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März 2018 I Jahrgang 17 I Nr. 189<br />
Politik & Wirtschaft 19<br />
Aus neurowissenschaftlicher Sicht<br />
Neurobiologe Dr. Markus Ramming zu Gast beim Business Forum in Tauberbischofsheim am Mittwoch, 18. April.<br />
Führungskräfte müssen sich einer<br />
rasant verändernden Umwelt anpassen,<br />
weitreichende Entscheidungen<br />
treffen und gleichzeitig<br />
die richtige Balance zwischen Leistungsfokus<br />
und Empathie finden.<br />
Das Gehirn als zentrale Schaltstelle<br />
des Körpers entscheidet häufig<br />
über Erfolg und Misserfolg.<br />
Neurobiologe und Managementberater<br />
Dr. Markus Ramming erläutert<br />
die Arbeitsweise des Gehirns<br />
und die Konsequenzen für die Führungspraxis.<br />
Interessierte können<br />
Dr. Ramming beim Business Forum<br />
von der Sparkasse Tauberfranken,<br />
HR-Spezialist BERA und<br />
REGIOBUSINESS am Mittwoch,<br />
18. April, ab 18.30 Uhr bei den<br />
Vereinigten Spezialmöbelfabriken<br />
in Tauberbischofsheim treffen.<br />
REGIOBUSINESS Neurowissenschaft,<br />
das klingt schwer nach universitärer<br />
Grundlagenforschung.<br />
Was kann ich mir denn darunter<br />
vorstellen?<br />
DR. RAMMING Die Neurowissenschaften<br />
haben in den letzten<br />
Jahren interessante Erkenntnisse<br />
geliefert, die zeigen, was bei Entscheidungen,<br />
Stress oder Veränderungen<br />
bei Mitarbeitern im Gehirn<br />
geschieht. Das Wissen um die<br />
Funktionsweise eröffnet uns die<br />
Möglichkeit unsere bisherige Führungspraxis<br />
zu hinterfragen und<br />
notwendige Änderungen einzuleiten.<br />
Zum anderen zeigt die Wissenschaft<br />
klare Wege auf, wie Motivation,<br />
Engagement und Leistung<br />
nachhaltiger stimuliert werden<br />
können. Wir glauben, dass Manager,<br />
die ihr bestes Werkzeug kennen,<br />
es auch effizient einsetzen<br />
können.<br />
REGIOBUSINESS Welche<br />
Aspekte der Gehirnforschung können<br />
uns in der Praxis bei Motivation<br />
und Führung helfen?<br />
DR. RAMMING Vielfach reduziert<br />
sich das Motivieren der Mitarbeiter<br />
auf Geld und ein paar<br />
warme Worte. Dabei trifft die alte<br />
Weisheit „Zuckerbrot und Peitsche“<br />
die Situation nicht mal ansatzweise<br />
und ist kontraproduktiv.<br />
Triebfedern des Handelns sind<br />
komplexer und wechselwirken<br />
miteinander. Nur wenn wir verstehen,<br />
dass Autonomie, Selbstwirksamkeit,<br />
Kontrolle, soziale Kontakte<br />
und Selbstwert zusammenspielen<br />
und diese in der Organisation<br />
verankern, können wir zu absoluten<br />
Top-Leistungen kommen.<br />
Motivation wird in unbewussten<br />
Regionen des Gehirns generiert.<br />
Nur wenn wir anfangen außerhalb<br />
Anpassung: Dr. Markus Ramming beschäftigt sich mit der Arbeitsweise<br />
des Gehirns.<br />
Foto: Bera GmbH<br />
unserer bewussten, rationalen<br />
Muster zu agieren, können wir<br />
Mitarbeiter wirklich stimulieren.<br />
REGIOBUSINESS Was verstehen<br />
Sie unter gehirngerechter Führung?<br />
DR. RAMMING Gehirngerechte<br />
Führung bedeutet, die Arbeitsweisen<br />
des Gehirns zu respektieren<br />
und bewusst in den Führungsalltag<br />
einfließen zu lassen. Wir sind<br />
bestrebt Bedürfnisse, Ziele und<br />
