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MQ Fru_hjahr 18 red

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NATUR & UMWELT<br />

„Ein Vogel wollte Hochzeit machen“, so titelt eins der schönsten<br />

Frühlingslieder, das seit 1778 deutschlandweit gesungen wird.<br />

Darin spielt neben einer großen Vogelschar eine Eule die Brautmutter,<br />

die sich mit Geheule von ihrer Tochter verabschiedet,<br />

während ein Uhu die Fensterläden des Brautgemachs schließt.<br />

Mit Abschied und Tod werden Eulenvögel wie der Waldkauz im<br />

Volksmund häufig verbunden, weil der langgezogene Balzruf<br />

des Männchens „Huh-Huhuhu-Huuh“ als unheimlich gilt. Auch<br />

die raue Antwort des Weibchens „Kuwitt“ wurde früher als<br />

„Komm mit“- Ruf für den nahenden Tod gedeutet. In Wirklichkeit<br />

aber lassen paarungsbereite Waldkäuze schon Anfang Januar<br />

ihre Balzrufe ertönen und sind damit die ersten Hochzeiter der<br />

Vogelwelt. Im März erreicht ihre Balz den zweiten Höhepunkt,<br />

bei dem das Singen fast jeden Abend zu hören ist. In dieser Zeit<br />

beginnt auch die Nistplatzwahl, das Paar krault einander das<br />

Kopf- und Halsgefieder und das Männchen füttert das Weibchen<br />

mit Beute, die es im Umfeld des Nistplatzes gejagt hat. Das<br />

„Brutgeschäft“ vollzieht sich in Höhlen in reich strukturierten<br />

Landschaften mit Wäldern, Baumgruppen und offenen Flächen.<br />

Außer in Baumhöhlen, nistet der Waldkauz auch in Mauerlöchern,<br />

Felshöhlen oder auf Dachböden. Als ideales Brutareal erscheinen<br />

ihm die Artländer Höfe mit den umstehenden Eichen, dichtem<br />

Strauchwerk und Unterholz darum herum, dem sogenannten<br />

Hofbusch. Denn hier bieten sich sowohl ideale Nistplätze als<br />

auch ein breites Futterspektrum für seine Kinderstube. Als der<br />

häufigste (neben der Waldohreule) unserer heimischen Eulenarten<br />

benötigt der Waldkauz vor allem eine geräumige Höhle für<br />

seine zwei bis sechs „gefräßigen“ Kinder, die nach vier Wochen<br />

Brutzeit ausschlüpfen. Da viele natürliche Baumhöhlen in den<br />

Wirtschaftswäldern der Axt zum Opfer fallen, sollten in Gärten,<br />

Parks und auf Friedhöfen gekaufte oder selbst gefertigte Nisthöhlen<br />

aufgehängt werden. Da der Waldkauz ein standorttreuer,<br />

monogamer Vogel ist, gerät er immer wieder in Wohnungsnot, so<br />

dass er sogar in Schornsteinen, Greifvogelhorsten und Kaninchenbauten<br />

nisten muss. Stellvertretend für alle Eulenarten hatte der<br />

NABU im vergangenen Jahr den Waldkauz zum Vogel des Jahres<br />

gewählt, um für den Erhalt alter Bäume im Wald und in Parks zu<br />

werben. Da die Waldkäuze noch nicht vom Aussterben bedroht<br />

sind (64 000 Brutpaare in Deutschland), sollte die Öffentlichkeit<br />

damit für die Bedürfnisse höhlenbewohnender Tiere sensibilisiert<br />

werden. Als sogenannte Ästlinge wird der Nachwuchs bis zu<br />

100 Tage von den Eltern versorgt. Rund die Hälfte von ihnen fällt<br />

Greifvögeln, dem Rotfuchs oder anderen Raubsäugern zum Opfer.<br />

Wer das Brutgeschehen stört oder der Nisthöhle zu nahe kommt,<br />

wird von hinten im Tiefflug von den Altvögeln angegriffen. Der<br />

britische Naturforscher Eric Hosking hat dadurch beispielsweise<br />

ein Auge verloren. Doch nicht nur bei Fotografen ist der Waldkauz<br />

ein beliebter Geselle. Forstleute, Landwirte und Gartenbesitzer<br />

schätzen den Raubvogel als eifrigen Vertilger schädlicher Nager.<br />

