E_1928_Zeitung_Nr.072
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schlürfte im sausenden Rauschen des Wolkenbruches<br />
ein Schiedsrichter, den Eversharp<br />
zwischen den Zähnen, durch die<br />
Wasserpfützen. Dem Toben der nassen<br />
Elemente folgte eine Atempause, die<br />
mit untätigem Wartenmüssen verbracht<br />
wurde. Endlich ein berittener Polizist.<br />
Elektrische Lampen flammten auf, zahllose<br />
Streichhölzer ertranken in patschnassen<br />
Laternen. Los! Mit sieben Kilometer (-ein<br />
Tempo, das den hochpotenten Sportwagen<br />
recht schlecht bekam!) rollten die Wagen<br />
durch die festliche Stadt, die in einem Meer<br />
von Licht schwamm. In den Lauben, in den<br />
Fenstern, auf Wagen und Kisten und Leitern<br />
drängte sich das Volk, dichtgemauert, zu<br />
Tausenden und Tausenden. Ausrüstung:<br />
Trench, Schirme, Galoschen. Der Spitzenwagen<br />
mochte beim milchbeleuchteten Zytgloggen<br />
sein, als Petrus ohne Erbarmen mit<br />
der bildhübschen Tessinerin als lebende Kühlerfigur<br />
und den hauchartig beschleierten<br />
Türkinnen seine Schleusen öffnete.<br />
Die Korsoteilnehmer hatten sich im allgemeinen<br />
mehr auf das Dekorieren als auf das<br />
Verkörpern einer Idee geworfen und dies mit<br />
mehr oder minder glücklicher Hand durchgeführt.<br />
Es gab da Künstlerisches neben Reklame<br />
(womit nicht gesagt sein will, dass sie<br />
das Künstlerische ausschliesst!) und Geschmacklosem.<br />
Viele Wagen waren als erster<br />
tastender Versuch zu werten. Dazu das<br />
Regen-Handicap. Die venezianischen Gondolieri<br />
waren in ihrem Element, auch wenn<br />
Papa Hofstetters Laternen nur im Scheine<br />
elektrischer Bogenlampen zur Geltung kamen<br />
und der schönen Gondoliera des Ritz-<br />
Tours-Wagens (ob es das wohl je gegeben<br />
hat in Italien, das jede öffentliche Schaustellung<br />
der Frau verpönt? Horcht auf, ihr<br />
Saffafrauen!) das seidene Kostüm tropfnass<br />
vom Leibe hing. Unentwegt leuchtet Herr<br />
Hilfikers Rokoko-Blumenstrauss in sprühenden<br />
Farben (kein Wunder-Magneti Marelli!).<br />
Eine gewaltige rote Laterne mit lebensgrossen,<br />
geschmeidigen Frauengestalten, Symbolik<br />
heutiger Girlromantik («Wer von beiden<br />
ist die Tochter, wer die Mutter?») löste<br />
freudigen Beifall aus. «Vive la femme,» das<br />
schlug ein am Ehrentag der Saffa! Die Laterne<br />
war auf den prachtvollen, offenen<br />
Stutzwagen der Firma Schlotterbeck harmonisch<br />
aufgebaut, die Entwürfe und Ausführung<br />
stammten aus der Werkstatt des Zeichners<br />
der «Automobil-Revue». Weiter fielen<br />
auf ein rotes Haus, Ceresoles Saffawagen,<br />
die blauen Lampions. Das andere war nasses<br />
Fahnentuch, .'triefendes Papier, quietschendes<br />
Gestänge.<br />
Auf dem Schänzli, wo die Zytglogge-Gesellschaft<br />
ein venezianisches Nachtfest (oh<br />
an Romantik armes Helvetien!) mit zwei Orchestern,<br />
Bands, der Hochdramatischen vom<br />
Zürcher Stadttheater, Sketchs, viel Lärm und<br />
verheerendem Platzmangel inszeniert hatte,<br />
nahm Herr Präsident A. Baumgartner, assistiert<br />
von Herrn Vizepräsident Oberstlt.<br />
Ruegg, den beiden verdienten Organisatoren,<br />
die Preisverteilung vor. Herr Baumgartner<br />
feierte den ersten bernischen Automobilkorso,<br />
trotz der unheilvollen Sintflut, als Erfolg.<br />
