28.02.2018 Aufrufe

E_1931_Zeitung_Nr.048

E_1931_Zeitung_Nr.048

E_1931_Zeitung_Nr.048

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

9<br />

AUTOMOBIL-REVUE <strong>1931</strong> — 43<br />

Die Fräse der Fachkommission.<br />

Zum letzten Abschnitt lag ein Antrag Gafner<br />

vor:<br />

«Der Bundesrat kann zur Begutachtung bestimmter<br />

Verkehrsfragen sowie der zu erlassenden<br />

Ausführungsvorschriften eine Fachkommission ernennen^<br />

—<br />

Der Antragsteller wies zur Begründung auf<br />

die schweren Belastungen hin, die das Gesetz<br />

für die Automobilisten bringt, und darauf,<br />

dass es ein Rahmengesetz ist und schon dadurch<br />

Misstrauen bedingt. So sollte man sich<br />

zur Aufnahme einer solchen Vorschrift über<br />

die Zuziehung der Fachkommission bei der<br />

Ausführung verstehen, um so mehr, als der<br />

Antragsteller keine einseitig zusammengesetzte<br />

Kommission im Auge habe. Auch<br />

die Landwirtschaft und die Fussgänger sollen<br />

darin vertreten sein. — Bundespräsident<br />

Häberlin lehnte ab. Die Einberufung einer<br />

solchen Kommission sei eine Selbstverständlichkeit<br />

und brauche daher nicht gesetzlich<br />

verankert zu werden. Sonst würden womöglich<br />

die übrigen Strassenbenützer misstrauisch<br />

und vermuteten, der Bundesrat wolle<br />

sich nur von Automobilisten beraten lassen!<br />

— Hierauf lehnte auch der Rat den Antrag ab.<br />

Desgleichen wurde ein sozialdemokratischer<br />

Antrag verworfen, auch für Lehrlinge,<br />

die im Auto- und Motorradgewerbe<br />

tätig sind, für das letzte Lehrjahr besondere<br />

Ausweise vorzusehen.<br />

*Da ferner die Bahn einen Kurort bedient,<br />

der seinen ganzen Bedarf durch Zufuhr von<br />

auswärts decken muss, ist ein möglichst<br />

rascher Antransport gewisser Waren wichtig.<br />

Die Befriedigung der Bedürfnisse der Bevölkerung<br />

erleichtert es der Bahn auch, der<br />

Automobilkonkurrenz wirksam zu begegnen.»<br />

Dieser klassische Satz steht in einer soeben<br />

herausgekommenen Botschaft des Bundesrates<br />

an die Bundesversammlung und soll<br />

die besondere Notwendigkeit und Dringlichkeit<br />

der Erteilung einer neuen Konzession für<br />

die elektrische Bahn von Aigle nach Leysin<br />

begründen. Die bisherige Konzession lautete<br />

nämlich nur auf eine einzige Wagenklasse<br />

für den Personentransport und enthält keine<br />

Bestimmungen über Eilgutbeförderung. Diesen<br />

Mangel hat nun das moderne Verkehrsmittel<br />

in den letzten Jahren in so fühlbarer<br />

Weise aufgedeckt, dass auch die Bahn wohi<br />

oder übel an raschere und konfortablere Methoden<br />

denken muss, wenn sie auf der Höhe<br />

der Zeit bleiben will.<br />

Die Cömpagnie du chemin de fer Aigle-<br />

Leysin drückt sich über diesen Werdegang<br />

der Dinge vorsichtig wie folgt aus:<br />

«In den ersten Jahren Hess sich mit einer<br />

Wagenklasse (III.Klasse) auskommen; wegen<br />

der besonderen Art der Bahnbenützer (Leidende<br />

oder Schwächliche) zeigte sich jedoch<br />

