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GAB Mai 2018

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MUSIK<br />

gegensteuern, denn das Video dazu wirkt düster, dunkel<br />

und künstlerisch wie eine schräge Theaterproduktion in<br />

einem Berliner Hinterhof. „Was hätte ich denn machen<br />

sollen – mich in ein Blumenmeer stellen?“, lacht er, denn<br />

wieder geht es ihm vor allem darum: „Wir wollten einen<br />

Gegensatz kreieren“, einen, der sich dann auch auf den<br />

Metaebenen zeigt. „Die Salome in unserem Video ist<br />

transgender ... und sie ist so schön und sie hat so eine<br />

Präsenz!“ Max hat sie in einem Video des Labelkollegen<br />

Sam Vance-Law entdeckt. „Sie ist 19 oder 20, und was<br />

sie in dieser Welt durchmachen muss …“ Da sind seine<br />

eigenen, offen ausgelebten Identitätskrisen geradezu ein<br />

Witz: „Aber echt ey, fuck off! Ich war schon mit Jungs und<br />

mit Mädels zusammen, und: Oh! Big fuckin’ deal! Aber sie<br />

kommt in einen Raum, muss sich etwas anderes anziehen<br />

und zeigt allen ihre Titten, und man sieht, dass sie ihren<br />

Schwanz noch hat. Aber sie ist so: ,Pfff! Deal with it!‘ Das<br />

hat mich so beeindruckt!“ Schon weil es auf eine gewisse<br />

Art sehr nah an der Herangehensweise ist, mit der auch<br />

Max mit seinen Emotionen umgeht. „Sie nicht verstecken,<br />

sondern verstärken – und den Leuten aufzudrücken! Ich<br />

fand es wichtig, solche Menschen dabeizuhaben. Ob man<br />

das merkt oder nicht, ist völlig egal.“<br />

Nein, an seiner Einstellung und seinem Ego hat sich in<br />

den zwei Jahren seit seinem Debüt nichts geändert, aber<br />

genau deswegen kann er auch Zeilen schmieden wie:<br />

„Gegen die Decke meines Schädels / schlägt ein Spalier<br />

junger Mädels (...) Gegen die Wände meines Herzens /<br />

halten hundert junge Jungs heiße Kerzen“, um kurz danach<br />

– ohne rot zu werden – ganz schlageresk zu singen:<br />

„Alles in Ordnung, denn ich lieb dich so.“ Er hat einfach<br />

keine Hemmungen. Und es waren ja Drangsals „Fickt<br />

euch alle“-Einstellung und sein riesiges Ego, die ihn so<br />

erfolgreich gemacht haben.<br />

Der Fokus auf die deutsche Sprache ist übrigens nicht<br />

die einzige Veränderung, „weil ich natürlich versucht habe,<br />

mich weiterzuentwickeln. Ich wusste bei der ersten Platte<br />

ja gar nicht mit meiner<br />

Stimme umzugehen. Ich<br />

hatte noch nie ein Konzert<br />

gespielt, darum dachte<br />

ich, ganz hoch geht<br />

eh klar, ganz tief auch,<br />

aber Töne treffen<br />

konnte ich nicht so<br />

richtig. Jetzt habe ich<br />

versucht, dass man<br />

die Stimme sehr klar<br />

und deutlich hört,<br />

relativ unbearbeitet.<br />

Es hat geholfen,<br />

durchgehend auf<br />

Tour zu sein und die<br />

Grenzen auszuloten.“<br />

Denn wem es bei all diesen<br />

großen Gesten entgangen<br />

sein sollte: Hinter diesem<br />

wunderbaren Großmaul<br />

steckt ein Musiker, der<br />

es ernst meint mit seiner<br />

Kunst. Max ist gekommen,<br />

um zu bleiben. *fis

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