Ich bin gleicher Meinung. Dass der Korso<br />
allen Unbillen zum Trotz zur Durchführung<br />
gelangte, zeugt von einem einzigdastehenden<br />
Schneid.<br />
Die Entscheidung der Jury — wir lassen<br />
dio Resultate nachfolgen — war gerecht. Sie<br />
tat gut daran, ein Ohr für die spontane Meinung<br />
der Massen zu haben.<br />
1. Preis (Fr. 250.— und Ehrenpreis der<br />
Saffa): Ritz-Tours-Gondel.<br />
2. Rokoko-Blumenstrauss (Fr. 150.— plus<br />
Ehrenpreis). Wagen von Herrn Hilfiker.<br />
3. Laterne «Vive la femme» (Fr. 100.—<br />
iiervereins). Wagen von Hr, Schlotterbeck.<br />
4. Rotes Haus (Fr. 50.—),<br />
5. Venezianische Gondel.<br />
6. Blaue Lampions.<br />
7. Saffa.<br />
8. Bauernhochzeit.<br />
Es gelangten insgesamt 15 Preise zur Verteilung,<br />
v.<br />
Wann kommt die Prageistrasse?<br />
Aus Glarus wird uns geschrieben : Mit<br />
freudiger Zustimmung hat man im Glarnerland<br />
den Leitartikel in Nr. 70 Ihres Blattes<br />
« Wann kommt die Prageistrasse ? » gelesen.<br />
Das Glarnerland wird mehr und mehr zu<br />
einem Fremdengebiet. Seine schönen Kurorte<br />
haben dieses Jahr eine ausgezeichnete Saison<br />
zu verzeichnen, ganz enorme Ziffern erreichte<br />
der Durchgangsverkehr. Besonders der<br />
ausländische Reisende gab seiner Bewunderung<br />
über die Naturschönheiten des Glarnerlandes<br />
Ausdruck. Die vielen holländischen<br />
Gruppen, die von Linthal aus die herrliche<br />
Höhenkanzel Braunwald, oder von Glarus<br />
aus Elm oder das Klöntal besuchten, äusserten<br />
sich begeistert. Der Fremdenverkehr im<br />
Glarnerland steht im Zeichen des Aufstiegs.<br />
Wir haben in letzter Nummer der «Automobil-Revue»<br />
die Gelegenheit wahrgenommen,<br />
uns kurz über den Bericht des Bundesrates<br />
an die Bundesversammlung über das Volksbegehren<br />
betreffend den Strassenverkehr zu<br />
äussern. Herr Bundesrat Häberlin hatte die<br />
Freundlichkeit, einem Vertreter unseres Blattes<br />
gegenüber seine Auffassung noch genauer<br />
zu präzisieren. Eine Frage dahingehend, ob<br />
er nicht glaube, dass mit dem Versuche, alle<br />
Strassenbenützer in den Aktionsradius des<br />
Art. 37 bis hineinzuzwängen, sich die gleiche<br />
Opposition in den Räten erheben werde, die<br />
schon vor drei Jahren das Gesetz zu Fall<br />
brachte, glaubte der Vorsteher des Polizeidepartementes<br />
mit dem Hinweise beantworten<br />
zu können, dass sich in der Zwischenzeit<br />
die Opposition stark gemildert habe. Sollte jedoch<br />
die Majorität von damals gegen alles<br />
Erwarten in den Artikel 37 nur die Automobile<br />
und Fahrräder einbeziehen wollen, so<br />
wären wir bereit, den Verfassungsartikel im<br />
Sinne der Initianten und des T. C. S. zu<br />
modifizieren, ohne in allen Teilen in den Forderungen<br />
so weit gehen zu können. Nach Ansicht<br />
des Bundesrates genügte übrigens Artikel<br />
36 des bundesrätlichen Entwurfes, der<br />
den Verkehr auf den den Fussgängern vorbehaltenen<br />
Wegen für Motorwagen und Motorräder<br />
verbietet und die Fussgänger auffordert,<br />
die Fahrbahn der Strasse soweit als<br />
möglich für Fahrzeuge frei zulassen. Daraus<br />
würden sich die Ausführungsbestimmungen<br />
von selbst ergeben. Herr Bundesrat Häberlin<br />
bemerkte, dass er in der Unterredung mit den<br />
Delegierten des A. C. S 4 und T. C. S. diese<br />
ausdrücklich darum bat, sofern die Fassung<br />