Handlungen in Einklang zu bringen,<br />
um das Motivationssystem jedes<br />
Mitarbeiters – mit seiner zentralen<br />
Komponente Dopamin – zu<br />
stimulieren. Dadurch wird Kreativität,<br />
Engagement, Leistung und<br />
Freude erhöht. Auf der anderen<br />
Seite sind wir bestrebt, Angst,<br />
Stress und Druck zu minimieren<br />
um das Vermeidungssystem auf einem<br />
niedrigen Level laufen zulassen.<br />
So können wir negative Emotionen,<br />
Antriebslosigkeit und Lustlosigkeit<br />
vermeiden.<br />
REGIOBUSINESS Unternehmen<br />
wünschen sich mitdenkende und<br />
engagierte Mitarbeiter. Was können<br />
sie dafür tun?<br />
DR. RAMMING Die Frage ist<br />
„Was will man wirklich?“ Vielfach<br />
wollen Führungskräfte engagierte<br />
Mitarbeiter. Aber nur solche, die<br />
das tun, was man selber möchte.<br />
Man möchte mitdenkende Mitarbeiter,<br />
aber nur solche, die genauso<br />
denken, wie man selbst. Aktive<br />
Mitarbeiter erhalten wir nur<br />
dadurch, dass wir ihnen Freiräume<br />
sowie die Möglichkeiten geben,<br />
ihr volles Potential zu entfalten.<br />
Neugier, Lernen und Entwicklung<br />
sind sicherlich zentrale<br />
Punkte einer solchen Firmenkultur.<br />
Und in letzter Konsequenz bedeutet<br />
dies ein neues Denken<br />
über Organisation und Führung.<br />
REGIOBUSINESS Wie kann eine<br />
Führungskraft ihre Mitarbeiter für<br />
Veränderungen begeistern?<br />
DR. RAMMING Das Gehirn verändert<br />
sich jeden Tag. Man nennt<br />
das Neuroplastizität. Es ist eine<br />
der großen Fähigkeiten des Gehirns<br />
und viele Wissenschaftler sagen<br />
sogar, es ist genau dafür gemacht.<br />
Von der Grundstruktur ist<br />
unser Gehirn also für Veränderungen<br />
offen. Auf der anderen Seite<br />
laufen viele Veränderungen den<br />
Bedürfnissen der Mitarbeiter zuwider.<br />
Schaffen wir es, Bedürfnisse<br />
mit den Zielen in Einklang zu bringen<br />
haben wir motivierte Mitarbeiter,<br />
die voller Energie die Firma zu<br />
Top-Leistung führen.<br />
REGIOBUSINESS Welchen konkreten<br />
Tipp haben Sie als Neurowissenschaftler<br />
für Führungskräfte<br />
und/oder Mitarbeiter, um<br />
in der sich rasant verändernden<br />
Arbeitswelt erfolgreich zu sein?<br />
DR. RAMMING Lernen und Weiterentwicklung<br />
machen Menschen<br />
zufrieden und erfolgreich.<br />
Mein Tipp: Fokussieren Sie jeden<br />
Tag einen Teil der Zeit auf sich<br />
selbst und lernen Sie sich besser<br />
kennen. Meditation oder Yoga<br />
sind dafür geradezu perfekt. Und<br />
die Neurowissenschaften bestätigen<br />
die großartige Wirkung. Eine<br />
Insel der Aufmerksamkeit lässt<br />
Sie gesünder, kreativer und fokussierter<br />
mit Veränderungen umgehen.<br />
Und wo wir gerade dabei sind:<br />
Probieren Sie jeden Tag etwas<br />
Neues aus, das Sie aus der Komfortzone<br />
reißt. So wird Veränderung<br />
zu einem lebenswichtigen<br />
Teil, den Sie nicht mehr missen<br />
möchten. Interview nach Vorlage<br />
www.bera.eu<br />
Frisch vom Feld oder aus dem Stall<br />
Wie regionale Erzeuger vom Wunsch vieler nach einer heilen Konsumwelt profitieren, wurde bei der Fachtagung<br />
für Direktvermarkter der Landwirtschaftsämter Heilbronn erläutert. VON MELANIE BOUJENOUI<br />