bald das Bedürfnis nach mehr Bequemlichkeit.<br />

Das Post- und Eisenbahndepartement<br />

bewilligte zunächst, erstmals im Jahre 1901<br />

und dann 1911, die Einrichtung von Spezialabteilen<br />

mit gepolsterten Sitzen in zwei Wagen,<br />

in den Tarifen als «compartiments de<br />

luxe » bezeichnet. Heute genügen diese Wagen<br />

den Anforderungen des stetig zunehmenden<br />

Verkehrs nicht mehr.»<br />

Wenn wir uns aber an den eingangs als<br />

Motto dieses Artikels zitierten Satz erinnern,<br />

so kann die Vermutung kaum unterdrückt<br />

werden, es sei vielleicht weniger die Besorgnis<br />

um die Gesundheit der Reisenden gewesen,<br />

als die Befürchtung, durch die den Bedürfnissen<br />

des Publikums besser angepasste<br />

Automobilkonkurrenz überflügelt zu werden,<br />

welche hier den Ausschlag gab und die Bahndirektion<br />

veranlasst, sich heute um die Einführung,<br />

der zweiten Wagenklasse und des<br />

Eilgutdienstes in der Güterbeförderung zu<br />

bemühen. Wer weiss, wie lange ohne das<br />

Automobil die Kurgäste von Leysin sich sonst<br />

noch mit der harten dritten Klasse oder den<br />

Damit war das Gesetz bis auf<br />

die zurückgelegten Artikel<br />

durchberaten. Der eine davon war Art. 10<br />

betr. den besonderen Führerausweis. Die<br />

Kommissionsmehrheit schlug vor, die untere<br />

Altersgrenze für die Bezugsberechtigung auf<br />

das 20. Lebensjahr festzusetzen; die Mehrheit,<br />

repräsentiert durch Herrn Lachenal, beantragte<br />

Streichung der Altersgrenze. Der<br />

Bundesratsvertreter unterstützte den Streichungsantrag<br />

in der Meinung, dass der<br />

Ständerat differenzieren werde zwischen der<br />

Führung schwerer Motorlastwagen und derjenigen<br />

gewerblicher Personentransporte. Für<br />

die Motorlastwagenführung könne man auch<br />

jüngere Leute zulassen. Im Interesse der<br />

Armee, die ihre Chauffeure aus den 19 Jährigen<br />

rekrutieren müsse, sei das sogar geboten.<br />

Führer von Personentransporten sollten dagegen<br />

ein Mindestalter von 20—22 Jahren<br />

haben. Der Rat schloss sich dieser Auffassung<br />

an und strich einstweilen die Altersgrenze.<br />

Sodann nahm er noch die Berichterstattung<br />

über den von der Kommission umgestalteten<br />

Arbeits- und Ruhezeitartikel entgegen. Um<br />

den Text nicht später wiederholen zu müssen,<br />

warten wir mit der Wiedergabe bis zum Bericht<br />

über die Diskussion, die auf die letzte<br />

Hälfte der zweiten Sessionswoche verschoben<br />

wurde.<br />

Die vorbildliche Automobilkonkurrenz<br />

nicht viel besseren und im Verhältnis viel zu<br />

teuren «Compartiments de luxe» hätten behelfen<br />

und wie lange die Bevölkerung auf<br />

eine speditivere Güterbeförderung hätte warten<br />

müssen!<br />

Das gleiche Konzessionsgesuch ist aber<br />

noch nach einer anderen Richtung recht interessant.<br />

Man erinnert sich wohl, wie als<br />

eines der Hauptargumente der Bahnen gegen<br />

die Automobilkonkurrenz jeweils mit Vorliebe<br />

