2018_505
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ge und konnten das Leben der Kautschuksammler<br />
und -Barone in der<br />
Zeit der letzten Jahrhundertwende<br />
kennen lernen. Aufgrund der Gefahren<br />
des Dschungels und der menschenverachtenden<br />
Führung durch<br />
die Kautschukbarone und deren Vorarbeitern,<br />
war das für die Sammler<br />
ein entbehrungsreiches (Bild 19) und<br />
sehr gefährliches Leben.<br />
Meist hatten sie im Suff irgendwelche<br />
Arbeitsverträge unterschrieben, aus<br />
denen sie nicht mehr rauskamen.<br />
Das Leben der Vorgesetzten war in<br />
dieser Umgebung durchaus angenehm<br />
(Bild 20). Die Barone selbst<br />
lebten in MANAUS in Saus und<br />
Braus. Auch wir hatten die Gelegenheit,<br />
ein wenig Kautschuk aus einem<br />
Baum zu ernten. Danach fuhren wir<br />
weiter zu einem Indigodorf am Fluss.<br />
Dort wurden wir mit traditionellen<br />
Tänzen begrüßt, danach gemeinsam<br />
mit uns getanzt und anschließend<br />
durch das Dorf geführt. Sehr geschäftstüchtig<br />
war man auch; in jeder<br />
zweiten Hütte<br />
wurde irgendein<br />
„originales Stück“<br />
aus dem Leben<br />
der Indigos zum<br />
Kauf angeboten<br />
(Bild 21).<br />
Später fuhren wir<br />
zu einer Plattform<br />
auf dem Fluss und<br />
zogen unsere<br />
Badesachen an. Kurz nachdem wir<br />
im Wasser waren, tauchen die ersten,<br />
rosafarbenen Amazonasdelphine<br />
neben uns auf. Die Tiere wissen genau,<br />
dass sie an dieser Plattform mit<br />
Fischen gefüttert werden wenn Touristen<br />
mit ihnen im Wasser sind. Dieses<br />
Schwimmen mit den Delphinen<br />
war sehr beeindruckend, verursachte<br />
aber einige blaue Flecken bei uns<br />
(Bild 22, rechts). Anschließend ging<br />
es an der gesamten Stadt MANAUS<br />
vorbei zu einem schwimmenden Restaurant,<br />
wo ein großes Buffet mit<br />
einheimischem Essen geboten wurde.<br />
Weiter ging es zur Mündung des<br />
Rio Negro in den Amazonas (ostwärts<br />
MANAUS). Hier bietet sich<br />
mitten auf dem Wasser ein interes-<br />
D.a. <strong>505</strong> ... aktuell * Hintergrund März <strong>2018</strong><br />
nen Empfangs<br />
santer Anblick. Das<br />
zu Ende.<br />
hellbraune, kühlere<br />
Bei diesem<br />
Empfang gesellte<br />
sich ein junger<br />
Soldat zu<br />
uns, der uns im<br />
tiefsten Berliner<br />
Dialekt ansprach.<br />
Er hatte<br />
(Bild 17)<br />
zwölf Jahre<br />
seines Lebens mit seinen Eltern an<br />
der BRA Botschaft in BERLIN verbracht<br />
und erzählte uns, wie stolz er<br />
sei, dass er ausgewählt wurde seinen<br />
Dienst im Dschungel zu versehen.<br />
Wahrscheinlich werde er und seine<br />
Familie lange darauf warten müssen,<br />
bis sie wieder in einem eigenen Haus<br />
(Bild 18) leben können. Ähnliches<br />
wussten unsere Kameraden von<br />
einem Soldaten mit italienischen<br />
Wurzeln zu berichten. Es war beeindruckend,<br />
dieses Gemeinschaftsgefühl<br />
in dieser Umgebung zu erleben<br />
und erinnerte mich an das Leben<br />
in einem Kibbuz.<br />
