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MUSIK<br />
gegensteuern, denn das Video dazu wirkt düster, dunkel<br />
und künstlerisch wie eine schräge Theaterproduktion in<br />
einem Berliner Hinterhof. „Was hätte ich denn machen<br />
sollen – mich in ein Blumenmeer stellen?“, lacht er, denn<br />
wieder geht es ihm vor allem darum: „Wir wollten einen<br />
Gegensatz kreieren“, einen, der sich dann auch auf den<br />
Metaebenen zeigt. „Die Salome in unserem Video ist<br />
transgender ... und sie ist so schön und sie hat so eine<br />
Präsenz!“ Max hat sie in einem Video des Labelkollegen<br />
Sam Vance-Law entdeckt. „Sie ist 19 oder 20, und was<br />
sie in dieser Welt durchmachen muss …“ Da sind seine<br />
eigenen, offen ausgelebten Identitätskrisen geradezu ein<br />
Witz: „Aber echt ey, fuck off! Ich war schon mit Jungs und<br />
mit Mädels zusammen, und: Oh! Big fuckin’ deal! Aber sie<br />
kommt in einen Raum, muss sich etwas anderes anziehen<br />
und zeigt allen ihre Titten, und man sieht, dass sie ihren<br />
Schwanz noch hat. Aber sie ist so: ,Pfff! Deal with it!‘ Das<br />
hat mich so beeindruckt!“ Schon weil es auf eine gewisse<br />
Art sehr nah an der Herangehensweise ist, mit der auch<br />
Max mit seinen Emotionen umgeht. „Sie nicht verstecken,<br />
sondern verstärken – und den Leuten aufzudrücken! Ich<br />
fand es wichtig, solche Menschen dabeizuhaben. Ob man<br />
das merkt oder nicht, ist völlig egal.“<br />
Nein, an seiner Einstellung und seinem Ego hat sich in<br />
den zwei Jahren seit seinem Debüt nichts geändert, aber<br />
genau deswegen kann er auch Zeilen schmieden wie:<br />
„Gegen die Decke meines Schädels / schlägt ein Spalier<br />
junger Mädels (...) Gegen die Wände meines Herzens /<br />
halten hundert junge Jungs heiße Kerzen“, um kurz danach<br />
– ohne rot zu werden – ganz schlageresk zu singen:<br />
„Alles in Ordnung, denn ich lieb dich so.“ Er hat einfach<br />
keine Hemmungen. Und es waren ja Drangsals „Fickt<br />
euch alle“-Einstellung und sein riesiges Ego, die ihn so<br />
erfolgreich gemacht haben.<br />
Der Fokus auf die deutsche Sprache ist übrigens nicht<br />
die einzige Veränderung, „weil ich natürlich versucht habe,<br />
mich weiterzuentwickeln. Ich wusste bei der ersten Platte<br />
ja gar nicht mit meiner<br />
Stimme umzugehen. Ich<br />
hatte noch nie ein Konzert<br />
gespielt, darum dachte<br />
ich, ganz hoch geht<br />
eh klar, ganz tief auch,<br />
aber Töne treffen<br />
konnte ich nicht so<br />
richtig. Jetzt habe ich<br />
versucht, dass man<br />
die Stimme sehr klar<br />
und deutlich hört,<br />
relativ unbearbeitet.<br />
Es hat geholfen,<br />
durchgehend auf<br />
Tour zu sein und die<br />
Grenzen auszuloten.“<br />
Denn wem es bei all diesen<br />
großen Gesten entgangen<br />
sein sollte: Hinter diesem<br />
wunderbaren Großmaul<br />
steckt ein Musiker, der<br />
es ernst meint mit seiner<br />
Kunst. Max ist gekommen,<br />
um zu bleiben. *fis