betont wurde, die Bahn müsse immer fahren,<br />

ob der Kurs rentiere oder nicht, und müsse<br />

alle Güter auf allen Strecken zur Beförderung<br />

annehmen, während das Automobil sich nur<br />

die Rosinen herauspicke. Daher wurde es als<br />

Forderung der ausgleichenden Gerechtigkeit<br />

hingestellt, die gleichen starren Formen auch<br />

für den Autobetrieb gesetzlich aufzustellen.<br />

Im neuen Konzessionsentwurf der Aigle-<br />

Leysin-Bahn ist dagegen offensichtlich, eine<br />

vernünftigere Taktik eingeschlagen worden.<br />

Die Bahn hat selber diese starre, unverrückbare<br />

Form als unzweckmässig und unrationell<br />

befunden und sucht nach Vorbehalten und<br />

grösserer Bewegungsfreiheit. Das Konzessionsgesuch<br />

enthält deren eine ganze Anzahl.<br />

So ist z.B. die Zahl der vorgesehenen<br />

Fahrten nicht mehr endgültig festgesetzt. Im<br />

Reglement ist lediglich von «mindestens •»<br />

vier Personenzügen in jeder Richtung die<br />

Rede. Ausserdem kann die Gesellschaft im<br />

Winter den Fahrplan von sich aus abändern<br />

und einzelne Züge am Morgen oder Abend<br />

ausfallen lassen. Auf der Strecke Aigle<br />

(Bahnhof S. B. B.)-Grand Hotel Aigle ist es<br />

der Gesellschaft überhaupt freigestellt, die<br />

Betriebszeit und die Zahl der täglichen Kurse<br />

festzusetzen, Auch die nachgesuchte Einführung<br />

der zweiten Klasse soll zunächst<br />

nicht die ganze Strecke betreffen. Alles in<br />

allem: weitgehende Umstellung des festen<br />

Kurssystems in der Richtung nach Bedürfnis<br />

und Rendite.<br />

Man hat also auch bei den Nebenbahnen<br />

keine Lust mehr an unrationellen Transporten<br />

und beginnt kaufmännischer zu denken. Die<br />

Automobilkonkurrenz beginnt Sich als direktes<br />

Vorbild auszuwirken. Diese neue Richtung<br />

deckt sich übrigens mit der kürzlidh<br />

schon von der «Automobil-Revue» festgestellten<br />

Kursänderung der S. B. B., welche<br />

das Automobil auch nicht mehr unbedingt bekämpfen,<br />

sondern sich neuerdings eifrig bemühen,<br />

sich die Vorteile des modernen Verkehrsmittels<br />

selber dienstbar zu machen. 4»<br />

Delegiertenversammlung des A. C. S.<br />

Programm der Tagung in Luzern.<br />

Samstag, den 13. Juni <strong>1931</strong>:<br />

11.00 Uhr: Eröffnung der Delegiertenversammlung<br />

im Grossratssaale, Eingang<br />

Bahnhofstrasse.<br />

21.00 Uhr: Feuerwerk mit Illumination.<br />

21.30 Uhr: Beginn des Balles im Hotel<br />

fällt diese Veranstaltung aus und der<br />

Nachmittagstee wird im Palace Hotel<br />

serviert.<br />

Durch spezielles Entgegenkommen der<br />

Direktionen des Panoramas, des Gletschergartens<br />

und der umliegenden Bergbahnen<br />

haben wir für die Herren Delegierten und<br />

Schweizerhof. Ballorchester: «The Ori-dereginal Ramblers» vom Cafe" Metropolegen erreicht:<br />

Angehörige folgende Vergünstigun-<br />

Zürich. Balltoilette erwünscht.<br />

1. Samstag und Sonntag, den 13. und<br />

Sonntag, den 14. Juni <strong>1931</strong>: 14. Juni: Freier Eintritt im Panorama<br />