des Art. 36 ihnen nicht genügen würde, sie<br />
zu erweitern und zu vervollständigen. Bis<br />
heute ist von Seite der Verbände leider nichts<br />
eingegangen, trotzdem wir am Vorabend der<br />
Diskussion der Verkehrsgesetziniative stehen<br />
und es wünschenswert wäre, wenn ge-<br />
Und es ist gut so. Denn auf eine weitere<br />
Ausdehnung der industriellen Unternehmungen<br />
ist nicht zu zählen; wir wollen froh sein,<br />
wenn die bisherigen Werke erhalten werden<br />
können. Gewerbe und Landwirtschaft haben<br />
auch keinen leichten Werktag. Da bringt jeder<br />
neue Verkehr so oder anders neuen Verdienst.<br />
Wer das Erwerbsleben fördern, will,<br />
muss in erster Linie den Verkehr fördern<br />
helfen. Aus diesen Gründen haben die glär«-<br />
nerischen Verkehrs- und Gewerbeverbäude<br />
vor zwei Jahren die Initiative neu ergriffen<br />
und alle interessierten Kreise zum Bau der<br />
Prageistrasse aufgefordert. Glarus ging mit<br />
der Gründung eines kantonalen Initiativkomitees<br />
voran, an seiner Spitze steht der<br />
kantonale Baudirektor Hefti, ein energischer<br />
Befürworter der Verkehrsförderung. Der<br />
ersten Pragelkonferenz in Pfäffikon, an der<br />
Verkehrsmänner aus den Kantonen Luzern,<br />
Glarus, Schwyz, Zürich und Graubünd;n<br />
teilnahmen, folgten Volksversammlungen in<br />
Glarus und Schwyz, sowie eine Reihe von<br />
Besprechungen mit Verkehrsführern verschiedener<br />
Kantone. Landamman und Regierung<br />
des Kantons Glarus haben sich wiederholt<br />
zugunsten des Baues der Prageistrasse<br />
ausgesprochen. Die kantonale Baudirektion,<br />
die mit Eifer an der Verbesserung der glarnerischen<br />
Strassen arbeitet, sucht die Verwirklichung<br />
des bald ein Jahrhundert alten 1<br />
Planes ebenfalls zu fördern.<br />
Das Glarnerland ist also für den Bau gerüstet!<br />
Auch die Mittel wären aufzubringen.,<br />
Leider aber ist man im Kanton Schwyz noch<br />
nicht soweit. Das Haupthindernis liegt hierin<br />
der finanziellen Schwierigkeit. Es ist zwar<br />
nicht daran zu zweifeln, dass der Bund dem<br />
Kanton Schwyz eine ganz bedeutende Subvention<br />
bewilligen würde; auch würden die<br />
Glarner ihren Nachbarn sicherlich in irgend<br />
einer Weise entgegenkommen, um den Bau<br />
ermöglichen zu helfen. Dass selbst die Kantone<br />
Luzern und Graubünden am Bau dieser<br />
direkten Verbindung ein grosses Interesse<br />
haben, braucht wohl nicht näher begründet<br />
zu werden. Auch Zürich — die rapid wachsende<br />
Grossstadt — muss eine Verbindung<br />
Wäggital-Klöntal, die im neuen Pragelprojekt<br />
vorgesehen ist, -unbedingt zu fördern suchen.<br />
Die Bedeutung der Prageistrasse liegt<br />
schliesslich nicht nur in der dauernden<br />
Durchleitung eines Fremdenverkehrstromes,<br />
sondern ganz besonders auch in der wirksamen<br />
Belebung des lokalen Verkehrs. Der<br />
Pragel würde nicht nur eine Tourenstrasse<br />
für den Autoverkehr im Sommer werden,<br />
sondern auch eine Geschäftsstrasse, die im<br />
Gegensatz zu den meisten andern Bergstrassen<br />
weitaus die längste Zeit des Jahres offen<br />
wäre. Wenn das ganze Projekt des Ausbaues<br />
nicht sofort in Angriff genommen werden<br />
kann, sollte wenigstens das noch fehlende<br />
Verbindungsstück Richisau (Klöntal)— Muotathal<br />
fahrbar gemacht werden. Damit wäre<br />