Auf seinem langen Speisezettel stehen neben allen Mäusearten<br />

auch Ratten, Maulwürfe, 100 verschiedene Vogelarten, Frösche,<br />

Insekten, Regenwürmer und sogar Eichhörnchen. Er ist ein geschickter<br />

Jäger, der vorwiegend in der Dämmerung und nachts im<br />

lautlosen Suchflug nach Nahrung unterwegs ist. Auf sogenannten<br />

Ansitzwarten wartet er bis zu einer Stunde auf Beute. Währenddessen<br />

würgt er meist sein Gewölle (unverdaute Knochen<br />

und Federn) aus. Er jagt in großen Revieren mit acht bis zwölf<br />

Hektar. Diese können aber auch 65 bis 75 Hektar umfassen. Pro<br />

Tag vertilgt der Waldkauz rund 60 bis 70 Gramm Frischfleisch, das<br />

sind etwa vier Feldmäuse. Im Berliner Stadtgebiet ernähren sich<br />

Waldkäuze zu 70,7 Prozent von Vögeln und zu 29,3 Prozent von<br />

Kleinsäugern. Der Waldkauz ist mit 40 bis 42 Zentimetern mittelgroß<br />

und lebt überwiegend in Europa, kommt aber auch im Iran,<br />

Westsibirien und Südostasien vor. Der Nachtvogel ist durch seine<br />

rindenartige Gefiederfärbung optimal an den jeweiligen Lebensraum<br />

angepasst. In Europa wurden überwiegend graue, braune<br />

und rostbraune Farbvarianten gesichtet, wobei die Waldkäuze im<br />

äußersten Norden alle ein graues Gefieder aufweisen. Gemäß der<br />

Bergmannschen Regel sind ihre sibirischen und skandinavischen<br />

Verwandten zwölf Prozent größer und vierzig Prozent schwerer<br />

als westeuropäische Vögel. Ein Waldkauz kann unter guten Bedingungen<br />

bis zu 22 Jahre alt werden.<br />

Bauanleitung<br />

für einen<br />

Nistkasten<br />

Material<br />

Massivholz Fichte/Tanne in Stärke von 2 cm. Das Dach wird durch eine Dachpappe<br />

vor Regen geschützt, alternativ für das Dach eine wasserfeste Siebdruckplatte<br />

verwenden.<br />

Bauhinweise<br />

Zunächst die Befestigungsleiste auf die Rückwand nageln. Lange Nägel verwenden,<br />

durchschlagen und umnageln, damit eine feste Verbindung entsteht (alternativ<br />

Schrauben verwenden). Möglich ist aber auch die Anbringung von<br />

Ösenschrauben in der Seitenwand. Mit dickem Draht (alternativ Henkel eines<br />

Farbeimers) kann der Nistkasten dann an einem Aststumpf oder Alunagel befestigt<br />

werden. Danach die Seitenwände auf die Rückwand (als 1 gekennzeichneter<br />

Bereich) aufnageln bzw. schrauben.<br />

Den Boden (zuvor Löcher zum<br />

Feuchtigkeitsabfluss durchbohren)<br />

mit ca. 2 cm Abstand<br />

zum unteren Rand festnageln/<br />

schrauben (2), damit eine<br />

Art Tropfleiste entsteht. Aus<br />

der Vorderwand die Einflugöffnung<br />

mit Durchmesser<br />

von 120 mm schneiden und<br />

anschließend nur im Bereich<br />

von Punkt (3) festnageln. So<br />

kann der Kasten zum Reinigen<br />

geöffnet werden (s.<br />

Skizze). Im Bereich von Punkt<br />

4 wird noch ausgehend von<br />

der Seitenwand ein Loch (3<br />

- 4mm) von schräg oben nach<br />

unten bis in die Vorderwand<br />

gebohrt.<br />

Hier wird der Absperrstift<br />

(Nagel oder ein Stück dickerer<br />

Draht) eingesetzt. Dieser<br />

benötigt etwas Spielraum,<br />

damit auch bei Feuchtigkeit<br />

der Stift herausnehmbar ist.<br />

Zum Abschluss das Dach<br />

anbringen. Um eine höhere<br />

Haltbarkeit zu erreichen,<br />

wird der Nistkasten noch von<br />

außen mit einer umweltfreundlichen<br />

Lasur gestrichen.<br />

Quelle: BUND Lemgo<br />

Ausgabe Frü<strong>hjahr</strong> 20<strong>18</strong> mq | 39

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