11.00 Uhr: Frühschoppenkonzert im Kursaal.<br />

Schweiz, Eigentümer Herren Gebr. Koch,<br />

(Uebertritt der Bourbakiarmee in die<br />

12.30 Uhr: Bankett im Palace Hotel. Panorama-Garage) und in den Gletschergarten<br />

(Besitzer Herr W. Amrein).<br />

15.30 Uhr: Abfahrt des Extradampfers<br />

vom Landungssteg Kurplatz nach 2. Montag, den 15. Juni: 50 % Ermässigung<br />

auf den ordentlichen Bahntaxen der<br />

Hertenstein, ins Schlosshotel zum<br />

Nachmittagstee (offeriert von der Sektion<br />

Luzern des A. C. S.).<br />

Eigibahn.<br />

Pilatus-, Stanserhorn-, Bürgenstock- und<br />

17.45 Uhr: Rückfahrt mit Extradampfer ^ Die Vergünstigungen haben Geltung für<br />

nach Luzern. (Ankunft daselbst ca. je zwei Personen gegen Vorweisung der<br />

18.15 Uhr.) Bei ungünstiger Witterung Legitimationskarte des A. O. S.<br />

Rationalisierung<br />

der Verkehrswerbung.<br />

Verkehrswerbung ist die Einsetzung von<br />

Mitteln materieller und ideeller Art zwecks<br />

Gewinnung einer oder verschiedener Verkehrskategorien<br />

in ein lokales oder regionales<br />

Gebiet, das sich entweder durch landschaftliche<br />

Reize oder durch besondere Veranstaltungen<br />

gesellschaftlich auszeichnet. Unsere<br />

Fremdenverkehrswerbung, wie sie sich<br />

national, regional und lokal abwickelt, ist sowohl<br />

auf das In- wie auf das Ausland gerichtet.<br />

Um diesen Verkehr lebensfähig zu<br />

gestalten, ihm Dauerhaftigkeit zu verleihen<br />

und ihm jegliche Bequemlichkeit und den<br />

erstrebenswerten Komfort zu bieten, haben<br />

Hotellerie und Verkehrsanstalten längst<br />

durch zahlreiche Massnahmen gesorgt. Im<br />

Verlaufe von Jahren und Jahrzehnten sind in<br />

die Fremdenindustrie gewaltige Summen<br />

Geldes gesteckt worden, so dass nicht selten<br />

am einen und anderen Orte die Wirtschaftlichkeit<br />

solcher Massnahmen in Frage gestellt<br />

wurde. Die ständig wachsende Konkurrenz<br />

des Auslandes hat die mit dem<br />

Fremdenverkehr zusammenhängenden Gewerbe<br />

immer risikoreicher gestaltet, denn<br />

einerseits musste, um mit dem Ausland<br />

Schritt halten zu können, modernisiert werden,<br />

anderseits aber war zu befürchten, dass<br />

gerade wegen dieser Konkurrenz und trotz<br />

der grossen Neuaufwendungen zur Erhaltung<br />

von Rang und Ruf, Teile selbst einer traditionellen<br />

Kundschaft fern blieben. Oft hat es in<br />

solchen Fällen nicht an den Opfern für die<br />

Ausgestaltung des Fremdenplatzes selber<br />

gefehlt, sondern nur an dessen geschickter<br />

und geschmackvoller Ankündigung in der<br />

grossen Welt der «klein» gewordenen Distanzen.<br />

Die Verkehrswerbung litt und leidet<br />

noch heute vielfach am Mangel einer gewissen<br />

Grosszügigkeit und Systematik. Fremdenwerbung<br />

versagt aber auch dann, wenn sie<br />

wohl reichlich, aber nur zeitlich beschränkt<br />

geübt wird und das Interesse vielleicht momentan<br />

wach hält, rasch aber wieder der<br />

Vergessenheit anheimfällt.<br />

Es ist leicht begreiflich, dass gegenwärtig,<br />

wo das Unkostenkonto eines einzelnen Betriebes<br />

oder einer lokalen Betriebsgruppe<br />

ohnehin sehr stark belastet ist, nicht noch<br />

grosse und dauernde Posten für Verkehrswerbung<br />

ins Budget Aufnahme finden können.<br />

Abgesehen davon kann eine solche dezentralisierte<br />

Art der Verkehrswerbung mit heutigen<br />

modernen Bestrebungen in den meisten<br />

Wirtschaftszweigen, die vor allem das Wort<br />

und den Begriff der Rationalisierung geprägt<br />

haben, nicht mehr vereinbart werden.<br />

Die Konkurrenz verlangt die Rationalisierung<br />

als kostensparendes Element in der För-?<br />

derung des propagandistischen Erfolges.<br />

Im Grossen Rat des Kantons Bern ist von<br />

einem Vertreter des Freisinns eine Motion<br />

eingebracht worden, die die Rationalisierung<br />

der Verkehrswerbung zum Gegenstand hat<br />

