E_1928_Zeitung_Nr.072
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N°72 —<strong>1928</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
UNO «TEIN<br />
von Victor Bridges*).<br />
Mit einem Ruck hielt das Auto gegenüber<br />
Hyde Court Mansions, und der hochwohlgeborene<br />
Herr Reginald Seton, in leuchtend hohem<br />
Hut und einem überaus eleganten grauen<br />
Gehrock, stieg vorsichtig heraus auf das<br />
Trottoir. Mit der gemessenen Anmut, die alle<br />
seine Bewegungen auszeichnete, zog er darauf<br />
eine halbe Krone aus der Westentasche<br />
und reichte sie dem Chauffeur.<br />
Mit einem heiseren «Danke, mein Herr »<br />
steckte der Mann die Münze ein.<br />
Der Fahrstuhlführer führte die Hand an die<br />
Mütze, als Reggie nahte.<br />
«Zu Mr. Delmar, mein Herr?» fragte er,<br />
die Tür öffnend.<br />
Reggie nickte.<br />
«Die Leute behaupten,» führ der Fahrstuhlführer<br />
fort, während der Lift ihn und<br />
Reggie in die Höhe entführte, «dass Little<br />
Eva sehr hitzig ist heute — wirklich sehr<br />
hitzig, mein Herr.»<br />
« Um so unangenehmer für ihren Jockey!»<br />
erwiderte Reggie, mit einem schwachen<br />
Schaudern.<br />
Der Fahrstuhlführer lächelte ehrerbietig.<br />
« Das ist ein guter Typ, Herr,» meinte er<br />
noch. «Ich habe ihn direkt vom Stall. »<br />
Reggie betrachtete ihn mit Bewunderung.<br />
« Wirklich, Smith? Da sind Sie aber tüchtig!<br />
Das einzige, was ich jemals von einem<br />
Stall bekommen habe, waren Rechnungen.»<br />
«Nun ja, Herr,» sagte der Liftmann zufrieden,<br />
« Sie können sich dies ja leisten. »<br />
Reggie schüttelte den Kopf.<br />
«Sehen Sie, gerade darin haben Sie unrecht,<br />
Smith, was ich mir leisten kann, ist —<br />
es sein zu lassen, was viel wichtiger ist.»<br />
Die Fahrerin dem Fahrer überlegen?<br />
Die zu unscrm Artikel eingegangenen Urteile gelangen<br />
im nächsten Autler-Feierabend zur Veröffentlichung.<br />
Der Lift hielt im dritten Stockwerk, und<br />
Smith schob die Gittertür zurück. Darauf<br />
ging er hinter Reggie bis zur Tür gegenüber<br />
dem Fahrstuhl und drückte auf die elektrische<br />
Klingel.<br />
«Ich danke Ihnen, Smith,» sagte Reggie<br />
schlaff, « Sie sind sehr energisch. »<br />
" Das Läuten wurde v o« einem glättrasierten<br />
Mann in den mittleren Jahren, mit gelangweilter,<br />
steifer Miene beantwortet.<br />
v Guten Morgen, Ropes,» sagte Reggie.<br />
:«Ist Mr. Delmar schon aufgestanden? »<br />
Ropes trat zurück und öffnete die Tür.<br />
In diesem Augenblick wurde auf der anderen<br />
Seite der Diele eine Tür aufgeslossen und<br />
eine Stimme — eine besonders verbindliche,<br />
gutmütige Stimme — fragte munter:<br />
« Bist du es, Reggie? »<br />
Reggie legte Hut und Stock weg.<br />
«Die Antwort ist bejahend,» gab er zurück.<br />
« Also, dann komm herein,» erwiderte die<br />
Stimme, « und sei kein Esel. »<br />
Den ersten Vorschlag annehmend, schritt<br />
Reggie durch die Diele.<br />
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Auf dem Bett sass Tony, geschmackvoll<br />
