KSPK Wertebuch
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180 Jahre Kärntner Sparkasse Hilfe zur Selbsthilfe<br />
der Anpassungsprobleme der einheimischen<br />
Industrie und des Gewerbes an den sich<br />
liberalisierenden Markt. Insbesondere seitens<br />
der kriselnden Industrie war der Kapitalbedarf<br />
groß. So sprach ihre Interessenvertretung, die<br />
„Kärntnerische Handels- und Gewerbekammer“,<br />
von einer „regelrechten Geldnot“ als dem<br />
„größten Hindernis der kärntnerischen Industrie<br />
und ihrer Verkehrsbeziehungen“. Tatsächlich<br />
gestaltete sich die Lage für die Montanbetriebe<br />
zunehmend schwieriger, obwohl zu diesem<br />
Zeitpunkt die Produktionszahlen noch einen<br />
Aufwärtstrend zeigten. Aber das täuschte. Denn<br />
die Produktivität verringerte sich, die Produktion<br />
war nicht mehr gewinnbringend und vor allem<br />
nicht mehr kostendeckend. Am Horizont brauten<br />
sich dunkle Wolken zusammen. Um 1860 war<br />
die wirtschaftliche Entwicklung des Landes unter<br />
den Vorzeichen des Wirtschaftsliberalismus<br />
bereits mehr von Schattenseiten als von Licht<br />
geprägt.<br />
Die auf staatlicher Ebene spektakuläre Zeit<br />
der industriellen Entwicklung wurde für Kärnten<br />
zu einer Zeit des wirtschaftlichen Zurückbleibens.<br />
Die Kärntner Montanindustrie geriet am<br />
einheimischen wie am europäischen Markt in<br />
Bedrängnis. Selbst alt eingesessene Montanunternehmen<br />
wie jenes der Familie Egger schrieben<br />
in den Betriebsbilanzen rote Zahlen. Die<br />
neuen Technologien und Rahmenbedingungen<br />
des Marktes, gepaart mit einem zunehmenden<br />
Preisdruck, machten es immer schwieriger,<br />
Gewinne zu verbuchen. Noch schlimmer als im<br />
Eisenhüttenwesen stellte sich die Lage für den<br />
Gewerbesektor dar. Die seit 1859 im Gang befindliche<br />
Liberalisierung der Gewerbezulassung<br />
wirkte sich auf einzelne Segmente nachteilig<br />
bis existenzbedrohend aus. Aufgrund der<br />
Überbesetzung verschärfte sich der Konkurrenzkampf.<br />
Die Folge war eine Verarmung des<br />
Gewerbestandes. Nur die Landwirtschaft befand<br />
sich auf den ersten Blick in einer besseren<br />
Lage. Sie profitierte kurzzeitig von den<br />
steigenden Preisen für Agrarprodukte. Aber<br />
trotz der Grundentlastung (1848), welche die<br />
Bauern zu Eigentümern von Grund und Boden<br />
gemacht hatte, war der Agrarsektor, um die<br />
notwendigen agrartechnischen Innovationen<br />
finanzieren zu können, auf Kredite angewiesen.<br />
Diese Investitionserfordernisse im Bereich der<br />
agrartechnologischen Modernisierung drängte<br />
auch die Bauernschaft zunehmend auf den<br />
Kreditmarkt.<br />
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