und die dartut, dass im Berner Oberland gewaltige<br />

Summen in Hotellerie und Verkehrsanstalten<br />

investiert sind, die ungefähr eine<br />

halbe Milliarde erreichen. An Ziffern wird<br />

fernerhin veranschaulicht, wie sehr die<br />

Fremdenindustrie imstande ist, weiten Kreisen<br />

der Bevölkerung Arbeit und Nahrung zu<br />

verschaffen (im Sommer 5000, im Winter<br />

1500 Angestellte) und im weitern dem Lande<br />

grosse Einkünfte zu vermitteln; die werden<br />

allein für das Berner Oberland auf 12 Mill.<br />

Franken geschätzt, wovon 4 Mill. Fr. für landwirtschaftliche<br />

Produkte ausgegeben werden.<br />

Der Motionär, Herr v. Allmen, beklagt die<br />

grosse Zersplitterung in den Bestrebungen<br />

der oberländischen Verkehrswerbung. Er ruft<br />

die Regierung an, einer künftigen rationellen<br />

Ausgestaltung dieser bedeutungsvollen wirtschaftlichen<br />

Aktion seine moralische und materielle<br />

Unterstützung zu gewähren. Herr<br />

Baudirektor Bösiger anerkennt im Prinzip die<br />

Berechtigung der Motion und macht auf das<br />

Missverhältnis zwischen den vorhandenen<br />

Mitteln und dem relativ geringen propagandistischen<br />

Erfolg aufmerksam. Eine gemeinsame<br />

Aktion für das gesamte Kantonsgebiet<br />

wird notwendig werden, mache sich doch in<br />

der ganzen Schweiz die Tendenz nach Zentralisation<br />

geltend. Dabei dürfte in vorderster<br />

Linie eine freie Zusammenarbeit von Behörden<br />

und Interessenten als gegeben erscheinen<br />

und erfolgverheissend sein. Die Erhöhung<br />

des Staatsbeitrages wird vom Vertreter des<br />

Regierungsrates als sekundäres Mittel betrachtet,<br />

da vorerst an eine rationelle Verwendung<br />

der heute verfügbaren Beiträge<br />

herangetreten werden sollte.<br />

Die Motion wird erheblich erklärt und die<br />

Prüfung des ganzen Problems der Verkehrswerbung<br />

überhaupt wird Sache des Regierungsrates<br />

sein. a.<br />

Zehn Jahre Autokurse Thun-Gürbetal. Die<br />

Genossenschaft Autoverkehr Thun-Stocken-<br />

Gürbetal konnte am 1. Juni die Feier ihres<br />

10jährigen Bestehens abhalten. Die Wagen<br />

der Gesellschaft beförderten in diesem Zeitraum<br />

421 500 Personen und fuhren 750 000 km.<br />

Die Kurslinie ist am 1. Juni 1921 durch ein<br />

Gotthardpass eröffnet.<br />

Unsere wichtigste Passverbindung Nord-<br />

Süd, der St.Gotthard, wurde letzten Samstag,<br />

den 6. Juni für den Autoverkehr hei'<br />

gegeben. Der Verkehr von der Ur- und der<br />

Nordschweiz in den Tessin hinunter wird<br />

dadurch einen neuen Impuls erhalten. Aber<br />

auch dem Autotourismus zwischen Deutschland<br />

und Italien ist durch die Eröffnung des<br />

Gotthardpasses die bedeutendste Route bereitgestellt<br />

worden. Trotz den anfänglichen<br />

Meldungen, der Gotthard könne erst auf den<br />

15. Juni eröffnet werden, gelang es den vereinten<br />

Anstrengungen der Urner und Tessiner<br />

Behörden, eine relativ frühe Oeffnung des<br />

Passes zu erreichen. Besonderen Dank verdient<br />

auch das Initiativkomitee, durch dessen<br />

Unterstützung die Freigabe der Gotthardstrasse<br />

schon jetzt erreicht werden konnte.<br />

Uebersetzte<br />

Motorfahrzeugsteuern<br />

und Ihre Wirkung.<br />

Zum erstenmal in der Geschichte des deutschen<br />

Reichsfiskus hat das Jahr 1930/31 nicht<br />

die budgetmässig erwarteten Einnahmen aus<br />

dem Motorfahrzeugverkehr gezeitigt. Das<br />

Ergebnis bleibt bei 209 Millionen Mark um<br />

ganze 21 Millionen hinter dem Voranschlag<br />

des Reichsfinanzministers zurück. Die Kenner<br />

der wirtschaftlichen Verhältnisse Deutschlands<br />

sind sich darüber einig, dass neben<br />

der allgemeinen wirtschaftlichen Depression<br />

auch die gewaltige Steuerbelastung, welche<br />

dem dortigen Motorfahrzeugverkehr zugemutet<br />

wird, an diesem Minderertrag schuld<br />

sind. Es wurden ihm nämlich durch die Einführung<br />

des Spritbeimischungszwanges und<br />