NEWSLINE<br />
Volles Haus war kürzlich in<br />
Kupferzell geboten als sich<br />
zum Thema „Direktvermarktung<br />
auf neuen Wegen: Ideen –<br />
Trends – Entwicklungen“ etwa<br />
120 Interessierte an der Akademie<br />
für Landbau und Hauswirtschaft<br />
einfanden. „Die Veranstaltung<br />
war ein voller Erfolg auf überregionaler<br />
Ebene“, sagt Gabriele<br />
Lutz, Fachdienstleiterin Landwirtschaftsamt<br />
Hohenlohekreis, strahlend,<br />
„wir durften Besucher aus<br />
der Region und Ludwigsburg bis<br />
hin zur Ostalb begrüßen.“<br />
BRANDAKTUELL Das Thema<br />
Direktverkauf ist derzeit in aller<br />
Munde – und „verkörpert die<br />
Marke Baden-Württemberg“, wie<br />
es in der Kampagne „Natürlich.<br />
Von daheim“ des Ministeriums<br />
für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz,<br />
heißt, die Erzeuger,<br />
Verarbeiter und Konsumenten näher<br />
zusammenbringen will. „Die<br />
Direktvermarktung kann für viele<br />
bäuerliche Familienbetriebe ein<br />
wichtiges wirtschaftliches Standbein<br />
sein“, erklärt Landwirtschaftsminister<br />
Peter Hauk, „das<br />
trifft aber auch den Wunsch einer<br />
wachsenden Zahl von Verbrauchern,<br />
die wissen möchten, wo<br />
und unter welchen Bedingungen<br />
ihre Lebensmittel erzeugt werden.“<br />
Pro Jahr erwirtschaftet die Baden-<br />
Württembergische Landwirtschaft<br />
Verkaufserlöse von rund 4,2 Mrd.<br />
a. Etwa 3000 Direktvermarkter<br />
Fachvortrag: Anschaulich erklärt Hubert Mitterer sein Geschäft. Foto: ela<br />
gibt es im „Genießerland“ – davon<br />
sind rund 131 Hofläden und<br />
Direktanbieter im Hohenlohekreis<br />
registriert.<br />
Referent Hans-Peter Kuhnert, Medien-Projekt-Manager,<br />
sprach in<br />
seinem Fachvortrag „Regionalität<br />
und Nachhaltigkeit im Marketing“<br />
von dem Kunden der sich gut fühlen<br />
will, weil er etwas Gutes getan<br />
hat – wie etwa die Region durch<br />
seinen Kauf unterstützt – dabei<br />
Qualität zum guten Preis erhält.“<br />
MUNDPROPAGANDA Geschichten<br />
die weitererzählt werden<br />
können, seien die Grundlage<br />
für die Kundenansprache im Direktverkauf,<br />
bestätigte auch der<br />
zweite Referent des Tages, Diplom-Ingenieur<br />
Michael Wingenfeld,<br />
in seinem Vortrag „Kunden<br />
bewusst begeistern“. Zur Verstärkung<br />
hatte Wingenfeld Tierlandwirt<br />
Hubert Mitterer aus Kärnten<br />
mitgebracht, der als Direktvermarkter<br />
von Fleisch, den Besuchern<br />
einen lebhaften Einblick in<br />
den Ablauf seines Hofladens bot.<br />
Direktverkauf bedeutet aber vor<br />
allem Gemüse, Eier, Obst, Milch<br />
und Handwerksprodukte wie Brot<br />
oder Nudeln – etwa aus Hofladen,<br />
Einzelhandel und gerne auch aus<br />
dem Automat oder dem Internet.<br />
WORKSHOPS Am Nachmittag<br />
konnten die Besucher in Arbeitsgruppen<br />
rund um die aktuellsten<br />
Themen Automatenverkauf, Online-Handel,<br />
Kooperation und Vernetzung<br />
sowie Vermarktung an<br />
den Lebensmitteleinzelhandel<br />
praktische Beispiele erfahren.<br />
Dass Supermärkte ihre Regale verstärkt<br />
für regionale Produkte freiräumen<br />
und wie die Zusammenarbeit<br />
funktioniert, erklärten Matthias<br />
