2018_505
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D.a. <strong>505</strong> ... aktuell * Hintergrund März <strong>2018</strong><br />
(Bild 7)<br />
9), wie Aufklärungen<br />
zu<br />
AIDS, Tropen-,<br />
Geschlechtskrankheiten.<br />
Danach erfolgte<br />
eine Personen-<br />
Überprüfung<br />
(Bild 9)<br />
und -Befragung<br />
Straßen und Wegen unser Ziel. In<br />
diesem kleinen, sehr ärmlichen Dorf<br />
war die „Dorfturnhalle“ als Behelfslazarett<br />
und Betreuungspunkt (Kino,<br />
Theater, Clowns) durch das BRA<br />
Heer eingerichtet (Bild 7) und zuvor<br />
instandgesetzt und neu bemalt worden.<br />
Als wir MO ankamen, waren wir<br />
“die Attraktion“ und mehr und mehr<br />
Personen der Bevölkerung, insbesondere<br />
Kinder kamen und suchten<br />
Kontakt. Die ärztliche Einrichtung war<br />
einfach, aber effizient. Das angebotene<br />
Kulturprogramm wurde sehr<br />
gut angenommen und war eine sehr<br />
willkommene Abwechslung im sonst<br />
augenscheinlich sehr tristen Dorfleben.<br />
(Bild 8)<br />
Am folgenden Tag wurde uns eine<br />
komplette Lage von der Anlandung,<br />
der Aufnahme und der Erstversorgung<br />
von Flüchtlingen dargestellt. Am<br />
Hafen von Tabatinga wurde die<br />
Anlandung von 70 Heimatvertrieben<br />
(freiwillige Zivilisten, Frauen, Männer,<br />
Jugendliche und Kinder/ Babys aus<br />
der Region) die von einem unbewohnbar<br />
gewordenem Ort (Übungslage)<br />
mittels Lazarettschiff der BRA<br />
Marine dorthin (Bild 8) verbracht<br />
wurden. Vom Schiff geleitet, wurden<br />
die Personen mit Wasser versorgt<br />
und in bereitstehenden Bussen zum<br />
in der Stadt Tabatinga eingerichteten<br />
“Evakuierungszentrum“ gebracht.<br />
Das Evakuierungszentrum war in<br />
einer Sporthalle errichtet, die bis zu<br />
1200 Personen hätte aufnehmen<br />
können.<br />
Der Ablauf: Erstregistrierung, Kontaminations-<br />
und Gepäckkontrolle, Gepäckaufbewahrung,<br />
ärztliche Erstuntersuchung,<br />
weitere ärztlichen Untersuchungen<br />
bis zur Quarantäne (Bild<br />
D.a. <strong>505</strong>/24<br />
zunächst durch die “Polícia Civil“ (Teil<br />
der Landespolizei), danach durch die<br />
“Polícia Federal“ (Bundespolizei).<br />
Durch das BRA-Militär waren Betreuungsmöglichkeiten,<br />
Platz für einen<br />
ersten Aufenthalt und ausreichende<br />
Sanitäranlagen auf sehr beengtem<br />
Raum errichtet worden. Die Mehrzahl<br />
der MO erstaunte, dass das Gepäck<br />
ohne Kontrolle mit in die Einrichtung<br />
genommen und erst dort kontrolliert<br />
wurde. Der Umgang mit Sprengfallen<br />
oder Anschlägen gehört in BRA nicht<br />
zum Tagesgeschäft.<br />
Am Nachmittag – das Mittagessen ist<br />
bekannt – wurden wir auf zwei Patrouillenboote<br />
der BRA Marine eingeschifft<br />
und sind über den Amazonas<br />
in die Provinzhauptstadt BENJAMIN<br />
CONSTANT gefahren. Dieser gewaltige<br />
Fluss ist so beeindruckend; von<br />
hellbrauner Farbe, bedingt durch den<br />
vielen Sand, erreicht das Wasser<br />
