deHerisauer Ausgabe 3/2018
Das Magazin für Herisau und Umgebung. Erscheinungsdatum: 28. März 2018
Das Magazin für Herisau und Umgebung. Erscheinungsdatum: 28. März 2018
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14 · Herisauer in der Ferne3/<strong>2018</strong><br />
IN BERLIN JEDEN<br />
BUCHSTABEN NEU<br />
LERNEN<br />
Der Herisauer Jakob Wenig möchte Schauspieler<br />
werden. Seit Frühjahr 2017 studiert der 23-Jährige<br />
deshalb an der Filmschauspielschule in Berlin.<br />
Beim «de Herisauer» erzählt Wenig, was man als<br />
werdender Schauspieler den ganzen Tag über macht<br />
und dass ihm Berlin doch nicht alles bieten kann.<br />
wichtig, das Schweizerdeutsche etwas abzugewöhnen. Ich<br />
wollte das Bühnendeutsch besser lernen, und dafür eignet<br />
sich Deutschland besser als die Schweiz.<br />
Was lernst Du dort eigentlich?<br />
Schauspielerei hat viel mit der Körperwahrnehmung zu<br />
tun. Wir lernen den Körper so zu entspannen, damit wir<br />
völligen Zugriff darauf haben. Man lernt jede Bewegung<br />
neu, wie ein Baby. Dies geschieht auch sprachlich. Man<br />
muss neu anfangen zu sprechen, jeder Buchstabe wird neu<br />
gelernt.<br />
Vom Dorf in die Grossstadt – welche Schwierigkeiten<br />
hattest Du?<br />
Es ist mir leichter gefallen, als ich dachte. In Berlin ist eine<br />
grosse Anonymität vorhanden. Das macht es einfacher, die<br />
Hemmungen fallen zu lassen, um etwas Neues auszuprobieren.<br />
Im Dorf fühlt man sich schneller beobachtet oder<br />
von anderen beeinflusst. Da ich anfangs in einer WG gewohnt<br />
habe und in der Schule viele traf, welche in der gleichen<br />
Situation waren wie ich, war es einfach, neue Freundschaften<br />
zu knüpfen. Ich habe mich nie alleine gefühlt.<br />
Berlin scheint alles zu haben, vermisst Du Herisau trotzdem<br />
ein bisschen?<br />
Ich hatte einen einfacheren Start in Berlin als gedacht.<br />
Doch nach einer gewissen Zeit vermisste ich Herisau, vor<br />
allem die dortige Natur. In Berlin hat man Parks, aber keine<br />
Natur. Wenn man in Herisau wohnt, dauert es fünf Minuten,<br />
bis man den nächsten Wald erreicht hat und man alleine<br />
ist. Das ist in Berlin nicht möglich.<br />
Jakob Wenig, warum wirst Du als Schauspieler den grossen<br />
Durchbruch schaffen?<br />
Ich glaube, irgendwo bringe ich doch ein gewisses Talent<br />
mit. Das Schauspiel ist sehr vielfältig und es gibt so viele<br />
Kleinigkeiten, die beachtet werden müssen. Beispielsweise<br />
brauche ich sehr viel Bewegungsunterricht in der Schule,<br />
weil ich dort noch nicht so weit bin. Bei den sprachlichen<br />
Fähigkeiten bin ich schon besser.<br />
Wieso in Berlin Schauspiel studieren und nicht gleich<br />
nach New York?<br />
Ich wollte im deutschen Sprachraum bleiben. Das deutsche<br />
Theater und die Sprache gefallen mir sehr gut. Zudem<br />
habe ich auch einen familiären Bezug zu Deutschland. In<br />
Zürich wollte ich nicht studieren, weil die ganze Kunstund<br />
Filmbranche für mich einfach in Berlin ist. Man lebt<br />
hier mit den Künstlern Tür an Tür. Und mir war es auch<br />
Wie sieht deine Zukunft aus?<br />
Zuerst werde ich wohl die Schauspielschule beenden, diese<br />
dauert noch zwei Jahre. Und dann wird die Schauspielerei<br />
meinen Wohnort bestimmen. Ob dieser in der Schweiz<br />
oder in Deutschland sein wird, kann ich noch nicht sagen.<br />
Helena Städler<br />
Jakob Wenig in Aktion – Für Bühnenauftritte wird fleissig geprobt (pd)