schon enorm viel gewonnen. e\v.<br />
AUTOMOBII^REVUE <strong>1928</strong> - No 72<br />
Zum kommenden Sfrassenverkehrsgesefz<br />
Ein Interview mit Bundesrat Häberiin.<br />
rade über diesen Punkt Einigkeit bestünde.<br />
Die ganze Frage dreht sich darum, ob die<br />
Behörden und die Automobilisten sich auf<br />
eine gemeinsame Formel einigen und diese<br />
durch die Räte annehmen lassen könnten.<br />
Die Frage, ob es nicht besser gewesen wäre,<br />
zuerst die Volksabstimmung über die Initiative<br />
u. die Abstimmung in den Räten über die<br />
Benzinzollverteilung vor sich gehen zu<br />
lassen, wurde von Herrn Bundesrat Häberlin<br />
verneint, denn gerade von einer möglichen<br />
Einigung zwischen Behörden und Verbänden<br />
hängt die Politik des Bundesrates und diejenige<br />
der Räte inbezug auf die Initiative ab.<br />
Mit dem Berichte über die Strassenverkehrsinitiative<br />
haben wir zugewartet, bis gewisse<br />
Punkte im Beschlüsse über die Verteilung des<br />
Benzinzollviertels geregelt waren; so z. B.<br />
die Rückerstattungsgebühren an die Kantone,<br />
die Oeffnung der grossen Durchgangsstrassen<br />
usw. Ueber diese Punkte herrscht in den<br />
Räten heute erfreulicherweise Einmütigkeit.<br />
Die übrigbleibenden Fragen sind, auch wenn<br />
sie in der nächsten Session nicht erledigt<br />
werden könnten, von sekundärer Bedeutung<br />
für das uns gegenwärtig beschäftigende<br />
Problem des Strassenverkehrs. Die Gerüchte,<br />
die in den letzten Monaten über ein neues<br />
eidgenössisches Gesetz herumgeboten wurden,<br />
das mit den Strassenbenützern gemeinsam<br />
ausgearbeitet worden wäre, beruht auf<br />
Irrtum. Das kommende Gesetz werden wir<br />
selbst ausarbeiten. Dagegen ist es selbstverständlich,<br />
dass wir bei der Ausarbeitung der<br />
Rechte und Pflichten der Strassenbenützer<br />
diese zur Meinungsäusserung herbeiziehen<br />
werden. Herr Bundesrat Häberlin hält auch<br />
dafür, dass die Vorschriften punkto Haftpflichtversicherung<br />
von den automobilistischen<br />
Kreisen in Zukunft ruhiger gewertet<br />
werden. Die Frage dürfte im Zusammenhange<br />
mit der Strassenverkehrsgesetzgebung von<br />
sekundärer Bedeutung sein.<br />
Das Projekt der ersten<br />
englischen Autostrada.<br />
London, August <strong>1928</strong>.<br />
In London wurde jüngst die Gründung einer<br />
Gesellschaft bekannt, welche sich den<br />
Bau von ausgesprochenen Autostrassen zum<br />
Ziele setzt. Gleichzeitig erfuhr man auch,<br />
dass ein vollständig ausgearbeitetes Projekt<br />
für den Bau einer ersten Autostrada zwischen<br />
London ;und Brigthon bereits vorliegt.<br />
Die Mehrzahl der interessierten Gemeindebehörden<br />
stehen dem Vorschlag wohlwollend<br />
gegenüber, so dass bereits in der kommenden<br />
Herbs'tsession die Konzession vom<br />
Parlament nachgesucht werden wird. Die<br />
anfänglich erwartete Opposition von Seiten<br />
der Gesellschaft der südenglischen Bahnen<br />
dürfte sich kaum geltend machen, nachdem<br />
die Bahngesellschaften ' nunmehr das Recht<br />
haben, auf eigene Rechnung Strassentransporte<br />
durchzuführen. Die neue Gesellschaft<br />
rechnet im Gegenteil die Bahn zu ihren besten<br />
Künden zählen zu können, da bei Benützung<br />
der Autostrasse der Gütertransport<br />
nach dem Süden sehr stark beschleunigt<br />
werden könnte.<br />
Sofern die Konzession genehmigt wird,<br />