eine Breite von bis zu 9 Kilometern,<br />
unglaublich (Bild 10).<br />
Während der 2-stündigen Fahrt<br />
haben wir eine einzige Hütte am Ufer<br />
gesehen. In BENJAMIN CONSTANT<br />
erlebten wir den ersten, ca. 20-<br />
minütigen Tropenregen. Diese<br />
Wassermassen innerhalb kürzester<br />
Zeit können wir uns in EUROPA gar<br />
nicht vorstellen (Bild 11).<br />
Das Leben in der Stadt kommt kurzfristig<br />
völlig zum erliegen. Auch hier<br />
wurde eine Wasseraufbereitungsanlage<br />
gezeigt; dieser Typ befindet<br />
sich in der Einführung und soll<br />
später die Dörfer in der Nähe der<br />
BRA-Militärcamps entlang der<br />
Grenze mit Trinkwasser versorgen.<br />
Der nächste Tag war der Distinguished<br />
Vistors Day (Besuchertag<br />
der sehr wichtigen Besucher) der<br />
Übung. Daher wurden die Beobachter<br />
an diesem Tag zu einem Symposium<br />
in das Kongresszentrum von LETITIA<br />
(Grenzstadt Kolumbiens) eingeladen.<br />
Übersetzungen mittels Simultanübersetzer<br />
und Kopfhörer. Mit zwei Vorträgen<br />
zu “Gesundheitsherausforderungen<br />
im Dreiländereck Peru,<br />
Kolumbien, Brasilien“ und einem Vortrag<br />
zum Thema “Die Frage der Indigenen<br />
am Oberlauf des Flusses<br />
Solimões (einheimischer Name für<br />
den Oberlauf des Amazonas)“<br />
wurden auf wissenschaftlicher Grundlage<br />
sehr interessante Informationen,<br />
im wesentlichen Krankheitsentstehung,<br />
Weiterverbreitung, ergriffenen<br />
Gesundheitsmaßnahmen, Erfolge,<br />
Rückschläge etc., zu dieser schwer<br />
zugängigen Region erläutert.<br />
Allein die Dimensionen beeindruckten:<br />
1,5 Millionen Quadratkilometer<br />
Fläche (DEU 357378 km2), 1900 Km<br />
Landesgrenze, 4 Millionen Einwohner,<br />
2,6 Einwohner pro km2, 200000<br />
Indigene, 97% Tropenwald mit 95%<br />
Flussinfrastruktur, 62 Gemeinden,<br />
eingeteilt in 9 Sektoren der Gesundheitsvorsorge.<br />
Insgesamt ein Gebiet<br />
mit hohen Grenzüberschreitungen<br />
und Migration, schlechter Gesundheitsvorsorge<br />
und medizinischer Versorgung.<br />
Eine der bedeutendsten<br />
Routen für Drogenumschlag und –<br />
transport.<br />
Besonders der lebendige Vortrag des<br />
Präsidenten der nationalen Stiftung<br />
für Indigene “Fundação Nacional do<br />
Índio“ (FUNAI), hat mit seinen Zahlen<br />
und Anmerkungen zu den indigenen<br />
Völkern zu einem tieferen Verständnis<br />
beigetragen. Stark wachsende<br />
Bevölkerungszahlen, 2010 ca.<br />
896000, heute 2017 ca. 1 Million<br />
Bewohner. Eingeteilt in 305 unterschiedliche<br />
Ethnien, 274 eigene<br />
Sprachen in ca. 82 verschieden<br />
Regionen, davon 32 mit mehr oder<br />
weniger festen Grenzen. Allein in der<br />
Region TABATINGA leben in 15<br />
Gemeinden 18 Ethnien in 350 Dörfern.<br />
Dieses Symposium war eine<br />
hervorragende Ergänzung zu dem<br />
bereits Erlebten. Ein tiefer Eindruck<br />
der unglaublichen Vielschichtigkeit<br />
der Herausforderungen in dieser<br />
Grenzregion blieb den Beobachtern<br />
haften.