in einem weiten, türkischen Bademantel drapiert.<br />
Er rauchte eine Zigarette und goss<br />
sich eben aus einer Flasche, die auf dem Tisch<br />
neben ihm stand, Champagner ein.<br />
« Mein lieber Reggie,» begann er, « du bist<br />
sehr fein, aber glaubst du, dass dieses das<br />
geeignetste Kostüm für eine Autotour nach<br />
Newmarket ist? »<br />
« Durchaus, » , erwiderte Reggie zufrieden,<br />
« wenn man im Innern des Autos sitzt. »<br />
« Oh,» sagte Tony, « du hast die Sache arrangiert,<br />
nicht wahr? Darf ich vielleicht<br />
einige Details erfahren? »<br />
« Aber gewiss, » entgegnete Reggie, behaglich<br />
an seinem Glas nippend. « Du wirst deine<br />
gewohnten Wundertaten am Volant verrichten.<br />
Musette verfolgte deine Bewegungen mit<br />
ernster Bewunderung, und Gwendoline und<br />
ich werden hinten sitzen und einander an der<br />
Hand halten.»<br />
«Und nimm an, dass Musette im 'Auto<br />
sitzen will? »<br />
Reggie schmunzelte.<br />
« Davor ist mir am wenigsten bange,» antwortete<br />
er.<br />
Tony erhob sich vom Bett und begann den<br />
Bademantel auszubreiten.<br />
« Meinetwegen, du tust gut daran, Gwendolines<br />
Hand so vertraulieh wie möglich zu halten.<br />
Es wird sicherlich für dich die letzte<br />
Gelegenheit sein, soweit es von mir abhängt.»<br />
Regge sah ihn mit schwachem Stirnrunzeln<br />
an.<br />
«Ist das ein Rätsel, Tony? » fragte er melancholisch.<br />
«Es ist nicht gerade meine<br />
Stärke, Rätsel zu lösen, wenn ich nicht ein<br />
wenig berauscht bim »<br />
« Die Antwort ist Little Eva,» gab Tony<br />
zurück, während er mit grösster Sorgfalt ein<br />
Hemd wählte. » Es ist sehr schmerzlich, aber<br />
Tatsache, dass, wenn Little Eva heute nicht<br />
gewinnt, es mit Antonx Delmar Schluss ist.»<br />
Reggie unterbrach sich beim Anzünden<br />
einer neuen Zigarette.<br />
« Du denkst wohl nicht daran, Gift zu nehmen,<br />
Tony? » fragte er interessiert. « Denn,<br />
wenn das der Fall ist, so sagte mir einer meiner<br />
Freunde, der Arzt ist, einmal...»<br />
Tony lachte.<br />
«Du bist immer sehr hilfreich, Reggie,<br />
aber in der Tat, ich denke nicht im geringsten<br />
daran, etwas so Haarsträubendes zu unternehmen.<br />
Ich meine nur, wenn Little Eva uns<br />
nicht rettet, ist dieses Kapitel für uns eben<br />
zu Ende. Ich zweifle nicht daran, dass Ropes<br />
mir einen Zehner leihen wird, aber abgesehen<br />
davon, ich werde das sein, was Pat O'Donnett<br />
« abgebrannt» zu nennen* pflegte.»<br />
Zum erstenmal sah Reggie ein wenig ernst<br />
aus.<br />
« Steht die Sache wirklich so schlecht? »<br />
« Schlimmer,» sagte Tony ruhig. « Viel<br />
schlimmer. Da sind meine unglücklichen Lieferanten,<br />
auf die Rücksicht genommen werden<br />
muss. Das ist das einzige, was mir<br />
Kummer macht. Ich verabscheue es, Handwerker<br />
zu betrügen, Reggie, aber ich fürchte,<br />
ich werde dazu gezwungen sein.»<br />
« Natürlich wirst du das, » fiel Reggie hoffnungsvoll<br />
ein. « Wir werden stets gezwungen,<br />