hofft man, zu Beginn des Jahres 1929 mit den<br />
Bauarbeiten beginnen zu können, deren Kosten<br />
auf 75 Millionen Franken veranschlagt<br />
sind. Das Baukapital ist nach den Aussagen<br />
von Lord Askwith, dem Präsidenten der<br />
neuen, Gesellschaft, bereits gesichert, so dass<br />
die Auflage eines öffentlichen Anleihens nicht<br />
notwendig wird. Die Strasse wird sämtliche<br />
Städte und Dörfer umgehen und alle Kreuzungen<br />
vermeiden. Zu diesem Zwecke werden<br />
drei Tunnels unter der Eisenbahnlinie<br />
und rund 60 Strassenunter- oder -Überführungen<br />
erstellt werden müssen. Kurven sollen<br />
möglichst vermieden werden und die Strasse<br />
wird durch eine Grasbank in ihrer Längsachse<br />
in zwei Abschnitte für den Verkehr in<br />
jeder Richtung getrennt. Durch Nebenstrassen,<br />
unter möglichster Ausnützung der bereits<br />
vorhandenen Routen, soll der Verkehr<br />
aus den einzelnen Ortschaften der Strada<br />
zugeführt werden. Ueber die Gebühren zur<br />
Benützung dieser direkten Nord-Südverbindung<br />
liegen noch keine endgültigen Vorschläge<br />
vor, doch rechnet man mit einer<br />
Taxe von ca. 2,5 Rappen pro Meile für Personenwagen<br />
und pro Tonnenmeile der Lastwagen.<br />
Der Bau wird ungefähr 2% Jahre<br />
Zeit beanspruchen.<br />
Es sind ferner noch Vorstudien für die Anlage<br />
weiterer derartiger Strassen zwischen<br />
London und Portsmouth und deren Verbindung<br />
mit Southampton unternommen worden,<br />
welche Projekte ebenfalls zur Ausführung<br />
gelangen dürften, sobald die Eisenbahngesellschaft<br />
und das Parlament sich zugunsten<br />
des ersten Planes ausgesprochen haben,<br />
bi.<br />
Die Sdiönheifs-<br />
Konkurrenz in Sf. Moritz<br />
Mit der am 26. August auf dem Kurhausplatz<br />
in St. Moritz-Bad abgehaltenen Schönheitskonkurrenz<br />
für Automobile ist auch der<br />
Weltkurort St. Moritz neben Wiesbaden,<br />
Nizza, Baden-Baden, Cannes, Monte-Carlo,<br />
etc. in die Reihe derjenigen Freindenzentreii<br />
eingerückt, die durch Abhaltung grosszügig<br />
angelegten autotouristischer und autosportlicher<br />
Veranstaltungen in der Automobilwelt<br />
eine Rolle spielen. Zu diesem Schritte mag<br />
wohl St. Moritz durch das gute Gelingen der<br />
Luzerner Schönheitskonkurrenz <strong>1928</strong> besonders<br />
ermutigt worden sein. Die Ortsgruppe<br />
St. Moritz des A. C. S. hatte die Sache rasch<br />
an die Hand genommen und den Wurf, gewagt.<br />
Wenn man sich bewusst ist, wie vortrefflich<br />
alle St. Moritzer Veranstaltungen<br />
ohne Ausnahme organisiert und durchgeführt<br />
werden, so konnte es einem um das Gelingen<br />
dieser ersten Engadiner Schönheitskonkurenz<br />
kaum bange sein. Herr Hans Bon hatte mit<br />
Herrn Christoffel, Dr. Zahnd, Dir. Roffler,<br />
Lareida, Conrad, Badrutt etc. ein Komitee<br />
bereit gestellt, das rasch ganze Arbeit leistete<br />
und zusammen mit den Herren Präsident<br />
Wunderly, Ing. Brüderlein und Dr. Schmidlin<br />
von der Sektion Zürich des A. C. S. für eine<br />
reibungslose Abwicklung des Programmes<br />
verbürgte.<br />
So bot denn der Kurhausplatz am Morgen<br />
des 26. August ein prächtiges, farbenfrohes<br />
Bild von schnittigen Karosserien, eleganten<br />
Toiletten.<br />
Die St. Moritzer Schau trug, trotz der geringen<br />
Zahl der eingegangenen Anmeldungen,<br />
