Idiot<br />

stieg der neue Film von Philip<br />

Gröning (Die Frau des Polizisten)<br />

ins Bären-Rennen ein.<br />

Wir sehen Elena, die mit ihrem<br />

titelgebenden Bruder das letzte<br />

Wochenende vor der Abiturprüfung<br />

verbringt. Die beiden<br />

liegen im Kornfeld nahe einer<br />

abgelegenen Tankstelle in der<br />

Sonne. Es wird viel geschwiegen,<br />

dazwischen fragmentarisch<br />

über Philosophie gesprochen:<br />

„Wie kann etwas vergehen,<br />

das ein Recht hat, zu sein?“<br />

ist zum Beispiel so ein Satz. Ab<br />

und zu holt einer der beiden in<br />

der Tankstelle Bier oder Zigaretten.<br />

Am Ende gibt es einen<br />

Twist, der den Film in eine völlig<br />

andere Richtung lenkt und<br />

schwer zu verstehen ist.<br />

Ansonsten passiert wenig,<br />

die Zeit verstreicht langsam im<br />

Film – und im Zuschauerraum.<br />

Problematisch wird „Robert“<br />

nämlich durch seine Länge<br />

von knapp drei Stunden. In<br />

der Pressevorführung verließen<br />

seufzende Zuschauer im<br />

Minutentakt den Saal. Die, die<br />

durchhielten, flüchteten sich<br />

am Ende in Galgenhumor oder<br />

machten aus ihrer Ratlosigkeit<br />

keinen Hehl. „Prätentiös“,<br />

„sperrig“, „langweilig“ waren<br />

noch die harmlosesten Kommentare.<br />

Auch nach Abschluss<br />

der Berlinale weiß keiner so<br />

recht, was anzufangen ist mit<br />

diesem Film. Zweifelsohne<br />

ist es ein spannendes Unterfangen,<br />

inhaltliche Fragen zur<br />

M R . M’s JA zz ClU b<br />

Do-SA /8.-10. MÄr Z <strong>2018</strong><br />

Kurhaus Bénazetsaal<br />

h A g EN REthER „ l i E b E “<br />

S A /24. MÄr Z <strong>2018</strong>/20 Uhr<br />

Kurhaus Bénazetsaal<br />

WEltMEistERs C h AFt<br />

KÜR l A t E i N<br />

S A /14. AprI l <strong>2018</strong>/19 Uhr<br />

Kurhaus Bénazetsaal<br />

EUROPEAN DANCE AWARD<br />

SA/12. MAI <strong>2018</strong>/19 Uhr<br />

Kurhaus Bénazetsaal<br />

Festkonzert<br />

L´Orchestra I Sedici<br />

Historisches Kaufhaus<br />

Kaisersaal<br />

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Sonntag 22. April<br />

Zeit in den formalen Rahmen<br />

zu übernehmen. Ebenso ist<br />

aber unbestritten, dass es Gröning<br />

nicht gelungen ist, philosophische<br />

Themen in einem<br />

adäquaten Format zu verarbeiten.<br />

Zu zäh ist die Handlung<br />

und zu gewollt ist der Versuch,<br />

elaboriertes Bildungskino zu<br />

präsentieren.<br />

Und dann noch der vierte<br />

und letzte deutsche Beitrag,<br />

gleichzeitig der Abschlussfilm<br />

des Wettbewerbs: In den<br />

Gängen aus der Feder des Regisseurs<br />

Thomas Stuber (Herbert).<br />

Der schüchterne Christian<br />

(wieder Franz Rogowski)<br />

fängt neu an in einem großen<br />

Supermarkt irgendwo in Brandenburg.<br />

Sein Vorarbeiter Bruno<br />

(großartig: Peter Kurth)<br />

führt ihn in den Mikrokosmos<br />

ein, in dem die Belegschaft so<br />

etwas ist, wie eine große Familie.<br />

Die schlagfertige Marion<br />

(Sandra Hüller) hat es Christian<br />

angetan und als die beiden<br />

sich vorsichtig annähern,<br />

drückt der ganze Supermarkt<br />

die Daumen. Doch Marion<br />

ist verheiratet und damit fangen<br />

die Probleme an, die nicht<br />

kleiner werden, als Christians<br />

altes Leben ihn einzuholen<br />

droht. Regisseur Stuber inszeniert<br />

die Geschichte im Un-Ort<br />

Supermarkt. In den kalten, hohen<br />

Gängen ist eigentlich kein<br />

Platz für Leben. Und dennoch<br />

entspinnt sich zwischen den<br />

Mitarbeitenden ein Netz an<br />

Beziehungen und Verhältnissen.<br />

In den Gängen kommt<br />

traumartig leicht daher und<br />

wird von einem feinen, zurückhaltenden<br />

Humor untermalt,<br />

der der Geschichte trotz<br />

ihrer tragischen Entwicklung<br />

eine positive Kraft verleiht.<br />

Das deutsche Kino präsentierte<br />

sich im diesjährigen<br />

Wettbewerb also ambitioniert<br />