unangenehme Dinge hier in diesem Leben<br />
zu tun. Das ist, was mein Onkel, der<br />
Bischof, «unsere Pflicht» jiennt. Du darfst<br />
Konkurs machen und dann dir ein paar Tausender<br />
leihen, um aufs neue zu beginnen.»<br />
Tony, der gerade dabei war, mit einer gewissen<br />
Sorgfalt seine Halsbinde zu knüpfen,<br />
lächelte.<br />
« Die Idee ist gut, aber unglücklicherweise<br />
habe ich sie schon einmal angewandt. Die<br />
Fünftausend, die ich bei Morris und Weaver<br />
auf Little Eva gesetzt habe, waren eine Art<br />
Abschiedsgruss<br />
v on meinen Freunden. Ich<br />
glaube, dass ich bei jedem einzelnen gewesen<br />
bin, ausgenommen bei dir und Ropes, und<br />
Ropes hat wenigstens während der letzten<br />
vierzehn Tage alle Rechnungen bezählt. Ich<br />
kann das nicht so fortgehen lassen, denn<br />
sonst wird der arme Kerl alles verlieren, was<br />
er mir früher gestohlen hat.»<br />
:« Willst du damit sagen, dass du den Einsatz<br />
bar bezahlt hast?» fragte Reggie erschrocken.<br />
tlch war dazu gezwungen, mein lieber<br />
Reggie. Dieses kleine Scheusal, Murray, der<br />
das Geschäft leitet, will keine Wette von mir<br />
annehmen, ehe er nicht die Geldscheine in<br />
der Hand verspürt.»<br />
;« Und wieviel kannst du gewinnen? ><br />
Tony seufzte.<br />
« Siebenundzwanzigtausend Pfund,» erwiderte<br />
er. « Das ist eine schöne Summe oder<br />
meinst du nicht? Ich würde meine Rechnungen<br />
bezahlen und nahezu drei Jahre davon<br />
leben können. »<br />
Reggie goss sich den Rest des Champagners<br />
in sein Glas- *<br />
« Du machst mich ja ganz schwach, Tony,<br />
du bist ja so grossmütig.» Er nahm einen<br />
tiefen Schluck. «Und was gedenkst du zu<br />
tun,» fuhr er fort, «wenn Little Eva geschlagen<br />
wird?»<br />
fFnrtsßtvnmr tnlpt)<br />
— Bleib bei dem Geschäft, Kiemer, dann-kannst<br />
du es auch noch zu etwas bringen, ich habe auch<br />
als <strong>Zeitung</strong>sjunge angefangen!<br />
Das dümmste Alter. Besucher zum kleinen<br />
Hansli: «Und wie alt bist du jetzt?» Hansli:<br />
»He, itz bi-n-i grad im dümmste-n-Alter.»<br />
Besucher: «Ja, was versteisch du de unter<br />
dem dümmste-n-Alter?» Hansli: «We nie<br />
zum Pläre z'gross und zum Flueche no<br />
z'chlyn isch.»<br />
Aus der Schule. Der Lehrer hat zu seinen<br />
Schülern soeben über die Wichtigkeit der<br />
körperlichen Arbeit gesprochen und will ih-<br />
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ein guter Automechaniker zu sein,<br />
kaufte ein gebrauchtes Automobil. Er reparierte<br />
es sogfältig und gab sich alle Mühe,<br />
den Wagen recht schön zu machen. Dann<br />
sagte er zu seinem Freund: «Nun, jetzt sieht<br />
es doch nicht mehr aus, als ob ich das Automobil<br />
aus zweiter Hand hätte?» «Nein,»<br />
antwortete der Freund nach einiger Ueberlegung.<br />
«Jetzt sieht der Wagen eher aus, als<br />
ob du ihn selber gebaut hättest.»<br />
Zeitalter des Bizeps.<br />
Von Franz Mahlke.<br />
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