GALABAU PRAXIS 07-2014
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Begrünte Holzkonstruktionen<br />
im Fokus<br />
Doch gibt es auch die Kehrseite der Medaille: Vor<br />
allem bei vollgedämmten Holzkonstruktionen<br />
kommt es immer wieder zu Feuchteschäden. »Eine<br />
mögliche Ursache ist, dass begrünte Dächer – wie<br />
alle Flachdächer – auf der bauphysikalischen „falschen“<br />
Seite, nämlich der Außenseite, dicht sind<br />
und so nur eine Trocknung nach Innen möglich ist«,<br />
weiß Daniel Zirkelbach, stellvertretender Leiter der<br />
Abteilung Hygrothermik am Fraunhofer-Institut für<br />
Bauphysik IBP. Im Unterschied zu Flachdächern<br />
ohne Deckschicht ist die Erwärmung von Gründächern<br />
deutlich geringer, so dass eben auf Grund der<br />
Bepflanzung eine Austrocknung während der Sommermonate<br />
nicht ausreichend stattfinden kann.<br />
Daher bedarf es für begrünte Holzkonstruktionen<br />
einer exakten, fachkundigen Planung. Um diese zu<br />
gewährleisten, reichen klassische Feuchteberechnungen,<br />
wie zum Beispiel das Glaser-Verfahren,<br />
nicht aus. Um dahingehend neue Wege zu gehen,<br />
lief von November 2011 bis April 2013 mit Mitteln<br />
der Forschungsinitiative „Zukunft Bau“ des Bundesinstituts<br />
für Bau-, Stadt- und Raumforschung,<br />
ein Forschungsprojekt. Ziel war es, Planern und<br />
Bauproduktherstellern eine möglichst genaue und<br />
zuverlässige Grundlage zur Planung der Feuchtesicherheit<br />
der kritischen Dachbegrünungen zur Verfügung<br />
zu stellen. Ein Fall für die Wissenschaftler<br />
des Fraunhofer IBP. Ihnen gelang es im Rahmen<br />
des Forschungsprogramms, ihre Simulationssoftware<br />
WUFI ® zu erweitern und neue Modelle zur<br />
Beurteilung von Dachbegrünungen zu erstellen,<br />
welche die Feuchtebilanz unter Realbedingungen<br />
berücksichtigen. Die inzwischen weltweit verbreitete<br />
Software-Familie WUFI ® wurde am Fraunhofer<br />
IBP entwickelt und erlaubt die realitätsnahe<br />
Berechnung des instationären hygrothermischen<br />
Verhaltens von mehrschichtigen Bauteilen unter<br />
natürlichen Klimabedingungen.<br />
Im Wesentlichen wird bei der Begrünung von<br />
Dächern zwischen zwei Ausführungsvarianten<br />
unterschieden: Die Extensivbegrünung zeichnet<br />
sich durch einen dünnschichtigen Aufbau mit bis<br />
zu 15 Zentimetern sowie einem geringen Gewicht<br />
und minimalen Pflegeaufwand aus. Diese Vegetationsform<br />
erhält sich weitgehend selbst und passt<br />
sich auch an extreme Standortbedingungen an, ist<br />
allerdings nicht als Nutzfläche geeignet.<br />
Im Vergleich dazu ist bei einer Intensivbegrünung<br />
die Nutzung des Gründaches erwünscht. Der<br />
mehrschichtige Aufbau ist hier mit 15 bis 100 Zen-<br />
Jetzt können die Einflüsse der Substrat- und Vegetationsschicht von Extensivbegrünungen<br />
rechnerisch abgebildet werden.