und durchaus mit Potential,<br />

Lob gab es von der heimischen<br />

wie der internationalen Kritik.<br />

Daher staunten nicht wenige,<br />

als am Ende bei der Bärenvergabe<br />

alle vier Filme leer ausgingen<br />

und in keiner der insgesamt<br />

acht Kategorien Erwähnung<br />

fanden. Nicht nur damit<br />

sorgte die sechsköpfige Jury<br />

unter Vorsitz des Regisseurs<br />

Tom Tykwer für eine Überraschung.<br />

Auch bei der Vergabe<br />

des Goldenen Bären setzte die<br />

Regula Mühlemann, Sopran<br />

Oscar Verhaar, Altus<br />

Michael Feyfar, Tenor<br />

Benoît Arnould, Bass<br />

Christoph Prégardien, Evangelist<br />

Daniel Ochoa, Jesus<br />

Kammerorchester Basel<br />

Camerata Vocale Freiburg<br />

Leitung: Winfried Toll<br />

Jury ein Ausrufezeichen. Dieser<br />

ging an den semidokumentarischen<br />

Spielfilm Touch me<br />

not der jungen rumänischen<br />

Regisseurin Adina Pintilie.<br />

Damit zeichnete die Jury den<br />

wohl kontroversesten Film des<br />

diesjährigen Wettbewerbs aus.<br />

Als Versuchsanordnung inszeniert,<br />

sehen wir in Touch me<br />

not die Mittfünfzigerin Laura<br />

(Laura Benson), die ihrem<br />

Problem, körperliche Nähe<br />

zuzulassen, mit verschiedenen<br />

therapeutischen Spielarten zu<br />

entgegnen versucht. Sie bestellt<br />

einen Callboy, dem sie<br />

beim Masturbieren zusieht<br />

(diese Szene kommt nach etwa<br />

fünf Minuten und bereits hier<br />

verließen die ersten Zuschauer<br />

den am Ende halbleeren Kinosaal)<br />

und versucht mit Sexualtherapeuten<br />

aus dem Transvestit-<br />

und SM-Bereich, ihre<br />

Berührungsängste abzubauen.<br />

Parallel folgt der Film Tomas<br />

(Tómas Lemarquis), der seine<br />

emotionale Verschlossenheit<br />

abbauen möchte, indem er in<br />

einer Therapiegruppe mit körperlich<br />

schwer beeinträchtigten<br />

Menschen das Spannungsverhältnis<br />

von innerer und äußerer<br />

Schönheit erkundet.<br />

Regisseurin Pintilie setzt sich<br />

in radikaler Form mit zentralen<br />

Fragen nach körperlicher Nähe<br />

und Intimität auseinander. Die<br />

Farbe Weiß dominiert, in manchen<br />

Passagen ist das Setting<br />

laborartig futuristisch. Eine<br />

immer wieder zwischengeschnittene<br />

Filmkamera weist<br />

uns auf die dokumentarische<br />

Grundierung dieses Experimentalfilms<br />

hin. Touch me not<br />

spaltete Publikum und Kritik<br />

in zwei polarisierende Lager.<br />

Während einerseits der voyeuristische<br />

Charakter des Films<br />

aufgrund deutlicher Nacktheit,<br />

Zur-Schau-Stellung von körperlicher<br />

Behinderung und intimer<br />

Grenzüberschreitungen<br />

angeprangert wurde, lobten<br />

andere die Stilsicherheit und<br />

experimentelle Anordnung,<br />

die eine moderne, provokante<br />

Form des Kinos zutage fördert.<br />

Unabhängig von der eigenen<br />

Position hatte Touch me not jedoch<br />

wahrlich keiner als Hauptgewinner<br />

auf der Rechnung.<br />

Auch die Regisseurin schien ob<br />

dieser Entscheidung aufrichtig<br />

überrascht. Damit hat die Jury<br />

eine mutige, bemerkenswerte<br />

Entscheidung getroffen. So<br />

schade es ist, dass die Filme<br />

von Petzold und Co. trotz ihres<br />

Potentials leer ausgingen, so<br />

richtig ist es, radikales, verstörendes<br />

Kino ins Rampenlicht zu<br />

rücken. Denn die kontroverse<br />

Debatte, die dadurch ausgelöst<br />

wird, setzt einen Erneuerungsprozess<br />

in Gang, der dem Kino<br />

als Ganzes nur gut tun kann.<br />

Johannes Litschel<br />

BACH<br />

Johannespassion<br />

25.<strong>03</strong>.<strong>2018</strong><br />

18:00 Uhr<br />

Konzerthaus Freiburg<br />

Tickets von 21,-€ (erm.) bis 47,-€ zuzüglich Vvk-Gebühr bei allen Geschästellen der Badischen Zeitung, bei<br />

Reservix, an der Abendkasse oder online unter:<br />

www.cameratavocalefreiburg.de

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