einen bedeutend internationaleren Stempel als<br />
die Luzerner Veranstaltung. Von den angemeldeten<br />
43 Konkurrenten stellten Frankreich<br />
3, England 3, U. S. A. 1, Italien 3, Deutschland<br />
7, Tschechoslowakei 2, Holland 1, Spanien<br />
1, Griechenland 1, Rumänien 1, Ungarn 1,<br />
Oesterreich 1 u. die Schweiz 18, während bezüglich<br />
den vertretenen Wagenmarken die<br />
Schweiz leider keinen Repräsentanten verzeigen<br />
konnte. Die 43 Wagen verteilten sich auf<br />
folgende Herkunftsländer: Frankreich8, England<br />
3, U. S. A. 15, Italien 7, Deutschland 4,<br />
Belgien 2, Oesterreich 3 und Tschechoslowakei<br />
1. Das Hauptkontingent stellten somit erwartungsgemäss<br />
die U. S. A. Was die St.<br />
Moritzer-Schau aber noch besonders interessant<br />
machte, war, dass die Serienkarosserien<br />
der Aütofabriken nicht vorherrschten, sondern<br />
die Spezialkarosserien der bekannten<br />
europäischen Karosseriewerke dominierten.<br />
Es waren so prächtige Fabrikationsprodukte<br />
italienischer, französischer, deutscher, englischer<br />
und belgischer Karosserie firmen vertreten,<br />
so dass die aus den Herren H. Wuuderly-Volkart,<br />
S. W, Hilles (U. S. A.), Marquis<br />
de la Romana* (Spanien), Marquis de<br />
Pons (Spanien), Comte des Brunes (Frankreich),<br />
General Fowke (England), G. Ponzoni<br />
(Italien), Marchese Theodoli (Italien),<br />
Marchese Cavriani (Italien), A. Brüderin,<br />
O. Christoffel und P. Conrad bestehende<br />
Jury, der Herr Präsident H. Wunderly-<br />
Volkart, Zürich, als gewandter Obmann vorstand,<br />
keine leichte Nuss zu knacken bekam.<br />
Die Fahrzeugewaren eingeteilt in: 1.Sportwagen,<br />
2. Tourenwagen, 3. schliessbare Wagen,<br />
4. geschlossene Wagen. Die Beurteilung<br />
durch die Jury erfolgte nach folgenden Punkten:<br />
1. Aeusserer Eindruck des Wagens in feezug<br />
auf Schönheit, Linienführung und<br />
Farbenharmonie.<br />
2. Zweckmässigkeit.<br />
3. Bequemlichkeit (Raurneinteilung).<br />
4. Innenausstattung.<br />
5. Harmonie und Eleganz des Gesamteindruckes.<br />
Die Kleidung der Insassen wurde nicht mit-<br />
. bewertet.<br />
9.30 Uhr stellten sich 40 der angemeldeten<br />
43 Fahrzeuge, die um die Palme rangen, der<br />
Jury, die in drei Gruppen eine genaue Prüfung<br />
der Wagen vornahm. Diese erste Betrachtung<br />
zog sich bis gegen Mittag hin.<br />
Zu der Vorführung der Wagen hatte sich<br />
nachmittags eine zahlreiche mondäne Zuschauermenge<br />
von gegen 2500 Personen eingefunden,<br />
die mit Interesse das Vorfahren<br />
der einzelnen Wagen verfolgte.<br />
Das genaue Klassement erfolgt nachstehend.<br />
Ergänzend sei hier nur festgehalten,<br />
dass diese erste St. Moritzer Schönheitskonkurrenz<br />
einen sehr erfreulichen Verlauf<br />
genommen hat, so dass dieser Anlass<br />
wohl zu einer traditionellen Veranstaltung<br />
des Weltkurortes St. Moritz werden wird.<br />
An der Preisverteilung abends im Palace-<br />
Hotel gab der Obmann der Jury, H. Wunderly-Volkart,<br />
folgende Rangliste bekannt:<br />
Resultate.<br />
Punkte<br />
A. Sportwagen.<br />
1 E. Siebenschein, Zürich (Grofri; 23,75<br />
B. Tourenwagen.<br />
Klasse II (über 2 Plätze):<br />
1. M. M. Sapira, Suvretta House (Packard) 9,75<br />
2. G. Zarifi, Athen, Suvretta Houso (Packard) i3,5O<br />
3. Sir Pomeroy Burton, Palace (Hisp.-Suiza) 16,25