Am nächsten Tag erfolgte eine vorgeübte<br />
Verabschiedungszeremonie<br />
für die MO. Leider hatte man vergessen<br />
die brasilianischen<br />
Generale<br />
in den Ablauf<br />
einzuweihen.<br />
Dies führte zu<br />
einer feierlich<br />
(Bild 21)<br />
gedachten, aber<br />
teilweise an Slapstick erinnernden<br />
Veranstaltung. Danach ging es mit<br />
BRA-Militärflugzeugen zurück nach<br />
MANAUS. Dort verabschiedeten wir<br />
uns von den MO aus den anderen<br />
Nationen. Diesmal waren wir im<br />
legendären Hotel TROPICANA untergebracht.<br />
Leider haben die Erben der<br />
Gründer das Hotel ziemlich verfallen<br />
lassen und die Führung des Personals<br />
stark vernachlässigt. Das Hotel<br />
lebt von seinem alten Ruf und es ist<br />
erkennbar, welch eine wunderschöne<br />
Anlage dies einmal war.<br />
Am nächsten Tag haben wir eine<br />
touristische Bootstour mit einem<br />
deutschsprechenden Einheimischen<br />
auf dem Rio Negro gemacht. Zuerst<br />
besuchten wir eine Kautschukplanta-<br />
D.a. <strong>505</strong>/26<br />
(Bild 18)<br />
(Bild 19) (Bild 20)<br />
Wasser des Amazonas<br />
trifft auf das schwarze,<br />
deutlich wärmere Wasser<br />
des Rio Negro.<br />
Dieser Farbunterschied<br />
verläuft im weiteren<br />
Fluss gut sichtbar über<br />
mehr als 11 Kilometer.<br />
Besonders vom Flugzeug<br />
aus ist das hervorragend<br />
zu sehen. Danach ging es<br />
zurück zum Stadthafen von<br />
MANAUS, wo wir noch die alte<br />
Markthalle besichtigten. Eine erstaunliche<br />
Mischung verschiedenster<br />
Gerüche empfing uns; leider war ich<br />
noch vom Mittagessen satt, so konnte<br />
ich nur wenige Dinge probieren. Die<br />
anderen waren nicht so experimentierfreudig.<br />
Den nächsten Vormittag verbrachten<br />
wir am Pool unseres Hotels und<br />
schrieben an unserem militärischen<br />
Erfahrungsbericht. Mittags ging es<br />
dann zum Flughafen und kurz vor<br />
Mitternacht erreichten wir BRASLIA.<br />
Am folgenden Tag gingen wir noch<br />
mit dem Attache-Personal der DEU-<br />
Botschaft in einem idyllisch am See<br />
gelegenen Restaurant essen. Anschließend<br />
erfolgte der Rückflug über<br />
RIO DE JANEIRO nach FRANK-<br />
FURT.<br />
Mein Fazit: Den BRA und den Verbündeten<br />
ist eine großartige Übung<br />
gelungen, insbesondere in Bezug auf<br />
die humanitäre und infrastrukturelle<br />
Unterstützung ihrer Völker in einem<br />
der ärmsten Regionen Lateinamerikas,<br />
dem Dreiländereck BRASILIEN,<br />
PERU und KOLUMBIEN. Besonders<br />
erwähnenswert ist noch das besondere<br />
Standing, welches man als offizieller<br />
Vertreter der Bundesrepublik<br />
DEUTSCHLAND in BRASILIEN erfährt.<br />
Ich persönlich bin froh, dass ich ausgewählt<br />
wurde als deutscher Militärbeobachter<br />
an dieser Übung teilzunehmen.<br />
Auch wenn es körperlich<br />
extrem anstrengend war, so war es<br />
doch ein besonderes Highlight meiner<br />
soldatischen Laufbahn. Es waren so<br />
viele Eindrücke aus einem ganz<br />
besonderen Teil dieser Erde, die<br />
mich tief beeindruckt haben.