Hölle von der Werbegemeinschaft-08-Eier<br />
und Gerhard Legner<br />
von Rewe. „Die Kooperation<br />
ist gar nicht so kompliziert, wie<br />
viele Erzeuger glauben“, sagt<br />
Rewe-Regionalbeauftragte Zivile<br />
Sucylaite. Es lohne sich bereits ein<br />
oder zwei Märkte zu beliefern.<br />
Wie sehr das Thema Direktvermarktung<br />
unter den Nägeln<br />
brennt, wurde am regen Austausch<br />
der Besucher während der<br />
gesamten Veranstaltung deutlich:<br />
„Unsere Teilnehmer nutzten jede<br />
Chance zum Gespräch. Ob in den<br />
Vesperpausen oder den Warteschlangen<br />
vor den Toiletten, die<br />
sich durch die Auslastung der<br />
Räumlichkeiten hin und wieder ergaben“,<br />
bemerkt Lutz freudig,<br />
„viele landwirtschafltiche Betriebe<br />
wollen sich weiterentwickeln<br />
und suchen nach einer passenden<br />
Lösung für sich und die<br />
Kunden.“ Eine echte Bedrohung<br />
für alle Handelsformen sei jedoch<br />
der Internetriese Amazon.<br />
Der Fachtag wurde von den Landwirtschaftsämtern<br />
Hohenlohekreis,<br />
Landkreis Schwäbisch Hall,<br />
Main-Tauber-Kreis und Rems-<br />
Murr-Kreis in Kooperation mit<br />
dem Landratsamt Karlsruhe organisiert.<br />
Daher fand auch im Bildungszentrum<br />
in Oberderdingen<br />
ein weiterer Fachtag statt. Auch<br />
hier war Full-House angesagt.<br />
www.hohenlohekreis.de<br />
Infoabend zur Weiterbildung<br />
SCHWÄBISCH HALL. Die IHK-Zentrum für Weiterbildung<br />
GmbH (ZfW) lädt zu einem Informationsabend am<br />
Mittwoch, 14. März, ab 18 Uhr ein. Dabei werden Möglichkeiten<br />
der berufsbegleitenden Weiterbildung vorgestellt<br />
und es wird über die finanzielle Förderungsmöglichkeit<br />
durch das Aufstiegs-BAföG informiert. pm<br />
Wald & Schlosshotel<br />
Friedrichsruhe unter Top 100<br />
ZWEIFLINGEN. Das Reisemagazin „Geo Saison“<br />
stellte zum zwölften Mal die 100 schönsten Hotels<br />
Europas vor. Wieder mit dabei ist das „Fünf-Sterne-Superior-Wald<br />
& Schlosshotel Friedrichsruhe“, das in der<br />
Kategorie Wellness empfohlen wird. In zehn Kategorien<br />
werden ein Sieger sowie neun zweite Sieger ohne Rangfolge<br />
gelistet. Das Friedrichsruher Resort wurde nach<br />
2016 zum zweiten Mal gelistet. „2017 haben wir alle<br />
bedeutenden Awards für das Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe<br />
in Empfang nehmen dürfen und wir freuen<br />
uns natürlich sehr, dass auch 2018 so fantastisch startet“,<br />
sagt Hoteldirektor Jürgen Wegmann. pm<br />
Ausschreibung für<br />
Lea-Mittelstandspreis läuft<br />
REGION. Mit dem Lea-Mittelstandspreis werden Unternehmen<br />
ausgezeichnet, die sich sozial engagieren. Ab<br />
sofort können sich alle baden-württembergischen Betriebe<br />
mit maximal 500 Vollbeschäftigten bewerben,<br />
die in Kooperation mit einer Organisation aus dem Dritten<br />
Sektor, zum Beispiel einem Verein, einer Schule, einem<br />
Wohlfahrtsverband oder einer Umweltinitiative,<br />
ein Projekt zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen<br />
realisiert haben. Die Preisverleihung findet<br />
am Dienstag, 3. Juli, im Neuen Schloss in Stuttgart<br />
statt. Bewerbungsschluss ist der 31. März. Weitere Infos<br />
gibt es unter www.lea-mittelstandspreis.de. pm