die Erhöhung der Betriebsstoffzölle rund 140<br />

Millionen Mark an neuen Steuern auferlegt<br />

Man hat sich eben in Deutschland dem<br />

Trugschluss hingegeben, den man manchenorts<br />

auch in der Schweiz immer wieder zu<br />

ziehen versucht ist, wonach das Motorfahrzeugwesen<br />

nicht nur ein ergiebiges, sondern'<br />

geradezu ein unerschöpfliches Steuerobjekt<br />

sei. Der über Erwarten grosse Minderertrag<br />

für das Rechnungsjahr 1930 hat nun die Folgen<br />

einer Ueberlastung deutlich genug ge-<<br />

zeigt. Die 7. Hauptversammlung der Deutschen<br />

Studiengesellschaft für Automobilstrassenbau<br />

hat dieser Auffassung in einer<br />

einstimmig genehmigten Resolution wie folgt<br />

Ausdruck gegeben:<br />

«Die Absicht der Reichsregieruns, zur Behebung<br />

•der allgemeinen Finanzsschwierigkeiten erneut Zölle<br />

und Steuern auf motorische Treibstoffe heraufzusetzen,<br />

begegnet vom Standpunkt der am Strassenbau<br />

interessierten Kreise schwersten Bedenken.<br />

Schon jetzt haben die der Kraftfahrzeughaltung<br />

auferlegten Laoten einen Rückgang in der Motorisierung<br />

und damit eine Verringerung des Aufkommens<br />

aus der Rraftfahrzeugsteuer zur Folge gehabt.<br />

Jode "weitere Erhöhung dieser Lasten müsste<br />

bei der heutigen Wirtschaftslage ein weiteres Sinken<br />

dieser für den Strassentoau zur Verfügung 1 stehenden<br />

Einnahmen verursachen.<br />

Demgegenüber sprechen die in deT Studiengesellschaft<br />

für Automobilstrassenbau vereinigten Kreise<br />

der Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung die<br />

bestimmte Erwartung aus, dass eine Heraufsetzung<br />

der Betriebestoffabgaben unterbleibt und die aus<br />

der Verbrauchsbesteuerung der Kraftfahrzeuge herrührenden<br />

Einnahmen gemäss dem BescMuss des<br />

Reichstages schon jetzt für einen verstärkten Strassenbau<br />

zur Verfügung gestellt werden. Eine solche<br />

Massnahme •würde, wie kaum ein© andere, auch<br />

geeignet sein, eine allgemeine Entlastung des Arbeitsmarktes<br />

herbeizuführen.»<br />

Hoffentlich tragen die obigen Tatsachen<br />

und die Erkenntnis erster deutscher Wirtschaftskreise<br />

dazu bei, auch bei uns die immer<br />

wiederkehrenden Steuergelüste auf ihr<br />

vernünftiges Mass zu beschränken. Die finanzielle<br />

Katastrophe einer Ueberlastung<br />

würde sich bei uns noch viel stärker auswirken,<br />

da die Zollansätze und damit die Einnahmen<br />

des Bundes weit höhere sind, als es<br />

in Deutschland beispielsweise der Fall ist,<br />

weshalb ein Rückschlag sich doppelt empfindlich<br />

bei unsern Bundesfinanzen geltend<br />

machen müsste.<br />

ß<br />

Zwei Millionen weniger für den Strassenbau<br />

im Kanton Schwyz. In der Volksabstimmung<br />

vom 31. Mai verwarfen die schwyzerischen<br />

Stimmberechtigten mit 8193 Nein<br />

gegen 3430 Ja den Gesetzesentwurf über<br />

eine Einkommenstbesteueruwg. Es ist das<br />

nicht das erstemal, dass das Schwyzervolk<br />

sich gegen eine Einkommenssteuer auflehnte.<br />

Schon die drei Vorlagen von 1895, 1914 und<br />

1920 wurden mit wuchtigem Mehr verworfen.<br />

Dieses Volksverdikt hat auch für die Verkehrspolitik<br />

seine ernsten Konsequenzen, indem<br />

eben das am 23. Februar 1929 angenommene<br />

Strassen'baugesetz eine bedenkliche<br />

Scharte erhält. Nicht weniger als zwei<br />

Millionen Franken, die der Regierungsrat<br />

vermittelst Ersatz des veralteten Vermögenssteuersystems<br />

durch ein modernes Einkommensteuergesetz<br />

für den Strassenbau<br />

zu reservieren hoffte, sind auf diese Weise<br />

ins Wasser gefallen. Der damalige kühne<br />

Wurf des Strassenbaugesetzes ist damit auf<br />

das Geleise des frühern Schlendrians geschleudert<br />

worden. Dabei wagt sich der<br />

schwyzerische Regierungsrat noch mit einem<br />

Nachtfahrverbot vor die Oeffentlichkeit.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!